Unterwegs auf Lantau Island
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich zum ersten Mal meinen Fuß auf Lantau Island setzte – diese Insel, die so viel mehr ist als nur ein Ausflugsziel vor den Toren Hongkongs. Während ich hier durch die sanften Hügel wanderte, spürte ich förmlich die Geschichten, die hier seit Jahrtausenden in der Luft liegen. Lantau, das „große Inselgebirge“, wie es früher genannt wurde, ist ein Ort, an dem sich die Spuren der Zeit in jeder Bucht, jedem Pfad und jedem Windhauch widerspiegeln.
Schon vor über 5.000 Jahren sollen hier Menschen gelebt haben – das belegen archäologische Funde aus der mittleren Jungsteinzeit. Damals, so stelle ich mir vor, lebten die ersten Siedler von dem, was das Meer und die fruchtbaren Täler hergaben. Die Baiyue, ein altes Volk, prägten die Insel über viele Jahrhunderte hinweg, und schon im Han- und Tang-Zeitalter war Lantau ein wichtiger Ort für die Salzgewinnung. Salz war damals Gold wert und machte die Insel zu einem begehrten, aber auch umkämpften Fleck Erde. Immer wieder kam es zu Konflikten mit Schmugglern, und einmal – im Jahr 1197 – endete ein Aufstand der Salzarbeiter sogar in einem blutigen Massaker.
Im 12. Jahrhundert wurde bei Tung Chung eine Festung errichtet, um den Schmuggel zu kontrollieren. Ich stelle mir vor, wie hier kaiserliche Soldaten Wache hielten, während draußen auf dem Meer Piraten und Händler ihre eigenen Geschäfte trieben. Und dann, im 13. Jahrhundert, kam ein Moment, der Lantau für immer in die Annalen der chinesischen Geschichte schrieb: Der junge Kaiser Duānzōng, auf der Flucht vor den Mongolen, fand hier mit seinem Bruder Zuflucht. Für kurze Zeit wurde Lantau so zum Zufluchtsort des chinesischen Hofes, und in einer feierlichen Zeremonie am heutigen Silvermine Bay wurde sogar ein neuer Kaiser gekrönt.
Die Jahrhunderte vergingen, und immer wieder war Lantau Schauplatz großer Ereignisse. Im 16. Jahrhundert landeten portugiesische Händler auf der Insel, errichteten Handelsposten, wurden aber nach den Sino-Portugiesischen Kriegen bald wieder vertrieben. Die Insel blieb ein Schmelztiegel von Kulturen und ein Magnet für Abenteurer – darunter auch berüchtigte Piraten wie Cheung Po Tsai, die im 19. Jahrhundert von hier aus das südchinesische Meer unsicher machten.
Doch Lantau war nie nur ein Ort der Konflikte. Es war auch ein Ort der Spiritualität: Schon früh entstanden Tempel zu Ehren von Gottheiten wie Tin Hau, der Schutzpatronin der Fischer, und im frühen 20. Jahrhundert gründeten buddhistische Mönche das berühmte Kloster, das später als Po Lin Monastery bekannt wurde.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Insel zum Versteck für den Widerstand gegen die japanische Besatzung. In den Jahrzehnten danach wandelte sich Lantau langsam: Mit der Einführung regelmäßiger Fährverbindungen wurde sie zum beliebten Rückzugsort für gestresste Stadtbewohner. Die 1960er Jahre brachten das Silvermine Bay Holiday Camp, das Kindern aus der Stadt eine Auszeit in der Natur ermöglichte.
Der wirkliche Wandel kam aber erst mit dem Bau der Lantau Link und des neuen Flughafens Ende der 1990er Jahre. Plötzlich war die Insel nicht mehr abgeschieden, sondern das Tor zur Welt. Mit der Eröffnung von Hongkong Disneyland 2005 wurde Lantau endgültig zu einem der wichtigsten Reiseziele der Region.
All diese Informationen, welche ich mir vor meinem Hongkong Trip zusammengesucht hatte, waren auch mit ein Grund, warum ich mehr als nur einen Tagesausflug auf diese Insel machen wollte und mir hier für eine knappe Woche eine Unterkunft gesucht hatte.
Hier in diesem charmanten und ruhige Städtchen Mui Wo an der Ostküste der Insel war mein kleiner Rückzugsort in dem sich meine Unterkunft befand. Der Ort selbst blickt auf eine faszinierende Geschichte zurück. Hier findet man die ideale Mischung aus atemberaubender Natur, reicher Kultur und einem entspannten Dorfleben – perfekt für einen erholsamen Tagesausflug oder ein entspanntes Wochenende, fernab des urbanen Trubels.
Die Anreise nach Mui Wo war ein Kinderspiel. Ich konnte bequem mit der Fähre vom Central Pier Nummer 6 in Hongkong direkt an den Pier fahren. Kaum am Mui Wo Ferry Pier angekommen, bemerkt man sofort die entspannte Atmosphäre – hier ist alles viel gelassener als in der Stadt. Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade am Silvermine Bay Beach, dem Hauptstrand von Mui Wo, offenbart schnell, warum dieser Ort so beliebt ist: glasklares Wasser, saubere Strände, charmante kleine Läden und einladende Restaurants, die eine freundliche Dorfstimmung verbreiten.
Mui Wo ist jedoch nicht nur ein Ort für Naturliebhaber, sondern auch ein echtes Geschichtsbuch. Bereits im 16. Jahrhundert lebten hier Bauern, und im 19. Jahrhundert entstand aus der Region ein lebendiges Netzwerk von Dörfern. Einst war Mui Wo ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die ganze Insel mit Fährverbindungen nach Hongkong Island. Ein absolutes Highlight ist das Yuen’s Mansion, ein historisches Gebäude, das eindrucksvoll an die bewegte Vergangenheit erinnert. Und auch der Zweite Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen – das tragische Mui Wo Massaker von 1945 ist Teil der lokalen Geschichte und wird hier nicht vergessen.
Der Ortskern von Mui Wo pulsiert vor Leben und bietet eine bunte Auswahl an Restaurants, die von köstlichen lokalen Spezialitäten bis hin zu internationalen Genüssen reichen. Ein absolutes Muss ist das China Bear Restaurant mit seinem herrlichen Blick auf die Bucht sowie das China Beach Club am Ende des Strandes, das nicht nur mit leckeren Speisen, sondern auch mit einem atemberaubenden Meerblick aufwartet. Wenn man auch noch authentische lokale Küche erleben will, sollte man unbedingt den Mui Wo Cooked Food Market besuchen, wo man direkt am Wasser sitzen und frische, schmackhafte Gerichte genießen kann.
Mui Wo ist der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen und die natürliche Schönheit von Lantau Island zu erkunden. Egal, ob man am Strand entspannen, durch historische Stätten schlendern oder die beeindruckenden Wasserfälle entdecken möchte – Mui Wo hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Ein Tagesausflug oder auch eine Woche hierher ist der perfekte Kontrast zum hektischen Stadtleben Hongkongs und zeigt eine ganz andere, entspannte Seite dieser Region. Mit seiner Mischung aus Geschichte, Natur und dem gemütlichen Dorfleben ist Mui Wo ein echter Geheimtipp für Reisende, die authentische Erlebnisse auf Lantau Island suchen. Also pack auch deine Kamera ein, schnapp dir bequeme Schuhe und genieße die entspannte Atmosphäre dieses bezaubernden Ortes.
















