Das Phi Ta Khon Festival 2.ter Tag
Früher Aufbruch und Anreise
Schon gestern hatte ich gemerkt, dass das Phi Ta Khon Festival in Dan Sai ein ganz besonderes Erlebnis ist, aber heute, mit einer angepassten Tagesplanung, wurde mir das Ausmaß erst richtig bewusst. Bereits um 7 Uhr morgens verließ ich mein Hotel in Loei und machte mich auf die 90 Kilometer lange Fahrt nach Dan Sai. Schon in Loei war klar, heute würde es deutlich voller werden. Von allen Zufahrtsstraßen strömten Fahrzeuge heran, und ich war froh, mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Zwei Kilometer vor Dan Sai ging es für die Autos nur noch im Schritttempo weiter, während ich mit dem Bike flexibler blieb. Die Parkplätze waren um diese Zeit schon rar, aber dank meiner gestrigen Erkundung fand ich sofort wieder einen Platz für mein Motorrad.
Die Ankunft und erste Eindrücke
Auf der Hauptstraße herrschte bereits am Morgen reges Treiben. Überall tauchten maskierte Gruppen auf, die wie Gestalten aus einer anderen Welt wirkten. Riesige Masken mit langen, phallischen Nasen, wild bemalt in Neonfarben, funkelnde Pailletten, flatternde Bänder und darunter strahlende Gesichter, die sich einen Spaß daraus machten, Besucher zu erschrecken, zu necken oder einfach zum Lachen zu bringen. Schon beim ersten Schritt auf die Hauptstraße wusste ich, hier ist nichts wie sonst.
Die Magie der Masken
Die Masken, wie mir ein älterer Herr erzählte, werden aus Palmblattstielen und Bambuskörben gefertigt. Jede einzelne ist ein Kunstwerk, das Geschichten von Geistern und Ahnen erzählt. Die Tänzer bewegten sich in ihren Patchwork-Kostümen durch die Menge, Glocken klimperten an ihren Hüften, und immer wieder tauchte ein überdimensionierter Holzphallus auf, ein augenzwinkerndes Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenslust.
Die Parade aus der Vogelperspektive
Die eigentliche Parade sollte gegen 10 Uhr starten, also suchte ich mir einen Platz, von dem aus ich das Geschehen gut überblicken konnte. Nach kurzem Überlegen beschloss ich, auf einen der Werbetürme zu klettern, um das Spektakel von oben zu beobachten, als ehemaliger Gerüstbauer war das für mich ein Kinderspiel. Wie sich herausstellte, war das eine ausgezeichnete Entscheidung, denn als der Umzug losging, standen unten auf der Straße die Menschen dicht an dicht. Von meiner erhöhten Position konnte ich das bunte Treiben in aller Ruhe verfolgen. Maskierte Tänzer, Musik, Magie und ausgelassene Stimmung, die die gesamte Stadt erfasste.




















Ein unerwartetes Geschenk nach der Parade
Nach Stunden auf dem Gerüstturm, die Beine müde, der Rücken steif, war ich mehr als bereit für eine kleine Auszeit. Die Sonne brannte noch immer, doch am Wat Phon Chai wartete etwas, das ich so nicht erwartet hatte: eine Tongsen-Massage. Ich hatte schon von dieser besonderen Massageform gehört, doch was mich da erwartete, war mehr als nur eine einfache Entspannung. Es war ein Erlebnis, das mich tief durchrüttelte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Was ist Tongsen eigentlich ?
Tongsen ist keine gewöhnliche Massage. Sie stammt aus dem Norden Thailands, aus der Lanna-Kultur, und arbeitet mit kleinen Holzkeulen. Ja, richtig gehört, Holzkeulen ! Zwei unterschiedlich große Werkzeuge, die wie kleine Hämmer und Stäbe aussehen, werden rhythmisch auf bestimmte Körperstellen geklopft. Anfangs war ich skeptisch. Wie soll das wohl angenehm sein ? Doch die Masseurin begann zaghaft, fast spielerisch, und steigerte die Intensität langsam. Die Schläge fühlten sich an wie ein inneres Echo, das durch meinen Körper wanderte, fast meditativ und überraschend wohltuend.
