Tagestrip Bacolod
Ein Hauch von Ewigkeit: Meine Reise zu „The Ruins“ in Bacolod
Kennst du das Gefühl, wenn du einen Ort betrittst und sofort spürst, dass hier eine große Geschichte in den Mauern lebt? Genau so ging es mir, als ich auf meiner Backpackerreise durch die Philippinen in Bacolod ankam und mich aufmachte, das legendäre „The Ruins“ zu entdecken. Was wie eine Szene aus einem alten Liebesfilm beginnt, entpuppt sich als eine der bewegendsten Geschichten, die ich je auf Reisen erlebt habe.
Die tragische Liebe von Don Mariano und Maria
Stell dir Don Mariano Ledesma Lacson vor: der jüngste Spross einer wohlhabenden Familie, Herr über eine riesige Zuckerrohrplantage in Talisay, ein Lebemann und Abenteurer. Das Leben meinte es gut mit ihm – bis er auf einer seiner Reisen nach Hong Kong der jungen, wunderschönen Portugiesin Maria Braga begegnete. Liebe auf den ersten Blick, wie aus einem Roman. Er holte sie nach Negros, heiratete sie und gemeinsam gründeten sie eine große Familie. Zehn Kinder krönten ihr Glück, das elfte war unterwegs, als das Schicksal erbarmungslos zuschlug: Maria stürzte hochschwanger, begann zu bluten, und trotz aller Bemühungen – der Arzt war zwei Tagesreisen entfernt – starben sie und das ungeborene Kind, bevor Hilfe eintraf.
Ich kann mir kaum vorstellen, wie Don Mariano sich gefühlt haben muss. Doch statt in seiner Trauer zu versinken, beschloss er, Maria ein Denkmal zu setzen – ein Herrenhaus, das ihre Liebe für immer bewahren sollte. Gemeinsam mit Marias Vater, der nicht nur finanzielle Unterstützung beisteuerte, sondern auch die Baupläne seines eigenen Herrenhauses aus Macau schickte, begann Mariano mit dem Bau. Das Ergebnis: eine Villa im italienischen Stil, mit liebevollen Details, wie den beiden „M“s auf jedem Pfeiler und einer besonderen Betonmischung, die Marias alabasterweiße Haut symbolisieren sollte.
Leben und Verlust – und ein Haus für die Ewigkeit
Das Herrenhaus wurde zum neuen Zuhause der Familie. Die Töchter bewohnten das Obergeschoss, die Söhne das Erdgeschoss – ein Arrangement, das offenbar so effektiv war, dass die Töchter nie heirateten. Vielleicht lag es an den strengen Brüdern, vielleicht an der Aura des Hauses, das so sehr von Liebe und Verlust durchdrungen war.
Doch auch diese Idylle wurde vom Lauf der Geschichte eingeholt. Im Zweiten Weltkrieg drohten die japanischen Besatzer, das Herrenhaus als Hauptquartier zu nutzen. Um das zu verhindern, setzten Guerillakämpfer das Anwesen in Brand. Drei Tage lang brannte das Feuer, das Dach und die hölzernen Böden stürzten ein, doch die Mauern – aus bestem Beton und mit Eisenbahnschienen verstärkt – trotzten den Flammen. Was blieb, war das Skelett des Hauses, das heute als „The Ruins“ bekannt ist – ein Monument der Liebe, das selbst Krieg und Zeit überdauert hat.
Ein Spaziergang durch Geschichte und Romantik
Als ich durch die Ruinen schlendere, spüre ich die melancholische Schönheit dieses Ortes. Die Sonne taucht die Mauern in goldenes Licht, Bougainvillea ranken sich an den Säulen empor, und der Springbrunnen vor dem Eingang erinnert an italienische Piazzas. Ich stelle mir vor, wie hier einst rauschende Feste gefeiert wurden, Kinder durch die Gänge liefen, und Maria vielleicht am Fenster stand, den Blick über die Plantage schweifen ließ.
Abends, wenn die Sonne untergeht und die Ruinen illuminiert werden, verwandelt sich der Ort in eine magische Kulisse. Die Mauern leuchten geheimnisvoll, die Schatten tanzen, und ich bin nicht der Einzige, der sich von der Atmosphäre verzaubern lässt. Paare, Familien, Fotografen – alle sind sie gekommen, um diesen besonderen Moment einzufangen. Es fühlt sich fast so an, als würde die Liebe von Don Mariano und Maria immer noch über dem Ort schweben.
Die Mentalität der Filipinos: Herzlichkeit und Stolz
Was mich besonders beeindruckt: Die Menschen hier sind stolz auf ihr Erbe. Die Guides erzählen die Geschichte mit einem Augenzwinkern, voller Leidenschaft und Humor. Sie sprechen Hiligaynon, Filipino und Englisch, und ich fühle mich sofort willkommen. Es ist diese Mischung aus Herzlichkeit, Respekt vor der Vergangenheit und Lebensfreude, die die Mentalität der Filipinos so besonders macht.
Fazit: Ein Ort, der bleibt
„The Ruins“ ist viel mehr als nur ein Fotomotiv – es ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird, an dem Liebe und Verlust, Krieg und Wiederaufbau spürbar sind. Ich verlasse das Gelände mit dem Gefühl, Teil einer großen Geschichte geworden zu sein. Und wer weiß – vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Schönheit, Tragik und Hoffnung, die mich noch lange begleiten wird.
Wenn du also jemals in Bacolod bist, nimm dir Zeit für einen Besuch bei „The Ruins“. Lass dich treiben, hör den Geschichten zu, und spüre die Magie eines Ortes, der beweist, dass Liebe wirklich ewig sein kann.















