Auf der Heimfahrt von Berlin
Erster Stop auf dem Heimweg von Berlin war nochmals das Krematorium in Dessau, welchem ich ja auf dem Hinweg schon bei Dunkelheit einen Besuch abgestattet hatte.
Ankunft – Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Schon als ich das Gelände betrete, spüre ich diese merkwürdige Mischung aus Neugier und Beklemmung. Das Krematorium steht da wie ein stiller Wächter, umgeben von alten Bäumen und dem leisen Rascheln der Blätter. Die Sonne ist schon tief, das Licht fällt schräg durch die Fenster und wirft lange Schatten auf den Kiesweg. Ich frage mich, wie viele Menschen hier wohl schon Abschied genommen haben. Der Gedanke, dass das Gebäude seit 1910 existiert und bis in die 1990er Jahre seinen Dienst tat, lässt mich ehrfürchtig werden.
Das Gebäude – Spuren der Zeit
Ich gehe langsam um das Krematorium herum. Die Fassade ist verwittert, Risse ziehen sich durch den Putz, und die Fenster sind matt vom Staub der Jahrzehnte. Die fast vollständig oberirdische Bauweise wirkt ungewöhnlich und macht das Gebäude noch markanter. Ich entdecke den rückwärtigen Anbau aus den 1930er Jahren, der einst als Büro, Lager und für den Fahrstuhl genutzt wurde. Die zugemauerten Säulengänge, die früher als zusätzliche Kühlräume dienten, erzählen von der Notwendigkeit, immer mehr Verstorbene unterzubringen. Es fühlt sich an, als würde das Gebäude noch immer die Stimmen der Vergangenheit in sich tragen.
Die Technik – Relikte der letzten Reise
Im Inneren umfängt mich ein kühler, leicht modriger Geruch. Die Trauerhalle ist leer, die Atmosphäre schwer. Wo einst die Versenkungsanlage war, ist nur noch eine Lücke im Boden. Ich folge den Spuren in die Techniketage. Hier entdecke ich das alte Drehkreuz-Schienensystem, mit dem die Einführwagen zu den Y-förmig angelegten Etagenöfen transportiert wurden. Die Brenner fehlen, aber die Mechanik wirkt immer noch funktionstüchtig, als könnte sie gleich wieder in Betrieb genommen werden. Die Aschemühle steht verlassen in einer Ecke, und ich stelle mir vor, wie hier Tag für Tag Menschen ihren letzten Weg antraten. Das Wissen, dass das Eis zur Kühlung der Leichen im Keller produziert und sogar verkauft wurde, gibt dem Ort eine fast makabre Note.
Der Urnenfriedhof – Stille Zeugen
Hinter dem Krematorium entdecke ich den alten Urnenfriedhof. Die Grabsteine sind teils schief, viele von Moos und Flechten überwuchert. Es ist still, nur das Zwitschern der Vögel und das entfernte Rauschen der Stadt sind zu hören. Hier wird mir bewusst, wie viele Schicksale mit diesem Ort verbunden sind. Jeder Stein erzählt eine Geschichte, auch wenn die Namen darauf längst verblasst sind. Ich bleibe einen Moment stehen und lasse die Atmosphäre auf mich wirken.
Abschied – Ein Hauch von Ewigkeit
Als ich das Gelände verlasse, bleibt ein leichtes Gänsehautgefühl zurück. Es ist nicht Angst, sondern eher eine respektvolle Ehrfurcht vor der Geschichte und dem, was hier geschehen ist. Das Krematorium Dessau ist ein Ort, der einen nicht so schnell wieder loslässt. Die Vergangenheit liegt hier in der Luft, und auch wenn der Alltag draußen weitergeht, nehme ich ein Stück dieser besonderen Stimmung mit auf meinen weiteren Weg.




































Ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben scheint
Schon beim Betreten des alten Urnenfriedhofs direkt hinter dem Krematorium spürte ich, wie sich die Atmosphäre veränderte. Es war, als würde ich durch eine unsichtbare Schwelle treten, hinter der die Welt ein wenig leiser, ein wenig schwerer wurde. Die Sonne stand noch am Himmel, aber das Licht wirkte hier seltsam gedämpft, als ob die Bäume und das dichte Gestrüpp die Strahlen nicht ganz durchlassen wollten.
