Wieder Richtung Heimat
Nach einer kurzen Nacht war unser erstes Ziel heute das Château de la Chasseigne welches in der Gemeinde Saint-Parize-le-Châtel im Departement Nièvre in der Region Bourgogne-Franche-Comté liegt. Das alte Herrenhaus stammt aus dem 15. Jahrhundert. Von diesem ist jedoch nur noch die Vorhalle aus zwei Türmen erhalten. Inzwischen wird dies nun durch eine Galerie mit dem modernen Schloss verbunden. Das heutige Schloss von 1886 ist im Renaissance-Stil erbaut. 2020 wurde der Verein „Les Amis de la Chasseigne“ gegründet mit dem Ziel, das Schloss zu retten, dessen Allgemeinzustand große Eingriffe erfordert. Die vier jungen Leute wollen nur mit Eigeninitiative das Schloss vor weiterem Verfall und Zerstörung bewahren und werden dabei tatkräftig von ihren Familien unterstütz.
Nach diesem auch nur von außen herrlich anzusehendem Schloss ging die Fahrt weiter Heimat, dabei entdeckten wir einen kleinen verlassenen Bauernhof, welcher natürlich sofort begutachtet wurde. Viel gab es nicht mehr zu sehen, aber für einen Zufallsfund außerhalb der Planung dann doch ganz nett anzusehen. Ein kleines „Leckerlie“ für mich war der Turm auf dem Gelände. Zuerst natürlich über die Leiter an der rechten Seite versucht, allerdings ohne Erfolg, da die Tür verschlossen war und die Leiter fest verankert. Also mal wieder ein wenig die alten Kletterübungen ins Gedächtnis gerufen und über die Stirnwand hoch. War dann innen nichts besonderes zu sehen, aber schließlich ist der Weg das Ziel.
Nach diesem ungeplanten Zwischenstopp folgt gleich ein weiterer. Da wir ja zu 99% über Landstraßen fuhren, kamen wir noch durch den wunderschönen alten Ort Donzy. Außer den vielen alten und zum Teil verlassenen Häusern – wie z.B. dieser Uhrmacher
fiel uns noch die Kirche „Église Saint-Caradeuc“ auf. Allein von außen schon sehr sehenswert und imposant für diesen kleinen Ort, wagten wir noch einen Blick ins Innere und waren erstaunt, wie alt viele der hier ausgestellten Gegenstände und Gemälde waren. Auch die vielen Buntglasfenster welche ein warmes Licht in die Kirche warfen, waren beeindruckend. Leider habe ich keine deutsche Seite zu der Geschichte gefunden, wer allerdings Lust hast, kann sich hier auf französisch die Geschichte zu Gemüte führen.
Nun aber weiter zu unserem nächsten geplantem Ziel. In Sainpuits stand das Chateau de Flacy auf unserem Programm. Alleine die Architektur von außen ist einen Besuch des Objektes wert. Im Netz haben wir leider keinerlei Infos zu dem Chateau gefunden, außer ein paar alter Ansichtskarten, welche aber nur die Frontseite zeigen.
Wir waren vom Tor gerade bis vor den vorderen Eingang gelaufen, als wir schon gerufen wurden und ein älterer Herr am Tor stand und wild mit den Armen fuchtelte. Gundy verschwand erst einmal auf die Rückseite des Gebäudes und ich ging beschwichtigend auf den Herren zu. Mit ein paar englischen Brocken und dem Google Übersetzer erklärte ich ihm, das wir nur ein paar Bilder machen würden und dann gleich wieder verschwinden.
Darauf fragte er ob wir dafür eine Genehmigung eingeholt hätten, worauf ich meinen Presseausweis zückte und meinte: „Ja, ich habe uns per eMail angekündigt.“ Darauf schaute er kurz meinen Ausweis an und sagte ok, aber vorsichtig sein und nichts beschädigen. Dann ging er erst einmal seines Weges.
Ich beeilte mich zu Gundy aufzuschließen und nach einiger Suche fanden wir dann tatsächlich noch einen Zugang in das Gebäude. Wir hatten bis jetzt im Netz noch keine Bilder vom Inneren entdeckt und waren umso erfreuter, das wir nun das Innere besichtigen konnten. Es ist zwar leer, aber doch beeindruckend und vor allem in einem sehr guten Zustand. Durch die vielen Treppen und Fenster hatte das Gebäude im Inneren eine ganz besondere Ausstrahlung.
Nach diesem herrlichen Schloss ging es wieder über weite Landstraßen und auf einmal hatte ich das Gefühl, das ich in dieser Ecke schon einmal beruflich unterwegs war. Ein paar Kurven weiter bestätigte sich mein Gefühl als am Horizont das Dorf Vézelay mit der berühmten Basilika auftauchte.
Ich machte Gundy sofort darauf aufmerksam, das wir nicht umhin kämen einen weiteren ungeplanten Stopp einzulegen, da sowohl die Basilika als auch der Ort Vézelay auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Also den Parkplatz am Rande des Ortes abgestellt und erst einmal hoch zur La Basilique de Vézelay. Wer mehr über diese romanische Kirche in Burgund wissen möchte, hier gibt es eine gute Geschichtsstunde dazu.
Nach der Kirche schlenderten wir noch gemütlich durch den historischen Ort, welcher außer etlichen kleinen Läden mit allerlei Antiquitäten und Andenken auch viele schöne Motive abseits der Hauptstraße zu bieten hat.