Ein Körper, der neu erwacht
Die Wirkung der Tongsen-Massage war sofort spürbar. Mein Körper begann zu kribbeln, als würden sich Verspannungen lösen, die ich gar nicht bewusst wahrgenommen hatte. Die Durchblutung kam richtig in Schwung, und ich fühlte, wie Energie wieder frei fließen konnte. Es war, als würde jemand meinen Körper neu stimmen, wie ein Instrument vor einem großen Konzert. Die Massage verbindet Elemente von Akupressur, Klangtherapie und Tiefengewebsmassage, eine Kombination, die ich so noch nie erlebt hatte.
Mehr als nur eine Massage, sondern ein kleines Ritual
Was mich besonders faszinierte, war der präzise Rhythmus der Schläge. Kein wildes Draufhauen, sondern eine Art Musik, die meinen Körper zum Schwingen brachte. Ich ließ mich darauf ein, spürte, wie sich nicht nur mein Körper, sondern auch mein Geist öffnete. Nach der Session war ich zwar ein wenig benommen, aber gleichzeitig auch unglaublich leicht und klar im Kopf. Es fühlte sich an wie ein Reset, eine innere Neuausrichtung, die mich frisch und energiegeladen zurückließ.
Ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte
Wenn du in Thailand bist und Lust hast, etwas wirklich Besonderes auszuprobieren, dann lass dich auf Tongsen ein. Es ist mehr als nur eine Massage, es ist ein Ritual, das Körper und Geist verbindet. Und ganz ehrlich, nach so einer Behandlung fühlt man sich wie neu zusammengebaut. Auf die beste Art, die man sich vorstellen kann. Ich jedenfalls werde dieses Erlebnis nicht so schnell vergessen. Und wer weiß, vielleicht findest auch du dort deine ganz eigene Melodie.




Detailaufnahmen und Abschied
Nach dieser Tiefenentspannung stürzte ich mich noch einmal in die Menge um noch ein paar Detailaufnahmen von einzelnen Gruppen zu machen, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Auch am Nachmittag war der Zustrom der Zuschauer ungebrochen, als ich gegen 15 Uhr die Stadt verließ, herrschte auf der Zufahrtsstraße immer noch Stop-and-Go-Verkehr. Ich gehe davon aus, dass das Fest noch bis spät in den Abend weiterging, anders konnte ich mir den fortlaufenden Zustrom der Besucher nicht erklären.
Das Fazit. Masken, Musik und Magie
Das Phi Ta Khon Festival ist wirklich ein magisches Erlebnis. Masken, Musik und Magie vereinen sich zu einer einzigartigen Feier, bei der Tradition und Lebensfreude auf faszinierende Weise verschmelzen.




























Aufbruch ins Grüne
Schon am Morgen hatte ich meine Route auf Google Maps markiert, den ein paar vielversprechende Abstecher sollten den Rückweg zu meiner Unterkunft versüßen. Mein erster Halt, der Wat Pa Huay Lad. Ein noch junger Waldtempel, der sich wie aus dem Nichts aus dem satten Grün des Phu Ruea erhebt. Die Anfahrt über die kurvenreiche Route 21, rund sieben Kilometer östlich von Phu Ruea, war für sich schon ein Erlebnis. Knapp 40 Minuten von Loei entfernt, führte mich der Weg durch dichte Wälder und vorbei an sanften Hügeln. Allein das Fahren war wie meditieren mit Helm, die Landschaft, die Stille, das Gefühl von Freiheit.
Ein Tempel mit Geschichte
Als ich ankam, lag der Tempel eingebettet in eine fast schon kitschig schöne Szenerie, dichter Wald, ein ruhiger See, dahinter die Hügel. Auf den ersten Blick wirkt Wat Pa Huay Lad modern, doch seine Geschichte reicht bis in die 1940er zurück. Damals gründete der ehrwürdige Luang Pu Chob Thanasamo, ein Schüler der thailändischen Waldmönch-Legende Luang Pu Mun, hier eine kleine Meditationshütte. Jahrzehntelang war der Ort ein Rückzugsort für Mönche. Erst ab Ende der 1990er entstand die heutige, beeindruckende Tempelanlage.
