Unterwegs im Ettal und Reutte
Nachdem ich mal wieder eine Sonderfahrt nach Graz hatte, bei der ich in aller Frühe die Ware anliefern musste, machte ich mich sofort auf den Rückweg, da ich dieses mal einen kleinen Umweg auf mich nehmen wollte. Normalerweise geht es über Salzburg und München ab Richtung Heimat. Da ich aber einmal bei schönem Wetter zur Highline 179 wollte, ging es kurz nach Rosenheim in Richtung Garmisch-Patenkirchen weiter. Den ersten Zwischenstopp legte ich dann beim Kloster Ettal ein, welches ich bisher nur im vorbeifahren gesehen hatte. Die Benediktinerabtei wurde 1330 von Ludwig von Bayern gegründet und ist ein imposantes Bauwerk mit einer wunderschönen Basilika und einer bestens erhaltenen Rokoko-Sakristei. Nach wie vor beherbergt das Kloster die Benediktinermönche und das angeschlossene Internat. Ebenso eine Destillerie und eine eigene Brauerei mit einer mehr als 400 Jahre alten Brautradition.
Weiter ging es dann über wunderschöne Landstraßen durch die Bergwelt des Ammergebirges Richtung Reutte. Dabei kommt man im Sommer zwangsläufig (im Winter – Schnee und Frühjahr – Schneeschmelze, ist diese Strecke gesperrt) am Plansee vorbei. Der See ist mit rund 3 km² der zweitgrößte natürliche See Tirols. Die Straße für ständig am Nordufer entlang und bietet so eine wunderbare Gelegenheit für eine kurze (oder auch längere) Rast mit einem erfrischenden Bad.
Der Landstraße folgend, kommt man fast automatisch zur Burgenwelt Ehrenberg In Reutte. Die Burgenwelt besteht aus verschiedenen Festungen. Am Fuß der Anlage befindet sich der Zugang inklusive eine Museums zur Geschichte der Anlage. Seit diesem Jahr gibt es einen sogenannten Schrägaufzug, mit dem sich ein Großteil des Weges zum ersten Abschnitt der Anlage ohne Mühe bewältigen lässt. Da ich den Fußweg, welcher sich slalomartig hochschlängelt schon von meinem früheren Besuch kannte, nutze ich diesen auch gleich,
zumal ich damit die Kräfte für den Aufstieg zur Festung Schlosskopf aufheben konnte. Der Weg zu diesem Teil der Anlage, führt steil durch den Wald auf einem meist naturbelassenem Weg und geht ganz schön in die Beine. Die Anstrengung wird aber mit einem Wahnsinns Blick über das Tal und die Anlage belohnt. Die Festung ist offiziell wegen Steinschlaggefahr gesperrt, aber oben angekommen, ist davon bis auf zwei gesperrte Durchgänge nichts bemerkbar. Ist also auf jeden Fall den Weg dorthin wert.
Nach dem Abstieg ging es weiter in die Burgruine Ehrenberg, welche seit ihrer Erbauung 1296 mehrfach den Besitzer (nach kriegerischen Handlungen) wechselte. Dicke Mauern, diverse Türme und Durchgänge prägen das Bild dieser Burganlage. Überall gibt es etwas zu entdecken,
und der Blick auf die Highline 179 lässt einen erahnen, was da auf einen zukommt. Die 2014 eröffnete 70 Tonnen schwere Stahlseilbrücke, ist offiziell die weltlängste Fußgängerhängebrücke im Tibet Style. Der Gang darüber ist für nicht schwindelfrei Personen eine echte Mutprobe, da erstens der Boden aus Gitterplatten besteht, welche einen durchgehenden Blick nach unten gewährleisten und zudem schwankt die Brücke ständig, mal mehr, mal weniger.
Auf der anderen Seite angekommen, kommt man an den kleinsten Teil der Festungsanlage, dem Fort Claudia. Dieses kleine, bis ins 19.te Jahrhundert bewohnte Fort, war in der Geschichte des Ehrenberges öfters von ausschlaggebender Bedeutung.
Nach diesem Ausflug in die Geschichte, ging es dann auf den Heimweg, immerhin noch gute 300 Kilometer über eine ständig Stau geplagte Autobahn. So war ich dann froh, als ich daheim endlich ins Bett fallen konnte.