Mein erster größerer Ausflug auf Lantau Island begann mit einer ordentlichen Portion Abenteuerlust – und dem Olympic Trail, der sich wie ein grünes Band entlang der Südküste zieht. Schon beim Start spürte ich, wie der Trubel der Stadt hinter mir verblasste und die Natur das Kommando übernahm: Statt Hochhäusern und Shoppingmalls erwarteten mich hier rauschende Baumkronen, das Rauschen des Meeres und immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die zerklüftete Küste und die dahinter aufragenden Berge.
Obwohl der Trail eigentlich Mui Wo mit weiteren Highlights wie der berühmten Tian Tan Buddha Statue und dem traditionellen Tai O Dorf verbindet, beschränkte ich mich diesmal auf das Teilstück oberhalb von Mui Wo. Das reichte völlig, um die Ruhe der Natur aufzusaugen und den Kopf freizubekommen. Immer wieder blieb ich stehen, atmete die frische Luft ein und ließ den Blick schweifen – ein Gefühl von Freiheit, das man in Hongkong sonst selten erlebt.
Ein echtes Highlight war für mich der Silver River, der sich wie ein silbernes Band durch das Dorf zieht. Früher wurde hier tatsächlich Silber abgebaut, heute führt der Fluss direkt zum Silvermine Bay Beach und weiter zu den Silvermine Waterfalls und der Silvermine Cave. Die Wanderung dorthin ist kurz und entspannt, ideal für alle, die Natur lieben, aber keine Lust auf schweißtreibende Anstiege haben.
Gerade in der Regenzeit soll der Wasserfall besonders beeindruckend sein – bei meinem Besuch war er allerdings eher ein zarter Wasserfaden. Die Silvermine Cave, ein Relikt aus der Bergbauzeit, wirkte geheimnisvoll, war aber leider nicht zugänglich: Eine Mauer versperrt den Eingang, und es sieht ganz so aus, als würde sich daran so schnell nichts ändern. Trotzdem – allein der Weg dorthin, das Plätschern des Flusses und das Gefühl, ein Stück Geschichte zu entdecken, machten den Ausflug für mich zu einem echten Erlebnis.
















Auf meinem Tagesausflug zur verlassenen Villa, die ich auf dem Rückweg vom Wasserfall und der Höhle entdeckte, hatte ich ein mulmiges Gefühl, das ich nicht abschütteln konnte. Die Villa lag etwas versteckt, und das erste, was mir ins Auge fiel, war das alte, verrostete Eingangstor vor einer großen Treppe, dessen Kette schon fast zerfallen war. Als ich dann nach oben blickte, schimmerte zwischen den Bäumen ein weißer Fleck durch – die Villa selbst. Ein schmaler, staatlicher Arbeitsweg führte den Berg hinauf, und mein Instinkt sagte mir, dass sich der Aufstieg lohnen würde.
Oben angekommen, stand ich vor einer kleinen, dreistöckigen Villa, die offensichtlich schon lange verlassen war. Das Innere war leer bis auf ein paar alte Möbelstücke, und alle Fenster und Türen waren zusätzlich mit Brettern vernagelt. Doch andere Neugierige hatten offenbar schon einen Zugang geschaffen, den ich dankbar nutzte. Ins Obergeschoss wagte ich mich nicht – die Holztreppe war morsch und teilweise aus der Verankerung gerutscht. Vorsicht war hier besser als Nachsicht.
Was mich besonders faszinierte, war das Wurzelwerk, das sich seinen Weg bis auf die untere Treppe gebannt hatte, als wolle die Natur das Gebäude zurückerobern. Doch die Stille und die Verlassenheit schienen nicht nur von der Natur zu stammen. Es rankten sich Geschichten um die Villa, die ich von Einheimischen aufschnappte: Man munkelte, dass sie einst von einer wohlhabenden Familie bewohnt wurde, die eines Tages spurlos verschwand. Einige erzählten von nächtlichen Schatten und unerklärlichen Geräuschen, die Wanderer in der Nähe hörten. Andere sprachen von einem Fluch, der auf dem Haus liegen soll, weil dort einst ein tragisches Unglück geschah – ein junger Mann, der vom Wasserfall stürzte und dessen Geist angeblich noch immer um die Villa wandert.
Diese unheimlichen Geschichten machten den Besuch noch spannender und ließen mich den Ort mit anderen Augen sehen. Es war mein erster Lost Place auf der Insel, und obwohl ich noch weitere verlassene Orte wie eine alte Ortschaft, eine weitere Villa und ein Schulgebäude entdecken sollte, blieb diese kleine Villa mit ihrem geheimnisvollen Flair für mich besonders in Erinnerung. Die Kombination aus Schönheit, Verfall und den düsteren Mythen umgab sie mit einem ganz eigenen Zauber, der mich noch lange nach meinem Besuch nicht losließ.
















Als ich an diesem Tag von der verlassenen Villa zurück ins Dorf gehen wollte, ahnte ich noch nicht, dass ich Zeuge eines ungewöhnlichen Ereignisses werden würde. Plötzlich entdeckte ich durch reinen Zufall einen Waldbrand, der sich unbemerkt in der Nähe ausgebreitet hatte. Die anderen Wanderer, die mir entgegenkamen, hatten den Brand nicht bemerkt, da sie mit dem Rücken zum Feuer unterwegs waren.
Ich wollte sofort die Feuerwehr oder Polizei alarmieren, doch da ich mich nicht mehr in Thailand befand, kannte ich hier die Notfallnummern nicht. Also stoppte ich jeden, der mir entgegenkam, machte ihn auf das Feuer aufmerksam und bat darum, die zuständigen Behörden zu informieren.
Zunächst passierte lange Zeit nichts. Dann kamen plötzlich drei Feuerwehrleute auf Fahrrädern an mir vorbei – ja, auf Fahrrädern! Sie fuhren Richtung Berge und Feuer. Nach etwa 30 Minuten kamen sie zurück und erklärten, dass sie auf diesem Weg nicht an die Brandstelle gelangen könnten.
In manchen ländlichen oder schwer zugänglichen Gegenden ist das Fahrrad ein praktisches und schnelles Fortbewegungsmittel für Feuerwehrleute, um schnell zur Einsatzstelle zu gelangen, wenn Straßen oder Wege für größere Fahrzeuge ungeeignet sind. Historisch gesehen fuhren Feuerwehrleute oft mit dem Fahrrad voraus, um den Weg freizumachen oder Alarm zu schlagen. Auch heute noch nutzen manche freiwillige Feuerwehren Fahrräder, besonders wenn es keine Einsatzfahrzeuge gibt oder der Einsatzort nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar ist. In deinem Fall zeigte sich, dass die Feuerwehrleute mit dem Fahrrad zwar schnell vor Ort waren, aber auf diesem Weg nicht direkt an die Brandstelle kamen, was die Löschmaßnahmen erschwerte und sich das Feuer inzwischen immer weiter ausbreitete. Unterhalb des Brandgebiets standen die ersten Anwohner auf ihren Hausdächern und beobachteten besorgt die Flammen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich das Dröhnen eines Hubschraubers. Er begann, aus der Luft Löschwasser abzuwerfen, pendelte immer wieder zwischen der Brandstelle und dem Silverbeach, um Wasser aufzunehmen. Mit meinem Handy zoomte ich heran und sah, wie die drei Feuerwehrmänner, die zuvor mit dem Fahrrad vorbeigefahren waren, mit kleinen „Gummifegern“ – so heißen hier die handlichen Löschgeräte – die Glutnester am Boden bekämpften und wohl der Besatzung des Hubschraubers genauere Anweisungen erteilten.
Ich konnte nicht herausfinden, wie das Feuer ausgebrochen war. Doch es schien hier wohl öfter zu solchen Bränden zu kommen, denn die Reaktion der Anwohner und die Löschaktion wirkten erstaunlich entspannt. Für mich war dieser Tag ein ganz besonderes Erlebnis – ein unerwarteter Einblick in den Umgang mit Naturgewalten hier vor Ort.












