Ankunft und erste Lost Place Locations in Chemnitz
Heute musste ich aus beruflichen Gründen in aller Frühe nach Chemnitz. Nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte und mich in meiner gebuchten Unterkunft einquartiert hatte, machte ich mich sofort mit meinem Motorrad, welches ich im Transporter mitführte, gleich auf „Lost Place“ Tour. Meinen erstes Ziel entdeckte ich schon bei der Hinfahrt und machte mich darum gleich wieder auf den Weg dorthin um es näher zu erkunden. Es handelte sich hier um den im Jahr am 15.11.1858 eröffneten Nikolaibahnhof, welcher als erster Chemnitzer Bahnhof den Namen „Hauptbahnhof“ erhielt. Nun ist das Gebäude ist nun aber schon seit mehr als 20 Jahren dem Verfall preisgegeben. Der jetzige Eigentümer wollte es sanieren.
Nicht nur nach Ansicht alteingesessener Einwohner des Kapellenbergs ist das Gebäude an der Reichsstraße einer der größten verbliebenen Schandflecke im Stadtteil. Schon seit Ende der 1990er-Jahre ist der ehemalige Bahnhof Chemnitz-Mitte dem Verfall preisgegeben.
Seit die Deutsche Bahn vor einigen Monaten ankündigte, in den kommenden Jahren den sogenannten Bahnbogen von der Augustusburger Straße bis zur Messe zu sanieren, wurden erneut Hoffnungen wach, im Zuge der Arbeiten werde vielleicht auch das heruntergekommene Bahnhofsgebäude des einstigen Nikolaibahnhofs mit hergerichtet. Die Verantwortlichen im eigens eingerichteten Infozentrum im Gewerbepark Wirkbau jedenfalls werden immer wieder mit entsprechenden Anfragen konfrontiert, bestätigt Projektleiter Matthias Sieber. Und immer wieder erntet er enttäuschte Blicke. Denn die Bahn ist für die Immobilie seit langem schon nicht mehr zuständig. Sie wurde vor vielen Jahren schon verkauft und befindet sich seither in Privatbesitz.
Doch vielleicht ergeht es dem Bau wie manch anderem scheinbar hoffnungslosen Fall im Chemnitzer Stadtbild, für den sich in den vergangenen Jahren letztlich doch noch ein Investor fand, der sanierte und neues Leben einziehen ließ. Denn der Bahnhof steht aktuell zum wiederholten Mal zum Verkauf. In einem einschlägigen Internetportal wird das denkmalgeschützte Jugendstilbauwerk mit mehr als 2100 Quadratmetern Grundstücksfläche für 87.000 Euro angeboten.
Derzeitiger Eigentümer ist Karl Stocker, ein Bauunternehmer aus Bayern. Er hatte die Immobilie vor einigen Jahren bei einer Versteigerung erworben, nachdem sie von der Deutschen Bahn Ende der 1990er-Jahre zunächst im Paket mit etwa 500 weiteren Bahnhofsgebäuden in der gesamten Bundesrepublik an eine weltweit tätige Fondsgesellschaft verkauft worden war. Stocker hatte ursprünglich vor, das 1906 errichtete Gebäude umfassend zu sanieren, um darin im Erdgeschoss ein Restaurant und in der ersten Etage ein Hostel, also eine Art Jugendherberge, einzurichten. Baustart dafür sollte bereits im Frühjahr 2015 sein.
Doch noch ein Jahr später verweigerte ihm die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben die Baugenehmigung, weil ihr dafür noch kein ausreichendes Brandschutzkonzept vorgelegen habe, wie es hieß. Die Pläne für das Hostel hatten sich damals bereits zerschlagen, stattdessen wollte Stocker nun im Obergeschoss Büros einrichten. Doch auf einen Baubeginn warteten Anwohner und Passanten seitdem weiter vergeblich – bis heute.
In der Liste der Chemnitzer Kulturdenkmale ist das gesamte, von 1904 bis 1909 errichtete Ensemble an der Reichsstraße 1 mit Empfangsgebäude, Bahnsteigüberdachung, gemauertem Bahndamm und den Eisenbahnbrücken über die Stollberger Straße und die Reichsstraße aufgeführt. Beschrieben wird es dort als „anspruchsvoll gestaltetes Bahnhofsgebäude (…) mit städtebaulich wirkungsvollem Uhrturm, Jugendstil-Detailformen“ sowie original erhaltenen Ladeneinbauten in den gemauerten Bögen des Viadukts an der Neefestraße. Von technikgeschichtlicher Bedeutung sei zudem die original erhaltene Stahlträgerbrücke nahe dem Bahnhof, heißt es in der Denkmalliste.
Für die Deutsche Bahn hat das Ensemble jedoch seine frühere Zweckbestimmung verloren. Im Zuge der gerade begonnenen Ertüchtigung des gesamten Chemnitzer Bahnbogens zwischen Sonnen- und Goethestraße sollen bis Ende 2021 die beiden denkmalgeschützten Eisenbahnbrücken abgerissen, die Überführung über die Stollberger Straße erneuert und die Durchfahrt zur Neefestraße verschlossen werden. Der Bahn-Haltepunkt soll hinter die Stollberger Straße verlegt und mit neuen Zugängen ausgestattet werden.
