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Vietnam

Nächster Halt – Ninh Binh

Ein unerwarteter Stopp vor goldenen Toren

Manchmal sind es die spontanen Zwischenstopps, die einer Reise das gewisse Etwas verleihen. Auf dem Weg zu meiner nächsten Unterkunft in Hou Lu kam ich mit meinem Bike an einem Bauwerk vorbei, das mich sofort in seinen Bann zog. Es war, als hätte jemand mitten in die vietnamesische Landschaft ein Stück Europa gepflanzt, nur noch eine Spur prunkvoller und irgendwie surrealer. Ich musste anhalten, abteigen, und wenigstens ein paar Fotos von außen machen. Vor mir ragte das Lâu Đài Thành Thắng auf, ein Palast, der so gar nicht in das Bild der ruhigen, ländlichen Umgebung passen wollte.

Das Lâu Đài Thành Thắng, Prunk und Protz am Straßenrand

Schon aus der Ferne war klar, hier hat jemand nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das Lâu Đài Thành Thắng, benannt nach den beiden Söhnen des Bauherrn, steht wie ein Monument des Überflusses am Rand von Ninh Bình, direkt an der Nationalstraße 1A. Der Bauherr, ein Zement-Magnat namens Đỗ Văn Tiến, hat hier seit 2016 eine Vision verwirklicht, die ihresgleichen sucht. Wo früher Reisfelder und sumpfiges Land waren, erstreckt sich heute ein Palast, der von außen an den Petersdom in Rom erinnert, mit goldenen Kuppeln, mächtigen Säulen und einer Fassade, die im Sonnenlicht fast blendet.

Die gesamte Anlage ist von einem massiven Zaun umgeben, das Tor allein wirkt so monumental, dass man sich fragt, ob es nicht schon als eigenes Bauwerk durchgehen könnte. Dahinter erstreckt sich ein riesiger Park mit uralten Bäumen, von denen jeder einzelne angeblich Millionen wert ist. Ich stelle mir vor, wie der Besitzer durch die Alleen flaniert, vorbei an den beiden Nebengebäuden, die er für seine Söhne errichten ließ und dann hinein in das eigentliche Herzstück, den Palast selbst. Leider bleibt mir der Blick ins Innere verwehrt, denn Besucher sind hier nicht vorgesehen. Alles, was ich habe, sind ein paar Fotos durch das schmiedeeiserne Tor und jede Menge Staunen.

Architektur zwischen Europa und Vietnam

Das Lâu Đài Thành Thắng ist ein Paradebeispiel für den Hang vietnamesischer Unternehmer, mit ihren Palästen ein Statement zu setzen. Die Architektur ist eine wilde Mischung aus klassischem Europa und vietnamesischer Detailverliebtheit. Die Hauptkuppel, inspiriert vom Petersdom, thront über dem Gebäude, flankiert von kleineren Türmen und einer Vielzahl von Verzierungen, die zum Teil mit Blattgold überzogen sind. Die Fassade ist in einem hellen, fast goldenen Ton gehalten, der dem Ganzen einen Hauch von Versailles verleiht. Die Dimensionen sind beeindruckend. Der Palast selbst hat sechs Etagen, jede davon mit großzügigen Balkonen, und der gesamte Komplex erstreckt sich über eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern.

Ein Palast für die Ewigkeit

Während ich vor dem Tor stehe, frage ich mich, wie es wohl wäre, einmal einen Blick hineinzuwerfen. Man munkelt, dass allein die Eingangshalle Platz für Hunderte von Gästen bietet, dass edelste Materialien aus aller Welt verbaut wurden und die Innenräume in den Farben Weiß, Gold und Rot erstrahlen. Der Wert des Anwesens ? Schätzungen zufolge liegt er irgendwo zwischen einer und drei Billionen vietnamesischer Dong, eine Zahl, die für mich kaum greifbar ist. Selbst der Garten ist ein Kunstwerk für sich, mit seltenen Bäumen, die der Besitzer angeblich selbst aus verschiedenen Landesteilen zusammengetragen hat.

Fazit: Ein kurzer, aber unvergesslicher Zwischenstopp

Auch wenn ich das Lâu Đài Thành Thắng nur von außen bestaunen konnte, war dieser ungeplante Halt einer der eindrucksvollsten Momente meiner Reise durch Vietnam. Inmitten der ruhigen, fast verschlafenen Landschaft von Ninh Bình steht dieses Bauwerk als Symbol für Visionen, Größenwahn und vielleicht auch ein bisschen für den Traum, sich ein eigenes Schloss zu schaffen. Die Bilder auf meiner Kamera können nur einen Bruchteil der Pracht einfangen, aber das Gefühl, vor diesen goldenen Toren zu stehen, bleibt mir noch lange im Gedächtnis.