Wenn ich auf Lantau Island bei Hongkong unterwegs bin, dann ist der Pui O Beach genau mein Geheimtipp. Stell dir das vor: ein sanft geschwungener Strand mit weichem, goldenem Sand, der von üppig grünen Hügeln umrahmt wird – ein wahrer Schatz unter den Stränden Hongkongs, der nicht von Touristen überflutet ist.
Der Strand zieht sich über etwa 260 Meter entlang der Küste von Pui O und ist für seinen einzigartigen Sand bekannt, der eine faszinierende Mischung aus schwarzem und gelbem Sand bietet. Diese besondere Färbung entsteht durch die Erosion der umliegenden Felsen und verleiht dem Strand eine ganz besondere, fast magische Atmosphäre. Das Wasser am Pui O Beach ist ein spannendes Zusammenspiel aus Meer- und Flusswasser, da hier ein Fluss direkt ins Meer mündet. Besonders schön ist es, am Ende des Strandes bei der Flussmündung einen Spaziergang zu machen und den kleinen Tin Hau Tempel zu besuchen – ein ruhiger Ort, der perfekt für eine kleine Verschnaufpause ist.
Pui O Beach zieht auch Wanderer und Surfer an, die hier ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Und wer hätte gedacht, dass ich hier sogar Wasserbüffel antreffen könnte ? Diese majestätischen Tiere streifen oft in der Umgebung umher und verleihen der Landschaft einen ländlichen Charme, der nicht zu übersehen ist. Auch wenn es manchmal zu kleinen Auseinandersetzungen mit den Anwohnern kommt, die nicht immer begeistert sind von ihren tierischen Nachbarn, sind die Büffel friedliche Mitbewohner des Strandes.
Für uns Besucher gibt es jede Menge praktische Einrichtungen am Strand: Umkleiden, Duschen, Toiletten, Grillplätze und sogar einen kleinen Kiosk mit Snacks. Und direkt am Strand findest du ein Restaurant und eine Bar, perfekt, um den Tag mit einem kühlen Bier und einem saftigen Burger ausklingen zu lassen, während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet.
Der Pui O Beach ist einfach der Ort, an dem ich Ruhe und Natur genießen kann, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Er bietet eine entspannte, fast rustikale Atmosphäre, die sich wohltuend von den überlaufenen Stränden Hongkongs abhebt. Ideal für einen chilligen Tag am Meer, ein Picknick, Grillen oder einfach nur zum Abschalten und die beeindruckende Schönheit von Lantau Island in vollen Zügen zu erleben.








Nicht weit entfernt vom Pui O Beach liegt das verlassene Victoria Resort – ein Ort, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat, obwohl er längst dem Verfall preisgegeben ist. Einst war es ein charmantes Resort, das vor allem Low-Cost-Reisende anzog und auf Google mit guten Bewertungen glänzte. Doch heute gleicht es einem Lost Place, wie ich ihn sonst nur aus Deutschland kenne, wenn solche Orte im Netz berühmt-berüchtigt werden. Anders als bei den meisten verlassenen Orten, wo Diebstahl die Spuren hinterlässt, ist hier vor allem Vandalismus am Werk – rohe Gewalt gegen das, was einst schön war. Ich habe ein paar der verbliebenen „schönen“ Spots sogar ein wenig aufgehübscht, um wenigstens einen kleinen Eindruck zu vermitteln, wie es hier laut den alten Google-Bildern einmal aussah.
Doch je länger ich dort war, desto mehr spürte ich, dass das Victoria Resort mehr als nur ein verlassener Ort ist. Die Einheimischen erzählen sich Geschichten, die von dunklen Zeiten und unerklärlichen Ereignissen berichten. Manche behaupten, dass das Resort auf einem alten, vergessenen Friedhof errichtet wurde, was vielleicht die seltsamen Geräusche erklärt, die durch die leeren Flure hallen. Andere sprechen von Schatten, die sich zwischen den zerfallenen Mauern bewegen, und von einem Gefühl der Beklommenheit, das sich wie ein unsichtbarer Schleier über das Gelände legt.
Ich erinnere mich besonders an eine Stelle, als ich allein in einem der verlassenen Zimmer war. Plötzlich dachte ich ein leises Flüstern zu hören, das sich zu einem kaum verständlichen Gespräch steigerte. Als ich mich umdrehte, war niemand zu sehen, doch mir für ein kalter Schauer über die Haut. Es fühlte sich an, als ob unsichtbare Gäste aus der Vergangenheit ihre Geschichten erzählen wollten – Geschichten von verlorenen Träumen und gebrochenen Versprechen.
Vielleicht ist es genau diese Mischung aus Verfall und unerklärlichen Phänomenen, die das Victoria Resort zu einem echten Lost Place macht – nicht nur ein verlassener Ort, sondern ein Ort voller Geheimnisse, die darauf warten, entdeckt zu werden. Für mich war es eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.




















