Angeles City – Museo NG – Erwin – Ausfahrt
Angeles City: Wo Geschichte lebendig wird
Du kennst das Gefühl, wenn eine Stadt auf den ersten Blick vertraut wirkt, aber bei genauerem Hinsehen ihre Geheimnisse preisgibt? Genau so ging es mir in Angeles City. Hier, im Herzen von Zentral-Luzon, scheint die Zeit nicht in geraden Linien zu verlaufen, sondern in Wellen, die mal sanft, mal heftig über die Stadt hinwegrollen.
Die Wurzeln: Von Weinreben und Visionären
Alles begann 1796 mit Don Ángel Pantaleón de Miranda und seiner Frau Doña Rosalía de Jesús. Stell dir vor, wie sie mit ein paar Getreuen durch dichten Dschungel stapften, den Boden mit Macheten frei schlugen und das neue Land „Culiát“ tauften – wegen der vielen Weinreben, die hier wucherten. Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie das erste Haus an der Ecke Sapang Balen und der Straße nach Porac errichten – ein einfaches Heim, das später der Kirche geschenkt und zum Friedhof „Campo Santong Matua“ wurde. Kaum zu glauben, dass aus dieser kleinen Lichtung einmal eine Metropole werden sollte.
Der steinige Weg zur Eigenständigkeit
Die Siedler wollten mehr als nur ein Barrio von San Fernando sein. Schon 1812 wagten sie den ersten Schritt zur Selbstverwaltung – doch die Mönche blockten ab. Zehn Jahre später, 1822, startete Don Ángel einen neuen Versuch, diesmal mit Unterstützung von Mariano und Severino Henson. Sie spendeten 35 Hektar Land für Kirche, Kloster und Schule, zahlten die geforderte Ablösesumme – obwohl es nur 160 Steuerzahler gab, das Gesetz aber 500 verlangte. Das nenne ich Engagement! Nach 33 Jahren als Barrio wurde Culiat 1829 endlich eigenständig und erhielt den Namen „El Pueblo de los Ángeles“ – zu Ehren der Schutzheiligen und seines Gründers.
Industrie, Überlebenskampf und Wandel
Mit der neuen Autonomie kamen Fortschritt und Herausforderungen. Die Stadt entwickelte Zuckermühlen und Weinbrennereien, doch immer wieder wurde sie von Heuschrecken, Kriegen, Epidemien, Vulkanausbrüchen und Taifunen heimgesucht. Angeles hat nie aufgegeben – das spürt man noch heute in der Energie der Menschen.
Im Zentrum der Geschichte: Revolution und Kriege
Am 7. Mai 1899 wurde Angeles plötzlich zum Regierungssitz der Ersten Philippinischen Republik. General Aguinaldo feierte hier den ersten Jahrestag der Unabhängigkeit, doch schon im Juli marschierten die Amerikaner ein. Die Schlacht um Angeles dauerte drei Monate – die längste im philippinisch-amerikanischen Krieg in Pampanga. Ich stelle mir vor, wie die Stadt zwischen Hoffnung und Angst schwankte, wie die Menschen um ihre Zukunft bangten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Angeles erneut zum Schauplatz dramatischer Ereignisse. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor marschierten die Japaner ein, übernahmen die Kontrolle und zwangen 57.000 Kriegsgefangene zum berüchtigten Bataan-Todesmarsch. Die Angeleños zeigten in dieser Zeit ihr großes Herz: Sie reichten den Gefangenen Essen, Wasser und Zigaretten – kleine Gesten, die in dunklen Zeiten Hoffnung schenkten.
Clark Air Base: Vom Militärstützpunkt zum Wirtschaftszentrum
Die Clark Air Base prägte Angeles über Jahrzehnte. Erst amerikanisch, dann japanisch, dann wieder amerikanisch – und schließlich, nach dem Ausbruch des Mount Pinatubo 1991, philippinisch. Die Eruption war ein Schock: 60.000 Menschen mussten fliehen, Lava und Asche legten alles lahm. Doch die Stadt rappelte sich auf, verwandelte die ehemalige Basis in die Clark Special Economic Zone und wurde zum Zentrum für Wirtschaft, Industrie und Tourismus in Central Luzon.
