Ab in die Luft und wieder unter die Erde
Ab in die Luft und wieder unter die Erde
Es gibt diese Momente auf Reisen, in denen du plötzlich spürst, wie weit weg du eigentlich von allem bist, was du kennst. Vang Vieng, umgeben von steilen Karstbergen und durchzogen von geheimnisvollen Höhlen, ist so ein Ort. Hier, wo der Nebel morgens noch an den Felsen hängt und das Licht langsam über die Reisfelder kriecht, haben wir uns aufgemacht, die Gegend aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven zu erleben: einmal hoch hinaus, dann tief hinein ins Dunkel der Erde.
Über den Wolken: Ballonfahrt über das Karstgebirge
Früh am Morgen, als die meisten noch schliefen und die Straßen von Vang Vieng leer waren, machte ich mich allein auf den Weg zum Startpunkt der Ballonfahrt. Antoni hatte sich lieber für festen Boden unter den Füßen entschieden, aber für mich war klar: Das lasse ich mir nicht entgehen. Die Ballons starten meist kurz nach Sonnenaufgang, wenn das Licht die Kalksteinfelsen in ein warmes Orange taucht und der Nebel langsam aufsteigt. Schon der Moment, in dem der Ballon langsam abhebt und sich der Blick über das Tal öffnet, ist magisch. Plötzlich liegt Vang Vieng wie eine Miniaturwelt unter dir, eingerahmt von schroffen Felsen, grünen Reisfeldern und dem mäandernden Nam Song-Fluss. Die Stille da oben ist fast surreal, nur das gelegentliche Fauchen des Brenners und das Staunen der anderen Passagiere durchbricht sie. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten, aber die Eindrücke bleiben viel länger. Ich würde es jederzeit wieder machen.














Auf schmalen Wegen zur Pha Thao-Höhle
Zurück am Boden, zog es uns wieder in die Wildnis. Nördlich von Vang Vieng liegt die Pha Thao-Höhle, nicht die bekannteste, aber genau das macht sie so besonders. Schon die Anfahrt ist ein kleines Abenteuer: Die Wege werden immer schmaler, links und rechts Felder, ab und zu ein handgemaltes Schild in knalligem Gelb oder Rot. Am Ende der Strecke eine kleine Brücke, die uns auf die andere Seite bringt und direkt zum Eingang der Höhle. Für einen kleinen Obolus bekommen wir Stirnlampen in die Hand gedrückt und machen uns auf den Weg. Erst geht es über einen Pfad durch den Wald, dann eine wackelige Holzleiter hinab ins Dunkel. Drinnen funkeln die Wände im Licht unserer Lampen, überall Stalagmiten und Stalaktiten, die wie bizarre Skulpturen aus der Dunkelheit wachsen. Es ist kühl, feucht und still. Eine Stunde lang erkunden wir die Gänge, ganz für uns allein, bevor wir wieder ins Tageslicht treten und weiterziehen.















Mit dem Reifen durch die Tham Nam Water Cave
Ein echtes Highlight in Vang Vieng ist die Tham Nam Water Cave. Hier verläuft ein unterirdischer Fluss durch den Berg, und das Abenteuer beginnt schon beim Eintritt: Mit einem Schlauchreifen bewaffnet und einer wasserdichten Stirnlampe auf dem Kopf, lassen wir uns ins kühle Wasser gleiten. An einem Seilsystem hangeln wir uns langsam durch die dunkle Höhle, das Wasser reicht meist bis zur Hüfte, manchmal auch höher. Die Luft ist feucht, das Echo der Stimmen hallt von den Wänden wider. An manchen Stellen kann man laufen, aber das Ziehen am Seil macht einfach mehr Spaß. Am Ende wird das Wasser tiefer, nichts für Nichtschwimmer, aber für uns genau das richtige Maß an Nervenkitzel. Nach einer Stunde tauchen wir wieder auf, ein bisschen durchgefroren, aber mit breitem Grinsen im Gesicht.















Auf den Spuren der Elefanten: Tham Xang Cave
Die Elephant Cave, oder Tham Xang, ist Teil des sogenannten Tham-Sang-Dreiecks und liegt etwa 14 Kilometer nördlich von Vang Vieng. Schon der Name ist Programm: Ein riesiger Stalaktit in Form eines Elefanten und Fossilien von wilden Elefanten haben der Höhle ihren Namen gegeben. Besonders beeindruckend ist die Sammlung von Buddhafiguren und der sagenumwobene „Fußabdruck“ Buddhas, der mitten im Höhlenboden eingelassen ist. Ein echtes Kuriosum ist die große goldene Glocke, gefertigt aus Überresten amerikanischer Bomben, ein stilles Mahnmal an den Vietnamkrieg, als Laos das meistbombardierte Land der Welt wurde. Die Stimmung in der Höhle ist andächtig, fast mystisch, besonders wenn das Morgenlicht durch den Eingang fällt und die Buddha-Statuen in goldenes Licht taucht.















Dunkle Gänge und goldene Buddhas: Tham Hoi Cave
Die Tham Hoi-Höhle, auch bekannt als Snail Cave, ist ein Paradies für Abenteurer. Komplett dunkel, mit einem labyrinthartigen System, das sich rund drei Kilometer tief in den Fels zieht. Gleich zu Beginn empfängt uns ein goldener, liegender Buddha, umgeben von Statuen gläubiger Besucher. Die Luft ist kühl, die Dunkelheit fast greifbar. Der Weg führt immer tiefer in den Berg, vorbei an bizarren Tropfsteinformationen und einem unterirdischen See. Zeit zum Verweilen bleibt uns diesmal nicht, aber allein der Anfang macht Lust auf mehr.















Brücken, Drohnen und letzte Eindrückee
Unsere Fahrt durch die Landschaft von Vang Vieng ist geprägt von Brücken, mal solide, mal abenteuerlich, manchmal nicht mehr als eine Bambusstange über dem Wasser. Immer wieder halten wir an, machen Fotos, lassen die Drohne steigen und staunen über die Weite der Landschaft. Von oben wirkt alles noch einmal ganz anders: Die Karstberge ragen wie Inseln aus dem grünen Meer der Reisfelder, der Fluss schlängelt sich durch das Tal, und kleine Dörfer kleben an den Hängen.















Hier noch ein paar Drohenbilder, die muss ja auch ab und an einmal zum Einsatz kommen, wenn ich sie schon dabei habe.










Am Abend sitzen wir noch einmal am Ufer des Nam Song, beobachten, wie die Sonne hinter den Bergen verschwindet und das Licht langsam verblasst. Vang Vieng hat uns mit seiner Mischung aus Abenteuer, Natur und Geschichte überrascht. Morgen geht es weiter, aber die Erinnerungen an diesen Tag – an die Stille über den Wolken und das Echo in den Höhlen – nehmen wir mit.