Ich erinnere mich noch genau an meinen entspannten Tag am Silvermine Bay Beach – ein echtes Highlight meiner Reise und ein Geheimtipp, den ich jedem ans Herz legen kann, der Natur, Meer und ein wenig Geschichte liebt.
Schon beim Verlassen meiner Unterkunft in Mui Wo, dem charmanten Dorf an der Ostseite der Insel, spürte ich die Vorfreude. Der Weg zum Strand war kurz – nur wenige Gehminuten von meiner Unterkunft entfernt, vorbei an kleinen Cafés und dem geschäftigen Treiben des Dorfes. Und dann lag er vor mir: Der etwa 210 Meter lange Silvermine Bay Beach, eingerahmt von grünen Hügeln und mit feinem, goldgelbem Sand, der in der Morgensonne glitzerte.
Das Wasser war ruhig und klar – perfekt zum Schwimmen. Ich mietete mir spontan ein Kajak und paddelte entspannt über die sanften Wellen, immer mit Blick auf das offene Meer und die umliegende Natur. Wer lieber an Land bleibt, kann sich unter den großen, alten Bäumen im Schatten ausruhen oder die Strandpromenade entlangspazieren, die zu gemütlichen Spaziergängen einlädt.
Was mir besonders gefiel: Der Strand ist bestens ausgestattet. Es gibt saubere Umkleidekabinen, Duschen, Toiletten, sogar einen Beachvolleyballplatz. Für den kleinen Hunger zwischendurch sorgen Imbissstände und Restaurants direkt am Strand – mein Favorit war das Silvermine Beach Resort, das mit Pool, Spa und Meerblick einfach zum Verweilen einlädt.
Ein Stück Geschichte begegnet einem hier ebenfalls: Der Name Silvermine Bay stammt von einer alten Silbermine, die im 19. Jahrhundert in Mui Wo betrieben wurde. Wer Lust auf einen kleinen Ausflug hat, kann die Überreste der Mine und einen nahegelegenen Wasserfall erkunden – ein leichter Spaziergang, der sich absolut lohnt, siehe mein Bericht über den Olympic Trail.
In den letzten Jahren wurde der Strand modernisiert: Seit 2018 gibt es Lifeguard-Services, neue Grillplätze und eine Aussichtsplattform, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Bucht und die grünen Hügel hat.
Mein Fazit: Silvermine Bay Beach ist der perfekte Ort, um dem Trubel Hongkongs zu entfliehen, die Seele baumeln zu lassen und das Inselleben in vollen Zügen zu genießen. Egal ob für einen Tagesausflug oder ein entspanntes Wochenende – dieser Strand ist ein echter Geheimtipp.








Ein weiterer Lost Place der direkt vor meiner Haustür lag, war die eine verlassene Southern District Secondary School. Ich hatte sie schon bei meiner Ankunft hier entdeckt, aber mir erst mal keinen weiteren Eindruck verschafft. Mein Vermieter erzählte mir, dass das Gebäude schon lange leer steht, aber während der Pandemie als Lager für Masken, Betten und Medikamente genutzt wurde, die auch heute noch zum Großteil dort gelagert sind, weshalb auch, dass ab und zu eine Security über das Gelände patrouilliert – also hieß es für mich ich vorsichtig sein.
Ich kannte den Block, den der Wachposten nutzte, und wusste daher, wo ich mich frei bewegen konnte. Die meisten Räume waren entweder leer oder vollgestopft mit „Pandemieware“. Nur ganz oben, in den Chemieräumen, war noch etwas von der alten Schule zu spüren. Es war, als ob die Zeit dort stehen geblieben wäre.
Neugierig geworden, hatte ich ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass die Southern District Secondary School auf Lantau Island, offiziell New Territories Heung Yee Kuk Southern District Secondary School genannt, früher die einzige weiterführende Schule im Süden der Insel war. Sie wurde 2007 geschlossen, nachdem sie wegen sinkender Schülerzahlen schon seit 2003 keine neuen Schüler mehr aufgenommen hatte.
Was mich besonders faszinierte, war die Geschichte des Observatoriums auf dem Schuldach. Dort stand ein Teleskop im Wert von 700.000 HKD, das nach der Schließung an eine andere Schule übergeben wurde. Doch während ich durch die dunklen Flure schlich, spürte ich etwas Unheimliches. Es war, als ob die Schule selbst noch lebte – oder besser gesagt, als ob etwas darin gefangen war.
In den offenen Gängen, durch die der Wind ebenso wie durch die zerbrochenen Fenster pfiff, hörte ich manchmal leises Flüstern, das aus den verlassenen Chemieräumen zu kommen schien. Man munkelte, dass einige der ehemaligen Lehrer und Schüler, die so eng mit der Schule verbunden waren, nie wirklich gegangen sind. Besonders der frühere Schulleiter, Au Pak-kuen, soll angeblich noch immer über das Gelände wandern – auf der Suche nach den verlorenen Seelen, die einst hier lernten.
Einmal, als ich spät am Abend von meiner Unterkunft hinüber schaute, sah ich ein schwaches Licht auf dem Dach flackern, genau dort, wo das Observatorium stand. Ich war mir sicher, dass das Teleskop längst weg war. Doch das Licht schien von einem unsichtbaren Stern zu kommen, der nur für mich leuchtete. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, und ich spürte, dass die Schule mehr als nur ein verlassener Ort war – sie war ein Tor zu einer anderen Welt, voller Erinnerungen, Geheimnisse und vielleicht sogar Geister.
Manchmal, wenn der Wind besonders laut heult, fragte ich mich, was wirklich in den alten Klassenräumen schlummert und ob die Southern District Secondary School eines Tages ihre Türen wieder öffnet – nicht für Schüler, sondern für jene, die den Mut haben, ihre Geheimnisse zu entdecken.
















Wenn du auf Lantau Island in Hongkong unterwegs bist, ist das Tung Chung Cable Car Terminal der perfekte Startpunkt für ein unvergessliches Erlebnis mit der Ngong Ping 360 Seilbahn. Direkt neben der MTR-Station Tung Chung gelegen, erreichst du das Terminal bequem in nur fünf Minuten zu Fuß vom Ausgang B der U-Bahnstation.
Die Ngong Ping 360 Seilbahn verbindet das geschäftige Tung Chung mit dem ruhigen Ngong Ping Plateau, wo die berühmte Tian Tan Buddha-Statue und das Po Lin Kloster zu finden sind.
Das Terminal selbst ist modern und gut organisiert. Hier kannst du deine Tickets entweder vor Ort kaufen oder bequem online reservieren, was besonders an Wochenenden und Feiertagen empfehlenswert ist, um Warteschlangen zu vermeiden.
Die Öffnungszeiten sind wochentags von 10 bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen beginnt der Betrieb bereits um 9 Uhr und endet um 18:30 Uhr. Die Preise liegen bei etwa 94 HKD für eine einfache Fahrt oder 135 HKD für Hin- und Rückfahrt.