Ein stiller Stopp in Ninh Binh

Ich hatte mir als Unterkunft das City Ninh Binh Legend Hotel ausgesucht. Eigentlich bin ich ja jemand, der gerne selbst Fotos macht, um die eigenen Eindrücke festzuhalten. Aber diesmal, vielleicht lag es an der seltsamen Stimmung während der Pandemie, habe ich es schlicht verpasst, Bilder zu machen. Also habe ich mir ausnahmsweise mit ein paar Bildern aus dem Netz beholfen.

Zwischen großzügigen Fluren und leeren Gängen

Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, durch die weitläufigen Flure zu laufen, ohne jemandem zu begegnen. Alles war ruhig, fast schon andächtig. Die großen Fenster ließen viel Licht herein und gaben den Blick frei auf die Stadt und die grünen Hügel in der Ferne. Ich hatte das Gefühl, hier in einer kleinen Blase zu leben, abgeschirmt vom Rest der Welt.

Ein Ort zum Durchatmen

Die Stille war fast greifbar. Kein Stimmengewirr, kein hektisches Kommen und Gehen. Ich konnte in aller Ruhe meine Gedanken schweifen lassen, die Eindrücke der letzten Tage sortieren und mich auf die nächsten Abenteuer vorbereiten. Die Umgebung wirkte wie aus der Zeit gefallen und genau das hatte in diesem Moment seinen ganz eigenen Reiz.

Bilder aus dem Netz, Erinnerungen im Kopf

Auch wenn ich diesmal keine eigenen Fotos gemacht habe, bleiben mir die Eindrücke lebendig im Kopf. Die Mischung aus moderner Architektur, der fast schon gespenstischen Ruhe und dem Blick auf die weite Landschaft rund um Ninh Binh, das alles hat sich eingebrannt. Manchmal braucht es eben keine Bilder, um sich an einen Ort zu erinnern.

Ein erster Ausflug ins Herz der Geschichte

Schon beim ersten Blick aus dem Fenster meines Hotels war mir klar. Ninh Binh ist kein gewöhnlicher Ort. Die Landschaft schien wie aus einer anderen Zeit, sattgrüne Reisfelder, schroffe Kalksteinfelsen und eine Ruhe, die während der Pandemie fast greifbar war. Mein Ziel an diesem Tag, Chua Co Thien Ton, ein Tempel und eine Höhle, die tief in der Geschichte Vietnams verwurzelt sind.

Der Weg nach Chua Co Thien Ton

Ich machte mich früh auf den Weg, denn die Luft war noch frisch und der Dunst hing wie ein Schleier über den Feldern. Die sieben Kilometer Richtung Norden vergingen wie im Flug. Unterwegs begegnete ich kaum jemandem, was die Stille noch eindrucksvoller machte. Das Ziel lag am Fuß des Dung Duong-Berges, einem Ort, der schon seit Jahrhunderten eine strategische Rolle spielt.

Die Magie von Chua und Dong Thien Ton

Chua Co Thien Ton ist weit mehr als nur ein Tempel. Hier verschmelzen Natur und Spiritualität auf eine Art, die ich selten erlebt habe. Die Anlage liegt eingebettet zwischen Bergen und Flussläufen, ein perfektes Zusammenspiel von Wasser und Stein, das schon die alten Könige zu schätzen wussten. Die Tempelanlage selbst ist nach Süden ausgerichtet und war einst einer von vier heiligen Orten, die die alte Hauptstadt Hoa Lu schützten.

Schon beim Betreten der Höhle spürte ich die besondere Atmosphäre. Hier, so erzählt die Legende, betete der legendäre Herrscher Dinh Bo Linh um göttlichen Beistand, bevor er die zersplitterten Fürstentümer Vietnams vereinte. Die Höhle diente nicht nur als spirituelles Zentrum, sondern auch als strategischer Aussichtspunkt und sogar als Zufluchtsort für Revolutionäre in den 1930er und 40er Jahren.

Ein Ort voller Geschichte und Legenden

Die Wände der Höhle sind mit kunstvollen Schnitzereien und steinernen Altären geschmückt. Besonders beeindruckend fand ich die 18 Statuen der Arhats und die filigranen Drachen.- und Phönixmotive, die von der Handwerkskunst vergangener Jahrhunderte zeugen. In einer Ecke entdeckte ich eine alte Bronzeglocke mit vier Noppen, jede erzeugt einen eigenen, klaren Klang. Sie wurde im 18. Jahrhundert gegossen und ist bis heute ein kleines akustisches Wunder.

