Tagesausflug in die nähere Umgebung
Abenteuer zwischen Buddha-Giganten, holländischen Sternen und donnernden Wellen
Stell dir vor, du stehst vor einer Buddha-Statue, die so hoch ist wie ein achtstöckiges Haus, wanderst durch Tunnel, die von uralten Geschichten erzählen, und spürst schließlich die salzige Gischt eines natürlichen Wasserwunders auf deiner Haut. Mein Tagesausflug rund um Tangalle war eine Reise durch Zeit, Glaube und Naturgewalten – und ich nehme dich mit auf diese ganz besondere Entdeckungstour.
Der Buddha von Dikwella – Zwischen Erleuchtung und Höllenqualen
Schon die Fahrt nach Dikwella, etwa 15 Kilometer von Tangalle entfernt, ist ein Erlebnis: Palmen rauschen, kleine Märkte blitzen am Straßenrand auf, und irgendwo zwischen Reisfeldern taucht plötzlich der Wewurukannala Vihara-Tempel auf. Ehrlich gesagt, ich habe selten so gestaunt wie beim Anblick dieser Buddha-Statue – 160 Fuß hoch, das sind satte 50 Meter. Sie thront über allem, als würde sie das ganze Land im Blick behalten.
Bevor ich jedoch dem friedvollen Gesicht des Buddha gegenüberstand, musste ich erst durch das, was ich nur als „Buddhistische Geisterbahn“ bezeichnen kann: lebensgroße Modelle von Dämonen und Sündern, detailverliebt und erschreckend real. Hier wird sehr anschaulich gezeigt, was passiert, wenn man den Pfad der Erleuchtung verlässt – von kochenden Kesseln bis hin zum Zersägen ist alles dabei. Ein kleiner Schauer läuft mir über den Rücken, aber irgendwie ist es auch faszinierend. Offenbar braucht jede Religion ihre eigenen Schreckensszenarien.
Die Wände des Tempels erzählen mit hunderten von Comic-artigen Bildern die Geschichten aus Buddhas Leben. Ich bleibe immer wieder stehen, entdecke neue Details, und ein älterer Mönch erklärt mir mit einem verschmitzten Lächeln die eine oder andere Szene. Am Eingang zieht eine riesige Uhr alle Blicke auf sich – ein mechanisches Meisterwerk von 1926, das bis heute jeden Morgen und Abend zur Tempelzeit läutet. Ich stelle mir vor, wie der Klang durch die Landschaft hallt und Menschen zum Innehalten bringt.




















Ein Leuchtturm und das Ende der Welt
Nicht weit entfernt erhebt sich ein alter Leuchtturm auf einer kleinen Landzunge. Das Gelände ist frei zugänglich, das Gebäude wirkt wie aus der Zeit gefallen. Leider darf man den Turm selbst nicht besteigen, aber allein der Blick auf das Meer, das hier scheinbar endlos gegen die Felsen schlägt, ist den Abstecher wert. Ich lehne mich ans Geländer, lasse den Wind durch die Haare wehen und stelle mir vor, wie hier einst Schiffe ihren Weg suchten.















Tunneltempel und der Traum vom größten Buddha
Weiter geht es nach Matara, zur Ostseite der Stadt, wo der Weherahena-Tempel liegt. Historisch gesehen ist der Tempel eher jung, doch seine Geschichte ist umso spannender: Ein Mönch wird Anfang des 20. Jahrhunderts als Strafe hierher geschickt – mit nichts als einer Decke, Matratze und Schale. Was macht er? Er organisiert die Dorfbewohner, baut erst ein Lehmhaus, dann – mit viel Ehrgeiz – die größte Buddha-Statue der Welt. Und weil ihm das nicht reicht, gräbt er einen Tunneltempel, inspiriert von alten Legenden.
Ich steige in den Tunnel hinab, umgeben von Wandmalereien, die Buddhas Leben und die Jataka-Geschichten erzählen. Es ist kühl und ruhig, fast meditativ. Am Ende des Tunnels stehe ich plötzlich vor einer weiteren riesigen Buddha-Statue, diesmal 39 Meter hoch. Der Tempel ist ein Ort des Friedens, aber auch ein Monument menschlicher Willenskraft und Gemeinschaft. Ein paar Einheimische lächeln mir zu, ein Kind winkt – und ich spüre, wie sehr dieser Ort noch heute lebt.




















