700
Malaysia

Moscheen und Islam Museum

Ein Tag zwischen Minaretten, Mosaiken und Miniaturwelten – Mein Streifzug durch das islamische Herz von Kuala Lumpur


Stell dir vor, du stehst am frühen Morgen am Zusammenfluss zweier Flüsse, umgeben von Palmen, während der Ruf des Muezzins zwischen den Kuppeln einer der ältesten Moscheen Kuala Lumpurs widerhallt. Heute nehme ich dich mit auf eine Reise durch drei ganz unterschiedliche Orte, die alle auf ihre Art das islamische Erbe Malaysias widerspiegeln – und dabei so manche Überraschung bereithalten.

Morgens am Fluss – Masjid Jamek und der Blick hinter die Kulissen

Der Tag begann für mich an einem Ort, der wie aus einer anderen Zeit zu stammen scheint: Die Masjid Jamek, offiziell Sultan Abdul Samad Jamek Mosque genannt, liegt malerisch am Zusammenfluss von Klang und Gombak und ist ein echtes Schmuckstück der Stadt. Schon von außen beeindruckt sie mit ihren weiß-rosa gestreiften Minaretten und den Kuppeln, die im Morgenlicht fast zu schweben scheinen. Die Architektur? Eine wilde Mischung aus maurischem, indo-sarazenischem und Mughal-Stil – als hätte jemand einen Hauch von Indien und Nordafrika mitten nach Malaysia verpflanzt.

Im Inneren des Gebetsraums wurde ich von einem Geistlichen empfangen, der mit einer Mischung aus Ernst und Gelassenheit die verschiedenen Strömungen des Islam erklärte. Besonders spannend: Er sprach offen über die unterschiedlichen Koran-Auslegungen und die daraus entstehenden Spannungen – ein Thema, das sonst eher hinter verschlossenen Türen bleibt. Für mich war das ein seltener Einblick in die Vielfalt und auch die Konflikte innerhalb des Glaubens. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass an diesem Ort, an dem schon seit über hundert Jahren gebetet wird, die Geschichte greifbar wird – zwischen Marmorsäulen, bunten Glasfenstern und dem stetigen Plätschern des Flusses draußen.

Gigantismus ohne Herz – Die Nationalmoschee Masjid Negara

Nach diesem inspirierenden Start zog es mich weiter zur Nationalmoschee, der Masjid Negara. Schon beim Ankommen wird klar: Hier geht es um Größe. Die Moschee thront auf einem riesigen Areal, kann bis zu 15.000 Gläubige aufnehmen und ist mit ihrem 73 Meter hohen Minarett und dem markanten, 16-zackigen Sternendach ein echtes Statement moderner islamischer Architektur. Das Dach soll übrigens an einen geöffneten Regenschirm erinnern – ein Symbol für Schutz und Gastfreundschaft.

Trotzdem, und das sage ich ganz ehrlich: Mich hat das Ganze eher kalt gelassen. Die Architektur ist zwar technisch beeindruckend, aber irgendwie fehlte mir das gewisse Etwas. Die klaren Linien, die geometrischen Muster, all das wirkt auf mich eher distanziert als einladend. Vielleicht lag es daran, dass ich gerade aus der intimen Atmosphäre der Masjid Jamek kam – aber hier kam bei mir einfach kein Gefühl von Spiritualität auf. Ein Ort, den man gesehen haben kann, aber nicht muss.

Zwischen Kaligraphie und Miniaturmoscheen – Das Islamische Kunstmuseum

Wenige Schritte weiter, und plötzlich war ich wieder voll dabei: Das Islamische Kunstmuseum Malaysias ist ein Paradies für alle, die sich für Geschichte, Kultur und Kunst begeistern. Von außen ein moderner, lichtdurchfluteter Bau mit türkisfarbenen Kuppeln, innen eine Schatzkammer auf zwei Etagen. Schon beim Betreten empfängt einen ein Gefühl von Weite und Ruhe – und dann beginnt das Staunen.

Hier gibt es wirklich alles: winzige Schmuckstücke, prachtvolle Kalligraphien, Teppiche, Keramiken, Waffen, Münzen und natürlich eine beeindruckende Sammlung von Modellen berühmter Moscheen aus aller Welt. Besonders der Raum mit den maßstabsgetreuen Nachbildungen der großen Moscheen – von Mekka bis Istanbul – hat es mir angetan. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich minutenlang vor den Miniaturen stand und mir vorstellte, wie es wohl wäre, all diese Orte in echt zu besuchen.

Was das Museum besonders macht, ist die Liebe zum Detail und die Vielfalt der Exponate. Hier wird nicht nur die Geschichte des Islam in Malaysia erzählt, sondern die Verbindung zu China, Indien und dem gesamten asiatischen Raum sichtbar gemacht. Die Zeit verging wie im Flug – und ich hätte locker noch ein paar Stunden mehr dort verbringen können.

Fazit: Drei Orte, drei Welten – und jede erzählt ihre eigene Geschichte

Mein Tag zwischen Moscheen und Museum war eine Reise durch die Facetten des Islam in Malaysia – von der historischen Geborgenheit der Masjid Jamek, über die kühle Monumentalität der Nationalmoschee bis hin zur inspirierenden Vielfalt des Islamischen Kunstmuseums. Am Ende blieb das Gefühl, dass Spiritualität und Schönheit manchmal im Kleinen viel stärker wirken als im Großen. Und dass es sich lohnt, hinter die Fassaden zu blicken – egal, ob aus Marmor, Beton oder Glas.

Wenn du also irgendwann in Kuala Lumpur bist, nimm dir die Zeit für diese Orte. Nicht, weil sie auf jeder To-Do-Liste stehen, sondern weil sie dich überraschen könnten – so wie mich heute.

Buy Me a Coffee at ko-fi.com

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You might also like