Unterwegs Richtung Gruyéres
Da ich ein langes Wochenende vor mir hatte, beschloss ich eine Rundtour nach Frankreich und der Schweiz um den Genfer See zu unternehmen.
Das dabei Hauptsächlich wieder die Suche nach diversen verlassenen Plätzen im Vordergrund stand, dürfte wohl inzwischen klar sein.
So ging es dann auch bevor ich überhaupt in der Schweiz angekommen war, an eine besondere Lokation, welche ich schon lange auf dem Schirm hatte. Ein wilder Autofriedhof auf einem privaten Grundstück.
Wenn man das Gelände sieht, kann man sich eigentlich kaum vorstellen, das hier noch jemand wohnt, doch der Eindruck täuscht. Als ich ankam, brannte im hinteren Teil des heruntergekommenen Wohnhauses Licht und durch die Glasbausteine konnte man einen sich bewegenden Schatten sehen.
Also schlich ich mich mit der dementsprechenden Vorsicht über den an der Rückseite entlanglaufenden Bach auf das Gelände und bewunderte die Fahrzeuge, welche von der Natur so nach und nach in Beschlag genommen wurden. Die meisten der hier abgestellten Wagen – viele Panhards darunter – mussten wohl schon Jahrzehnte hier ihr Dasein fristen, soweit waren sie schon ins Erdreich eingesunken, zugewachsen oder vom Rost zerfressen.
Auf dem weiteren Weg Richtung Basel fiel mir noch kurz vor der Grenze dieses kleine Wohnhaus am Straßenrand auf, welches allen Anscheins zum Verkauf stand. Nur warum lässt man dann so viele persönliche Gegenstände einfach zurück ?
Nun in Basel angekommen, führte mich mein Weg zu zwei Wohnhäusern, welche unter dem Namen Franziskushaus auf meiner Urbexkarte verzeichnet waren. Keine Ahnung wie dieser Name zustande kam, sind beide mehr oder weniger leergeräumt und stehen wohl in nächster Zeit dem Abrissbagger zur Verfügung.
Auf der Rückseite der beiden Häuser befindet sich die Firma Stöcklin, welche sich dann bei näherem Hinsehen auch als sehr verlassen herausstellte. Das Gelände wird wohl nur noch als Sendestadion genutzt, da einige Antennenmaste über das ganze Firmengelände verteilt waren. Die Werkshallen waren an sich alle zwar leer, aber mehr oder weniger gut erhalten, wärend in den Bürogebäuden mal wieder die Vandalen gehaust hatten und alles zerstört haben, was ihnen in den Finger fiel. Werde so etwas wohl nie verstehen….
Nachdem ich mich hier nun doch etwas länger als gedacht aufgehalten hatte, ging es weiter zu einer Villa in Arlesheim. Allem Anschein nach, war der ehemalige Besitzer wohl ein Fotograph, der wohl ganz gut verdient hatte. Anders lässt sich das riesige Grundstück um die Villa und die Größe des Hause kaum erklären. Muss als alles noch in Schuss war ein wahres Traumhaus gewesen sein, mit den großen Fensterfronten und dem großzügigen Schnitt der Villa.
Nächster Stopp – Laufen. Hier habe ich wieder einmal eine vom Namen her doch etwas „mystische“ Adresse zugespielt bekommen, das verfluchte Haus des Rocky Docky. Wie diese Namen als zustande kommen, bleibt mir als nicht Schweizer wohl unerklärlich. Es handelt sich hierbei um ein kleines Wohnhaus mit angrenzender Werkstatt. Im Wohnhaus war mal wie hier in der Schweiz oft, der Strom nicht abgestellt, obwohl das Haus bestimmt schon seit Ewigkeiten leer steht.
Auf meiner Fahrt zum nächsten geplanten Stopp sah ich auf meiner linken Seite eine doch etwas merkwürdige Felsformation, welche sich beim näheren Hinsehen als in den Berg gebaute Geschützanlage herausstellte. Also kurzerhand gedreht, meinen Wagen geparkt und einen kleinen Fußmarsch, der Weg dorthin war für Kraftfahrzeuge gesperrt, zu dem gesichteten Fels gemacht. Das ganze ist eine Bunkeranlage, welche unter dem Namen APMBF3 gelistet ist.