Verwilderte Wege und vergessene Namen
Die Wege, die einst ordentlich angelegt waren, sind heute kaum noch zu erkennen. Moos und Gras haben sich ihren Platz zurückerobert. Zwischen den wild wuchernden Büschen lugen verwitterte Grabsteine hervor, viele sind schief, einige schon fast im Boden versunken. Die Inschriften sind oft kaum mehr zu entziffern, manche Namen und Daten verschwimmen im Stein. Es ist ein bisschen, als würde hier jemand ein großes, altes Buch langsam, aber sicher ausradieren.
Ein Gefühl von Geschichte und Vergänglichkeit
Mir wurde bewusst, dass dieser Ort einst für 700 Urnenplätze geplant war. 1912 hatte Wilhelm Schmetzer, der Stadtbaurat von Dessau, den Friedhof entworfen. Doch schon 1926 war Schluss, weil alles voll war. Danach wurde es still hier, nur vereinzelt fanden nach dem Zweiten Weltkrieg noch Nachbestattungen statt. Seitdem hat sich die Natur alles zurückgeholt. Bis 2013 hat Vandalismus sein Übriges getan, Grabplatten wurden zerstört, viele Erinnerungen gingen verloren.
Die Stille ist hier nicht einfach nur Abwesenheit von Geräuschen. Sie ist schwer, fast spürbar. Ab und zu knackt ein Ast, irgendwo raschelt ein Tier im Unterholz. Ich frage mich, wie viele Geschichten hier begraben liegen, wie viele Menschen einfach vergessen wurden. Es ist ein seltsames Gefühl, zwischen den Gräbern zu stehen, die fast vollständig vom Grün verschluckt werden.
Ein Hauch von Hoffnung
Trotzdem ist da auch ein Funken Hoffnung. Seit einiger Zeit kümmert sich der Verein für Anhaltische Landeskunde darum, dass die Grundstruktur des Friedhofs erhalten bleibt. Es ist, als würde jemand versuchen, das Vergessen ein wenig aufzuhalten. Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich nicht nur unwohl, sondern auch irgendwie geborgen fühle. Als würde dieser Ort, so verlassen und verwildert er auch ist, doch noch nicht ganz aufgegeben haben.
Am Ende meines Besuchs bleibe ich einen Moment stehen und lasse den Blick über die alten Grabsteine schweifen. Ich nehme mir vor, diesen Ort nicht zu vergessen. Vielleicht ist das das Mindeste, was man für die tun kann, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben.















Ein Zwischenstopp im Schatten der Vergangenheit
Manchmal reicht ein kurzer Blick aus dem Autofenster und plötzlich ist da dieser Drang, einfach anzuhalten und auszusteigen. Genau so ging es mir, als ich auf der Fahrt zwischen Naundorf und Theißen plötzlich diesen rostigen Koloss am Horizont entdeckte. Der alte Förderturm der Schachtanlage Paul II ragte wie ein Mahnmal in den Himmel, rot und trotzig, als wolle er der Zeit die Stirn bieten. Ich konnte nicht anders, ich musste mir das aus der Nähe ansehen.
Die ersten Schritte ins Vergessene
Schon beim Aussteigen spürte ich diese seltsame Mischung aus Neugier und Beklommenheit. Die Luft war ruhig, fast zu ruhig, und das Gras wuchs hoch und wild um die Überreste der Anlage. Der Weg führte mich vorbei an bröckelnden Mauern und alten Fundamenten, die wie Knochen aus der Erde ragten. Der Wind spielte mit ein paar losen Blechen, irgendwo klapperte etwas, und ich fragte mich, wie viele Menschen hier wohl einst geschuftet haben, Tag für Tag, unter der Erde.
Der eiserne Förderturm
Je näher ich dem Fördergerüst kam, desto gewaltiger wirkte es. Das Eisen war vom Rost zerfressen, aber die Konstruktion stand noch immer fest und unbeugsam. Ich konnte mir gut vorstellen, wie hier früher Loren voller Kohle nach oben gezogen wurden, begleitet vom Dröhnen der Maschinen und dem Rufen der Arbeiter. Jetzt war es still. Nur mein eigener Atem und das entfernte Summen der Straße waren zu hören. Irgendwie hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden, als würde der Turm selbst noch über sein Reich wachen.
