Tagestrip Richtung Mae Salong
Abenteuer Mae Salong: Mit dem Motorrad durch Nordthailand
Stell dir vor, du fährst mit deiner Honda durch das morgendliche Nordthailand, die Sonne blinzelt durch den Dunst, und plötzlich stehst du vor einem Tor, das aussieht, als würde es zu einer anderen Welt führen. Was würdest du tun? Ich konnte nicht widerstehen – und was ich dahinter fand, hat mich noch lange beschäftigt.
Ein Ort, der nur im Namen am Mekong liegt
Schon früh am Morgen brummte meine Honda unter mir, als ich die Route 1089 nordwärts verließ. Die Sonne hing noch tief, als ich plötzlich vor einem riesigen Torbogen stand, der von zwei steinernen Wächterlöwen flankiert wurde. Der Laanthong Village Mekong Basin Cultural Park – ein Name, der große Flüsse und ferne Länder verspricht. Doch der Mekong selbst liegt weit entfernt; hier, etwa 36 Kilometer nördlich von Chiang Rai, trägt nur der Park den berühmten Namen.
Neugierig schob ich mein Motorrad durch das halb verrostete Tor. Die Wege waren von Gras überwuchert, die Gebäude wirkten wie Kulissen aus einem vergessenen Filmset. Hier und da blitzte noch etwas von der alten Pracht auf: Ein Pavillon mit filigranen Holzschnitzereien, eine verlassene Bühne, auf der einst Tänzer die Kulturen der Mekong-Länder feierten. Und dann, mitten im Dickicht, tauchte sie auf – die riesige Gong. Fünf Meter im Durchmesser, drei Tonnen schwer, mit den Tierkreiszeichen verziert. Ich konnte nicht widerstehen und schlug einmal kräftig dagegen. Der dumpfe, vibrierende Ton hallte durch die verlassene Anlage und ließ mich schmunzeln. Ob die Geister der Vergangenheit wohl kurz aufhorchten?
Die Geister der Bühne
Die Stille hier hatte etwas Magisches. Ich stellte mir vor, wie es gewesen sein muss, als Besucher noch Handwerkskunst bestaunten, Elefanten durch die Anlage zogen und überall Stimmengewirr herrschte. Heute war ich allein – und doch fühlte ich mich wie ein Entdecker auf Zeitreise.
Der Park, einst als Treffpunkt für die Kulturen der Mekong-Region gedacht, liegt heute verlassen da. Die Natur holt sich langsam zurück, was einst mit viel Aufwand gebaut wurde. Ich schlenderte durch die leeren Hallen, die Bühne knarzte leise im Wind, und im Schatten des Pavillons meinte ich, das Echo vergangener Feste zu hören.
Begegnung im Dickicht
Mitten im Dickicht raschelte es plötzlich. Mein Herz machte einen kleinen Satz, doch dann huschte nur eine Eidechse über den Weg und verschwand im Gras. Ich musste lachen – wenigstens einer, der sich hier noch wohlfühlt. Während ich weiterging, entdeckte ich eine alte Informationstafel, auf der die Vision des Parks beschrieben war: Ein Ort, an dem die Kulturen des Mekong zusammenkommen sollten, obwohl der große Fluss selbst nie in Sichtweite war.
Der Entdecker in mir
Als ich schließlich wieder auf mein Motorrad stieg, war ich nicht mehr derselbe wie vorher. Dieser Ort, der im Namen vom Mekong träumt, aber weit entfernt vom Fluss liegt, hatte etwas mit mir gemacht. Ich fühlte mich wie ein Entdecker auf Zeitreise, als hätte ich ein Stück Geschichte berührt, das nur für mich lebendig wurde. Die Sonne stand jetzt schon höher, die Welt draußen rief – aber ein Teil von mir blieb zurück, bei den steinernen Löwen und der riesigen Gong.
Und wer weiß: Vielleicht hallt mein Gongschlag ja immer noch durch die verlassenen Hallen und erinnert die Geister daran, dass hier einst Leben war – und vielleicht eines Tages wieder sein wird.




















Doo-Dao-Doi Farm & Homestay – Natur pur auf Bambuswegen
Weiter ging’s, die Straße schlängelte sich in die Berge. Die Luft wurde frischer, das Grün intensiver. Schließlich erreichte ich das Doo-Dao-Doi Farm & Homestay, ein kleines Paradies aus Holz, Bambus und Lehm, das sich harmonisch in die Landschaft schmiegt.
Eine freundliche ältere Dame winkte mir zu, als ich mein Motorrad abstellte. „Komm, schau dir die Aussicht an!“, rief sie und deutete auf eine Bambusbrücke. Ich balancierte darüber, begleitet vom Knarzen der Stämme – ein bisschen Nervenkitzel inklusive. Oben auf der Plattform blieb mir kurz der Atem stehen: Vor mir öffnete sich ein Panorama aus sanften Hügeln, Teefeldern und Nebelschwaden, die wie Watte über den Gipfeln lagen.
Ich atmete tief ein, ließ mich auf die Bank fallen und genoss diesen Moment. Manchmal braucht es nicht viel – nur einen guten Platz, eine Tasse Tee und die Gewissheit, dass das Abenteuer weitergeht.