Die Wanderer-Werke waren ein bedeutender deutscher Hersteller von Fahrrädern, Motorrädern, Autos, Lieferwagen, Werkzeugmaschinen und Büromaschinen, der im Jahr 1885 in Chemnitz gegründet wurde. Den Namen „Wanderer“ bezogen die beiden Firmengründer Winklhofer und Jaenicke aus der Übersetzung der Bezeichnung „Rover“, die der Engländer John Kemp Starley seinen Fahrrädern gegeben hatte.
Die Kraftfahrzeugsparte wurde 1932 in die Auto Union eingebracht und somit zum Vorläufer der heutigen Audi AG. Die übrigen Betriebsteile wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und unter anderen Namen fortgeführt (Werkzeugmaschinenkombinat Fritz Heckert, Astra/Ascota-Buchungsmaschinenwerk, Elrema).
In der Bundesrepublik war die Wanderer-Werke AG zuletzt als Finanzholding ohne eigenen Geschäftsbetrieb tätig und ging im Juli 2010 in die Insolvenz. Die Marke Wanderer wurde daraufhin von dem in Köln ansässigen Fahrradhersteller Hercules erworben.
Geschichte bis 1945
1885: Beginn der Fahrradherstellung
Die Wurzeln von Wanderer gehen bis in das Jahr 1885 zurück. In diesem Jahr gründeten Johann Baptist Winklhofer und Richard Adolf Jaenicke in Chemnitz die am 26. Februar 1885 ins Handelsregister eingetragene Gesellschaft „Chemnitzer Velociped-Depôt Winklhofer & Jaenicke“ zum Verkauf und zur Reparatur von Fahrrädern. Wenig später fertigten sie bereits einige Hochräder selbst an und ab dem Winter 1885/1886 wurde eine fabrikmäßige Herstellung vorbereitet. Winklhofer und Jaenicke firmierten daher ab 4. Januar 1887 als „Chemnitzer Veloziped-Fabrik Winklhofer & Jaenicke“.
1894 erwarben Winklhofer und Jaenicke ein Areal von 19.000 m² in Schönau bei Chemnitz und bauten dort ein Verwaltungs- und Lagerhaus mit 52 Metern Front, einen Shedbau mit 2.500 Quadratmetern Nutzfläche, ein Maschinenhaus, ein Kesselhaus, einen Stall und eine Wagenremise. Für sich selbst ließen die Unternehmer gegenüber ein Doppelwohnhaus errichten.
1896 erfolgte die Umfirmierung in die „Wanderer Fahrradwerke AG“. In dieser Zeit versuchte man sich an einem im Rahmen des Fahrrades gekapselten Kardanantrieb, unterließ jedoch die Realisierung; die Einführung des Kardanantriebs im Automobilbau erfolgte 1898 durch Renault. Um 1900 war Wanderer zu einem bedeutenden Unternehmen auf dem Fahrradmarkt geworden und hielt verschiedene Patente, unter anderem für die erste deutsche Zweigang-Nabenschaltung.
Ab 1899 begann Wanderer mit der Serienproduktion von Fräsmaschinen. Dieser Schritt war maßgeblich dadurch motiviert, dass die zur damaligen Zeit auf dem Markt verfügbaren Fräsmaschinen nicht die Genauigkeitsanforderungen Winklhofers und Jaenickes erfüllten.
Das erste Motorrad wurde 1902 gebaut, der Einzylindermotor des Modells besaß als Besonderheit einlaßseitig ein sogenanntes Schnüffelventil, welches durch Federdruck dauernd beaufschlagt über den vom abwärtsgehenden Kolben erzeugten Unterdruck im Zylinder öffnete.
1903/1904 begann die Serienproduktion von Schreibmaschinen unter der Marke Continental und 1909 die von Additions- bzw. Zweispeziesrechenmaschinen.
Pläne für den Automobilbau datieren auf das Jahr 1903, in welchem der Ingenieur Eugen Buschmann den Auftrag zur Konstruktion eines Kleinwagens erhielt, welcher ca. 12 PS leisten und über einen Kardanantrieb verfügen sollte. 1905 entstand der erste Auto-Prototyp Wanderermobil, 1907 folgte der zweite, ein Modell mit Vierzylindermotor und Wasserkühlung; 1911 wurde auf dem Berliner Autosalon dann der Wanderer 5/12 PS Typ W 1 gezeigt. Ein Jahr zuvor hatte man Kontakt zu Ettore Bugatti aufgebaut, allerdings ohne die Zusammenarbeit fortzusetzen. 1913 konnte die Automobil-Serienproduktion aufgenommen werden. „Wir hatten einen ganz niedlichen, kleinen Wagen im Auge, kleiner als alle bisher gebauten Wagen, niedrig im Anschaffungspreis, sparsam im Benzin-, Gummi- und Ölverbrauch, anspruchslos im Platzbedarf, aber großen Wagen gleich an Schnelligkeit und im Nehmen von Steigungen“, schrieb Winklhofer später.
