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Deutschland

Auf der Heimfahrt von Berlin

Erster Stop auf dem Heimweg von Berlin war nochmals das Krematorium in Dessau, welchem ich ja auf dem Hinweg schon bei Dunkelheit einen Besuch abgestattet hatte.
Das Kreamtorium, 1910 eingeweiht, wurde aufgrund des vorherrschenden Grundwasserproblems fast vollständig oberirdisch errichtet und tat seinen Dienst bis in die 1990er Jahre. Entsprechend mehrerer Quellen wurden hier bis zu 100.000 Verstorbene eingeäschert. Hinter dem Kramtorium errichtete man einen eigenen Urnenfriedhof. In den 1930er Jahren war aufgrund steigender Einäscherungszahlen eine Erweiterung des Gebäudes sowie leistungsfähiger Verbrennungstechnik, Lagermöglichkeiten und Platz für mehr Personal notwendig. Man schuf einen rückwertigen Anbau für Büro, Fahrstuhl und Lager, mauerte offene Säulengänge zu um zusätzlichen Kühlraum zu schaffen. Das Eis zur Kühlung der Leichen produzierte man in den Kellerräumen mittels Eismaschine, verkaufte selbiges auch an Dritte.
In den 1980er Jahren schloss man zuerst die Trauerhalle und demontierte die auf Wasserdruck betriebene Versenkungsanlage. Noch vorhanden sind Aschemühle und die Techniketage mit Einführwagen auf dem Drehkreuz-Schienensystem der die Y-förmig angelegten Etagenöfen erreichbar machte – die Brenner wurden nach der Stilllegung demontiert, wie auch der Sargtisch.

Direkt hinter dem Krematorium befindet sich der alte Urnenfriedhof. Dieser wurde nach Plänen des Desauer Stadtbaurats Wilhelm Schmetzer 1912 im Gefolge für das Krematorium für 700 Plätze errichtet. 1926 wurde er dann wegen der Auslastung schon wieder geschlossen. Einzelne Nachbestattungen wurden allerdings noch nach dem II. Weltkrieg abgehalten. Bis 2013 ist der Friedhof dann durch Vandalismus und fehlende Pflege komplett verwildert. Inzwischen wird er vom Verein für Anhaltische Landeskunde in seiner Grundstruktur erhalten.

Auf der weiteren Fahrt sah ich diese ehemalige Schachtanlage und legte natürlich gleich einen Zwischenstopp ein. Dazu ein kurzer Text aus dem Netz.
Etwas abseits des RECARBO-Kohleradwegs, an der B 91 zwischen Naundorf und Theißen, ist der letzte sichtbare Zeuge des Braunkohlentiefbaus im Zeitz-Weißenfelser Revier zu finden: die Schachtanlage Paul II. Sie wurde ab 1860 betrieben. Das heute noch sichtbare – aber nicht begehbare 🙂 – eiserne Fördergerüst wurde 1915 fertiggestellt. Nach der Inbetriebnahme der Kohlebahn im Tagebau Deuben dem ersten Tagebau im Revier (ab 1927), wurde der Abbau im Schacht ab 1932 sukzessive reduziert. Endgültig eingestellt wurden die Kohleförderung und der Entwässerungsbetrieb – und damit auch die Tiefbauförderung im Zeitz-Weißenfelser Revier – in den Jahren 1959/1960. Die Schachtanlage „Paul II“ wurde bereits 1962 in die Denkmalliste aufgenommen und das Revierhaus zu Wohnzwecken umgebaut. Heute ist schon von weitem der große rote Förderturm zu sehen. Förderturm und Revierhaus sind leider nur noch Ruinen.

