Mein letzter Tag in Phong Nha
Abschiedsstimmung in Phong Nha
Der letzte Tag in einem Ort fühlt sich immer ein bisschen an wie das Ende eines guten Buches. Man weiß, dass man gehen muss, aber eigentlich möchte man noch ein Kapitel dranhängen. Heute wollte ich die Umgebung noch einmal ganz bewusst erleben und entschied mich für einen Ausflug zu einem Ort, der zwar weniger von Natur, dafür aber umso mehr von Geschichte geprägt ist, dem Tượng đài Thanh Niên Xung Phong.
Am Tượng đài Thanh Niên Xung Phong, einem Denkmal voller Geschichten
Schon der Weg dorthin ist ein kleiner Zeitsprung. Das Denkmal liegt am Rand von Xuân Sơn, direkt am Beginn der berühmten Đường 20 Quyết Thắng, der „Straße des entschlossenen Sieges“. Hier, am Eingang zum Weltnaturerbe Phong Nha-Kẻ Bàng Nationalpark, erhebt sich das Monument aus massivem Naturstein, zwölf Meter hoch, wuchtig und doch voller Leben. Die drei Figuren, die das Denkmal prägen, strahlen eine Mischung aus jugendlicher Energie, Entschlossenheit und Optimismus aus, als könnten sie jeden Moment loslaufen, um eine neue Aufgabe zu meistern.
In den 1960er und 70er Jahren war Quảng Bình, die Provinz rund um Phong Nha, ein strategisch wichtiger Knotenpunkt. Die Straße 20 war Teil des legendären Ho-Chi-Minh-Pfads, jener Nachschubroute, die durch dichten Dschungel und schroffe Berge führte und das Rückgrat der Versorgung für den Süden bildete. Die Thanh Niên Xung Phong, die „Jungen Freiwilligen“, waren meist kaum älter als zwanzig und stemmten sich gegen Bomben, Erdrutsche und Entbehrungen. Sie reparierten Straßen, räumten Bombenkrater und sicherten so den Nachschub, oft unter Lebensgefahr. Viele von ihnen kehrten nicht zurück.
Das Denkmal erinnert nicht nur an diese Opfer, sondern auch an den Mut und die Lebensfreude, mit der die Jugendlichen damals an ihre Aufgabe gingen. Zwei steinerne Reliefs, jeweils 24 Meter lang und drei Meter hoch, zeigen Szenen von der Arbeit. Jugendliche, die mit Schaufeln und bloßen Händen Berge versetzen, Bombenlöcher füllen und den Weg freimachen für die nächste Kolonne. Besonders eindrucksvoll, ein riesiger Felsblock, der einst den Eingang zur „Hang 8 cô“, der Höhle der acht Mädchen, verschloss, steht heute als stummer Zeuge auf dem Platz vor dem Denkmal.
Ein stiller Moment der Erinnerung
Es ist ruhig hier, fast andächtig. Die Pandemie hat die Gegend entschleunigt, es sind kaum Menschen unterwegs. Ich stehe eine Weile vor den Figuren, lasse den Blick über das Relief schweifen und versuche mir vorzustellen, wie es damals war. Der Lärm der Flugzeuge, das Krachen der Bomben, und mittendrin diese jungen Menschen, die einfach weitermachen. Es ist ein Ort, der Demut lehrt und Dankbarkeit.




















Der Übergang in die Ruhe des Botanischen Gartens
Nicht weit vom Denkmal entfernt lag der Botanische Garten, mein nächstes Ziel. Hier empfing mich eine ganz andere Atmosphäre. Ruhe, fast meditativ, verstärkt durch die Pandemie, die das Leben sonst sonst so lebendig macht, stillgelegt hatte. Üppige Pflanzen in allen Grüntönen, exotische Bäume, farbenfrohe Blumen und zarte Farne begleiteten mich auf schattigen Wegen. Kleine Teiche und versteckte Ecken luden zum Verweilen ein, während nur das leise Rascheln der Blätter und das Zwitschern seltener Vögel die Stille durchbrachen.
Ein stilles Zusammenspiel von Geschichte und Natur
Die Kombination aus der historischen Schwere des Denkmals und der friedlichen Schönheit des Gartens machte diesen Abschnitt meiner Reise besonders eindrucksvoll. Hier traf Vergangenheit auf Gegenwart, Kampf auf Frieden, menschlicher Einsatz auf die unaufhaltsame Kraft der Natur. Gerade in der ruhigen Zeit der Pandemie spürte ich diese Verbindung besonders intensiv, ein Moment der Besinnung und des Staunens, der mir lange in Erinnerung bleiben wird.








