In Anlehnung an die im selben Jahr in Berlin uraufgeführte Operette Puppchen von Jean Gilbert wurde das zierliche Auto (1,5 m breit, 3 m lang) nach einer Aufführung in Chemnitz vom Volksmund Puppchen genannt. Das schmale Auto besaß Plätze für zwei Personen, die hintereinander saßen, eine Leistung von 12 PS, erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und kostete 3800 Mark. Bereits 1913 kam die Weiterentwicklung zum W 2, der 15 PS leistete. Die weitere Entwicklung ging bis zum W 8 5/20 PS 1926/1927. Zur Ausweitung der Autoproduktion baute Wanderer ein weiteres Werk im Chemnitzer Vorort Siegmar, das 1927 die Produktion aufnahm. In Fließfertigung konnte man 25 Fahrzeuge pro Tag produzieren.
Für den Nachfolger des Puppchen wurde 1930 bei Ferdinand Porsche in Stuttgart die Konstruktion eines Sechszylinder- und zweier Achtzylinder-Motoren in Auftrag gegeben. Nur der Sechszylinder debütierte 1931 im W 14 12/65 PS mit einem Dreiliter-Leichtmetallmotor, denn Probleme des Unternehmens ließen es von der Fahrzeugproduktion abrücken. Auch auf Druck der Dresdner Bank, die Wanderer Kredite über fünf Millionen Reichsmark gewährt hatte, verkaufte Wanderer Lizenzen für die schweren Motorräder an den tschechischen Ingenieur František Janeček, der damit die Motorradmarke Jawa gründete, und schloss Mitte 1932 mit der auf Bestreben der Sächsischen Landesbank gegründeten Auto Union AG einen Kauf- und Pachtvertrag für das moderne Wanderer-Fahrzeugwerk in Siegmar ab. Der Auto-Union-Konzern produzierte neben Audi, DKW und Horch weiter Kfz der Mittelklasse unter der Marke Wanderer.
Unter der Regie der Auto Union kam 1933 der W 21, ein direkter Konkurrent des Mercedes-Benz 170, auf den Markt. Insgesamt bot die Marke Wanderer ab diesem Jahr eine breitgefächerte Modellpalette von sechs Karosserien mit drei Motoren an. Vom erfolgreichsten Modell Wanderer W 24 wurden von 1937 bis 1940 rund 22.500 Exemplare hergestellt. Eine Besonderheit mehrerer Wanderer-Modelle war in der damaligen Zeit eine geteilte Windschutzscheibe.In den Jahren 1938 und 1939 beteiligte sich die Auto Union mit vier als Wanderer Stromlinie Spezial bezeichneten Sportwagen an der Fernfahrt Lüttich–Rom–Lüttich und wurde bei dem zweiten Einsatz Mannschaftssieger. Die Fahrer waren Momberger/Weidauer und Müller/Menz, die punktgleich Platz vier belegten, und Trägner/Fritzsching auf Platz zwölf.
Damit gewann die Auto Union den „Coupe des Constructeurs“, die Markenwertung. 1938 waren Krämer/Münzert 30 Kilometer vor dem Ziel mit einem Schaden an der Nockenwelle ausgeschieden.Die für diesen Wettbewerb gebauten Fahrzeuge waren zweisitzige Roadster mit Aluminium-Karosserien auf dem Fahrwerk des Wanderer W 25. Sie hatten 6-Zylinder-Motoren mit zwei Liter Hubraum und einer Leistung von 70 PS bei 4800/min, ein nicht synchronisiertes Vierganggetriebe mit zuschaltbarem Schnellgang und Hinterradantrieb. Die Wagen waren etwa 4,35 Meter lang, 1,65 Meter breit und 1,28 Meter hoch, das Leergewicht betrug rund 900 Kilogramm. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 160 Kilometer pro Stunde.Wahrscheinlich überdauerte keiner der vier Wagen den Krieg.
Die drei Stromlinien-Wanderer, die in Museen oder bei Oldtimerveranstaltungen gezeigt werden, sind Nachbauten unter Verwendung von Motoren und Fahrwerken alter Wanderer-Limousinen. Die Karosserien wurden anhand von Fotos rekonstruiert; Konstruktionszeichnungen, auf die hätte zurückgegriffen werden können, gibt es nicht mehr. Ein Zugeständnis an die neue Zeit ist das vollsynchronisierte Fünfganggetriebe der Replikate. Vom 20. bis 26. Juni 2004 nahmen auch die Originalnachbauten der Audi Tradition an der Fernfahrt Lüttich–Rom–Lüttich teil.