Kulinarik als Identität: Sisig und mehr
Angeles ist stolz auf seine Küche – und das zu Recht. Sisig, das berühmte Gericht aus Schweinefleisch, stammt laut dem Center for Kapampangan Studies aus Angeles und steht seit den 1730er Jahren auf dem Speiseplan. 2018 bewarb sich die Stadt als UNESCO Creative City und setzte Sisig auf die Liste des immateriellen Kulturerbes. Ich kann dir sagen: Wer einmal Sisig probiert hat, versteht, warum Pampanga als das kulinarische Zentrum der Philippinen gilt.
Mein Fazit: Angeles City – Stadt der Überlebenskünstler
Angeles City ist mehr als nur eine Stadt – sie ist ein Symbol für Widerstandskraft, Kreativität und Wandel. Von den ersten Siedlern über Kriege und Naturkatastrophen bis hin zur heutigen Metropole: Hier spürst du an jeder Ecke die Geschichte und den Stolz der Menschen. Und wenn du durch die Straßen schlenderst, die Aromen der Garküchen einatmest und mit den Einheimischen ins Gespräch kommst, dann weißt du: Diese Stadt hat Flügel – und sie hebt dich mit.




















Ein lebendiger Streifzug durch das Museo ning Angeles
Du steigst aus dem Jeepney, die Luft ist schwer von der Hitze und dem Duft gebratener Leckereien, und plötzlich stehst du vor einem Gebäude, das mehr als nur Mauern und Fenster ist – es ist ein Zeitzeuge, ein Geschichtenerzähler und das Herz von Angeles City. Willkommen im Museo ning Angeles, wo jede Ecke eine neue Geschichte flüstert und Vergangenheit und Gegenwart sich die Hand reichen.
Ein Haus mit Geschichte – Von Gerichtsgebäude zum Kulturerbe
Schon beim Betreten des Museo ning Angeles spüre ich: Hier atmet Geschichte. Das Museum thront mitten im historischen Stadtteil Santo Rosario, gegenüber der ehrwürdigen Holy Rosary Church. Früher stand an diesem Ort das „Casa Tribunal“, das alte Gerichtsgebäude aus der spanischen Kolonialzeit. Nach einem verheerenden Brand 1860 entstand 1922 das heutige Gebäude, das bis 1998 als Rathaus diente. Erst seit 1999 ist es ein Museum, liebevoll von der Kuliat Foundation betrieben. Die alten Gefängniszellen und die Polizeistation wurden dabei kurzerhand in Museumsbüro und Souvenirshop verwandelt – ein kreativer Umgang mit der Vergangenheit, wie ich ihn auf den Philippinen immer wieder bewundere.
Kapampangan-Kultur unter einem Dach
Schon im Eingangsbereich werde ich von einer imposanten Statue begrüßt: José Abad Santos, ein Held aus Pampanga, der als Oberster Richter während des Zweiten Weltkriegs für seine Überzeugungen sein Leben ließ. Seine Geschichte wird hier nicht nur erzählt, sondern gelebt – jedes Jahr am 7. Mai ist ihm ein Feiertag gewidmet. Ich spüre, wie stolz die Menschen hier auf ihre Wurzeln sind und wie sehr sie ihre Helden ehren.
Im Inneren des Museums tauche ich ein in die Ausstellung „Balikdan“ – was so viel heißt wie „zurückblicken“. Alte Fotografien, Gemälde und Dioramen erzählen von der bewegten Geschichte der Stadt: von der Gründung, den Wirren des Krieges, dem Leben rund um die legendäre Clark Air Base bis hin zum Ausbruch des Mount Pinatubo. Besonders berührend finde ich die Gedichte japanischer Soldaten, die hier ausgestellt sind – ein Zeichen von Reue und Versöhnung, das mich nachdenklich macht.
Mode, Miniaturen und das kulinarische Herz Pampangas
Ein echter Hingucker sind die filigranen Kleidungsstücke von Patis Pamintuan-Tesoro, der „Grand Dame der philippinischen Mode“. Ihre Entwürfe aus Abaca und Piña – beides traditionelle, einheimische Materialien – sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch ein Statement für kulturelle Identität. In den Dioramen, die sie mit ihren berühmten Nenita-Puppen gestaltet hat, erwacht das Alltagsleben der Kapampangan zum Leben: Markttage, Feste, Hochzeiten – alles liebevoll bis ins Detail nachgestellt. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich in die Miniaturszenen hineinträume und fast den Trubel des Marktes höre.