Das verlassene Revierhaus
Neben dem Turm stand das alte Revierhaus, mittlerweile nur noch eine Ruine. Fensterhöhlen starrten mich an wie leere Augen, und das Dach war längst eingestürzt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass hier einmal Menschen gewohnt und vielleicht sogar gelacht haben. Die Natur hatte sich das Gelände zurückerobert, aber zwischen den Ritzen der Steine lugte noch immer ein Stück Geschichte hervor. Ein paar Vögel flatterten auf, als ich näherkam, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, als würde die Vergangenheit selbst aufschrecken.
Ein Hauch von Gänsehaut
Obwohl es Tag war, lag ein leichter Schauer in der Luft. Vielleicht war es die Vorstellung, dass hier unten einst kilometerlange Stollen verliefen, tief im Dunkel, und dass die Menschen, die hier arbeiteten, ein ganz anderes Leben führten als ich heute. Die Stille war fast greifbar, und ich blieb noch einen Moment stehen, lauschte und ließ die Atmosphäre auf mich wirken. Es war, als würde die Anlage ihre Geschichten nur flüstern, leise und nur für die, die wirklich zuhören wollten.
Abschied vom Schatten der Geschichte
Schließlich machte ich mich wieder auf den Weg, nicht ohne einen letzten Blick zurück auf den roten Förderturm. Irgendwie hatte dieser Ort etwas in mir berührt. Die Mischung aus Verfall, Geschichte und der leisen Melancholie, die über allem lag, ließ mich nicht so schnell los. Ich stieg wieder ins Auto, ein bisschen nachdenklich, ein bisschen ehrfürchtig und mit dem festen Vorsatz, solche Zwischenstopps nie wieder auszulassen. Wer weiß, welche Geschichten noch im Schatten der Vergangenheit auf mich warten.




















Ein unerwarteter Zwischenstopp
Manchmal sind es genau die spontanen Abzweigungen, die eine Reise besonders machen. Auf dem Rückweg, als der Tag schon langsam in die Dämmerung kippte, fiel mir das Schloss Crossen ein. Ich hatte davon gehört, dass man es besichtigen kann, und da es ohnehin fast auf dem Weg lag, beschloss ich, mein Glück zu versuchen. Die Straßen wurden schmaler, die Häuser seltener, und schließlich tauchte das Schloss auf, thronend auf einem Bergsporn über dem Tal der Weißen Elster. Es wirkte aus der Ferne wie ein Wächter, der über die Landschaft blickt.
Vor verschlossenen Toren
Als ich ankam, empfing mich eine eigenartige Stille. Das Gelände war menschenleer, keine Stimmen, kein Rascheln, nur das entfernte Rauschen des Windes in den Bäumen. Ich näherte mich dem Eingang, doch schnell wurde klar, dass heute kein Besucher durch die Tore treten würde. Das Schloss war geschlossen, keine Chance auf einen Blick ins Innere. Ein wenig enttäuscht, aber auch fasziniert, stand ich eine Weile da und ließ den Blick über die Fassade schweifen. Die Mauern wirkten alt und geheimnisvoll, als würden sie ihre Geschichten nur denen erzählen, die Geduld mitbringen.
Ein Hauch von Geschichte
Der kurze Wikipedia-Text, den ich noch auf dem Handy nachlas, machte die Sache nicht besser, sondern schürte nur meine Neugier. Das Schloss Crossen, eine barocke Anlage, thront hier schon seit Jahrhunderten und ist besonders für seinen prunkvollen Barocksaal bekannt. Die italienischen Illusionsmalereien darin sollen atemberaubend sein, ein Fest für die Sinne und ein Relikt aus einer Zeit, in der Prunk und Kunst Hand in Hand gingen. Ich stellte mir vor, wie es wäre, durch die hohen Säle zu gehen, das Echo der eigenen Schritte im Ohr, während aus den Wänden die Geschichten der Vergangenheit flüstern.