Firmengeschichte ab 1945
Nach dem Krieg kam es am 30. Juni 1946 zu dem von der sowjetischen Besatzungsmacht wohlwollend geduldeten Volksentscheid über die Enteignung von Kriegs- und Naziverbrechern. Aufgrund dieses Volksentscheids wurden sowohl die Wanderer-Werke als auch die Auto Union enteignet und bis 1948 teilweise demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion verbracht. Anschließend wurden die Werke zerschlagen und als Volkseigene Betriebe (VEB) neu geordnet:
Das Autowerk in Siegmar wurde dem Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) zugeordnet und ging später in den VEB Barkas-Werken auf (heute VW-Motorenwerk Chemnitz).Der Werkzeugmaschinenbereich wurde zunächst als VEB Wanderer-Fräsmaschinenbau weitergeführt, 1951 in VEB Fritz-Heckert-Werk umbenannt und später zum Stammbetrieb des VEB Werkzeugmaschinenkombinat „Fritz-Heckert“ (heute Starrag Group).
Die wechselvollste Geschichte hatte der Büromaschinenbetrieb in Schönau: Er wurde zunächst zum VEB Wanderer-Continental Büromaschinenwerk unter dem Dach der VVB Mechanik. 1953 wurde er mit der ehemaligen Astrawerke AG zum VEB Büromaschinen Chemnitz fusioniert, zwei Jahre später aber schon wieder als VEB Industriewerke Karl-Marx-Stadt ausgegliedert und mit der Produktion von Flugzeugmotoren beauftragt.
Die Produktion von Schreibmaschinen wurde an das Optima Büromaschinenwerk Erfurt abgegeben, Rechen- und Buchungsmaschinen wurden fortan im VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt (vormals Astrawerke) weiterentwickelt und hergestellt. Nach dem plötzlichen Ende des DDR-eigenen Flugzeugbaus 1961 fertigte man im Industriewerk Hydraulikpumpen und Motoren für die Fahrzeugindustrie. Ein kleiner Teil überlebte die Wiedervereinigung als Sachsenhydraulik GmbH und ging später an den US-Konzern Parker-Hannifin.
Neuanfang in Westdeutschland:
Als Folge von Enteignung und Verstaatlichung in der DDR führten Eigentümer und Manager der Wanderer-Werke das Unternehmen in Westdeutschland fort. So tagte im Jahr 1948 in München eine außerordentliche Hauptversammlung der Wanderer-Werke AG und beschloss, den Sitz der Gesellschaft von Chemnitz nach München zu verlegen.
Ab 1949 wurden wieder Fahrräder und Mopeds gehandelt, hergestellt von der Firma Meister in Bielefeld. Daraus entwickelte sich die heutige Wanderer-Werke AG; die Automobilproduktion wurde indes nicht wieder aufgenommen. In den 1950er Jahren setzte Wanderer die Tradition als Büromaschinenhersteller fort. Das Unternehmen beteiligte sich 1953 zunächst zu 50 % an der Exacta Büromaschinen GmbH und späteren Exacta Continental GmbH in Köln. 1960 folgten die restlichen 50 %. Damit war Wanderer der damals größte westdeutsche Büromaschinenproduzent. Um mit der rasanten Entwicklung des modernen Informatik Schritt halten zu können, hatte Wanderer einen elektronischen und druckenden Tischrechner, die Wanderer Logatronic, genannt CONTI für die Mittlere Datentechnik entworfen, dessen Elektronik Wanderer beim Computerpionier Heinz Nixdorf entwickeln ließ.
Infolge einer Unternehmenskrise wurde das Unternehmen 1967/8 schließlich an Nixdorf verkauft und bildete von nun an den industriellen Kern der Nixdorf Computer AG. Entwicklung und Verkauf des Elektronischen Tischrechners CONTI wurde nach der Übernahme durch Nixdorf eingestellt. Fahrräder mit dem Markennamen „Wanderer“ wurden seit 1998 wieder hergestellt. Seit 2006 geschah dies unter Federführung der Zwei plus zwei GmbH in Köln. Dort werden die Fahrräder entwickelt, in Deutschland hergestellt und von ausgewählten Fachhändlern vertrieben. Die Wanderer-Werke AG treten dabei lediglich als Lizenzgeber für den Markennamen auf.
Ansonsten stellte sich die Wanderer-Werke AG 2008 als Finanzholding ohne eigenen Geschäftsbetrieb mit den Sparten Poststellen-Verwaltung (engl. „mailroom management“) (über eine 50,1-%-Beteiligung an der börsennotierten Böwe-Systec-Gruppe), Kraftfahrzeugteile (Carl Kittel Autoteile GmbH, Kittel Supplier GmbH) und Verpackungsmaterialien (Karl Fislage GmbH & Co. KG, Merseburger Verpackung GmbH) dar. Zuletzt wurde der Konzern über zwei Jahrzehnte von Claus Gerckens geführt.
Als sehr schwierig erwies es sich, dass große Teile des Unternehmens auf Kredit finanziert worden waren. Die Kredite wurden nicht nur von Banken, sondern auch zwischen den Unternehmenstöchtern vergeben. Als die Sparte Kraftfahrzeugteile im Zuge der Absatzkrise der Automobilindustrie hohe Verluste einfuhr und sich gleichzeitig die Übernahme des US-Konkurrenten Bell & Howell durch die Böwe-Systec-Gruppe als Fehlinvestition herausstellte, ließen sich die Defizite nicht mehr auffangen, und die Wanderer-Gruppe brach Stück für Stück zusammen. Das Insolvenzverfahren wurde im Juli 2010 eröffnet.
