Einen Tag unterwegs in Victoria
Einmal durch Zucker, Wasserfälle und Wunder – mein Abenteuer in Negros Occidental
Stell dir vor, du stehst oben auf einem grünen Hügel, der Wind spielt mit deinen Haaren, während du weit über die Zuckerrohrfelder und das bunte Leben von Negros Occidental blickst. In der Ferne glitzert das Meer, und irgendwo dazwischen rauschen sieben Wasserfälle durch einen dichten Dschungel. Willkommen auf meiner abenteuerlichen Backpackerreise durch die Seele der philippinischen Insel Negros – zwischen Eco-Parks, Bio-Farmen und einer Kirche, die nicht nur wegen ihres Namens für Aufsehen sorgt. Komm mit, ich nehme dich mit auf eine Reise, die nach frischer Luft, Zucker und einer Prise Revolution schmeckt.
Gawahon Eco Park: Über den Dingen schweben
Schon der Name „Gawahon“ klingt wie ein Versprechen: Von oben schauen, den Alltag weit hinter sich lassen. Als ich durch das Eingangstor des Gawahon Eco Park trete, spüre ich sofort, warum dieser Ort so besonders ist. Die Luft ist frisch, die Brise trägt den Duft von feuchter Erde und wilden Blumen heran. Unter mir breiten sich die Ebenen von Silay und EB Magalona aus – ein Flickenteppich aus sattem Grün, Zuckerrohrfeldern und kleinen Dörfern.
Hier oben, im nordwestlichen Teil des Mount Silay, fühlt es sich an, als würde die Zeit langsamer laufen. Die Einheimischen, denen ich begegne, grüßen mit einem herzlichen Lächeln und einem freundlichen „Maayong aga!“ – Guten Morgen auf Hiligaynon. Ihre Gelassenheit steckt an. Ich lasse mich treiben, folge schmalen Pfaden durch den Park und stoße auf einen der sieben Wasserfälle. Das Wasser stürzt über moosige Felsen, Gischt kühlt mein Gesicht. Leider schaffe ich es nicht, alle Wasserfälle zu besuchen – aber das macht nichts. Jeder einzelne, den ich sehe, ist eine kleine Oase, ein geheimer Rückzugsort im Dschungel.
Die Mentalität der Filipinos spüre ich hier besonders: Sie sind stolz auf ihre Natur, teilen sie aber gern mit neugierigen Reisenden wie mir. Ein älterer Mann erzählt mir, wie die Hütten früher aus Bambus und Nipa gebaut wurden, und dass „gawahon“ damals bedeutete, aus dem Fenster zu schauen und die Welt zu bestaunen. Genau dieses Gefühl habe ich jetzt.















Peñalosa Farms: Bio, bunt und voller Ideen
Mit dem Jeepney geht’s weiter nach Victorias City – vorbei an endlosen Zuckerrohrfeldern, die im Wind wiegen. Hinter einem unscheinbaren Einkaufszentrum entdecke ich die Peñalosa Farms. Was von außen klein wirkt, entpuppt sich als wahres Paradies für Bio-Liebhaber und Tüftler. Ramon „Mon“ Peñalosa, der Gründer, begrüßt mich herzlich. Er erzählt mir stolz, wie hier alles auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ausgerichtet ist.
Ich schlendere durch Reihen von Kräutern, Gemüse und Obst – alles bio, versteht sich. Sogar die Schweine und Hühner leben glücklich und gesund, ohne Antibiotika oder Hormone. Der Geruch? Frisch, nach Erde und Kräutern, kein bisschen nach Stall. Mon serviert mir einen Tee aus fünf Kräutern, die alle hier wachsen: Ashitaba, Taheebo, Gotukola, Pfefferminze und Calamansi. Während ich trinke, erklärt er mir, wie PET-Flaschen und alte Materialien als Pflanzgefäße recycelt werden. Die Kreativität hier ist ansteckend – und die Mentalität der Filipinos zeigt sich wieder: Aus wenig viel machen, immer mit einem Lächeln und einer Portion Erfindergeist.
Das Haupthaus, von Mons Sohn entworfen, ist aus gebrauchten Materialien gebaut und dient heute als Herberge für Bauern, die hier lernen, wie nachhaltige Landwirtschaft funktioniert. Ich komme ins Gespräch mit einer jungen Bäuerin, die mir erzählt, wie sie durch das Training auf der Farm ihr eigenes Dorf inspirieren will. Ihr Optimismus ist ansteckend – und ich frage mich, warum nicht überall so gearbeitet wird.




















