700
Philippinen

Von Port Barton nach Puerto Princesa

Abschied von Port Barton – Mit dem Local Bus ins Abenteuer

Der Tag begann mit einem bittersüßen Gefühl. Port Barton hatte uns mit seinen entspannten Vibes und dem türkisblauen Wasser so in den Bann gezogen, dass der Abschied schwerfiel. Doch das nächste Abenteuer rief und wir entschieden uns ganz bewusst gegen den schnellen, engen Van, der Touristen wie Sardinen von A nach B bringt. Stattdessen hieß es: Rucksack schultern und rein in den Local Bus Richtung Puerto Princesa.

Schon beim Einsteigen war klar, dass das hier kein reiner Transfer, sondern Teil der Reise sein würde. Zwischen Hühnerkörben, Reissäcken und lachenden Kindern fanden wir einen Platz auf den abgewetzten Sitzen. Die Fenster standen offen, der Fahrtwind mischte sich mit dem Duft von gebratenem Reis, und mit jedem Kilometer wurde die Landschaft grüner und wilder. Immer wieder stiegen Einheimische zu, winkten uns freundlich zu oder begannen ein Gespräch. So erfuhren wir von versteckten Wasserfällen und kleinen Dörfern, die in keinem Reiseführer stehen. Die Fahrt zog sich zwar etwas, aber sie war entspannt und voller kleiner Geschichten, die man nur erlebt, wenn man sich auf das echte Leben einlässt.

Ankunft in Puerto Princesa – Mit dem Tricycle ins Herz der Stadt

In Puerto Princesa, kurz PP genannt, empfing uns das geschäftige Treiben einer Stadt, die auf den ersten Blick wenig mit dem ruhigen Port Barton gemein hat. Am Busterminal warteten schon die Tricycle Fahrer, die uns mit einem breiten Grinsen anboten, uns zu unserer Unterkunft zu bringen. Nach ein paar Minuten holpriger Fahrt durch enge Gassen erreichten wir das Hostel Privado, versteckt hinter einem schmalen Durchgang abseits der Hauptstraße. Der perfekte Mix: mitten im Zentrum, aber trotzdem ruhig.

Kaum die Rucksäcke abgeladen, zog es uns weiter. Wir wollten eine Enduro mieten, um die kommenden Tage flexibel zu sein. Unser Ziel: Palawan Peter. Ein Tipp von einem Freund, der sich als echter Glücksgriff erwies. Peter ist ein Original, immer für einen Plausch und ein paar Insider Tipps gut. Nach kurzem Smalltalk und dem obligatorischen Papierkram waren wir stolze Besitzer einer Enduro. Für den Abend reservierte ich noch einen Tisch im legendären Kalui, dann ging es los auf Sightseeing Tour.

Plaza Cuartel – Geschichte, die unter die Haut geht

Unser erster Stopp war der Plaza Cuartel, ein unscheinbarer Platz mit schwerer Geschichte. Die Überreste des alten Gefängnisses aus dem Zweiten Weltkrieg erzählen von einem dunklen Kapitel: Hier wurden amerikanische Kriegsgefangene von den Japanern eingesperrt und am Ende grausam ermordet, indem sie das ganze Gefängnis mit Benzin fluteten und anzündeten. Die Hinweistafeln schildern die Ereignisse so eindringlich, dass man unweigerlich einen Moment innehält. Viele Touristen gehen achtlos vorbei, doch wer sich die Zeit nimmt, spürt die Bedeutung dieses Ortes. Es ist einer dieser Plätze, die einen nachdenklich zurücklassen.

Ein kurzer Abstecher zur Immaculate Conception Cathedral

Direkt gegenüber liegt die Immaculate Conception Cathedral, eine kleine, aber sehenswerte Kirche. Die bunten Glasfenster und die ruhige Atmosphäre luden zu einem kurzen Moment der Stille ein. Während draußen das Leben tobte, herrschte hier drinnen eine ganz eigene Gelassenheit. Ein schöner Kontrast zum Trubel der Stadt.

Palawan Wildlife Rescue and Conservation Center – Ernüchterung im Krokodilpark

Weiter ging’s zum Palawan Wildlife Rescue and Conservation Center, das sich nach außen hin großspurig gibt, aber im Kern vor allem eine Krokodilaufzucht ist. Die Realität: Viele Gehege sind leer, die Wege teils kaum passierbar, und die wenigen Tiere, die noch da sind, wirken alles andere als glücklich. Es war ein ernüchternder Abstecher, der uns nachdenklich stimmte. Die Hoffnung bleibt, dass sich hier in Zukunft etwas zum Besseren wendet.

Baker’s Hill – Bunte Blumen und süße Versuchungen

Nach diesem Dämpfer brauchten wir etwas Aufmunterung und fanden sie auf Baker’s Hill. Was als kleine Bäckerei begann, ist heute ein kunterbunter Park mit kitschigen Figuren, gepflegten Gärten und jeder Menge Fotospots. Für europäische Augen vielleicht ein bisschen viel, aber die Blumenarrangements sind wirklich sehenswert. Wir schlenderten durch die Anlage, genossen die Aussicht von der kleinen Plattform und konnten natürlich nicht widerstehen, uns am Ausgang mit frischen Backwaren einzudecken. Die Mango Pies sind ein Traum.

Mitra’s Ranch – Ein bittersüßer Ausflug

Nur ein paar Minuten weiter liegt Mitra’s Ranch, eigentlich ein schöner Ort mit tollem Ausblick über die Landschaft. Doch unser Besuch wurde überschattet vom Anblick einer abgemagerten Stute mit Fohlen, die unter dem Pavillon angebunden waren. Ihr Zustand war so traurig, dass wir uns entschieden, nicht länger zu bleiben. Die Angestellten bemerkten schnell unser Interesse und führten die Tiere eilig weg. Ein Moment, der uns noch länger beschäftigte.

Kulinarischer Höhepunkt im Kalui

Abends war es dann Zeit für einen echten Klassiker: das Kalui. Seit meinem ersten Besuch in PP ist dieses Restaurant ein absolutes Muss. Schon beim Betreten fühlt man sich wie in einer Galerie, überall Kunstwerke und Skulpturen. Die offene Küche gibt Einblick in die Zubereitung der Gerichte, die allesamt frisch, kreativ und einfach köstlich sind. Wir ließen uns Garnelen, fangfrischen Fisch und exotische Gemüsegerichte schmecken. Für mich ist das Kalui mehr als ein Restaurant, es ist ein Erlebnis für alle Sinne, und das zu Preisen, bei denen man sich fragt, wie das möglich ist.

Noch ein kleine Blick auf unsere Teller … yummi yummi 🙂

Tikki Resto Bar – Livemusik und kurze Nächte

Nach dem Festmahl war der Abend noch lange nicht zu Ende. Direkt gegenüber unserer Unterkunft lockte die Tikki Resto Bar mit Livemusik. Die Band spielte Klassiker und lokale Hits, zwischendurch sorgte ein DJ mit Rap Einlagen für Stimmung. Die Atmosphäre war entspannt, die Drinks kalt, und wir ließen den Tag mit neuen Freunden ausklingen. Es wurde, wie so oft auf den Philippinen, eine kurze, aber umso schönere Nacht.

So endete ein Tag voller Kontraste: Von der entspannten Busfahrt mit Einheimischen über bewegende Geschichtsstunden, kitschige Parks, traurige Tiermomente bis hin zu kulinarischen Highlights und Livemusik. Puerto Princesa zeigte sich von vielen Seiten – und jede davon hatte ihren ganz eigenen Reiz.

Buy Me a Coffee at ko-fi.com

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You might also like