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Indonesien

Pura Agung Besakih

Am Fuß des Götterbergs – Mein Tag am Muttertempel Besakih

Stell dir vor, du stehst frühmorgens auf, der Nebel hängt noch in den Bäumen, und vor dir erhebt sich der Gunung Agung – Balis mächtiger Vulkan, der sich wie ein Wächter über die Insel spannt. Genau dort, auf etwa 950 Metern Höhe, liegt der Pura Agung Besakih, der Muttertempel, und ich hatte heute das Glück, ihn zu besuchen.

Die Magie des Morgens: Ankunft am Tempel

Schon die Anfahrt ist ein kleines Abenteuer. Die Straße windet sich durch sattgrüne Reisfelder und Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Je näher ich dem Tempel kam, desto frischer wurde die Luft. Und dann – plötzlich – öffnet sich der Blick: Der Muttertempel breitet sich wie eine steinerne Stadt am Hang aus, eingerahmt von Nebelschwaden und dem massiven Schatten des Gunung Agung. Ehrlich, ich hatte Gänsehaut.

Ein Labyrinth aus Geschichte und Spiritualität

Pura Besakih ist nicht einfach nur ein Tempel. Es ist ein riesiges Areal, fast wie eine eigene Stadt, mit über 200 Gebäuden, verteilt auf mehrere Terrassen und Ebenen. Jeder Clan Balis hat hier seinen eigenen Bereich, was die Anlage so groß und vielfältig macht. Überall sieht man kunstvoll verzierte Tore, steinerne Treppen und die typischen Meru-Türme mit ihren gestaffelten Dächern – immer neun Etagen, egal wie groß der Turm ist. Die Zahl neun hat hier eine besondere Bedeutung, sie steht für die Verbindung zu den höchsten Göttern.

Im Zentrum der Anlage gibt es drei große Bezirke, die den wichtigsten Göttern des Hinduismus gewidmet sind: Brahma, Shiva und Vishnu. Der Haupttempel, der Pura Penataran Agung, ist dabei das spirituelle Herzstück. Hier wird der Gott in seiner Dreifaltigkeit als Trimurti verehrt – ein Konzept, das die Einheit von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung symbolisiert.

Begegnungen und kleine Wunder

Während ich durch die Tempelhöfe schlenderte, traf ich immer wieder auf Einheimische in farbenfrohen Sarongs, die Opfergaben aus Blüten und Reis zu den Schreinen brachten. Ein älterer Mann, der gerade eine Schale mit Räucherstäbchen balancierte, lächelte mich an und fragte, woher ich komme. Wir kamen ins Gespräch – naja, so gut es eben ging mit Händen und Füßen. Er erzählte mir, dass der Tempel für die Balinesen das spirituelle Zentrum der Insel ist und der Gunung Agung als Wohnsitz der Götter gilt. Kein Wunder, dass hier alles so feierlich wirkt.

Ich musste schmunzeln, als eine Gruppe Kinder mit ihren Müttern an mir vorbeizog – sie kicherten, weil ich offensichtlich mit meinem Leihsarong nicht ganz so elegant aussah wie sie. Einer der Jungs zeigte mir stolz, wie man die Opfergaben richtig platziert. Ich fühlte mich für einen Moment wie Teil dieser Gemeinschaft, auch wenn ich nur Gast war.

Die Kraft des Vulkans – und die Grenzen der Neugier

Früher konnte man von hier aus direkt den Gunung Agung besteigen. Heute ist das verboten – nicht nur, weil der Vulkan immer wieder „räuspert“ und zuletzt 2017 bis 2019 aktiv war, sondern auch, weil die balinesische Regierung die heiligen Berge vor respektlosem Verhalten schützen will. Der Weg war also gesperrt, aber irgendwie war das auch gut so. Es erinnerte mich daran, dass dieser Ort nicht nur ein touristisches Ziel ist, sondern ein lebendiges Heiligtum, das Respekt verdient.

Architektur, die Geschichten erzählt

Die Bauweise des Tempels ist ein Kunstwerk für sich. Die Türme bestehen aus lokalem Vulkangestein, das direkt von den Hängen des Agung stammt. Die monumentalen Tore, die den Übergang von der weltlichen in die spirituelle Welt markieren, sind mit Dämonenfiguren und mythischen Tieren geschmückt. Jede Ebene des Tempels ist durch Treppen verbunden – je höher man steigt, desto näher fühlt man sich dem Himmel. Es ist, als würde man mit jedem Schritt ein Stück mehr in eine andere Welt eintauchen.

Ein Ort, der bleibt

Als ich am späten Nachmittag wieder den Hang hinabstieg, drehte ich mich noch einmal um. Die Sonne stand tief, der Tempel leuchtete golden, und irgendwo in der Ferne hörte ich das leise Grollen des Vulkans. Ich hatte das Gefühl, einen Ort erlebt zu haben, der nicht nur aus Steinen und Ritualen besteht, sondern aus Geschichten, Glauben und einer tiefen, fast greifbaren Spiritualität.

Willst du wissen, wie sich das anfühlt? Stell dir vor, du bist mittendrin – zwischen Rauchschwaden, Tempelklängen und dem ehrfürchtigen Schweigen eines Ortes, der seit Jahrhunderten die Seele Balis bewacht. Genau das ist Pura Besakih. Und ich kann dir sagen: Es lohnt sich, diesen Zauber selbst zu erleben.

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