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Kambodscha

Heute unterwegs im Bayon Tempel Areal

Die Bayon ist neben dem Angkor Wat die bekannteste und eindrucksvollste Tempelanlage in Angkor und berühmt vor allem wegen seiner Türme mit meterhohen, aus Stein gemeißelten Gesichtern.
Im späten 12. Jahrhundert begann König Jayavarman VII. mit dem Bau der neuen Hauptstadt des Khmer-Reiches, Angkor Thom. Im Zentrum der 9 km² großen, von einer Mauer umgebenen, etwa 1 km nördlich von Angkor Wat beginnenden Stadt wurde der Bayon als Haupttempel errichtet.
Seit dem 15. Jahrhundert, als das Reich der Khmer vom aufstrebenden Thai-Königreich Ayutthaya besiegt und Angkor verlassen worden war, geriet auch Angkor Thom und damit der Bayon weitgehend in Vergessenheit. Zwar war das Gebiet von Angkor auch weiterhin bewohnt und wurde landwirtschaftlich genutzt, die meisten Tempel außer dem Angkor Wat wurden aber kaum mehr besucht und vom tropischen Wald überwuchert.
Ende des 19. Jahrhunderts erwachte das Interesse europäischer Wissenschaftler und in der Folge auch der europäischen Öffentlichkeit an diesem Teil des französischen Kolonialreiches in Indochina. Die archäologischen Arbeiten wurden allerdings wegen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, des Indochinakrieges, des auf Kambodscha übergreifenden Vietnamkrieges und schließlich der Machtergreifung der Roten Khmer für Jahrzehnte unterbrochen.
Seit den späten 1980er Jahren, nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer und der vietnamesischen Besatzung, wurde der Bayon, wie die anderen Tempelanlagen in Angkor, wieder weitgehend restauriert.
Seit 1992 wird der Bayon, als Teil von Angkor, auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO geführt.
Die Khmer waren zur Zeit der Errichtung Angkor Thoms teilweise Anhänger des Hinduismus und teilweise Buddhisten. Wie viele Tempel in Angkor spiegelte auch der Bayon den Synkretismus der Khmer wider und beherbergte sowohl hinduistische Götterbilder wie auch dem Buddha gewidmete Heiligtümer. Jayavarman VII. selbst war Anhänger des Mahayana-Buddhismus. So wurde das zentrale Heiligtum des Tempels dem Buddha geweiht.
Der südliche Eingang zum Bayon


Der Bayon Temple
Gegenüber dem Angkor Wat liegt beim Bayon der gestalterische Schwerpunkt nicht in der Architektur, sondern in den lebensnahen plastischen Reliefs, die den Gesamteindruck prägen. Der zentrale Tempelberg ist von zwei konzentrischen, quadratisch angelegten Galerien umgeben, deren Wände eine Reihe von Reliefs tragen. Jene der äußeren Galerie zeigen historische Erzählungen der Khmer, wie zum Beispiel aus den Kriegen gegen die Cham, den fischreichen Tonle-Sap-See und Alltagsszenen aus dem Leben des Königs und der Bewohner der Stadt Angkor Thom. Die Reliefs der inneren Galerie stellen neben weiteren Illustrationen historischer Ereignisse auch eine Reihe von Szenen aus der hinduistischen Mythologie dar.
Von besonderer Bedeutung für Historiker sind die Darstellungen des Alltags der Khmer. Am Angkor Wat zeigen die Reliefs überwiegend höfische Zeremonien, mythologische und militärgeschichtliche Schilderungen. Dagegen finden sich am Bayon außerdem zahlreiche volkstümliche Szenen, auf denen unter anderem symbolisch Musikinstrumente abgebildet sind. Einige von ihnen lassen sich identifizieren, da sie bis heute gespielt werden. Die fast ausgestorbene Stabzither kse diev kommt einzig auf Reliefs am Bayon vor. Mehrfach ist die Bogenharfe pinn abgebildet, die in Asien nur noch in Gestalt der burmesischen saung gauk überlebt hat. Das Schneckenhorn saing war für religiöse Rituale wichtig, es taucht häufig im Hintergrund auf. Die Zylindertrommel ist heute als skor arakh im Gebrauch.