Vom Schloß Crossen hörte ich nur das es zu besichtigen sei. Da es auf meiner grob geplanten Tour nach Hause kein allzu größer Umweg war, versuchte ich mein Glück, leider ohne Erfolg, da zur Zeit geschlossen. Der kurze Wikipedia Text war jedenfalls interessant, werde es wohl wenn ich wieder einmal in der Ecke bin nochmals versuchen.
Das Schloss Crossen ist eine barocke Schlossanlage in Crossen an der Elster im Osten Thüringens. Sie befindet sich auf einem Bergsporn über dem Tal der Weißen Elster. Bekannt ist das Schloss Crossen für seinen prunkvollen Barocksaal, der mit italienischen Illusionsmalereien ausgeschmückt ist.

Weiter ging es nach Gera, wo ich die Infos über ein altes Herrenhaus hatte. Der Besuch hat sich trotz des Brandes, welches das Gebäude stark beschädigt hatte gelohnt.
Das Herrenhaus im Park, auch als Roschützer Schloß bezeichnet, ist um 1895 erbaut worden.
Nach der Aufgabe als Rittergut diente das Schloß sehr unterschiedlichen Zwecken. Während der Zeit des Dritten Reiches war es ein Reichs-Arbeitsdienst-Lager, nach dem Krieg waren hier Umsiedler untergebracht, in der DDR-Zeit war es zunächst Schule für die Ausbildung von Volksrichtern, später war es Pionierleiterschule. Das ehemalige Herrenhaus steht heute leer und verfällt. In den Nebengebäuden sind einige Wohnungen und Stallungen untergebracht.
In YouTube gibt es einen schönen Video zur Geschichte und wie das Herrenhaus vor dem Brand aussah.

Mein letzter Zwischenstopp auf dem Heimweg war das Schloss Heuckewalde, welches aus einer Wasserburg hervorgegangen ist. Die ursprüngliche Wasserburg wurde vermutlich um 1156, kurz nach der ersten Erwähnung des Ortes im Besitz des Klosters Posa in Zeitz 1152, beginnend mit dem Bergfried als eine kastellartige Burganlage erbaut.
Der im 12. Jahrhundert fertig gestellte Wehrturm mit seinem später ergänzten Aufsatz (insgesamt 42 Meter hoch) belegt den früheren Befestigungscharakter des Schlosses als von Sümpfen und Wasser umgebene Wasserburg. Erstmals wird die Burg 1318 urkundlich bei einem Vergleich um den Besitz von Heuckewalde zwischen dem Landgrafen Friedrich I. (Friedrich der Gebissene) und dem Bischof Heinrich von Naumburg-Zeitz erwähnt. 
Nachdem die Naumburger Bischöfe im 14. Jahrhundert das Schloss als Jagd- und Lustschloss genutzt hatten, wurde es verkauft, als Wohnanlage genutzt und Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Besitzer Bernhard von Pflugk und dessen Sohn Georg zum bestehenden Wohnschloss umgebaut. Als Schloss wurde die Anlage hingegen bereits mindestens seit 1650 bezeichnet. 
1945 wurde durch die Enteignung der letzten Eigentümer, der Familie von Herzenberg, die Gemeinde zum Rechtsträger und nutzte das Schloss als Schule, Kindergarten, Kinderkrippe, Schulküche, Gemeindeamt und als Wohnanlage. Nach der Wende (1990) und dem Auszug der vorangegangenen Nutzer stand das Schloss leer und begann zu verfallen.
2003 wurde der Förderverein „Schloss Heuckewalde“ e.V. zur Erhaltung und Nutzung des Schlosses gegründet. Seit Februar 2011 ist das Schloss wieder in Privatbesitz. Laut Aussage der Nachbarn, hatte dieser erst das Dach saniert, aber seitdem keine weiteren Erhaltungsarbeiten vollführt. Trotz allem sind die Anwohner froh, das zumindest das Dach gemacht wurde, da das Schloss sonst schon weiter verfallen wäre. Von der Idee, den seit langer Zeit zugeschütteten Wassergraben rund um die frühere Wasserburg wieder freizulegen, wurde später wieder Abstand genommen.

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