Wat Phra That Santitham – Goldene Stille über den Hügeln
Mit neuer Energie schwang ich mich wieder aufs Bike. Mein Ziel: Wat Phra That Santitham, ein Tempel, der schon von weitem mit seiner goldenen Spitze aus dem Grün leuchtet. Die Anfahrt ist ein kleines Abenteuer für sich – enge Kurven, steile Anstiege, und immer wieder dieser Ausblick auf die umliegenden Hügel.
Am Fuß der großen, geschwungenen Treppe hielt ich inne. Die Sonne spiegelte sich in den goldenen Details der Pagode, während ein leichter Wind die Gebetsfahnen flattern ließ. Ich zog meine Schuhe aus, wie es sich gehört, und stieg langsam hinauf. Oben angekommen, umfing mich eine friedliche Stille. Die Hauptpagode, kunstvoll verziert, strahlte eine fast meditative Ruhe aus. Ein paar Mönche fegten den Hof, ein Hund döste im Schatten.
Ich setzte mich auf die Treppenstufen, ließ den Blick schweifen und spürte, wie der Alltag immer weiter in die Ferne rückte. Hier oben, zwischen Himmel und Erde, fühlte ich mich plötzlich ganz leicht.




















Wat Santi Khiri – Der Chedi über den Wolken
Ein paar Kilometer weiter wartete das nächste Highlight: Wat Santi Khiri. Schon aus der Ferne sah ich den eleganten Chedi auf dem Hügel thronen, als würde er die Wolken berühren. Die Auffahrt war steil, mein Motorrad kämpfte tapfer, aber der Ausblick entschädigte für jede Mühe.
Der Chedi selbst ist ein modernes Meisterwerk im Lanna-Stil, gebaut zu Ehren der Prinzessinnenmutter. Die grauen Kacheln glitzerten in der Sonne, goldene Platten schmückten die Glocke an der Spitze. Ich umrundete die Basis, bewunderte die stehenden Buddha-Bilder in den Nischen und ließ die Atmosphäre auf mich wirken.
Ein paar Einheimische kamen vorbei, grüßten freundlich und fragten, woher ich komme. „Germany“, antwortete ich, und sofort entspann sich ein kleines Gespräch über Motorräder, das Wetter und die Schönheit der Berge. Es sind diese Begegnungen, die eine Reise besonders machen.




















Mae Salong Nok – Zwischen Tee, Geschichte und Bergen
Der Weg führte mich weiter nach Mae Salong Nok, einem kleinen Ort, der wie ein verstecktes Juwel in den Bergen liegt. Die Straßen sind schmal, die Häuser schmiegen sich an die Hänge. Über allem thront das Dorf Santikhiri, bekannt für seine bewegte Geschichte und den chinesischen Einfluss.
Ich parkte mein Motorrad am Straßenrand und schlenderte durch die Gassen. Der Duft von frischem Tee lag in der Luft, überall waren kleine Läden, in denen ältere Damen Oolong-Tee anboten. Ich ließ mich zu einer Tasse überreden, setzte mich auf die Veranda und lauschte den Geschichten der Einheimischen. Sie erzählten von alten Zeiten, vom Wandel der Region und davon, wie der Tee ihr Leben prägt.
Die Landschaft hier oben ist ein Traum – sattes Grün, sanfte Hügel und immer wieder dieser weite Blick bis zum Horizont. Ich fühlte mich angekommen, als hätte die Reise genau hier ihren Sinn gefunden.















Pon Nam Rong Hotspring – Entspannung im Dampf
Nach so viel Abenteuer und Eindrücken war es Zeit für eine Pause. Die Pon Nam Rong Hotspring im Huai Nam Dang Nationalpark warteten – und ich war mehr als bereit für ein wenig Wellness.
Die heißen Quellen liegen idyllisch inmitten von Longan- und Duriangärten. Schon beim Absteigen vom Motorrad spürte ich die feuchte Wärme in der Luft. Ich ließ mich in eines der Becken gleiten, das Wasser angenehm warm, fast wie eine Umarmung. Um mich herum nur das Zwitschern der Vögel und das leise Plätschern des Wassers.
Ich schloss die Augen, ließ die Erlebnisse des Tages Revue passieren und spürte, wie die Müdigkeit von mir abfiel. Hier, zwischen Dampf und Natur, war ich einfach nur glücklich.




















So fühlt sich ein Tag auf dem Motorrad in Nordthailand an: voller Überraschungen, Begegnungen und unvergesslicher Momente. Wer weiß, was hinter der nächsten Kurve wartet…
