Zwischenstopp auf der Heimfahrt
Früher Morgen und spontane Entdeckung
Der Tag begann für mich ungewohnt früh. Bereits im Morgengrauen machte ich mich auf den Weg zur Universität Dresden, um endlich den lange erwarteten Computer abzuholen. Die Straßen waren noch angenehm leer, und die aufgehende Sonne tauchte die Stadt in ein warmes Licht. Nach einigen Formalitäten und einem kurzen Plausch mit dem IT-Mitarbeiter der Uni konnte ich das wertvolle Gerät sicher im Kofferraum verstauen.
Da ich noch ausreichend Zeit hatte, bevor ich zurück nach Ettlingen musste, beschloss ich, einen kleinen Umweg einzulegen. Schon öfter war mir auf der Autobahn ein malerischer Altstadtkern aufgefallen, der meine Neugier geweckt hatte. Heute sollte es endlich soweit sein: Ich fuhr die Ausfahrt Richtung Lichtenau ab, um das Städtchen näher zu erkunden.
Lichtenau, erstmals 1246 urkundlich erwähnt, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Besonders beeindruckend ist, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg 65 Glaubensvertriebene aus Österreich hier eine neue Heimat fanden. Diese Mischung aus mittelalterlichem Flair und bewegter Vergangenheit verlieh dem Ort eine ganz eigene Atmosphäre, die ich bei meinem Spaziergang durch die engen Gassen deutlich spüren konnte.















Die Festung Lichtenau – Ein architektonisches Juwel
Mein Weg führte mich unweigerlich zur Festung Lichtenau, die majestätisch am Rande der Altstadt thront. Ursprünglich als mittelalterliche Wasserburg errichtet, wurde sie im Laufe der Jahrhunderte zu einer Festungsanlage im Stil der Renaissance umgebaut. Schon von außen beeindruckte mich die massive Bauweise und die kunstvoll gestalteten Fassaden.
Interessanterweise entsprach die Festung bei ihrer Fertigstellung nicht mehr ganz den neuesten militärischen Standards. Ihre Lage im Tal machte sie anfällig für Angriffe mit Belagerungsartillerie, was ihrer Bedeutung als Verteidigungsanlage jedoch keinen Abbruch tat. Nach der Eingliederung Lichtenaus in das Königreich Bayern im Jahr 1806 wurde die Festung viele Jahre als Gefängnis genutzt. Die dicken Mauern und die abgeschiedene Lage boten dafür ideale Voraussetzungen.
Ein dunkles Kapitel der Geschichte schlug 1933 auf, als die Nationalsozialisten ein Arbeitsdienstlager in der Festung einrichteten. Glücklicherweise bestand dieses Lager nur drei Jahre. In den 1980er Jahren wurde die Festung umfassend saniert und restauriert. Seit 1983 beherbergt sie eine Außenstelle des Staatsarchivs Nürnberg, ein gelungenes Beispiel für die sinnvolle Nutzung historischer Bausubstanz.
















Automobiler Zeitzeuge – Der Chevrolet Pick Up
Nach meinem Rundgang durch die Altstadt und die Festung kehrte ich langsam zum Parkplatz zurück. Auf dem Weg dorthin legte ich noch einen kurzen Stopp an einer Tankstelle ein, um mich mit einem Kaffee für die Weiterfahrt zu stärken. Dort fiel mein Blick auf ein echtes Schmuckstück: Ein Chevrolet Pick Up, offensichtlich aus den frühen 60er Jahren, parkte neben den Zapfsäulen.
Der Wagen war in erstaunlich gutem Zustand, mit weitgehend originaler Lackierung. Es war, als wäre er direkt aus einem amerikanischen Roadmovie entsprungen. Der Besitzer, ein freundlicher älterer Herr, erzählte mir stolz von der Geschichte seines Fahrzeugs und wie viel Arbeit er in die Restauration gesteckt hatte. Ich konnte nicht widerstehen und machte schnell ein paar Fotos, ein perfekter Schnappschuss, der diesen kleinen Zwischenstopp unvergesslich machte.






Zurück nach Ettlingen – Mission erfüllt
Nach dieser angenehmen Begegnung hieß es für mich: Zurück auf die Straße und Kurs Richtung Ettlingen. Der Verkehr war gnädig, und meine empfindliche Fracht, der Computer aus Dresden, blieb während der gesamten Fahrt wohlbehalten. In Ettlingen angekommen, lieferte ich den PC direkt beim Kunden ab, der ihn für eine Revision benötigte. Die Übergabe verlief reibungslos, und der Kunde zeigte sich sehr zufrieden.
Erleichtert und ein wenig müde machte ich mich schließlich auf den Heimweg. Die Ereignisse des Tages, der erfolgreiche Abholtermin, die spontane Erkundung von Lichtenau, der Schnappschuss des Chevrolet Pick Up, ließen mich mit einem Lächeln zurück. Zuhause angekommen, fiel ich erschöpft, aber glücklich ins Bett. Der Schlaf der Gerechten wartete auf mich, verdient nach einem Tag voller kleiner Abenteuer.