Während die Sparte Verpackungen noch über ein Management-Buy-Out an eine Investorengemeinschaft und Böwe Systec an die Possehl-Gruppe verkauft werden konnten, musste der Bereich Kraftfahrzeugteile mit seinen rund 500 Mitarbeitern gänzlich schließen. Nur die Fahrräder wurden bis März 2013 noch unter dem Markennamen Wanderer produziert, zuletzt von der Zwei plus zwei GmbH. Seit 2017 gehört die Domain www.wanderer.de der Hercules GmbH aus Köln, die weiterhin unter dem Markennamen Wanderer Fahrräder vertreibt.
Das Haus mit den vielen Namen in der Zwickauer Straße 152 ist weit über die Grenzen von Chemnitz bekannt. In den 1990er und frühen 2000er Jahren nannte man es beispielsweise „Kraftwerk“. Zu dieser Zeit malträtierte hier die Crème de la Crème des Metals ihre Instrumente (u.a. Paradise Lost, Unleashed, Cradle of Filth, Old Man’s Child) und die Industrial Szene gab sich die Klinke in die Hand. Das Darkstorm Festival erblickte 1997 das Licht der Welt und ließ es am 26. Dezember im Kraftwerk so richtig abgehen.
Über die Jahre trafen sich unter der Adresse Project Pitchfork, Die Krupps, Crematory, In Extremo, Theatre of Tragedy, Letzte Instanz, Front 242, VNV Nation und Phillip Boa & The Voodooclub. Aber auch der Hip Hop kam hier nicht zu kurz. Fettes Brot gab sich 1997 ein Stelldichein und 1998 fand das Splash! Festival zum allerersten Mal u.a. mit Afrob und den Harlekinz statt.
Die traditionsreiche Geschichte des mittlerweile zum Lost Place verkommenen Gebäudes beginnt im Jahre 1886 mit der Errichtung durch einen gewissen Herrn Böttcher, der zu diesem Zeitpunkt Eigentümer der benachbarten Feldschlößchen-Brauerei war. Das Gebäude fungierte bis 1904 unter dem Namen „Colosseum“ als Festsaal und bot 1.300 Leuten Platz.
Kurz nach der Jahrhundertwende änderten sich im Rahmen einer Zwangsversteigerung die Eigentumsverhältnisse. Der neue Eigentümer – die „Actien Lagerbierbrauerei Schloß-Chemnitz“ – hielt das Gebäude allerdings nur wenige Jahre und verkaufte es 1904 an die SPD. Die Partei benötigte für ihre Versammlungen dringend neue Räumlichkeiten und baute das mittlerweile unter dem Namen „Volkshaus“ geführte Gebäude in den folgenden zwei Jahrzehnten wesentlich aus. Neben Büroräumen für die Partei- und Gewerkschaftsleitung entstanden ein großer Saal mit Konzertgarten und 21 Herbergszimmer mit insgesamt 60 Gästebetten.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen modernisierte die SPD das Volkshaus etappenweise. Das gesamte Gebäude wurde mit elektrischem Licht ausgestattet und eine Heizung inklusive Lüftung wurde eingebaut. Auch entstanden ein Bierkeller und ein Spielplatz. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 endet die große Ära des Volkshauses. Das Gebäude wurde samt Grundstück und Mobiliar beschlagnahmt und der betreibende Verein der SPD zum 24. Januar 1934 aufgelöst. Für die nächsten Jahre wurden die Räumlichkeiten als Unterbringung für ausländische Zwangsarbeiter genutzt.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Objekt in Volkseigentum überführt und bis 1989 vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) genutzt. Zwar „firmierte“ das Gebäude als „Klub der Jugend und Sportler Fritz Heckert“, aber im Sprachgebrauch blieb der Name „Volkshaus“ erhalten. In dieser Zeit bildete sich auch der wenig einfallsreiche Spitzname „Heckhaus Fritz Clubert“ heraus. Dies mag wohl darauf zurückzuführen sein, dass hier neben Konzerten und Bällen auch Diskos und Tanzstunden stattfanden und sich die pickligen Jugendlichen bis zum Hecken näher kamen.
Nach der Wende übernahm die Chemnitzer Stadtverwaltung das Objekt und es erfolgte eine erneute Namensänderung. Beinahe patriotisch nennt man das Volkshaus nun „Haus zur Einheit“. In den folgenden Jahren siedelten sich das Schulverwaltungsamt und einige weitere Vereine an. In den 90er Jahren fasste irgendwann der Kraftwerk e.V. Fuß und übernahm 1999 die alleinige Bewirtschaftung des riesigen Ungetüms.In den gut 40 Jahren Mangelwirtschaft der untergegangenen DDR scheint die Bausubstanz so maßgeblich gelitten zu haben, dass die Stadt im Jahr 2003 den Auszug aller Betreiber und Mieter veranlassen musste.
