Unterwegs in Galle und dem Dutch Fort
Stell dir vor, du wanderst durch jahrhundertealte Gassen, das Meer rauscht an mächtigen Mauern, und hinter jeder Ecke wartet Geschichte zum Anfassen. Galle Fort – das ist nicht nur ein Ort, sondern ein Abenteuer aus Stein, Salz und Geschichten. Komm mit auf meine Reise durch das Herz von Sri Lankas Süden, wo Vergangenheit lebendig bleibt und jeder Tag neue Entdeckungen verspricht.
Vom südlichsten Zipfel – Der Tondeswaram-Tempel
Die Reise beginnt am südlichsten Punkt Sri Lankas, am Dondra Head. Hier, wo der Wind ungebremst vom Indischen Ozean herüberweht, erhebt sich der Tondeswaram-Tempel, einer der legendären fünf Pancha Ishwarams, die dem Gott Shiva geweiht sind. Schon die Portugiesen fürchteten einst die spirituelle Macht dieses Ortes, denn der Tempel war ein Zentrum für Händler, Pilger und Könige. Jahrhunderte später, nach Zerstörung und Vergessen, wurde er 1998 wieder ausgegraben und von der hinduistischen Gemeinde liebevoll aufgebaut. Die Atmosphäre ist magisch – zwischen uralten Steinen und dem Duft von Räucherstäbchen spüre ich, wie Geschichte und Glaube miteinander verschmelzen.




















Das National Maritime Museum – Schätze aus dem Meer
Ein absolutes Highlight im Fort ist das National Maritime Museum, untergebracht in einem alten holländischen Lagerhaus von 1671 direkt über dem alten Tor. Beim Betreten fühle ich mich wie ein Entdecker auf Zeitreise: Modelle von Fischerbooten, Fundstücke aus jahrhundertealten Schiffswracks, uralte Navigationsgeräte und sogar ein Walknochen erzählen von Sri Lankas maritimer Vergangenheit. Der Tsunami von 2004 hat das Museum schwer getroffen, viele Artefakte gingen verloren. Doch mit Hilfe der Niederländer wurde alles wieder aufgebaut – ein Symbol für die Widerstandskraft der Menschen hier. Besonders beeindruckend: Die Dioramen, die das Leben der Fischer zeigen, und die Ausstellung zur Artenvielfalt der Meere rund um die Insel.




















Galle Fort – Ein Spaziergang durch die Zeit
Kaum betrete ich das Galle Fort, umfängt mich eine andere Welt. Die mächtigen Mauern, 1588 von den Portugiesen begonnen und im 17. Jahrhundert von den Holländern zu einer wahren Festung ausgebaut, trotzen seit über vier Jahrhunderten Wind, Wetter und sogar dem Tsunami von 2004. Die UNESCO hat das Fort als Weltkulturerbe ausgezeichnet – und das mit Recht. Hier leben Buddhisten, Christen, Muslime und Hindus Tür an Tür, und die kolonialen Häuser erzählen von einer Zeit, als Zimt und Edelsteine die Welt bewegten. Ich schlendere durch die Gassen, vorbei an alten Villen mit schweren Holztüren, und kann kaum glauben, dass hier noch immer das Leben pulsiert – zwischen Boutique-Hotels, kleinen Läden und Cafés, in denen der Duft von Curry und Kaffee in der Luft liegt.




















Galle Fort von oben – Drohnenblicke und Perspektivenwechsel
Manchmal braucht es einen Perspektivwechsel. Wer das Glück hat, Galle Fort aus der Luft zu sehen, versteht, warum dieses Bauwerk als Meisterwerk der Festungsarchitektur gilt. Die sternförmigen Bastionen, die schachbrettartig angelegten Straßen, die roten Ziegeldächer und das satte Grün der Gärten – all das wirkt wie eine Miniaturstadt aus einer anderen Zeit. Von oben sieht man, wie das Fort wie ein Schiff im Ozean liegt, umgeben von türkisfarbenem Wasser und weißen Wellenkämmen. Die Drohnenaufnahmen lassen mich staunen – und machen Lust, die Mauern selbst zu erklimmen.








Verlorene Pracht – Das verlassene Haus im Fort
Mitten im Fort stoße ich auf ein verlassenes Haus, dessen einst prächtige Fassade langsam von der Zeit zurückerobert wird. Die Fensterläden hängen schief, der Garten ist überwuchert, und dennoch spüre ich die Geschichten, die in diesen Mauern stecken. Warum ein so großes Grundstück einfach sich selbst überlassen wird? Vielleicht sind es Besitzverhältnisse, vielleicht fehlende Mittel – oder einfach das Vergessen. Für mich ist es ein Ort, der zum Träumen einlädt: Wer hat hier gewohnt? Welche Feste wurden gefeiert? Und wie mag das Leben hier vor hundert Jahren gewesen sein?
