Der wie erwähnte nächste Stopp ist in der Schweizer Stadt ist in Biberist. Es handelt sich hier um ein komplettes Wohnhaus, welches mindestens seit 2019 nicht mehr genutzt wird. Erkenntlich an einer handschriftlichen Notiz einer Handwerksfirma, welche daneben baut und ein Messgerät im Keller installiert hat. Der Strom und das Wasser ist nach wie vor vorhanden, ansonsten sieht es ein wenig Messiehaft aus…
Von einer Freundin erhielt ich diese Adresse von einem aufgegebenen Schweizer Autofriedhof. Da ich ja eh diese „kleine“ (3 Tage 1400 Kilometer) Rundtour für die Schweiz „gebaut“ hatte, passte dieser Ort ganz gut in die Tour.
Die Location liegt am Ende einer Straße und zuvor kommt man an einem doch sehr auffälligen Haus vorbei – sollte sich später als das Haus des Eigentümers herausstellen. Also meinen Wagen geparkt und einfach mal die Straße entlang gelaufen und einfach ein paar Bilder von außen gemacht. Dabei fiel mir ein weißer Smart auf, der erst an mir vorbei fuhr, dann parkte, der Fahrer aber keinerlei Anstalten machte auszusteigen.
Da er etwas abseits stand und mich so eigentlich nicht wirklich sehen konnte, dachte ich mir erst einmal nichts dabei und schaute weiter ob es irgendwo einen Zugang gibt. Hätte zwar die eine oder andere Stelle gefunden, aber irgendetwas hielt mich davon ab es zu versuchen. Also wieder ans Auto und auf den Smart zugefahren.
Der Fahrer saß scheinbar teilnahmslos hinter Steuer und blätterte in einer Zeitschrift. Ich klopfte an die Scheibe und bat ihn sie herunterzulassen, damit ich ihn etwas fragen könne. Erst stellte er sich etwas stur, doch dann öffnete er die Tür und fragte was ich hier wolle. Ich erzählte ihm wahrheitsgemäß, das ich gehört habe, das es hier einen alten Autofriedhof gäbe und ich eine Möglichkeit suche diesen zu besichtigen.
Er schaute darauf hin nicht gerade entzückt, doch irgendwie kamen wir ins Gespräch. Er sagte, das dies sein Gelände ist und er aufpasse, da inzwischen viel geklaut werde (z.b. Katalysatoren usw.). Dabei fragte er auch wo ich eigentlich herkomme. Als ich dann Karlsruhe sagte, meinte er, das wäre ja nicht so weit und er kenne da einen Herr Reichert mit einem Museum in Marxzell. Als ich ihm dann sagte, das dies ein guter Freund von mir sein war das Eis endgültig gebrochen und wir tauschten unserer Oldtimergeschichten miteinander aus.
Dann lud er mich zu einer seiner Hallen ein – er hat etliche davon – und zeigte mir ein Teil seiner umfangreichen Sammlung. Sein Vater war früher ein berühmter Sandbahnrennfahrer und er macht mehrmals bei der Rally Monte Carlo mit. Am Schluss bekam ich noch ein handsigniertes Buch von ihm, in welchem der ehemalige Autofriedhof genaustens beschrieben ist.
War früher ein Publikumsmagnet und die Menschen kamen in Bussen hierher um diesen „Park“ zu sehen. Ähnlich dem Autoskulpturen Park im Neandertal nur größer und mit mehr Fahrzeugen. Hier noch der Wikipedia Link dazu.
Nachdem ich mich dann lange mit Herrn Messerli über seine bewegte Vergangenheit unterhalten hatte, ging es über den Gumigelpass weiter Richtung meines nächsten Zieles. Prompt fiel mir auf der Passhöhe noch dieses verlassene Hotel/Restaurant auf. War zwar komplett zu, für einen kleinen Zwischenstopp trotzdem ganz nett.
Die nächste Location, welche nun auf meiner Tour stand, war ein verlassenes Schwefelbad. Leider war alles dicht und ich konnte nur ein paar Bilder von außen machen. Aber das Gebäude an sich hier mitten in der Schweizer Bergwelt hatte schon etwas Imposantes an sich. Muss zu seinen Glanzzeiten wohl ein echtes Juwel gewesen sein.