Schon als ich die Tung Chung Bus Station verließ, spürte ich dieses aufregende Kribbeln – heute sollte es endlich losgehen: mein Inselabenteuer auf Lantau. Kaum ein paar Schritte vom Busterminal entfernt, tauchte ich direkt ins bunte Treiben rund um das moderne Tung Chung Cable Car Terminal ein. Hier, am westlichen Ende der Tung Chung Linie, prallen Stadt und Natur aufeinander – und ich mittendrin, bereit für meine Fahrt mit der legendären Ngong Ping 360 Seilbahn.
Das Terminal selbst wirkte wie ein Drehkreuz für Entdecker: modern, übersichtlich und bestens organisiert. Klare Schilder wiesen mir den Weg zum Ticketschalter, wo sich schon eine kleine Schlange gebildet hatte. Es war etwa 9:30 Uhr, die Schalter öffneten gerade, und die ersten Besucher schoben sich langsam vorwärts. Ich entschied mich für ein One-Way-Ticket, denn mein Plan war, später vom Ngong Ping Village mit dem Bus weiterzuziehen. Die Wahl zwischen Standardkabine und der spektakulären Crystal Cabin mit Glasboden fiel mir leicht – so sehr mich der Nervenkitzel reizte, blieb ich doch beim Klassiker, denn der Preisunterschied war nicht zu unterschätzen.
Mit dem Ticket in der Hand reihte ich mich in die inzwischen beachtlich angewachsene Warteschlange ein. Am Wochenende kann es hier richtig voll werden – ein Online-Ticket lohnt sich also definitiv, um Zeit zu sparen. Punkt 10 Uhr öffneten sich die Tore, und endlich war ich an der Reihe. Die Kabine schwebte sanft aus dem Terminal, und plötzlich lag das geschäftige Tung Chung schon hinter mir.
Unter mir breiteten sich die grünen Hügel von Lantau Island aus, während in der Ferne das ruhige Ngong Ping Plateau lockte. Die Sicht war fantastisch: Links glitzerte das Meer, rechts reckten sich Berge in den Himmel, und immer wieder tauchten kleine Wasserfälle und dichte Wälder unter mir auf. Sogar das riesige Hong Kong-Zhuhai-Macau-Brückenprojekt war aus der Vogelperspektive zu sehen. Ich knipste ein Foto nach dem anderen – und vergaß fast, einfach nur den Moment zu genießen.
Nach etwa 25 Minuten und unzähligen Fotos später erreichte ich mein Ziel: das sagenumwobene Ngong Ping Village, Heimat des berühmten Tian Tan Buddha und des Po Lin Klosters, die beide nur einen kurzen Spaziergang entfernt liegen. Praktisch: Die Seilbahn fährt unter der Woche von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende sogar schon ab 9 Uhr bis 18:30 Uhr. Für die einfache Fahrt zahlte ich rund 94 HKD, das Hin- und Rückfahrt-Ticket lag bei 135 HKD – für dieses Panorama ein absolut fairer Preis.
Mein Fazit? Das Tung Chung Cable Car Terminal ist der perfekte Startpunkt für alle, die Lantaus Natur und Kultur aus der Vogelperspektive erleben wollen. Und das Beste: Schon der Weg dorthin ist ein echtes Abenteuer für sich.












Nun nehme ich euch mit auf eine meiner Fahrt mit der Ngong Ping 360 Seilbahn. Schon beim Betreten der Seilbahnstation in Tung Chung spürt man die Aufregung – hier startet nämlich die längste Seilbahn der Welt mit einer stolzen Länge von 5,7 Kilometern. Schon nach wenigen Minuten schwebt meine Kabine hoch über dem geschäftigen Treiben von Tung Chung – und plötzlich öffnet sich vor mir ein atemberaubendes Panorama: Unter mir erstreckt sich das satte Grün des Lantau North Country Parks, die Hügel rollen sanft Richtung Horizont, und in der Ferne blitzt das Meer auf. Ich sehe Flugzeuge am Hong Kong International Airport starten und landen, während die Seilbahn scheinbar schwerelos über Täler und Wälder gleitet. Die Fahrt dauert etwa 25 Minuten, doch die Zeit vergeht wie im Flug und was ich besonders faszinierend fand, ist der 360-Grad-Panoramablick, den man während der gesamten Strecke genießen kann – daher auch der Name Ngong Ping 360. Die Seilbahn macht sogar zwei Richtungswechsel unterwegs, was die Aussicht noch abwechslungsreicher macht.
Die Kabinen sind geräumig und bieten Platz für bis zu 17 Personen, inklusive Sitzplätzen und speziellen Bereichen für Rollstuhlfahrer. Besonders cool: Es gibt auch Kabinen mit Glasboden, die sogenannten Crystal Cabins, bei denen man das Gefühl hat, direkt über die Landschaft zu fliegen – ein echtes Highlight für alle, die spektakuläre Fotos lieben, wenn man bereit ist den Preis dafür zu bezahlen.
Mein Fazit: Die Ngong Ping 360 Seilbahn ist nicht nur ein Transportmittel, sondern ein Erlebnis für sich – mit atemberaubenden Aussichten, einem Hauch von Kultur und einem perfekten Einstieg in die Erkundung von Lantau Island. Für jeden Hongkong-Besucher ein absolutes Muss.
Oben angekommen, betrete ich direkt das Ngong Ping Village – und fühle mich, als wäre ich in eine andere Welt eingetaucht. Traditionelle chinesische Architektur, geschwungene Dächer und kunstvoll verzierte Fassaden prägen das Bild. Zwischen den Gebäuden duftet es nach frisch gebrühtem Tee und exotischen Gewürzen. Über 20 kleine Läden und Restaurants laden zum Stöbern und Schlemmen ein: Von handgefertigten Souvenirs über asiatische Köstlichkeiten bis hin zu westlichen Snacks ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ich lasse mich treiben, bewundere kunstvolle Schmuckstücke und filigrane Handarbeiten, probiere süße Reiskuchen und schlendere vorbei an den acht Segenstrommeln, deren goldene Schriftzeichen für Glück und Erfolg stehen – ich kann nicht widerstehen und drehe sie, in der Hoffnung, dass auch mir ein wenig Glück zuteilwird. Besonders beeindruckend ist der „Baum des Erwachens“, an dessen Ästen bunte Wunschplakate flattern – ein perfektes Fotomotiv und ein Moment, in dem ich innehalte und selbst einen Wunsch aufschreibe.
Obwohl das Dorf modern und bewusst für Besucher gestaltet wurde, spüre ich dennoch eine besondere Atmosphäre: Die Harmonie zwischen Tradition und Natur, die Ruhe nach der Seilbahnfahrt und die majestätische Kulisse der umliegenden Berge machen Ngong Ping Village zu einem einzigartigen Ort. Ich genieße die Aussicht, lasse mich von der Stimmung inspirieren und weiß jetzt schon: Diese Reise mit der Seilbahn und mein Besuch im Ngong Ping Village werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.












Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich zum ersten Mal den Tian Tan Buddha erblickte. Schon von weitem ragte die riesige Bronzestatue über die Baumwipfel des Muk Yue Shan empor – 34 Meter hoch, 250 Tonnen schwer und majestätisch auf einem Lotusthron sitzend. Der Anblick ließ mich ehrfürchtig innehalten. Ich wusste: Das hier ist mehr als nur ein Bauwerk, es ist ein Symbol für Stabilität, Frieden und Harmonie – nicht nur für Hongkong, sondern für die ganze Welt.
Der Weg hinauf war Teil des Abenteuers. 268 steile Stufen lagen vor mir, jede einzelne ein Schritt näher zum Buddha. Mit jedem Meter wurde die Statue größer, eindrucksvoller, fast so, als würde sie mich mit ihrer ruhigen Präsenz willkommen heißen. Der Aufstieg war anstrengend, aber ich spürte, wie sich mit jedem Schritt eine Art innere Ruhe in mir ausbreitete. Oben angekommen, wurde ich mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt: Das Po Lin Kloster, die grünen Berge und das schimmernde Meer lagen mir zu Füßen.
Am Sockel des Buddhas knieten sechs kleinere Bronzefiguren – die Devas. Sie hielten Blumen, Lampen und Früchte in den Händen, als Gaben für den Buddha. Jede Gabe stand für eine Tugend: Großzügigkeit, Geduld, Weisheit und mehr. Ich spürte, wie diese Werte in der Luft lagen, fast greifbar, und mich daran erinnerten, was im Leben wirklich zählt.
Im Inneren des Sockels betrat ich eine kleine Ausstellung. Die Geschichte des Buddha und des Buddhismus wurde hier lebendig. Es war ruhig, fast meditativ. Ich verweilte, las die Inschriften, betrachtete die Relikte und spürte die besondere Atmosphäre dieses Ortes. Hier oben, fernab vom Trubel der Stadt, fand ich einen Moment der Stille und des Nachdenkens – und verstand, warum so viele Menschen diesen Ort als eine kleine Pilgerreise erleben.












Direkt nebenan liegt das 115 Jahre alte Po Lin Kloster. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich dann das Po Lin Kloster betrat und ich die Präsenz spürte, welche es ausstrahlt.
Es war 1906, als drei buddhistische Mönche aus der chinesischen Provinz Jiangsu hierherkamen, um auf der abgelegenen Ngong Ping Hochebene in Ruhe ihre spirituellen Übungen zu praktizieren. Damals nannten sie ihre kleine Gemeinschaft „Tai Mao Pung“ – die große Hütte. Erst 1924 erhielt das Kloster den Namen „Po Lin“, was „kostbare Lotusblüte“ bedeutet, ein Symbol für Reinheit im Buddhismus.
Das Kloster beeindruckte mich durch seine Architektur, die die Stile der Song-, Ming- und Qing-Dynastien vereint. Besonders die Große Halle des Hauptschreins faszinierte mich, denn dort stehen drei bronzene Buddha-Statuen, die Buddhas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren. Die Decken sind kunstvoll bemalt, und die Atmosphäre ist durchdrungen von einer tiefen spirituellen Ruhe.
Ich liebte es, durch den paradiesischen Klostergarten zu spazieren und als der kleine Hunger kam, genoß ich das vegetarische Mittagessen im Klosterrestaurant – eine köstliche Erfahrung, die ich jedem Besucher ans Herz legen kann.
Das Po Lin Kloster ist heute die größte buddhistische Tempelanlage in Hongkong und zieht Pilger und Touristen aus aller Welt an. Die Nähe zum berühmten Tian Tan Buddha, der 1993 errichtet wurde, macht den Ort zu einem spirituellen und kulturellen Highlight auf Lantau Island. Für mich ist es ein Ort, der spirituelle Tiefe mit beeindruckender Natur und kultureller Vielfalt verbindet – ein unvergleichliches Erlebnis, das ich jedem Besucher der Insel empfehlen.












Es gibt Orte, die mehr sind als nur Sehenswürdigkeiten – sie sind stille Begegnungen mit Geschichte, Spiritualität und der Natur. Der Wisdom Path auf Lantau Island ist genau so ein Ort. Eingebettet in die sanften Hänge am Fuß des Lantau Peak, nur einen kurzen Spaziergang vom berühmten Big Buddha entfernt, wartet dieses versteckte Juwel darauf, entdeckt zu werden.
Schon der Weg zum Wisdom Path ist Teil des Erlebnisses: Vom Fuße des Tian Tan Buddha führen gut ausgeschilderte Pfade durch einen kleinen Wald. Nach etwa 10 bis 15 Minuten erreicht man eine Lichtung, auf der sich 38 mächtige Holzsäulen in den Himmel recken – jede zwischen acht und zehn Meter hoch. Die meisten Besucher zieht es zum Big Buddha, doch hier, abseits der Massen, beginnt eine ganz eigene Reise.
Die Säulen sind mit kalligrafierten Versen des Herz-Sutra (Hrudaya Sutra) versehen, eines der wichtigsten buddhistischen Gebete. Die Schrift stammt von Professor Jao Tsung-I, einem der bedeutendsten chinesischen Kalligrafen und Gelehrten, der sein Werk 2002 der Stadt Hongkong schenkte. Drei Jahre später wurde der Wisdom Path eröffnet und ist seither ein nationaler Kulturort.
Was sofort ins Auge fällt: Die Säulen sind in Form einer liegenden Acht – dem Symbol für Unendlichkeit – angeordnet. Während man zwischen den Säulen hindurchwandert, läuft man also buchstäblich das Zeichen für Ewigkeit ab. In der chinesischen Kultur steht die Acht zudem für Wohlstand und Glück. Die höchste Säule bleibt bewusst leer – sie symbolisiert das buddhistische Konzept der „Leere“ (Shunyata), einen zentralen Gedanken des Herz-Sutra.
Der Wisdom Path ist nicht nur ein spiritueller Ort, sondern auch ein Fest für Naturliebhaber und Fotografen. Von hier aus genießt man beeindruckende Ausblicke auf den Lantau Peak, das Shek Pik Reservoir und bei klarer Sicht sogar bis zum Südchinesischen Meer. Besonders magisch ist der Ort bei Sonnenaufgang, wenn das Licht die Säulen in warmen Farben leuchten lässt und die Stille nur vom Zwitschern der Vögel unterbrochen wird.
Der Wisdom Path ist ein Ort, an dem sich Kunst, Philosophie und Natur auf einzigartige Weise begegnen. Er lädt dazu ein, innezuhalten, nachzudenken und die Schönheit des Moments zu genießen – ein echtes Highlight für jeden, der Lantau Island abseits der bekannten Pfade erleben möchte.