Ein Versprechen an mich selbst
Auch wenn ich diesmal draußen bleiben musste, war der Besuch nicht umsonst. Das Schloss Crossen hat sich in mein Gedächtnis gebrannt, wie ein Ort, der mehr ist als nur ein hübsches Fotomotiv. Beim nächsten Mal, wenn ich wieder in der Gegend bin, werde ich es erneut versuchen. Vielleicht öffnen sich dann die Tore und ich kann endlich eintauchen in die Welt hinter den Mauern, in der Illusion und Wirklichkeit verschwimmen. Bis dahin bleibt das Schloss für mich ein kleiner weißer Fleck auf meiner Landkarte der Abenteuer.















Ein Hauch von Vergangenheit
Schon beim Betreten des Parks um das alte Herrenhaus in Gera, das auch als Roschützer Schloss bekannt ist, spürte ich diese eigentümliche Mischung aus Neugier und Beklommenheit. Die knorrigen Bäume warfen lange Schatten auf das verwilderte Gelände, das Gras stand hoch, und irgendwo zirpte eine Grille. Obwohl es Tag war, lag eine seltsame Stille über dem Ort, als hätte die Zeit hier einen Sprung gemacht und sich entschieden, einfach stehenzubleiben. Das Herrenhaus, um 1895 erbaut, wirkte trotz der schweren Brandschäden noch immer imposant. Die verkohlten Balken ragten wie Mahnmale in den Himmel, und der Geruch von Ruß hing noch schwach in der Luft. Ich hielt kurz inne, sog die Atmosphäre ein und fragte mich, wie viele Geschichten diese Mauern wohl erzählen könnten.
Geschichte zwischen Glanz und Verfall
Das Roschützer Schloss hatte eine bewegte Vergangenheit. Ursprünglich als Rittergut genutzt, wechselte es Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach den Besitzer und wurde schließlich zu einem Herrenhaus umgebaut. In den Jahrzehnten danach diente das Gebäude den unterschiedlichsten Zwecken: Während des Dritten Reiches war hier ein Reichsarbeitsdienstlager untergebracht, nach dem Krieg fanden Umsiedler aus Schlesien und dem Sudetenland Zuflucht in den Räumen. Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss zunächst zur Schule für Volksrichter, später zur Pionierleiterschule. Jede dieser Nutzungen hat Spuren hinterlassen, die sich noch heute in den verblassten Schriftzügen an den Wänden und den zurückgelassenen Möbelstücken erahnen lassen. Es ist, als würde man durch die Schichten der Zeit wandern, während man durch die leeren Flure streift.
Die Erkundung
Ich schob mich vorsichtig durch eine halb eingestürzte Tür, das Licht fiel in schrägen Bahnen durch die zerbrochenen Fenster. Die Stille wurde nur von meinen eigenen Schritten und dem gelegentlichen Knacken der Dielen unterbrochen. In einem der Räume entdeckte ich noch alte Schulbänke, daneben vergilbte Papiere und ein paar zerbrochene Tassen. Die Luft war kühl und roch nach feuchtem Putz. Es war ein seltsames Gefühl, allein in einem Haus zu stehen, das einst voller Leben gewesen sein muss – von adligen Gutsbesitzern über fleißige Arbeiter, bis hin zu Kindern, die hier in der DDR ihre Ausbildung begannen. Jeder Raum schien seine eigene Geschichte zu flüstern.
Die Nebengebäude und der Park
Während das Herrenhaus selbst dem Verfall preisgegeben ist, sind die Nebengebäude noch teilweise bewohnt oder werden als Stallungen genutzt. Das sorgt für eine merkwürdige Mischung aus Leben und Verlassenheit. Im Park, der einst sicher gepflegt und voller Besucher war, hat sich die Natur längst ihren Platz zurückerobert. Überwucherte Wege, ein zugewachsener Teich und das leise Rauschen der Blätter erzeugen eine fast märchenhafte, aber auch leicht unheimliche Stimmung. Ich konnte mir gut vorstellen, wie hier früher Sommerfeste gefeiert wurden oder Spaziergänger am Nachmittag ihre Runden drehten – jetzt jedoch ist der Park ein Ort, an dem die Vergangenheit leise weiterlebt.
Fazit meines Besuchs
Trotz der offensichtlichen Schäden durch den Brand und den fortschreitenden Verfall hat sich der Besuch gelohnt. Das Herrenhaus im Park von Gera ist ein Ort voller Geschichte, der einen mit seiner besonderen Atmosphäre sofort in den Bann zieht. Es ist, als würde man durch einen vergessenen Film laufen, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Die Mischung aus Verfall, Stille und den Spuren vergangener Leben sorgt für eine Gänsehaut, die noch lange nachwirkt.