Victorias Milling Company: Zucker, Geschichte und ein Hauch von Drama
Mein nächster Halt ist die Victorias Milling Company – ein echtes Schwergewicht in der philippinischen Wirtschaftsgeschichte. Schon beim Näherkommen rieche ich den süßen Duft von Zuckerrohr, der in der Luft liegt. Die Fabrik ist riesig, fast wie eine eigene Stadt. Ich stelle mir vor, wie hier seit 1919 Tonnen von Zucker produziert werden, wie die Maschinen rattern und die Arbeiter schwitzen. Leider durfte ich auch dieses Mal nicht auf das Werksgelände und nur die Kirche besichtigen, aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Die Überraschung kam am nächsten Tag.
Hier aber einmal ein paar Hintergrundinformationen zu der Zuckermühle:
Victorias Milling Company ist ein börsennotiertes Unternehmen auf den Philippinen, das 1919 gegründet wurde. Es ist der größte Zuckerproduzent des Landes und eine der größten Zuckermühlen und -raffinerien in Asien. Kerngeschäft ist die Produktion von integriertem Roh- und Raffinadezucker sowie Engineering-Dienstleistungen. Das Unternehmen wird an der Philippine Stock Exchange gehandelt und befindet sich in Victorias City, Negros Occidental, Philippinen, wo sich auch seine Werksanlagen befinden.
Die Victorias Milling Company wurde von Don Miguel Ossorio zusammen mit seiner Frau Maria Paz Yangco, Claudio Ruiz, am 7. Mai 1919 gegründet.
Zwei Jahre zuvor gründete Ossorio die North Negros Sugar Company, eine Zentrifugalmühle mit 300 Tonnen Zuckerrohr pro Tag in Manapla, Negros Occidental, wo die Zuckerpflanzer aus Victorias ihre Produkte mahlten. VMC war mit einer Kapazität von 1.500 TCD größer, als es 1921 seinen Betrieb aufnahm, und beide Unternehmen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg fusioniert. Ausrüstung und Maschinen in Manapla wurden verwendet, um den schwer beschädigten Standort in Victorias zu reparieren, und es wurde eine Zuckerraffinerie mit einer Kapazität von fast einer Million Pfund Zucker pro Jahr gebaut.
Bei seinem Börsengang im September 1993 brachte es erfolgreich 525 Millionen P auf.
Während der asiatischen Finanzkrise bemühte sich das Unternehmen während seiner Insolvenz im Jahr 1995 um einen Schuldenerlass. Buchhaltungsprobleme wurden bei der Verwendung von Kreditzuckerquedans aufgedeckt, die nicht bilanziert werden konnten. Seine schlechte finanzielle Situation wurde der Konkurrenz zugeschrieben, die durch billigen importierten Zucker verursacht wurde, der nicht mit voller Kapazität arbeitete, Kredite, die für Anlagenreparaturen und Unternehmungen in andere Industrien ausgegeben wurden, und die Handelserweiterung seiner Tochtergesellschaft, der North Negros Marketing Corporation.
Im März 1997 beantragte und erhielt das Unternehmen von 32 Gläubigern ein 90-tägiges Moratorium für die Tilgungszahlungen seiner Darlehen. Das Unternehmen wurde in diesem Jahr auch vom Börsenhandel ausgeschlossen, weil es die erforderlichen Unterlagen und Gebühren nicht eingereicht hatte, sowie Bedenken hinsichtlich wesentlicher Informationen der Offenlegungen des Unternehmens hatte. Die örtliche Börse gab 1999 eine Warnung heraus, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.
Der Vorstand ersetzte Gerardo B. Javellana im Juni 1997 durch Manuel Mañalac als Präsident. Bis Juli forderte er die SEC auf, weitere Schuldenzahlungen auszusetzen und einen Ausschuss einzurichten, der die Unternehmensführung überwacht und einen Sanierungsplan erstellt , die den Verkauf von Stammaktien, die Reduzierung von Schulden wie die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital, die Reduzierung der Belegschaft und die Aufnahme neuer Geschäftspartner beinhaltete. Isidro Alcantara Jr., damals Vizepräsident der PCIBank, wurde von der SEC zum Leiter des Ausschusses für die Umsetzung des Rehabilitationsplans ernannt.




















Angry Christ Church: Kunst, Glaube und ein bisschen Rebellion
Direkt auf dem Gelände der Victorias Milling Company steht die St. Joseph der Arbeiterkapelle, besser bekannt als „Angry Christ Church“. Schon der Name macht neugierig – und als ich eintrete, verschlägt es mir die Sprache. Die Kirche ist ein Meisterwerk moderner philippinischer Kunst und Architektur. Die Farben leuchten, das berühmte Wandbild des „Angry Christ“ zieht mich in seinen Bann.
Hier spürt man, wie eng Glaube, Kunst und das Leben der Zuckerarbeiter miteinander verwoben sind. Die Kapelle ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Symbol für die Kraft der Gemeinschaft und den Stolz der Menschen von Victorias. Ein älterer Herr erzählt mir, dass die Kirche für viele ein Zeichen des Widerstands und der Hoffnung war – besonders in schwierigen Zeiten.
