Terrace of the Elephants
Die Terrasse wurde von König Jayavarman VII. am Ende seiner Regierungszeit erbaut. Sie besteht aus drei unterschiedlich hohen Plattformen, zu der fünf Treppen führen. Die Darstellungen von Elefanten und einer großen Elefantenjagd gaben der Terrasse ihren Namen. Des Weiteren sind auch Garudas, Löwen, Balaha, Gladiatoren, Artisten und Polo-Spieler zu sehen. Auf dem 350 m langen und 14 m breiten Gelände standen nach Schilderungen chinesischer Reisender des 13. Jahrhunderts mehrere Pavillons, die heute nicht mehr existieren. Von dort aus konnte die königliche Familie Paraden, Prozessionen und Spiele auf dem Großen Platz ansehen.


Terrace of the Lepra King – Die Terrasse des Leprakönigs befindet sich in der nordwestlichen Ecke.
Es wurde unter Jayavarman VII. im Bayon-Stil erbaut, obwohl sein moderner Name von einer Skulptur aus dem 8. Jahrhundert stammt, die vor Ort entdeckt wurde. Eine datierbare Inschrift aus dem 14. bis 15. Jahrhundert identifiziert es mit Dharmaraja, dem „Herrscher des Ordens“, einem anderen Namen von Yama, dem hinduistischen Gott des Todes.
Die Statue wurde „König der Aussätzigen“ genannt, weil Verfärbungen und Moos darauf an eine Person mit Lepra erinnerten, und auch weil sie zu einer kambodschanischen Legende von einem angkorianischen König Yasovarman I. passte, der an Lepra litt. Der Name, unter dem ihn die Kambodschaner kennen, ist jedoch Dharmaraja, da dieser auf der Unterseite der ursprünglichen Statue eingraviert war. Die U-förmige Struktur wird von einigen als königliche Einäscherungsstätte angesehen.


