Alter Güterbahnhof
Verlassene Gleise, fliegende Kameras und ein Hauch von Nostalgie – Mein Streifzug durch Prag 3
Stell dir vor, du stehst morgens auf, die Stadt ist noch ruhig, und du weißt: Heute wartet ein kleines Abenteuer direkt vor deiner Haustür. Genau so fühlte ich mich, als ich mich aufmachte, einen meiner Lieblingsorte in Prag 3 zu besuchen – einen Ort, an dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und die Natur langsam ihr Terrain zurückerobert.
Zwischen Rost und Wildwuchs: Der alte Güterbahnhof Žižkov
Kaum zehn Minuten von meiner Unterkunft entfernt, liegt das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Žižkov. Früher ein pulsierender Umschlagplatz für Waren, heute eine Mischung aus Lost Place und lebendigem Lager für kleine Firmen. Die Gleise sind von Unkraut überwuchert, die Ladetürme rosten vor sich hin, und überall blitzen Relikte aus einer anderen Zeit hervor. Hier schlägt mein Fotografenherz höher – und die Drohne ist natürlich auch immer dabei.
Ich liebe es, wie die Sonne am Nachmittag durch die zerbrochenen Fenster der alten Hallen fällt und die Schatten der Stahlträger über den Boden tanzen. Manchmal treffe ich auf andere Neugierige: Ein älterer Mann, der mir erzählt, wie er früher hier gearbeitet hat, oder ein junger Streetart-Künstler, der die Mauern mit neuen Farben versieht. Es ist diese Mischung aus Verfall und Leben, aus Vergangenheit und Gegenwart, die diesen Ort so besonders macht.
Während ich meine Drohne aufsteigen lasse, eröffnet sich ein ganz neuer Blick: Das Schienengewirr aus der Vogelperspektive, die verwilderten Flächen, die langsam von Birken und Gräsern zurückerobert werden, und mittendrin das geschäftige Treiben der kleinen Lagerfirmen. Ein faszinierender Kontrast, der mich jedes Mal aufs Neue begeistert.















Ein Sprung in die Vergangenheit: Der Nový Antik Bazar
Wenn du schon mal in der Ecke bist und ein Faible für alte Spielautomaten oder andere Antiquitäten hast, dann solltest du unbedingt beim Nový Antik Bazar vorbeischauen. Der Eingang ist knallblau und wirklich nicht zu übersehen – direkt an den Gleisen gelegen, als hätte ihn jemand aus einer anderen Zeit hierher gebeamt.
Drinnen erwartet dich ein echtes Kuriositätenkabinett: Von antiken Möbeln über verspielte Lampen bis hin zu skurrilen Automaten aus den 80ern. Der Besitzer, ein echter Geschichtenerzähler, weiß zu jedem Stück eine Anekdote – und manchmal ertappst du dich dabei, wie du dich fragst, ob die Geschichten oder die Objekte selbst verrückter sind. Hier wird Handeln noch mit Handschlag besiegelt, bezahlt wird in bar, und manchmal findest du zwischen all den Kostbarkeiten ein echtes Schnäppchen.
Ich habe mich dabei ertappt, wie ich minutenlang an einem alten Flipperautomaten hängen geblieben bin, während neben mir zwei Sammler über den Zustand einer Jugendstil-Lampe diskutierten. Es ist dieser Mix aus Staunen, Lachen und ein bisschen Nostalgie, der den Besuch zu einem Erlebnis macht.















Begegnungen, die bleiben
Was diese Ecke von Prag für mich so besonders macht, sind die Begegnungen. Ob es die Lagerarbeiter sind, die mir einen Kaffee anbieten, während ich auf den perfekten Lichtmoment warte, oder die Antiquitätenhändler, die mit leuchtenden Augen von ihren Schätzen erzählen – hier fühlt sich alles ein bisschen echter an als im glänzenden Stadtzentrum.
Und dann sind da noch die kleinen Momente: Ein Hund, der zwischen den Schienen herumstromert. Ein alter Koffer, der auf dem Bahnsteig steht, als würde gleich jemand damit verreisen. Oder das zufällige Gespräch mit einem anderen Fotografen, der genauso fasziniert ist wie ich.
Fazit: Ein Tag voller Kontraste und Geschichten
Am Ende des Tages sitze ich auf einer der alten Laderampen, die Kamera voller Bilder und den Kopf voller Eindrücke. Hier, zwischen rostigen Gleisen und antiken Schätzen, spürst du, wie lebendig Geschichte sein kann – und wie viel Freude es macht, sie zu entdecken.
Wenn du Lust hast, Prag mal abseits der Touristenpfade zu erleben, dann komm vorbei. Lass dich treiben, schau nach oben, nach unten und vor allem: Sei neugierig. Denn manchmal sind es die versteckten Orte, die die besten Geschichten erzählen.