Moderne Spiritualität
Heute erstreckt sich das Gelände auf fast 370 Rai. Im Zentrum steht eine riesige Meditations.- und Zeremonienhalle, modern, betonverstärkt, mit elegant geschwungenem Dach im typischen Thai-Stil. Die Halle misst stolze 12 mal 25 Meter und beherbergt eine strahlend weiße Buddha-Statue aus Kalzit, den Phra Sapphanya Rujang Dansamlot. Majestätisch, erhaben und sogar von der Königin persönlich geweiht. Ein spirituelles Kleinod, das viele noch gar nicht auf dem Schirm haben.
Kunst, Stille und Staunen
Vor der Halle ein stiller Teich, dahinter die Hügel, die Szenerie wirkt fast unwirklich friedlich. Was mich besonders begeisterte, überall auf dem Gelände stehen Statuen. Kaum zehn Meter, und schon wartet die nächste Figur, Guan Yin, Elefanten, Ganesha, Indra und natürlich die typischen Naga-Schlangen, die sich in endlosen Wellen durch das Gelände schlängeln. Glitzernd, bunt, dramatisch. Ein Fest für die Sinne, besonders für jemanden wie mich, der solche Details liebt.
Ruhe und Rückzug
Ich war ja am Tag des großen Phi Ta Khon Festival dort. Dadurch war es relativ ruhig. Keine großen Reisegruppen, keine Lautsprecher. Die meisten Besucher machten wohl wie ich einen Abstecher auf dem Heimweg des Festivals um noch ein wenig innere Ruhe nach dem Trubel zu finden. Im Tempel hieß es wie immer Schuhe aus, tief durchatmen, und ein paar stille Minuten in der Halle genießen. Ich schlenderte über das Gelände und ließ die Atmosphäre auf mich wirken.
Praktische Tipps und Fazit
Der Tempel öffnet meist gegen 7 Uhr morgens und schließt zwischen 17 und 18 Uhr. Eintritt kostet nichts, Fotos sind erlaubt, aber Respekt ist selbstverständlich, Schultern und Knie bedecken, logisch. Und, nimm dir Zeit. Der See lädt zum Sitzen und Sinnieren ein. Mein Fazit ? Wat Pa Huay Lad ist kein Insta-Spot mit Massenauflauf, sondern ein Ort zum Durchatmen. Wer mit dem Motorrad unterwegs ist und Stille sucht, ist hier goldrichtig. Für mich war es ein schöner Abstecher meiner Loei-Tour und eine ganz klare Empfehlung.




























Der vergessene Thewasathan Ganesha Phu Ruea
Vom Tempel aus führte mich mein Weg zu einem Ort, der auf keiner Karte wirklich verzeichnet ist, ein vergessener Ganesha Park, der eigentlich direkt an der Hauptstraße liegt, aber so vom wuchernden Grün am Wegesrand überwuchert ist, dass ihn kaum jemand wahrnimmt. Es fühlte sich an, als wäre ich auf eine geheime Welt gestoßen, die sich der Zeit und der Zivilisation entzogen hat.
Das surreale Relikt
Mitten im Nirgendwo, westlich von Loei, stand dieses surreale Relikt eines Hindu-Parks. Als hätten Indiana Jones und Walt Disney gemeinsam Camping gemacht, halbverfallene Betonbauten, Statuen, die aussahen, als hätten sie ein paar Jahre zu viel Sonne abbekommen, und überall Ganesha-Figuren. Eine davon sogar mit fünf Köpfen ! Ich dachte zuerst, ich hätte zu lange in meinem Helm geschwitzt. Der Ort heißt offiziell „Thewasathan Ganesha“, klingt ehrwürdig, wirkt aber eher wie ein spiritueller Themenpark, der mitten im Bau steckengeblieben ist.