Da man sich der Geschichte des Objekts bewusst ist, wurde das Volkshaus in die Liste der Chemnitzer Kulturdenkmäler aufgenommen. Allerdings hat sich bis heute kein Investor gefunden, der das Areal erwerben und sinnvoll nutzen will. Spätestens seit der Zerstörung des Dachstuhl durch Brandstiftung im Jahr 2012 ist die Zukunft des Objekts fraglich. Und wie so oft hat die „uneingeschränkte“ Begehbarkeit dem Volkshaus erheblich zugesetzt. Von der Inneneinrichtung ist nicht viel geblieben. Hunderte Graffitis „zieren“ die Wände und überall ist Moder und Dreck. Bleibt zu hoffen, dass der Denkmalschutz diesen geschichtsträchtigen Lost Place im Herzen Chemnitz vor dem Abriss bewahren wird.
Das Nebengebäude scheint wohl eine Art Bürotrakt für das Volkshaus gewesen zu sein.
Eisengiesserei der Maschinenfabrik Kappel. Leider gab es keinen Zugang zu dem riesigen Gelände. Die Geschichte dahinter zeigt auch wieder die Höhen und Tiefen einer ehemals großen Firma.
Die Maschinenfabrik Kappel A.G. war eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Chemnitz-Kappel. Sie stellte mit bis zu 1500 Mitarbeitern Maschinen für die Bekleidungs- und Holzindustrie, Motoren und Werkzeugmaschinen her.
Ab 1914 bis zur Demontage wurden auch über 200.000 Schreibmaschinen produziert. Die Maschinenfabrik Kappel A.G. wurde 1860 in Kändler durch Fürchtegott Moritz Albert Voigt, dem späteren Ehrenbürger von Wörth an der Donau, gegründet. 1867 wurde die Firma nach Chemnitz-Kappel verlagert und firmierte ab 1870 als Sächsische Stickmaschinenfabrik.
1872 wurde die Rechtsform in Aktiengesellschaft und am 15. November 1888 der Name in Maschinenfabrik Kappel A.G. geändert. Sie hatte bis zu 1500 Beschäftigte. Wegen der Weltwirtschaftskrise 1931 musste sie in Vergleich gehen. Als Auffanggesellschaft wurde 1932 die Maschinenfabrik Kappel GmbH gegründet. Nach einer guten Entwicklung wurden die Geschäfte ab 1938 wieder durch die Aktiengesellschaft betrieben.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Produktionsmaschinen als Reparation für die Sowjetunion abgebaut und die Firma 1946 verstaatlicht. 1951 ging sie im VEB Schleifmaschinenbau auf. Der Schwerpunkt des Angebots der Maschinenfabrik Kappel AG lag anfangs bei Maschinen für die Bekleidungs- und Holzindustrie und Werkzeugmaschinen. Sie war in diese drei Teilbereiche gegliedert.
1886 konstruierte sie die erste deutsche Tüllmaschine und errichtete zur Demonstration der Leistungsfähigkeit die Sächsischen Tüllfabrik. Sie brach damit das englische Monopol für Tüll. Die erste Schreibmaschine wurde von Otto Rössler und Bernhard Dost entwickelt und ab 1914 gebaut. Weiterentwicklungen dieser Büroschreibmaschine kamen 1921, 1937 und 1939 auf den Markt. Ab 1934 wurden auch Reiseschreibmaschinen angeboten, die jedoch durch die Olympia-Werke gefertigt wurden. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden auch Rüstungsgüter produziert.
Im Wald in der Nähe einer ehemaligen Industrieanlage versteckt sich dieser alte Kohlebunker, habe ihn beim Spaziergang entlang der verlassenen Bahnlinie – nächstes Album – durch Zufall gesehen. Ist zwar kein extra Ausflug wert, aber wenn man in der Ecke ist, nimmt man mit, was man bekommt.
Hier ein paar Impressionen der verlassenen Bahnlinie
Am anderen Ende des Industriegebietes liegt dieses ehemalige VEB Bürogebäude. Leider konnte ich trotz der vielen noch herumliegenden Akten und zum Teil kompletten Personalbogen inkl. Arbeitszeugnissen usw. nichts über die genaue Bestimmung des Verwaltungsapparates herausbekommen. Ist aber eigentlich erschreckend, wie viele persönliche Unterlagen hier einfach offen liegen gelassen wurden.
Weiter ging es mit dem Motorrad Richtung einer Burg, doch allzu weit kam ich nicht. Zuvor musste ich noch einen Stopp an diesem Wohnhaus einlegen, welches komplett von Künstlerhand bemalt wurde. Da hat sich jemand echt Mühe gegeben.
Danach setzte ich meinen Weg zur Burg fort. Leider war diese Aufgrund Corona geschlossen, so das ich diese nur von außen besichtigen konnte. Allerdings gibt es wenigstens wieder ein wenig Geschichtsunterricht.