Bacolod Public Plaza: Musik, Geschichte und das Herz der Stadt
Zurück in der Stadt zieht es mich auf die Bacolod Public Plaza, den offiziellen Plaza del 6 de Noviembre. Hier schlägt das Herz Bacolods, hier treffen sich Alt und Jung, Liebespaare und Straßenverkäufer, Schüler und Musiker. Der Platz ist ein grünes Juwel mit einem Pavillon in der Mitte, auf dessen Dach die Namen großer Komponisten wie Beethoven und Mozart prangen – ein Beweis für die kulturelle Offenheit der Stadt.
Ich setze mich auf eine der Bänke, beobachte das bunte Treiben und komme mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der mir von der Geschichte des Platzes erzählt. Ursprünglich war er viel kleiner, bis ein großzügiger Bürger einen Teil seines Grundstücks spendete. Heute ist die Plaza nicht nur Schauplatz für Feste wie das MassKara Festival, sondern auch ein Ort der Begegnung und Erinnerung. Sogar Präsident Quezon pflanzte hier einst einen Baum – und der steht immer noch.










Fa Tzang Tempel: Ein Hauch von Fernost in Bacolod
Ein kurzer Spaziergang bringt mich zum Fa Tzang Tempel, dem größten buddhistischen Tempel der Stadt. Schon der Anblick des aquagrünen Daches und der steinernen Löwen am Eingang lässt mich innehalten. Die beiden Löwen – Yin und Yang – bewachen den Tempel und symbolisieren Harmonie. Ich steige die lange Treppe hinauf, vorbei an üppigem Grün und einem kleinen Schuppen, der mit Bildern chinesischer Götter bemalt ist.
Im Inneren des Tempels herrscht eine wohltuende Stille. Ich setze mich auf eine der Bänke im Garten, lasse die Atmosphäre auf mich wirken und spüre, wie der Lärm der Stadt langsam in den Hintergrund rückt. Ein Ort der Ruhe, an dem ich neue Kraft schöpfe.















Capitol Park and Lagoon: Wo das Leben pulsiert
Weiter geht’s zum Capitol Park and Lagoon, dem grünen Herzen Bacolods. Schon von Weitem sehe ich die goldenen Skulpturen – eine Frau mit einem Wasserbüffel am einen Ende, ein Mann mit Wasserbüffel am anderen. Kinder füttern die Tilapia-Fische in der Lagune, Jogger drehen ihre Runden, und auf der Wiese üben Schüler ihre Tanzchoreografien.
Ich lasse mich treiben, genieße die entspannte Stimmung und beobachte, wie Familien picknicken, Musiker im Open-Air-Auditorium proben und überall gelacht wird. Im Hintergrund thront das imposante Capitol-Gebäude, Sitz des Gouverneurs und Symbol für die Bedeutung Bacolods als Zentrum von Negros Occidental.













Metropolitan Cathedral of Saint Sebastian: Ein Wahrzeichen des Glaubens
Mein letzter Stopp ist die Kathedrale von San Sebastian, ein beeindruckendes Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert. Die Geschichte der Kirche reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als Missionare das kleine Dorf Magsungay unter den Schutz des Heiligen Sebastian stellten. Mehrfach umgebaut, mit Korallenstein aus Guimaras und Hartholz aus Palawan, wurde die Kirche 1933 zur Kathedrale erhoben. Heute erinnert sie an die wechselvolle Geschichte Bacolods – von Piratenüberfällen bis hin zur spanischen Kolonialzeit.
Drinnen herrscht eine feierliche Stille. Ich zünde eine Kerze an, denke an die Menschen, deren Lebenswege sich hier seit Jahrhunderten kreuzen, und spüre die tiefe Verbundenheit der Bacolodnons mit ihrem Glauben.















Begegnungen, Mentalität und das süße Leben
Was mich an Bacolod am meisten beeindruckt, sind nicht nur die Sehenswürdigkeiten, sondern die Menschen. Überall werde ich mit einem Lächeln begrüßt, man hilft mir weiter, fragt nach meiner Herkunft, lacht mit mir über meine holprigen Versuche, Hiligaynon zu sprechen. Die Bacolodnons sind stolz auf ihre Stadt, aber nie überheblich. Sie sind offen, herzlich und nehmen das Leben mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Vielleicht liegt es am Zucker, vielleicht an der Geschichte, vielleicht einfach an der Sonne.
Abends kehre ich noch einmal zurück zu den Ruins, diesmal im Dunkeln. Die Mauern werden kunstvoll illuminiert, und plötzlich wirkt das Gemäuer wie aus einer anderen Welt. Die Schatten tanzen, der Springbrunnen plätschert leise, und ich kann förmlich spüren, wie hier einst das Leben pulsierte. Ein magischer Ort, der mich tief berührt.