Shoppen mit Stil – „Exotic Roots“ und mehr
Wer Lust auf ein bisschen Shopping hat, findet im Fort einige echte Schätze. Besonders ins Auge fällt mir der kleine Laden „Exotic Roots“ – eine Mischung aus Galerie, Concept Store und Café. Hier gibt es handbemalte Keramik, Schmuck, Mode und Kunst – alles mit einem modernen Twist, aber tief verwurzelt in der sri-lankischen Kultur. Die Besitzerin, selbst Künstlerin, hat gemeinsam mit ihren Töchtern einen Ort geschaffen, der Kreativität und Lebensfreude ausstrahlt. Ich stöbere durch die Regale, lasse mich beraten und finde ein handgemaltes Souvenir, das mich noch lange an Galle erinnern wird.




















Wohnen wie damals – Ein altes Wohnhaus
Ein paar Straßen weiter öffnet sich die Tür zu einem alten Wohnhaus, das heute als Museum dient. Hier bekomme ich einen Eindruck vom Alltag der Menschen, die einst im Fort lebten: Hohe Decken, kühle Innenhöfe, schwere Holzmöbel und bunte Fliesen erzählen von einer Zeit, als das Leben langsamer, aber nicht weniger spannend war. Ich stelle mir vor, wie Kinder im Innenhof spielten, während Händler aus aller Welt ihre Waren feilboten. Die Mischung aus holländischer Architektur und tropischem Lebensgefühl ist einzigartig – und macht Lust, selbst ein paar Tage in so einem Haus zu verbringen.




















Kunst und Andenken – „The Fort Art Gallery“
Kunstliebhaber kommen in der „Fort Art Gallery“ auf ihre Kosten. Die Galerie, untergebracht in einem historischen Kaufmannshaus aus Korallenstein, zeigt Werke lokaler Künstler, Skulpturen und sogar Sri Lankas erste Unterwasserskulpturenausstellung. Hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart, und ich komme mit Künstlern ins Gespräch, die von ihren Inspirationen erzählen. Ein perfekter Ort, um ein Stück Galle mit nach Hause zu nehmen – sei es als Gemälde, Fotografie oder einfach als Erinnerung an einen inspirierenden Nachmittag.




















Die Groote Kerk – Ein Hauch von Holland
Nicht zu übersehen ist die Groote Kerk, die große niederländisch-reformierte Kirche nahe dem Fort-Eingang. 1755 erbaut, thront sie auf dem höchsten Punkt der Festung. Die Geschichte der Kirche ist bewegend: gestiftet vom Kommandanten Casparus de Jong als Dank für die Geburt seiner Tochter, war sie lange das spirituelle Zentrum der holländischen Gemeinde. Beim Betreten umfängt mich der kühle Schatten, das Licht fällt durch bunte Glasfenster, und ich höre das leise Echo vergangener Gottesdienste. Besonders beeindruckend: der freistehende Glockenturm gegenüber, ein Überbleibsel des Vorgängerbaus. Die Kirche hat britische Veränderungen überstanden und ist bis heute ein Ort der Begegnung.




















Kolonialer Charme – Das Amangalla Hotel
Mitten im Fort liegt das Amangalla, ein elegantes Hotel in einem kolonialen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, umgeben von üppigen Gärten. Schon beim Betreten der Veranda fühle ich mich wie in eine andere Zeit versetzt: hohe Decken, antike Möbel, Ventilatoren, die leise surren. Hier mischt sich Luxus mit Geschichte, und der Blick auf die Festungsmauern und den Hafen erinnert daran, dass hier schon vor Jahrhunderten Gäste aus aller Welt ein und aus gingen. Ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen – und sich vorzustellen, wie einst holländische Händler hier ihre Geschäfte machten.




















Buddhismus im Fort – Der Sri Sudharmalaya Tempel
Obwohl die Mehrheit der Bewohner im Fort bis vor kurzem Buddhisten waren, gibt es nur einen buddhistischen Tempel: den Sri Sudharmalaya, 1889 auf einem gespendeten Grundstück errichtet. Die Architektur verrät den Einfluss der Kolonialzeit – mit europäischen Stilelementen, die sich in die traditionelle Bauweise mischen. Ich setze mich auf die Stufen, beobachte die Gläubigen beim Gebet und spüre, wie hier Religion und Geschichte auf besondere Weise verschmelzen.




















Kleine Gedenkstätten – Die Nama Buddhaya
Zuletzt entdecke ich eine kleine Gedenkstätte im Inneren der Festung, die Nama Buddhaya. Ein Ort der Stille, der zum Innehalten einlädt – und ein weiteres Beispiel dafür, wie vielfältig und vielschichtig das Leben im Galle Fort ist.










Fazit: Galle Fort – Ein Ort, der bleibt
Am Ende meines Rundgangs sitze ich auf der Mauer, lasse die Beine baumeln und schaue auf das Meer. Die Sonne taucht die Festung in goldenes Licht, Möwen kreisen, und irgendwo spielt jemand Gitarre. Galle Fort ist mehr als ein historisches Monument – es ist ein lebendiger Organismus, in dem Vergangenheit und Gegenwart, Menschen und Geschichten, Steine und Träume miteinander verwoben sind. Wer einmal hier war, nimmt ein Stück davon mit – im Herzen, im Kopf, und vielleicht auch in Form eines kleinen Souvenirs aus einem der vielen Läden.