Ein Stockwerk höher wartet das Culinarium – für mich als Foodie das absolute Highlight. Hier dreht sich alles um die Kapampangan-Küche, die nicht umsonst als die beste der Philippinen gilt. Zwischen alten Kochutensilien, einer nachgebauten Vorkriegsküche und hyperrealistischen Gemälden von Pampanga-Gerichten bekomme ich richtig Appetit. Sisig, das berühmte Schweinegericht, hat hier sogar einen Ehrenplatz. Und natürlich lasse ich mir eine Tasse sikwate (heiße Schokolade) und ein Stück bibingka (Reiskuchen) nicht entgehen. Die Liebe zum Essen ist in Pampanga wirklich ansteckend – und die Menschen erzählen mit leuchtenden Augen von ihren Lieblingsrezepten.
Begegnungen und Mentalität – Herzlichkeit auf philippinisch
Was mich am meisten beeindruckt, sind die Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Die Guides im Museum sind wahre Geschichtenerzähler, voller Leidenschaft und Humor. Sie nehmen sich Zeit, beantworten jede noch so abwegige Frage und bringen mich immer wieder zum Lachen. Die Offenheit und Wärme der Filipinos ist ansteckend. Hier wird schnell aus einem Fremden ein Freund – und aus einem Museumsbesuch ein echtes Erlebnis.
Die Mentalität der Kapampangan spiegelt sich überall: Stolz auf die eigene Herkunft, Respekt vor der Geschichte und eine unbändige Lebensfreude, die auch in schwierigen Zeiten nicht verloren geht. Ich merke, wie sehr die Menschen hier ihre Traditionen bewahren und gleichzeitig offen für Neues sind – eine Mischung, die Angeles City so besonders macht.
Fazit: Geschichte zum Anfassen und Genießen
Das Museo ning Angeles ist mehr als nur ein Museum – es ist ein lebendiges Zentrum der Kultur, ein Ort der Begegnung und ein Fenster in die Seele von Pampanga. Wer hier unterwegs ist, spürt sofort: Geschichte ist nichts Abstraktes, sondern Teil des Alltags, voller Emotionen, Stolz und Humor. Und wenn du nach dem Besuch mit einem Lächeln und vielleicht ein bisschen Hunger weiterziehst, weißt du, dass du ein Stück Angeles City im Herzen trägst.

















Ein Nachmittag zwischen US-Oldtimern und philippinischer Lebensfreude
Stell dir vor, du bist irgendwo in Zentral-Luzon unterwegs, der Fahrtwind weht dir durch die Haare, und plötzlich öffnet sich vor dir ein Tor zu einer anderen Welt – einer Welt, in der amerikanische Straßenkreuzer aus den 50ern und 60ern in der tropischen Sonne glänzen und ein Bauunternehmer mit einem verschmitzten Lächeln den Schlüssel zu diesem Paradies hütet. Genau das habe ich erlebt, als ich Erwin in Pampanga besuchte. Was als lockerer Mittag begann, wurde zu einer Zeitreise auf vier Rädern und einem echten Highlight meiner Backpackerreise auf den Philippinen.
Begegnung mit Erwin: Ein Mann, seine Oldtimer und ein Hauch von Route 66
Es war einer dieser Tage, an denen die Sonne schon gegen Mittag gnadenlos vom Himmel brannte und ich mich auf den Weg zu Erwin machte. Wir hatten uns bei einer meiner Streifzüge durch Angeles City kennengelernt – er, der Bauunternehmer mit der Leidenschaft für amerikanische Autos, ich, der neugierige Backpacker mit Hang zu ungewöhnlichen Begegnungen. Schon damals hatte er mir von seiner Sammlung erzählt, aber was mich erwartete, übertraf alles.
Auf seinem Privatgrundstück in Pampanga lagerten einige seiner Schätze – und das waren nur die Ausläufer. Auf dem eigentlichen Firmengelände, so erzählte er mir mit leuchtenden Augen, stehen rund 400 Fahrzeuge. 400! Ich musste zweimal nachfragen, ob ich richtig gehört hatte. Erwin grinste nur und zuckte die Schultern, als wäre das die normalste Sache der Welt.