Auf meinem Tagesausflug zum Ngong Ping Wisdom Path entdeckte ich einen weiteren Lost Place. Ich meinen Weg voller Neugier und Ehrfurcht vor der spirituellen Atmosphäre, die diesen Ort umgab. Doch kaum hatte ich auf dem Rückweg den bekannten Pfad verließ, stieß ich auf eine kleine, alte und scheinbar verlassene Ortschaft, die wie aus der Zeit gefallen wirkte. Die Gebäude waren größtenteils verfallen, doch überall spürte man die Präsenz vergangener Tage. Ein kleiner Shop und ein Handwerksbetrieb standen noch, und am Ortsrand ragte ein größeres Gebäude mit separaten Bädern für jedes Zimmer auf – es erinnerte an ein Gästehaus, das einst Reisende beherbergte.
Besonders eindrücklich war eine Barackenreihe, die wie eine Arbeitsunterkunft wirkte, denn in den engen Räumen standen mehrere Stockbetten dicht an dicht. Doch was mich am meisten fröstelte, waren zwei Zimmer an einem anderen Ende des Dorfes: In jeder Ecke saßen handgefertigte, kindsgroße Puppen, aufrecht und reglos, als würden sie mich beobachten. Die Atmosphäre dort war so unheimlich, dass ich mich kaum traute, länger zu verweilen.
Was dieses verlassene Dorf jedoch am meisten faszinierte, war die Natur, die sich unaufhaltsam ihren Weg zurückeroberte. Überall rankten sich Pflanzen um die Mauern, und das Grün schien das Areal langsam zu verschlingen – ein stiller Kampf zwischen Vergänglichkeit und Erneuerung.
Während ich durch die Gassen schlenderte, hörte ich von Einheimischen und Wanderern die Legende, dass das Dorf einst von Handwerkern bewohnt war, die am Bau des nahegelegenen Wisdom Path beteiligt waren. Man sagt, die Puppen seien die Seelen der Kinder, die hier einst lebten und plötzlich verschwanden – Opfer eines alten Fluchs, der das Dorf heimsucht. Manche behaupten, dass in den Nächten, wenn der Nebel vom Lantau Peak herabzieht, die Puppen zum Leben erwachen und durch die Ruinen wandern, auf der Suche nach ihren verlorenen Familien.Mein Besuch in diesem verlassenen Dorf war zwar nur ein kleiner Zwischenstop, doch die Eindrücke und die düstere Stimmung haben sich tief eingeprägt. Die Verbindung von Geschichte, Mythos und der unbändigen Kraft der Natur machte diesen Ort zu einem geheimnisvollen Kapitel auf meinem Ausflug, welches ich so schnell nicht vergessen werde.




























Wieder zurück von meinen Ausflug zum Wisdom Path stehe ich nun wieder in Ngong Ping Village. Umgeben von der friedlichen Atmosphäre dieses spirituellen Ortes, und mache mich nun auf den Weg nach Tai O, dem berühmten Fischerdorf am westlichen Ende der Insel. Die Fahrt dorthin führt mich langsam bergab, vorbei an grünen Hügeln, bis ich schließlich das kleine Dorf am Wasser erreiche.
Während ich mich Tai O nähere, stelle ich mir vor, wie hier seit der Ming-Dynastie Fischer ihre Netze auswarfen und das Dorf langsam wuchs. Die Bewohner lebten und leben noch heute in Häusern auf Stelzen, die über die Gezeiten gebaut sind – ein einzigartiges Bild, das dem Dorf den Beinamen „Venedig des Ostens“ eingebracht hat. Die schmalen Holzstege und Brücken verbinden die Häuser wie ein Labyrinth, das den engen Zusammenhalt der Gemeinschaft widerspiegelt.
Früher war Tai O ein bedeutender Hafen, bekannt für die Herstellung von getrocknetem Fisch und Salz, die wichtige Handelsgüter für die Seefahrer jener Zeit waren. Die Traditionen und das Handwerk, wie die Herstellung von Garnelenpaste, haben sich über die Jahrhunderte erhalten, auch wenn die Bevölkerung heute von einst 30.000 auf etwa 2.000 Menschen geschrumpft ist.
Ich sehe vor meinem inneren Auge die alten Zeiten, als Piraten die Küste unsicher machten und die Marinepolizeistation, die heute ein Heritage Hotel ist, gebaut wurde, um die Bewohner zu schützen. Die Geschichte des Ortes ist tief verwoben mit dem Meer und den Menschen, die hier leben – ein Ort, der trotz moderner Zeiten seinen ursprünglichen Charme bewahrt hat.
Die Ruhe des Dorfes, das Fehlen von Kraftfahrzeugen und die enge Verbindung zur Natur, mit Mangrovenwäldern und den seltenen chinesischen weißen und rosa Delfinen in den Küstengewässern, lassen mich die Vergangenheit lebendig spüren. Tai O ist nicht nur ein Fischerdorf, sondern ein lebendiges Stück Geschichte, das die Zeit überdauert hat und mir auf meiner Fahrt von Ngong Ping aus eine faszinierende Reise in die Vergangenheit bietet.
Als ich dann in Tai O ankam, wusste ich sofort, dass ich unbedingt einen Spaziergang entlang der Kat Hing Back Street machen musste – eine der ältesten Straßen dieses faszinierenden Fischerdorfes, die tief in der Geschichte und Kultur verwurzelt ist.
Schon beim Betreten der Straße spürte ich die Zeitreise: Kat Hing Back Street stammt aus der frühen Qing-Dynastie, etwa um 1650, und überall entdeckte ich Relikte vergangener Zeiten. Besonders beeindruckend waren die Spuren alter Tore, die einst zum Schutz vor Piraten errichtet wurden – bis ins frühe 20. Jahrhundert hatten diese hier ihr Unwesen getrieben. Neben einem Haus mit der Nummer 23 fiel mir eine groteske Figur auf, die ein altes Grab bewacht – so alt, dass es möglicherweise aus der Han-Dynastie stammt, also aus einer Zeit zwischen 206 v. Chr. und 220 n. Chr.
Die Straße ist gesäumt von traditionellen chinesischen Reihenhäusern mit Ziegeldächern, die den historischen Charakter des Dorfes bewahren. Das Haus Nr. 23 stach für mich besonders heraus: Es verbindet lokale Bauweise mit kolonialen Elementen und gilt als seltenes Kulturerbe. Obwohl es heute etwas verfallen wirkt, erzählt es von der Blütezeit Tai Os, als hier ein erfolgreicher Schiffsbau betrieben wurde. Ich konnte mir gut vorstellen, wie hier einst das geschäftige Leben pulsierte.
Am Ende der Kat Hing Back Street kam ich zum Yeung Hau Tempel, einem wichtigen religiösen Ort für die Einheimischen, der den spirituellen Mittelpunkt des Dorfes bildet. Von hier aus verbindet sich die ruhige Kat Hing Back Street mit der lebhaften Kat Hing Street, dem Herzen Tai Os. Dort herrschte reges Treiben: Märkte mit getrocknetem Fisch, lokalen Spezialitäten und kleinen Restaurants, die die berühmten Tai O Donuts mit cremigem Ei-Zentrum servieren – ein Genuss, den ich mir nicht entgehen ließ.
Während ich durch die Straßen schlenderte, fiel mir die bunte Straßenkunst auf: Große Wandgemälde zeigten Fischerboote und Drachenboote, die die maritime Kultur und das Leben der Dorfbewohner widerspiegeln. Diese Kunstwerke machten den Spaziergang nicht nur historisch spannend, sondern auch visuell lebendig.