Das Sternfort von Matara – Geschichte zum Anfassen
Das Star Fort ist ein Fort in Matara, am östlichen Ufer des Nilwala. Es wurde 1765 von den Niederländern erbaut und hieß ursprünglich Redoute Van Eck.
1640 vollendeten die Holländer die Hauptfestung in Matara, stellten jedoch fest, dass sie anfällig für Angriffe von Land war. Im Jahr 1761 mussten die Holländer infolge der Matara-Rebellion fliehen, bei der singhalesische Streitkräfte mit Unterstützung des Königreichs Kandyan das Fort angriffen und die Kontrolle über es übernahmen. 1763 erlangten die Holländer die Kontrolle über das Fort zurück und begannen in diesem Jahr mit dem Bau eines weiteren kleineren Forts am Ostufer des Nilwala-Flusses, um das Hauptfort vor Angriffen aus dem Fluss zu schützen.
Das Star Fort wurde in einer einzigartigen Form eines sechszackigen Sterns mit Platz für 12 große Kanonen gebaut, um Annäherungen aus allen Richtungen abzudecken. Das Glacis oder die Außenmauer ist ungefähr 7,5 Meter breit und von einem 6 Meter breiten und 3,1 Meter tiefen Wassergraben umgeben. Die Wallmauern der Festung bestehen aus Granitfelsen und Korallen und sind 4,3 m breit. Das Fort wurde gebaut, um eine kleine Garnison, Lebensmittelvorräte und genug Munition aufzunehmen, um einem Angriff standzuhalten, bevor es vom Hauptfort aus verstärkt wurde. Das Fort hatte auch zwei Gefängniszellen und einen Brunnen mit einem Durchmesser von 2,75 Metern in seiner Mitte, um Wasser zu liefern. Das Entwässerungssystem war intern und entsorgte das Wasser, das vom Monsunregen gesammelt wurde, zum Wassergraben. Über dem Haupttor ist das Baujahr mit den Insignien der Niederländischen Ostindien-Kompanie und dem Wappen des Gouverneurs, flankiert von zwei Walllöwen, eingeprägt. Auf dem mit Korallen verkleideten Eingangstor des Star Fort prangt zudem die „Redoute Van Eck 1763“, in Erinnerung an den holländischen Gouverneur von Ceylon, Lubbert Jan Baron van Eck. Das Dach des Gebäudes war ursprünglich mit Cadjan-Blättern gedeckt, die später durch Tonziegel ersetzt wurden.
Das Fort soll der letzte große Verteidigungsposten gewesen sein, der von den Niederländern gebaut wurde, aber nie die Gelegenheit hatte, seine Wirksamkeit zu beweisen. 1796 wurde das Fort mit der Übergabe des srilankischen Territoriums durch die Holländer an die Briten übergeben. Die Briten nutzten es als Verwaltungsbüro und Quartier des District Engineer of the Public Works Department. 1941 gab es einen Versuch des Staatsrates von Ceylon, das Fort an die Abteilung für Archäologie zu übergeben, der jedoch nicht stattfand. 1965 wurde es vom Stadtrat von Matara als öffentliche Bibliothek genutzt, bis es 1975 von der Abteilung für Archäologie erworben wurde. Die Abteilung für Archäologie führte zwischen 1986 und 1988 eine umfassende Restaurierung durch, bei der viele der modernen Strukturen entfernt und das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederhergestellt wurden. 2012 wurde die Zugbrücke mit Hilfe der niederländischen Regierung restauriert.
Ich schlendere durch die Anlage, stelle mir vor, wie Soldaten hier Wache schoben, Vorräte lagerten und auf Verstärkung warteten.
Über dem Eingang prangt das Baujahr, flankiert von zwei steinernen Löwen. Im Inneren entdecke ich alte Gefängniszellen, einen Brunnen und die Überreste der einstigen Garnison. Die Atmosphäre ist ruhig, fast feierlich – und doch spüre ich den Hauch vergangener Abenteuer und kleiner Dramen. Heute ist das Fort ein Museum, das die wechselvolle Geschichte der Region lebendig hält.














Das Hummanaya Blowhole – Wenn das Meer „Hoo“ ruft
Zum Abschluss wartet noch ein echtes Naturwunder auf mich: das Hummanaya Blowhole, das einzige seiner Art in Sri Lanka und das zweitgrößte der Welt. Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis – vorbei an kleinen Fischerdörfern, über Felsen und durch die salzige Luft. Plötzlich höre ich es: ein tiefes, donnerndes „Hoo“, das aus der Ferne zu mir dringt.
Ich stelle mich auf die Aussichtsplattform, die Spannung steigt. Dann, mit einem gewaltigen Fauchen, schießt eine Wasserfontäne bis zu 30 Meter in die Höhe, Gischt sprüht, die Sonne zaubert Regenbögen in die Luft. Die Kraft des Meeres ist hier förmlich greifbar – und ich kann nicht anders, als laut zu lachen vor Freude und Staunen. Kinder kreischen, Erwachsene zücken ihre Handys, und für einen Moment sind alle einfach nur fasziniert von diesem Schauspiel der Natur.







Epilog: Ein Tag voller Wunder
Am Ende dieses Tages bin ich erfüllt von Eindrücken: von der Spiritualität der Tempel, der stillen Wucht der Geschichte und der unbändigen Kraft der Natur. Ich habe gestaunt, gelacht, gelauscht – und vor allem gespürt, wie vielfältig und lebendig die Umgebung von Tangalle ist. Wenn du einmal das Gefühl haben willst, die Welt mit neuen Augen zu sehen, dann komm mit auf so einen Ausflug.