Die Burg Rabenstein, die (seit Abriss der Unterburg) kleinste mittelalterliche Burg Sachsens, befindet sich im Chemnitzer Stadtteil Rabenstein und gehört als „Burgmuseum Rabenstein“ zum Schlossbergmuseum Chemnitz. Unweit des Burgfelsens, auf dem die heutige Burganlage steht, befinden sich das Schloss Rabenstein sowie der Stausee Oberrabenstein, an den sich der Rabensteiner Wald anschließt.
Schloss Rabenstein – Herrenhaus der Familie Siegert aus Chemnitz
Erstmals erwähnt wurde die Höhenburg im Jahre 1336 in einer Urkunde von Ludwig dem Bayern, in der er sie seinem Schwiegersohn, dem Markgrafen Friedrich von Meißen, als Reichslehen verspricht, falls die Linie der Herren von Waldenburg ohne männlichen Erben ausstirbt. Zu dieser Zeit war die Burg wesentlich größer als die heutige Anlage. Den Burgfelsen umschloss eine 180 m lange Ringmauer, welche ein Areal von etwa 2000 m² aufnahm. An der Ringmauer waren sowohl außen wie auch innen Gebäude angeblendet, vor der Ringmauer befand sich zum Schutz noch ein Wassergraben.
Errichtet wurde die Burg, von der heute noch ein Teil der Oberburg und der angeschlossene Rundturm auf einem 15 Meter hohen Schieferfelsen erhalten ist, wesentlich früher.
Der Baubeginn der Burg wurde zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert vermutet, wahrscheinlich entstand sie erst im 12. Jahrhundert, als hier die deutsche Ostbesiedlung und die Erschließung des erzgebirgischen Urwaldes begann. Im Jahr 1375 wurde die Burg an das Benediktinerkloster Chemnitz verkauft, das damit einhergehend die Herrschaft Rabenstein von den Herren von Waldenburg erwarb. Dies stieß nicht auf Akzeptanz bei den Wettinern, so dass die Herrschaft an den Burggrafen Albrecht von Leisnig verpfändet wurde, was zu einer zehnjährigen Fehde führte. Erst 1396 bestätigte Markgraf Wilhelm von Meißen den Verkauf von Burg und Herrschaft an das Kloster.
Im Jahr 1418 kam es zu weiteren heftigen Streitigkeiten um die Burg, die um 1480 durch einen Brand teilweise zerstört wurde. Dies veranlasste den Abt Caspar von Meckau, die Burg ab dem Jahr 1483 wiederzuerrichten. Zu dieser Zeit besaß sie vermutlich schon keine Ringmauer mehr, und nur wenige Gebäude befanden sich noch auf dem Burgareal.
Während des Prozesses der Auflösung des Chemnitzer Benediktinerklosters gelangten die Burg und die Herrschaft an das sächsische Herrscherhaus, die Wettiner, die 1546 die beiden Herrschaften Rabenstein und Chemnitz vereinten. Da die Amtsgeschäfte nun von Chemnitz aus erledigt wurden, blieb die Burg ungenutzt und wurde dem Verfall preisgegeben.
Mit dem Kauf der Burg und des Vorwerks durch den kurfürstlichen Oberforstmeister (ab 1626 Landjägermeister) Hans Georg von Carlowitz im Jahre 1619 wurde der Verfallprozess gestoppt und die verfallene Burg ab 1620 restauriert. Zu dieser Zeit erhielt der Turm seine barocke Haube (1624) und der Rittersaal wurde mit Wandmalereien ausgestattet, die Tiere abbildeten.
Die älteste bekannte Ansicht (um 1774) der Burg ist eine Zeichnung von Adrian Zingg und zeigt im Gelände der Vorburg noch ein damals vollständig erhaltenes Fachwerk-Torhaus, welches heute nicht mehr existiert. Vor diesem Torhaus-Standort wurden im Wassergraben Fundamente einer Brücke oder Brückenpfeiler aufgefunden.
Die Familie Carlowitz musste die Burg im Jahre 1774 aufgeben und sie wurde an Johann Georg Siegert aus Chemnitz verkauft. Zwei Jahre später wurde das heute als Schloss Rabenstein bezeichnete Herrenhaus unweit der Burg errichtet. Es war für seine Tochter, die einzige Erbin, Rahel Amalie bestimmt, die mit dem Hofrat Karl Wolfgang Maximilian Freiherr von Welck vermählt war. Dieser kaufte, nachdem es Rahel Amalie 1783 erbte und er 1785 in den Adelsstand erhoben wurde, von seiner Frau ganz Oberrabenstein mit Schloss und Burg und ließ das Burgareal im alten Ritterstil wieder aufbauen und die Parkanlage nach englischem Stil verschönern – dafür wurde die Unterburg abgerissen. Nach dessen Tod 1809 gelangte Oberrabenstein an Georg Ludwig Freiherr von Welck auf Oberrabenstein.
Mit dem Verkauf der Anlage im Jahr 1837 an den Leipziger Krämer und Hausbesitzer William Eduard Kraft, der sie bis zu seinem Tod im Jahre 1878 besaß und gern interessierten Besuchern öffnete, endete die Ära Welck. Weitere Besitzer folgten. So kam das Rittergut Oberrabenstein, welches auch die Burg mit einschloss, 1900 an den Kammerherrn von Ried, der es wiederum im Jahr 1902 an den Fabrikbesitzer Matthé Paul Herfurth weiterverkaufte, in dessen Besitz Burg und Gut bis 1945 blieben. Unter den Herfurths wurde bereits begonnen die mit Schutt verfüllten Gewölbe freizulegen.