Kaum hatte ich den zentralen Teil von Tai O hinter mir gelassen, führte mich mein Weg auf die Shek Tsai Po Street – und plötzlich war ich mittendrin in einer anderen Welt. Hier, abseits des Trubels, entfaltet sich das wahre Tai O: ein lebendiges, traditionelles Fischerdorf, das seinen ganz eigenen Rhythmus und Charme bewahrt hat.
Schon beim ersten Schritt auf die Promenade spürte ich die besondere Atmosphäre. Links und rechts reihen sich Stelzenhäuser aneinander, ihre glänzenden, abgerundeten Blechdächer spiegeln die Sonne wider. Es wirkt fast so, als würden die Häuser auf den Schlickflächen schweben – ein Anblick, den ich so noch nirgends gesehen habe. Dazwischen verstecken sich kleine Tempel, wie der hübsche Hung Shing Tempel und ein winziger Erdgeist-Tempel, der fast übersehen werden kann, so unscheinbar steht er am Straßenrand.
Während ich weiter schlenderte, zog mich der Duft von fermentierter Garnelenpaste magisch an. An offenen Ständen reifen die Spezialitäten in großen Behältern, daneben trocknet frischer Fisch in flachen, runden Körben in der Sonne. Ich konnte nicht widerstehen und probierte an einem kleinen Stand einen hausgemachten Kräutertee – eine willkommene Erfrischung nach dem vielen Staunen.
Mein Spaziergang endete am alten Pier, der mit einem fantastischen Blick über die Bucht von Tai O aufwartet. Hier sammeln sich Einheimische und Besucher, um gemeinsam den Sonnenuntergang zu genießen. Die Ruhe, das Licht und die malerische Kulisse – dieser Moment ist wohl einfach magisch. Auch das und dem Heritage Hotel befindet sich hier am Ortsende, was natürlich ein willkommener Grund war, auch diesem einen Besuch abzustatten.
Die Shek Tsai Po Street und ihre Promenade sind viel ruhiger als das belebte Zentrum von Tai O. Genau das macht sie für mich zum perfekten Ort, um das authentische Dorfleben und die maritime Kultur entspannt zu entdecken. Der Weg ist flach, gut gepflastert und in etwa 15 Minuten zu bewältigen – ideal für einen gemütlichen Ausflug voller Fotomotive und kulinarischer Überraschungen.












Ich stehe am Ende der Shek Tsai Po Street und kann es kaum glauben: Vor mir erhebt sich das Tai O Heritage Hotel, ein Ort, der so gar nichts mit dem hektischen Hongkong aus den Wolkenkratzern und Neonlichtern zu tun hat. Stattdessen empfängt mich hier auf Lantau Island ein liebevoll restauriertes Kolonialgebäude, das früher – man glaubt es kaum – eine Marine-Polizeistation war. 1902 erbaut, atmet jeder Stein Geschichte. Heute ist das Hotel ein echtes Schmuckstück, das den Charme vergangener Zeiten mit modernem Komfort verbindet.
Schon beim Betreten der Lobby spüre ich die besondere Atmosphäre: Nur neun Zimmer gibt es, jedes einzelne hell, freundlich und mit einer Mischung aus traditionellen und modernen Elementen eingerichtet. In der Lobby befinden sich auch noch zwei liebevoll restaurierte Gefängnisszellen, welche ich natürlich gleich ablichten musste.
Das Hotel thront auf einem kleinen Hügel und gibt den Blick frei auf das malerische Fischerdorf Tai O. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Fischerboote schaukeln im Hafen, die berühmten Stelzenhäuser reihen sich am Ufer, und in der Luft liegt der Duft von getrocknetem Fisch und frischem Meer. Ich lasse mich treiben, probiere lokale Spezialitäten und tauche ein in die fast zeitlose Atmosphäre dieses Ortes.
Hungrig zieht es mich ins hoteleigene Restaurant „Tai O Lookout“. Unter dem Glasdach genieße ich regionale und internationale Gerichte – viele davon mit Zutaten direkt aus der Umgebung. Während ich auf das Meer blicke, wird mir klar: Dieses Restaurant ist nicht nur wegen des Essens ein Highlight, sondern vor allem wegen des Panoramablicks, der einen wohl wieder zum Staunen bringt.
Was das Tai O Heritage Hotel für mich so besonders macht, ist nicht nur die luxuriöse Ruhe, sondern auch die Geschichte, die in jedem Winkel spürbar ist. Das Hotel ist ein lebendiges Denkmal, betrieben als gemeinnütziges Sozialunternehmen, das die Kultur und Geschichte von Tai O bewahrt. Wer hier vorbei schaut, wird Teil dieser Geschichte – und nimmt ein Stück Hongkong mit nach Hause, das viele wohl nie zu Gesicht bekommen.












Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich am Tai O Chung Bridge stand, umgeben von kleinen Booten, die bereit waren, mich auf eine ganz besondere Reise mitzunehmen. Ein Ausflug nach Tai O ohne eine Bootstour durch dieses traditionelle Fischerdorf? Für mich undenkbar! Also kaufte ich spontan ein Ticket – eine Vorbuchung ist hier wirklich nicht nötig. Für nur etwa 30 HKD pro Person ging es los auf eine etwa 30-minütige Fahrt, die mich tief hineinführte in die engen Wasserwege dieses einzigartigen Ortes.
Schon bald glitt mein Boot dicht an den berühmten Stelzenhäusern vorbei, die auf Pfählen über den Gezeiten gebaut sind. Diese Häuser sind das Herzstück der Tanka-Gemeinschaft, die hier seit Generationen lebt. Es war faszinierend zu sehen, wie diese Häuser auf dem Wasser zu schweben schienen, verbunden durch kleine Brücken und eingerahmt von Mangrovenwäldern. Die Atmosphäre war so authentisch, als wäre ich in eine andere Zeit eingetaucht.
Ein ganz besonderes Highlight war der Blick auf das Tai O Heritage Hotel – das ehemaliges Marinepolizeigebäude in dem ich gerade eine vorzügliche Mahlzeit genossen habe. Während der Fahrt erzählte unser Bootsfahrer lebhaft Geschichten über das Dorf und seine Bewohner, was die Tour für mich zu einem lebendigen und unvergesslichen Erlebnis machte.
Natürlich hoffte ich auch, die seltenen chinesischen rosa und weißen Delfine zu sehen, die manchmal in der Bucht auftauchen. Leider blieb mir das Glück verwehrt – viele Besucher berichten, dass sie die Delfine nicht zu Gesicht bekommen, obwohl die Bootsfahrer stets die Augen offen halten. Doch allein die entspannte Bootsfahrt, das traditionelle Leben der Fischergemeinschaft hautnah zu erleben und die Stelzenhäuser aus nächster Nähe zu bewundern, war für mich ein absolutes Highlight.
Diese Bootstour in Tai O war für mich nicht nur eine Fahrt durch Wasserstraßen, sondern eine Reise in eine Welt, die inmitten der modernen Metropole Hongkong ihre eigene, zeitlose Geschichte erzählt.