Von den Bergen ging es nun wieder runter ins Tal und zwar nach Dünigen. Hier ist an den Schiffenen Stauseen ist die Magdalena Einsiedelei mit einer Länge von 120 Meternin die Felswände eingegraben. Diese wurde bereits 1448 zum Teil erstmals erwähnt und im jetzigen Zustand 1708 fertiggestellt worden. Mehr dazu hier.
Dieser Artikel in einer Zeitung machte mich neugierig auf das nächste Etappenziel: (Auszug) «Givisiez und Granges-Paccot schenken Ihnen das Gebäude La Chassotte.
Wie würden Sie es aufwerten?» Diese Frage stellte der Verein Pro Fribourg allen Freiburger Gemeinderatskandidatinnen und – kandidaten. Ein Künstlerhaus, ein Verwaltungskomplex für das fusionierte Grossfreiburg, eine Jugendherberge und Alterswohnungen waren nur einige der Antworten. Das sind zwar schöne Ideen, eine neue Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes, das seit 2003 mit Ausnahme eines kurzen Besuchs des Hausbesetzerkollektivs «Raie Manta» leer steht, ist aber nicht so einfach und kurzfristig nicht vorgesehen.
Im Jahr 2003 hatten die Gemeinden Givisiez und Granges-Paccot das ehemalige Internat «La Chassotte» mit dem umliegenden Gelände gekauft. Ein Teil davon liegt in der Landwirtschaftszone. Das Pensionat La Chassotte in Givisiez wurde zwischen 1903 und 1910 erbaut. Gemäss Aloys Lauper, stellvertretender Vorsteher des kantonalen Amts für Kulturgüter, wurden die Pläne für das Pensionat «von einem der besten Architekturbüros der Westschweiz», dem Büro Broillet & Wulffleff, entworfen.
Bis in die 1980er-Jahre war La Chassotte ein internationales Internat der «Treuen Gefährtinnen Jesu», einer Gemeinschaft von katholischen Schwestern aus Frankreich (FCJ-Schwestern). Nach der Schliessung des Pensionats diente das Gebäude als Privatschule.
Als letzter Mieter vor dem Kauf der Chassotte durch die Gemeinden Givisiez und Granges-Paccot nutzte die orthodoxe Gemeinschaft die Kapelle. Doch leider wieder ein Objekt zu dem ich keinen Zugang finden konnte. Zumal ich dann auf der Rückseite dann noch vor einer Schafherde flüchten musste, welche dort ihr Revier hat…
Doch wo ein „Misserfolg“ was den Zugang betrifft ist, lässt der nächste nicht lange auf sich warten.
Dieses von Guido Meyer 1931 erbaute wunderschöne Gebäude war bis ca. 1990 ein Tuberkuloseheim für junge Frauen und Mädchen. Danach war es ein Ferienheim und steht nun leer.
Es sind aber innovative Pläne erarbeitet worden um aus diese eindrücklichen Mauern ein Sparesort zu machen. Leider schaffte ich es nicht, in das Gebäude zu gelangen, da überall Kameras angebracht sind. Allein die Kapelle, von welcher ich ein paar Bilder im Netz gesehen hatte, wäre einen Besuch im Inneren wert, aber auch von außen wirkt es auch heute noch sehr eindrucksvoll.
Nach dieser Besichtigung ging es Richtung Tagesendziel. Dem keinen Dorf Gruyéres, einem der schönsten Dörfer der Westschweiz. Doch zuvor machte ich noch an einem kleinen Wohnhaus Halt, welches mir zuvor beim vorbeifahren aufgefallen war.
Nach diesem Kurzbesuch wusste ich zumindest, wo ich die Nacht einigermaßen gemütlich verbringen konnte, da die Schweizer Hotels nun doch eine andere Preisliga sind und mir für eine Nacht das Geld nicht wert 🙂 Doch zuerst noch hoch in das malerische Dorf Gruyéres, welches ich vor Jahren schon einmal besucht hatte, aber es noch nie bei Nacht – was eine wirklich spezielle Atmosphäre war – gesehen hatte.