Der nördliche Khleang entstand zwischen Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts im Khmerreich, womöglich unter der Herrschaft von König Jayaviravarman im ersten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts. Der kurze Zeit später gebaute und kleinere südliche Khleang blieb unvollendet. Beim nördlichen Khleang fanden sich zwei Inschriften, die aus der Herrschaftsperiode Suryavarmans I. stammen. Obwohl der moderne Name Khleang übersetzt „Tempel der Lagerhäuser“ oder „Tempel der Schatzkammer“ bedeutet, kann eine derartige Funktion sicher ausgeschlossen werden. Ihr Zweck wird bis heute diskutiert, unter anderem besteht die Annahme, sie könnten als Empfangshallen für auswärtige Würdenträger gedient haben. Wie bei den meisten anderen Bauwerken Angkors überwucherte tropische Vegetation die Khleang, nachdem sich im 15. Jahrhundert das Zentrum des Khmer-Reiches nach Phnom Penh im Süden verlagert und Angkor seine frühere Bedeutung verloren hatte.Der nördliche Khleang besitzt vor dem Zentralbau eine kreuzförmige Terrasse späteren Datums, die auf aufgeschüttetem Untergrund steht. Ihre Balustrade hat die Form von Nagas. Insgesamt ist der nördliche, 60 m lange und 4,7 m breite Khleang von imposanterer Erscheinung als der südliche und akkurater gearbeitet. Die gesamte Oberfläche der Plinthe ist mit klassischen Reliefskulpturen und gegeneinander versetzten Diamantenmotiven und einem zentralen Band von Girlanden verziert, die für die Khmer-Architektur als besonders fein gestaltet gelten. Der Vorbau ist von quadratischer Grundform und hat vier Fensteröffnungen. Die Säulen des nördlichen Khleang verfügen über vier große Bänder, was für eine ältere Datierung als beim südlichen Khleang spricht. Da sie über vier Bänder weniger verfügen als die Säulen des südlichen Khleang, sind sie robuster, während die Vorderseite und der Türsturz mit dem Kopf Kalas, der von vegetativem Rollwerk eingefasst ist, Charakteristiken des 10. bis 11. Jahrhunderts zeigt. Die östlichen und westlichen Türstürze der zentralen Halle sind mit Blumenvoluten verziert. Die Mauern sind mit 1,5 m dicker als die des südlichen Khleang und unterstützten im schmucklosen Inneren wahrscheinlich ein Scheinstockwerk, welches aufgrund der damaligen Praxis, das Steinwerk über der Tür- und Fensterleibung mit doppelten Balken zu stützen, eingestürzt ist. Zur Verblendung wurde Sandstein benutzt, während das Grundskelett aus Laterit ist. Im zentralen Teil der langen Galerie wurde in späterer Zeit das geflieste Dach durch ein Gemäuer durchbrochen, das einen Turm bildete, welcher zum großen Teil eingestürzt ist. Die Grundfläche dieses Zentrums ist quadratisch mit 4,5 m Seitenlänge, während die beidseitig sich anschließenden Galerien 18,7 m lang und 4,7 m breit sind und in je einer Halle enden, von der zwei Türen nach Osten führen.
In der Galerie wurden zwei bronzene Statuetten gefunden, die Vishnu und Lokeshvara darstellen. Im Osten befinden sich gleich dem südlichen Khleang Galerien, die den Innenhof umfassen. Hier war es möglich, Teile der äußeren Mauer mit Gesims und langen horizontalen Fensteröffnungen wiederherzustellen. Im Zentrum des Innenhofs liegt ein kleineres, kreuzförmiges Heiligtum in Form eines Prasat, das sich dem Stil Angkor Wats annähert und auf einer üppig verzierten Plattform steht. Von dieser ist nur noch die Hauptebene erhalten. Früher war das Heiligtum wahrscheinlich über die Plinthe axial mit den Galerien verbunden und bildete so eine Kreuzform. Die Kammer des zentralen Heiligtums ist 2 × 2 m groß und hat in jede Richtung eine Türöffnung.
Im Osten schließt der Innenhof mit einem Gopuram ab. Dieser öffnet sich zu einem weiteren Innenhof, der von einer Lateritmauer gebildet wird. In ihm liegen zwei sogenannte Bibliotheken mit je einer Türöffnung nach Osten. Die Funktion dieser für die Architektur der Khmer typischen Bauten, welche am rechteckigen Grundriss, dicken Mauern, einem einzigen Portal und schießschartenartigen Öffnungen zur Belichtung zu erkennen sind, ist bisher unbekannt. In der Mitte dieses zweiten Innenhofs liegt ein kleines Heiligtum in Form eines griechischen Kreuzes. Es steht auf einer umfangreich verzierten Plattform, hat drei Scheintüren, axiale Treppen und weist Medaillons mit Tänzern auf.


Phimeanakas ist ein Hindu -Tempel im Khleang -Stil, der am Ende des 10. gebaut wurde, während der Regierungszeit von Rajendravarman, dann von Suryavarman I in Form einer dreistufigen Pyramide als hinduistischer Tempel fertiggestellt wurde. Auf der Spitze der Pyramide befand sich ein Turm, während sich am Rand der obersten Plattform Galerien befinden. Phimeanakas befindet sich innerhalb der ummauerten Einfriedung des königlichen Palastes von Angkor Thom nördlich von Baphuon.
Der Tempel war der Mittelpunkt der Hauptstadt von Suryavarman I. Die dortigen Gebäude aus seiner Regierungszeit sind von einer 600 x 250 m großen Mauer mit fünf Gopuram umgeben und umfassen die südlichen und nördlichen Khleangs.
Der Turm war ursprünglich mit einer goldenen Zinne gekrönt, wie es Zhou Daguan in seinem Bericht beschrieb. Der Legende nach verbrachte der König die erste Wache jeder Nacht mit einer Frau im Turm, von der angenommen wurde, dass sie eine Nāga darstellte, während dieser Zeit durfte nicht einmal die Königin eindringen. Erst in der zweiten Wache kehrte der König mit der Königin in seinen Palast zurück. Wenn die Naga, die der oberste Landbesitzer des Khmer-Landes waren, für eine Nacht nicht auftauchten, wäre der Tag des Königs gezählt, wenn der König nicht auftauchte, würde Unheil sein Land heimsuchen.

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