Zwischen Verfall und Natur
Ein verblasstes Schild am Eingang warnte mit „No Entry – Under Construction“. Doch Bauarbeiten waren keine zu sehen, nur die Natur, die sich das Gelände langsam, aber entschlossen zurückeroberte. Ich konnte nicht widerstehen und zwängte mich durch eine Lücke im Zaun und stand plötzlich mitten in dieser Mischung aus Mystik, Verfall und einem großen „Was zur Hölle ist das hier eigentlich ?“.
Überall lagen verstreut Statuen von Ganeshas Reittier, der Ratte, eine davon so riesig, dass sie mich fast hypnotisierte. Betonlöwen mit finsterem Blick, Schlangengestalten, die sich um alte Sockel wanden, und ein offener Pavillon, bei dem ich nicht wusste, ob hier je jemand gebetet oder nur Fotos gemacht hat. Alles lag still, kein Laut außer dem Wind, der durch kaputte Dächer pfiff und eine Mischung aus Staub, feuchtem Moos und etwas Altem in der Luft trug.
Eigentlich wäre ich gerne weiter ins Gelände vorgedrungen, um zu sehen was sich hinter dem wuchernden Grün noch alles verbirgt. Allerdings war mir das stellenweise scharfkantige, hüfthohe Schilfgras nicht so ganz geheuer und ich wollte nicht aus Versehen eine Schlange oder sonstiges Getier aufschrecken. Also beließ ich es an manchen Stellen ein Bild aus sicherem Abstand zu machen.
Ein vergessener Schatz
Dieser Ort ist kein Tempel im klassischen Sinne. Hier kommt niemand zum Beten, auch wenn er nach meinen Informationen welche ich in Facebook dazu gefunden habe dafür gedacht war, sondern zum Staunen und ein bisschen auch zum Gruseln. Es fühlt sich an wie ein Ort, der eine Geschichte erzählen will, aber niemanden mehr hat, der zuhört. Vielleicht ein geplatztes Projekt, vielleicht einfach vergessen. Für mich war es ein kleiner Schatz, den ich durch Zufall entdeckt habe. Kein Eintritt, keine Menschenmassen, kein Souvenirshop, nur ich, mein Bike draußen am Zaun und dieser bizarre Ort, der langsam unter wildem Grün verschwindet.
Der Ganesha im Dornröschenschlaf
Wenn du mal in der Gegend bist, fahr hin. Erwarte keinen gepflegten Tempel mit goldenen Stupas, sondern eine vergessene Welt. Ein Ganesha im Dornröschenschlaf, mit Betonkruste und Moosbart. Und genau deshalb so verdammt faszinierend. Ein Ort, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart schwebt, geheimnisvoll und einzigartig.
































Ein letzter Blick im Gansha Park
Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit in Loei verflogen ist. Die sanften Hügel, das satte Grün und die friedliche Atmosphäre, all das schien mir zuzurufen: „Komm bald wieder.“ Während ich durch den Park schlenderte, fühlte ich mich fast wie ein Teil der Natur, als ob die Zeit für einen Moment stillstand.
Zurück im Hotel und die Gedanken an die nächste Etappe
Zurück im Hotel, während ich meine Sachen zusammenpackte, schlich sich schon ein Hauch von Vorfreude auf die nächste Etappe ein: Bangsaen. Ich ließ die Eindrücke von Loei noch einmal Revue passieren und stellte mir vor, wie es wohl am Meer sein würde, das Rauschen der Wellen und die frische Brise. Die Planung der Tour für den nächsten Tag half mir, den Kopf frei zu bekommen. Es war ein schöner Moment der Ruhe, bevor der Schlaf mich einholte.
Vorfreude auf Bangsaen und der Blick nach vorn
Mit dem festen Vorsatz, am nächsten Morgen ausgeruht und voller Energie aufzubrechen, legte ich mich schlafen. So endet mein Kapitel in Loei, aber die Reise geht weiter. Ich hoffe, du kannst die Ruhe und die kleinen magischen Momente im Gansha Park ein wenig nachempfinden. Und wer weiß, vielleicht packst auch du bald deine Sachen, um das nächste Abenteuer zu starten.