Ab 1927 war die Burg gegen ein Entgelt an den Wochenenden und Feiertagen für die Öffentlichkeit zugänglich. Dennoch verfiel die Burg immer weiter, so dass sie ab dem 26. Mai 1942 aus Sicherheitsgründen für den Besucherverkehr geschlossen wurde. Rabenstein gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sowjetischen Besatzungszone, so dass ab Juli 1945 das Rittergut zunächst unter sowjetische Verwaltung fiel und ab 1947 Eigentum des Landes Sachsen wurde, das es 1949 der Gemeinde Rabenstein übertrug. Rabenstein wurde am 1. Juli 1950 nach Chemnitz eingemeindet, so kam die Stadt in den Besitz der Burg, die sie restaurierte und am 16. Mai 1959 als Museum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machte. Weitere Restaurierungen erfolgten in den 1980er und 1990er Jahren. Heute ist die Burg Außenstelle des Schlossbergmuseums Chemnitz.
Von der Burg aus ging es weiter unter dem Rabensteiner Viadukt hindurch zur Gaststätte zum Goldenen Löwen. In der Mitte des 12. Jahrhunderts entstand die Herrschaft Rabenstein im Zuge der Besiedlung des Erzgebirgswaldes während der deutschen Ostexpansion. Es wurde eine Burg als Herrschafts- und Siedlungsmittelpunkt durch die Herren von Waldenburg errichtet, damals als Schloss oder Schloss Rabenstein bezeichnet. Oberrabenstein entstand im Schutze dieser Burg. An einer Gasse, die zur Burg hinauf führte, bildete sich eine Häusersiedlung aus vormals zum Schloss gehörigen Gewerken, wie Schmied, Müller, Brauer und Stellmacher usw. so wurde der Ort noch bis in das vorletzte Jahrhundert als Gasse oder Rabensteiner Gasse bezeichnet.
Im Zeitalter der Industrialisierung wurde der Rabensteiner Wald für die Erholung der rasant wachsenden Chemnitzer Stadtbevölkerung erschlossen. Dabei zählte Oberrabenstein neben der Pelzmühle, den Felsendomen, dem Totenstein und der Gegend um das heutige Forsthaus Grüna zu den ersten Anlaufpunkten für die Erholungsuchenden. In dieser Zeit blühten die einst verschlafenen Kneipen auf und es entstanden viele Gasthöfe.
Der „Gasthof Goldner Löwe“ in Oberrabenstein wurde im Jahre 1882 auf den Grundmauern eines alten Erbguts erbaut. Denn bereits im Jahre 1445 bestand hier „an der Gassen“ die „Gäßnerschenke“, von der eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv Dresden berichtet.
Ernst Ferdinand Dittrich ließ das alte Gebäude abreißen und einen neuen, großen Tanzsaal mit Gaststättenräumen errichten, den er „Gasthof Goldner Löwe“ nannte. Nach Erweiterungen am Ende des 19. Jahrhunderts und diversen Besitzerwechseln erwarb der Verein „Volkshaus“ die Gaststätte. Dieser wurde in der NS-Zeit zwangsenteignet, 1937 erfolgte ein nochmaliger Umbau. Legendär waren die Tanzveranstaltungen mit den Orchester Karl Walter nach dem Krieg.
Ab 1958 firmierte der „Goldene Löwe“ als HO-Gaststätte. Nach 1990 durch einen Privatpächter bewirtschaftet, steht das traditionelle Gebäude heute leer. Aus der alten „Gäßnerschänke“ wurde 1882 der moderne “Goldener Löwe” mit großen Ballsaal, Kutscherstube, Gaststube und Biergarten. Der Verein Volkshaus für Rabenstein und Umgegend eGmbH kaufte 1928 den Gasthof an.
1934 kam es zur Auflösung der Genossenschaft und Zwangsversteigerung des Volkshauses mit Zuschlag an einer Privatperson. Das ursprünglich nur als Provisorium errichte Unterkunftshaus von 1925/26 ist bis heute erhalten geblieben. 1948 ging der Gasthof ins SED Eigentum über und wurde ab 1953 als HO Gaststätte „Goldener Löwe“ fortgeführt.
Die HO Gaststätte „Goldene Löwe“ wurde nach der Wende vorwiegend für Werbeverkaufsveranstaltungen genutzt. Die einst so beliebten Tanzveranstaltungen sind, trotz Protest der Anwohner, eingestellt worden. Nachdem der Betrieb vom Ballsaal mit seiner Bühne Mitte der 90er Jahre aufgeben wurde, gab es die Gaststätte mit Bräustübel noch bis 2002. Danach wurde nur noch der eigentlich sehr schöne Biergarten, eher sporadisch in den Sommermonaten bis etwa 2005 betrieben.