Zumal der Ort, da wir außerhalb der Saison vorbei kamen, menschenleer war. Als ich das letzte Mal dort war, herrschte dagegen eine wahre Völkerwanderung an Touristen. Wenn wir nicht noch eine straff geplante Tour vor uns gehabt hätten, wären wir gewiss noch länger hier geblieben. Laut Wikipedia gehört Vézelay nicht umsonst zu den schönsten Dörfern welche Frankreich zu bieten hat.
Irgendwo mitten im Herzen Frankreichs liegt das Chateau Assassins Creed, ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert, welches im Stile des Schlosses von Versailles entworfen wurde. Einst wurde das Chateau von einer einflussreichen Adelsfamilie mit gutem Draht zum französischen Königshaus, wie sich den vielen persönlichen Briefen entnehmen lässt, bewohnt.
Einige Mitglieder der Adelsfamilie von Assassins Creed waren Reiter, Ritter, Ratsherren, Regimentsführer, Bürgermeister und sogar ein Sekretär des damaligen Königs war unter ihnen. Heute fristet das beeindruckende Anwesen mit mehreren Gebäuden und vielen Ländereien ein trostloses dasein, obwohl noch einige Nachkommen der einstigen Adelsfamilie am Leben sind.
So möchte der älteste Sohn der Familie das Schloss renovieren lassen und dort das Erbe seiner Familie fortführen, während die anderen Nachkommen das Anwesen lieber an den Höchstbietenden verkaufen würden.
Die Uneinigkeiten mündeten in einem großen Erbschaftsstreit und die hohe Erbschaftssteuer verkomplizierte den Verkauf und die Weiternutzung noch weiter, sodass das Schloss bis heute dem Verfall preisgegeben wird. Gerüchten zufolge steht das in die Jahre gekommene Schloss nun seit ein paar Jahren zum Verkauf, findet in dem Zustand aber keinen Käufer mehr, was leider durchaus nachvollziehbar ist.
In Laferté-sur-Amance wollten wir dann der bekannten Maison du Philosoph einen kleinen Besuch abstatten. Sie liegt idyllisch oben auf einem Berg am Ende einer Sackgasse. Doch leider hielt uns dieses Schild und viele neugierige Augen aus der Nachbarschaft davon ab. Mann muss nicht jedes Risiko für ein paar Bilder eingehen…
Dafür war die Maison Marianne oder auch Maison Alchemiste genannte Location in Courban wieder ein voller Glücksgriff. Kein Vandalismus und viele Zeitzeugen einer zurückliegenden Zeit. Hier fragt man sich echt wieder, warum so ein wunderschönes Haus mit einem großen Park einfach dem Verfall preisgegeben wird. Zumal die Lage im Ort auch nicht gerade die schlechteste ist. Im Netz konnten wir leider keine Hintergründe dazu finden.
Auch unser nächster Haltepunkt war eine Reise in die Vergangenheit. Die Maison de la Faucheuse liegt in einem kleinen Ort und sticht durch ihren verwilderten Garten inmitten der gepflegten anderen Häusern sofort ins Auge. Von außen erkennt man eigentlich sofort, das es schon länger verlassen ist. Sobald man das Inneren betritt ist es ein Rückblick in ein anderes Jahrzehnt.
Viele Möbel sind noch vorhanden, ein schönes Klavier steht so mit Noten im Eck, das man denkt, jeden Moment kommt jemand und setzt sich zum spielen daran. Die Sense, welche dem Haus seinen Namen gab, ist leider längst verschwunden. Der Kinderwagen allerdings war noch da, er ist Rost und Staub bedeckt und spiegelte die düstere Atmosphäre des Hauses wider.
Das Haus hat nur eine Etage als Wohnbereich, die über den Keller ins Obergeschoss angehoben wird. Das großes Wohnzimmer hat ein versetztes Schlafzimmer mit zwei Betten welche noch bezogen sind. Der Küchenboden sinkt langsam ab und wird über kurz oder lang in den Keller durchbrechen, wie es schon zum Teil im hinteren Schlafzimmer passiert ist.
Dort ist noch ein verrottetes Bett, mal schauen wie lange noch. Viele Dokumente liegen herum und es scheint, dass der Inhaber in den 30er Jahren ein Industriedesigner war. Seit wann das Haus leer steht ist schwer abzuschätzen, aber aufgrund diverser Zeitschriften gut und gerne schon 40 Jahre. Ein schönes Haus, in welchem noch viele alte Gegenstände vorhanden sind und bis auf den natürlichen Verfall keinerlei Zerstörung aufweist.
Unser letztes geplantes Ziel war das Château Contreglise im gleichnahmigen Ort. Dieses Schloss wurde zwischen 1745 und 1787 von Louis-Gabriel Aymonet de Contréglise, Kapitän der Kavallerie, Ritter von Saint-Louis, erbaut.
Ab April 1789 fand dort dann eine Revolte statt, die die Revolution ankündigte. Das Schloss wurde später als Volkseigentum verkauft und steht seit 2011 unter Denkmalschutz. So wie es aussieht, wird es wohl innen restauriert, wobei nicht erkenntlich ist, seit wann und mit welchem Elan.
Da es denn Anschein machte, als würden uns drinnen nur nackte Wände erwarten, disponierten wir kurzerhand um und fuhren an den Ortseingang zurück. Dort hatten wir bei der Ortseinfahrt dieses zwei nebeneinander stehende Gebäude gesehen, welche beide einen verlassenen Eindruck machten. Wieder einmal hatten wir die richtige „Spürnase“ und so war es in unseren Augen eine mehr als angemessene Entschädigung für das „entgangene“ Objekt.
Haus 1
Haus 2