Vom Botanical Garden zur Eight Ladies Cave
Nach meinem entspannten Spaziergang durch den Botanical Garden setzte ich meine Reise fort. Die Tour verlief überall ungewöhnlich still, keine Menschenmassen, nur die Natur, die in aller Ruhe ihre Schönheit zeigte. Die frische Luft und das satte Grün begleiteten mich, als ich mich auf den Weg zur nächsten Station machte.
Die Eight Ladies Cave und die Geschichte im Fels
Schon von weitem konnte ich die mächtigen Felsbrocken sehen, die ich zuvor am Tượng đài Thanh Niên Xung Phong bewundert hatte. Die Eight Ladies Cave liegt eingebettet in die dichten Wälder und die sanften Hügel der Region. Die Höhle ist nicht nur ein beeindruckendes Naturwunder, sondern auch ein Ort mit einer bewegenden Geschichte. Acht junge Frauen hatten hier während des Krieges Schutz gesucht, doch eine Explosion verschloss den Eingang, und sie konnten nicht mehr entkommen. Dieses Schicksal macht die Höhle zu einem stillen Mahnmal für Mut und Opferbereitschaft.
Stille und Nachklang
Der Weg zur Höhle führte mich durch eine Landschaft, die trotz der historischen Schwere eine beruhigende Wirkung hatte. Die Natur schien die Geschichte zu umarmen und ihr eine friedliche Atmosphäre zu verleihen. Ich stand vor dem Höhleneingang, spürte die Ruhe und dachte an die acht jungen Frauen, deren Mut hier unvergessen bleibt. Es war ein Moment der Einkehr, der mich tief berührte und die Reise um eine besondere Erfahrung reicher machte.
























Von der Eight Ladies Cave zur Nurse Ladies Cave
Nach dem Besuch der Eight Ladies Cave, die mich mit ihrer stillen Geschichte tief bewegt hatte, machte ich mich auf den Weg zur Nurse Ladies Cave. Die Fahrt zur Nurse Ladies Cave führte mich durch eine Landschaft, die trotz der Pandemie ihre wilde Schönheit bewahrte. Dichte grüne Wälder und schroffe Felsen begleiteten mich. Das leise Rauschen eines Baches und das Zwitschern vereinzelter Vögel begleiteten meine Fahrt und ließen die Zeit fast stillstehen.
Die Geschichte hinter der Nurse Ladies Cave
Im Gegensatz zur bekannteren Eight Ladies Cave hat die Nurse Ladies Cave ihre ganz eigene Geschichte. Hier suchten während des Krieges Krankenschwestern Schutz und leisteten Hilfe, ein Ort, der von Fürsorge und Mut erzählt. Die Höhle selbst wirkt weniger touristisch erschlossen, was ihr eine besondere Ruhe und Intimität verleiht. Man spürt förmlich die Geschichten, die in den Felsen verborgen sind.
Ein stiller Ort der Erinnerung
Vor dem Eingang der Höhle stand ich lange und ließ die Atmosphäre auf mich wirken. Die Natur um mich herum schien die Geschichte zu bewahren, ohne viele Worte zu brauchen. Die Nurse Ladies Cave ist ein Ort, der nicht nur die Vergangenheit ehrt, sondern auch zum Nachdenken einlädt, über Mut, Menschlichkeit und die Kraft der Stille. In der Ruhe dieser Umgebung konnte ich die Bedeutung dieses Ortes besonders intensiv erleben und fühlte mich tief verbunden mit der Geschichte und den Menschen, die hier gewirkt hatten.
















Eindrücke von meinem letzten Tag in der Natur von Phong Nha
An meinem letzten Tag in Phong Nha, dieser faszinierenden Naturoase, fühlte ich mich wie in einer anderen Welt. Die Landschaft hier ist wirklich einzigartig. Überall erheben sich die majestätischen Karstberge, die über Millionen von Jahren von Wasser und Wind geformt wurden. Ihr schroffer, grüner Anblick steht in starkem Kontrast zu den sanft fließenden, türkisfarbenen Flüssen, die sich durch das Tal schlängeln. Es ist, als hätte die Natur hier ihre ganze Kunstfertigkeit ausgebreitet.








































Ein letzter Blick zurück
Phong Nha verabschiedet sich heute von mir mit einer Mischung aus Natur und Geschichte. Der Besuch am Tượng đài Thanh Niên Xung Phong war mehr als nur ein Zwischenstopp, es war eine kleine Zeitreise und ein stilles Versprechen, die Geschichten dieses Landes nicht zu vergessen.
Mein letzter Tag hier war eine perfekte Mischung aus Staunen, Abenteuer und stiller Einkehr. Phong Nha hat mich mit seiner wilden Schönheit, seinen hisorischen Orte und seiner geheimnisvollen Atmosphäre tief beeindruckt. Es ist ein Ort, an dem man die Natur und die Geschichte des Landes in ihrer ursprünglichsten Form erleben kann und genau das macht ihn so unvergesslich.