In YouTube gibt es einen schönen Video zur Geschichte und wie das Herrenhaus vor dem Brand aussah.




















Ankunft am Schloss Heuckewalde
Es gibt Orte, die einen schon aus der Ferne in ihren Bann ziehen. Schloss Heuckewalde war so ein Ort für mich. Die Sonne stand tief am Himmel, als ich auf der kleinen Landstraße durch die Felder fuhr. Plötzlich tauchte hinter einer Baumgruppe das Schloss auf, wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Schon der erste Blick auf die mächtigen Mauern, den imposanten Turm und die Spuren vergangener Jahrhunderte ließ mich langsamer werden. Ich stieg aus, atmete die feuchte, leicht modrige Luft und spürte sofort dieses Kribbeln, das einen nur an verlassenen Orten überkommt.
Die Geschichte in den Mauern
Beim Näherkommen wurde mir bewusst, wie viel Geschichte in diesen Steinen steckt. Ursprünglich war hier einmal eine Wasserburg, erbaut um 1156, als der Ort gerade erst urkundlich erwähnt wurde. Der Bergfried, der heute noch wie ein steinerner Wächter über das Gelände ragt, zeugt von der Wehrhaftigkeit vergangener Zeiten. 42 Meter hoch, mit einem später ergänzten Aufsatz, wirkt er wie aus einem Märchen, oder einem düsteren Traum. Ich stelle mir vor, wie die Burg einst von Sümpfen und Wasser umgeben war, ein Bollwerk gegen Feinde und die Zeit.
Von Jagdschloss bis Wohnanlage
Die Vorstellung, dass hier im 14. Jahrhundert Bischöfe auf die Jagd gingen und rauschende Feste feierten, lässt mich schmunzeln. Später wurde das Schloss verkauft, umgebaut und als Wohnschloss genutzt. Die Geschichten der verschiedenen Besitzer, wie Bernhard von Pflugk und sein Sohn Georg, scheinen in den Mauern zu flüstern. Seit mindestens 1650 wurde die Anlage als Schloss bezeichnet – ein Ort, der sich immer wieder neu erfand, aber nie ganz seinen ursprünglichen Charakter verlor.
Verfall und Neuanfang
Die düsterste Atmosphäre umfing mich, als ich durch die leerstehenden Räume schlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zum Ort des Alltags: Schule, Kindergarten, Amt, Wohnungen – das Leben zog ein, aber irgendwann zog es wieder aus. Seit der Wende stand das Schloss leer, die Zeit nagte an den Wänden, der Putz bröckelte, und in den Ecken sammelte sich Staub wie Erinnerungen an bessere Tage. Ein leises Knarzen, das Echo vergangener Stimmen, ließ mich immer wieder über die Schulter blicken.
Hoffnung und Stillstand
2003 gründete sich ein Förderverein, um das Schloss zu retten. Doch erst mit dem Verkauf an einen Privatbesitzer im Jahr 2011 schien sich das Blatt zu wenden. Das Dach wurde saniert, immerhin, die Nachbarn erzählten mir, dass ohne diese Maßnahme das Schloss wohl schon halb eingestürzt wäre. Trotzdem blieb vieles stehen, wie eingefroren in der Zeit. Die Idee, den alten Wassergraben wieder freizulegen, wurde verworfen. Vielleicht ist das besser so, dachte ich, während ich auf das hohe Gras rund um das Gemäuer blickte. Wer weiß, was unter der Oberfläche noch schlummert.
Abschied mit Gänsehaut
Als ich mich schließlich wieder auf den Heimweg machte, warf ich noch einen letzten Blick zurück. Die Sonne tauchte das Schloss in ein fahles Licht, und für einen Moment meinte ich, hinter einem der Fenster eine Bewegung zu sehen. Vielleicht war es nur der Wind, vielleicht auch ein Schatten aus der Vergangenheit. Schloss Heuckewalde hat mich nicht losgelassen und ich bin sicher, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht.




