Das Gelände: Ein Paradies für Autofans
Auf seinem Grundstück lagern einige seiner Oldtimer – und das ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Auf dem Firmengelände hat Erwin rund 400 Fahrzeuge angesammelt. Du kannst dir das vorstellen? Ein Meer aus US-Fahrzeugen, jedes mit seiner eigenen Geschichte, manche noch mit dem Duft von Leder, andere mit einer Patina, die von unzähligen Abenteuern erzählt. Da stehen Cadillacs, Chevrolets, alte Pick-ups und Limousinen, als hätten sie sich zu einem Klassentreffen verabredet.
Ich laufe zwischen den Autos hindurch, streiche mit den Fingern über den Lack, der in der Sonne glitzert, und frage mich, wie viele Kilometer diese Wagen wohl schon auf dem Buckel haben. Erwin erzählt mir von seinen Lieblingsstücken, von nächtelangen Restaurierungen und der Jagd nach Ersatzteilen, die manchmal Jahre dauert. Seine Augen leuchten, wenn er von einer besonders seltenen Corvette berichtet, die er irgendwo in einer Scheune gefunden hat.
Zwischen Benzingeruch und Palmen
Während wir zwischen den Autos stehen, weht ein leichter Wind durch die Palmen, und irgendwo kräht ein Hahn. Es ist diese Mischung aus tropischer Gelassenheit und amerikanischem Roadmovie-Flair, die diesen Ort so besonders macht. Ich stelle mir vor, wie Erwin mit einem seiner Oldtimer durch die Straßen von Angeles rollt, die Leute winken ihm zu, Kinder laufen hinterher – und für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen.















Zwischen Blech, Benzin und Begeisterung
Als wir am späten Nachmittag das Firmengelände betraten, fühlte ich mich wie ein Kind im Süßwarenladen. Da standen sie: Cadillacs, Chevrolets, Ford Mustangs – ein Sammelsurium amerikanischer Automobilgeschichte, mitten in Pampanga. Die Sonne spiegelte sich auf den polierten Motorhauben, und der Duft von Öl, Leder und Abenteuer lag in der Luft.
Erwin erklärte mir, dass die Autos regelmäßig bewegt werden müssen, damit sie keine Standschäden bekommen. Und weil er ein echter Teamplayer ist, organisiert er ein- bis zweimal pro Woche eine Bewegungsausfahrt mit seinen Angestellten. Heute durfte auch ich mir einen Wagen aussuchen – und ich muss zugeben, die Auswahl fiel mir schwer. Am Ende entschied ich mich für einen knallroten Chevy Impala, Baujahr irgendwo zwischen Elvis und Woodstock.
Die Bewegungsausfahrt: Freiheit auf vier Rädern
Die Ausfahrt war ein Erlebnis für sich. Mit mir am Steuer, Erwin und seine Crew auf den anderen Sitzen, rollten wir im Konvoi durch die Straßen von Pampanga. Die Leute winkten uns zu, Kinder liefen lachend hinterher, und ich fühlte mich für einen Moment wie in einem amerikanischen Roadmovie – nur dass die Kulisse von Palmen und bunten Jeepneys geprägt war.
Die Mentalität der Filipinos zeigte sich auch hier: Offen, herzlich, immer für einen Spaß zu haben. Einer von Erwins Angestellten, ein junger Mechaniker, erzählte mir während der Fahrt von seiner Familie und davon, wie stolz er ist, Teil dieses besonderen Teams zu sein. Es war diese Mischung aus Begeisterung für Technik und echter Lebensfreude, die mich an diesem Tag besonders berührt hat.















Ein Tag, der nach Benzin und Abenteuer schmeckt
Als wir am Abend zurückkamen, war ich noch ganz aufgedreht von der Fahrt. Erwin lud mich ein, noch auf einen Drink zu bleiben, und wir saßen zusammen, lachten, erzählten Geschichten und ließen den Tag ausklingen. Für mich war es mehr als nur eine Spritztour – es war ein Eintauchen in die philippinische Seele, in Gastfreundschaft und Leidenschaft, die ansteckt.
Wenn ich heute an Pampanga denke, sehe ich nicht nur Reisfelder und Vulkane, sondern auch glänzendes Chrom, breite Grills und das Lächeln eines Mannes, der sich seinen amerikanischen Traum mitten auf den Philippinen erfüllt hat. Und ich? Ich durfte für einen Nachmittag Teil davon sein.