Die Legende von Thien Ton erzählt von einem Prinzen, der nach Jahren der Meditation zum Himmelsgott wurde und über das Land wachte. Es ist diese Mischung aus Mythos, Geschichte und spiritueller Kraft, die den Ort so besonders macht. Ich konnte mir gut vorstellen, wie hier einst Könige, Krieger und Pilger verweilten, um Kraft zu schöpfen.

Ein stiller Abschied

Als ich den Rückweg antrat, lag die Sonne schon tiefer und tauchte die Landschaft in goldenes Licht. Die Stille war fast meditativ. Ich fühlte mich, als hätte ich nicht nur einen historischen Ort besucht, sondern auch einen kleinen Blick in die Seele Vietnams werfen dürfen. Chua Co Thien Ton ist ein Ort, der weit über seine Steine und Legenden hinaus wirkt, gerade in Zeiten, in denen die Welt still steht.

Mein Ausflug zur Ancient Capital Hoa Lu

Schon beim Aufwachen im City Ninh Binh Legend Hotel spürte ich diese besondere Vorfreude. Draußen war es ruhig, die Straßen fast leer, wie so oft während der Pandemie. Das gab meiner Reise einen ganz eigenen, fast meditativen Rhythmus. Mein Ziel heute, Hoa Lu, die alte Hauptstadt Vietnams, ein Ort, der tief in der Geschichte dieses Landes verwurzelt ist.

Der Weg durch die Landschaft

Die Fahrt führte mich vorbei an endlosen Reisfeldern, die in sattem Grün leuchteten, und an den berühmten Kalksteinbergen, die wie riesige, uralte Wächter über der Ebene wachten. Immer wieder tauchten kleine Wasserbüffel auf, die gemächlich am Straßenrand grasten. Die Landschaft hier in Ninh Binh ist wirklich einzigartig, sanfte Hügel, spiegelnde Flüsse, und überall dieses Gefühl von Weite und Ruhe. Es ist, als würde die Zeit hier ein wenig langsamer laufen.

Ankunft in Hoa Lu, ein Schritt in die Vergangenheit

Hoa Lu liegt eingebettet zwischen steilen Felsen und sanften Seen, etwa 100 Kilometer südlich von Hanoi. Schon von Weitem wirken die Berge wie natürliche Festungsmauern, die die alte Hauptstadt schützen. Hier, in Truong Yen, wurde im Jahr 968 die erste Hauptstadt des vereinigten Vietnams gegründet. König Dinh Bo Linh, später als Dinh Tien Hoang bekannt, wählte diesen Ort nicht nur wegen seiner strategischen Lage, sondern auch wegen seiner natürlichen Schönheit.

Beim Betreten des historischen Areals umfing mich sofort eine besondere Atmosphäre. Die Tempel von Dinh Tien Hoang und Le Dai Hanh stehen noch heute als stille Zeugen einer glorreichen Vergangenheit. Die alten Steinmauern, kunstvollen Holzschnitzereien und filigranen Steingravuren erzählen Geschichten aus einer Zeit, als hier die Geschicke des Landes entschieden wurden.

Zwischen Tempeln und Natur

Ich schlenderte durch die weitläufige Anlage, die sich über etwa 300 Hektar erstreckt. Die Tempel sind umgeben von ruhigen Seen und von Bergen, die wie ein natürlicher Schutzwall wirken. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie hier einst Kaiser und Generäle durch die Gassen schritten. Die Tempel selbst sind schlicht, aber voller Details, kunstvolle Drachenmotive, verwitterte Statuen und überall der Duft von Räucherstäbchen.

Was mich besonders beeindruckte, war die Stille. Keine Touristengruppen, keine lauten Stimmen, nur das Zwitschern der Vögel und das leise Plätschern des Wassers. Ich setzte mich eine Weile auf eine steinerne Bank, ließ den Blick über die Landschaft schweifen und spürte, wie die Geschichte dieses Ortes lebendig wurde.

Ein Ort voller Geschichten

Hoa Lu war nicht nur für die Dinh-Dynastie von Bedeutung, sondern auch für die Le- und die Ly-Dynastie, bevor die Hauptstadt 1010 nach Thang Long (dem heutigen Hanoi) verlegt wurde. Über vierzig Jahre lang war Hoa Lu das politische und kulturelle Zentrum Vietnams. Heute sind es vor allem die Tempel und die Reste der alten Stadtmauern, die von dieser Zeit erzählen.

Rückfahrt mit neuen Eindrücken

Auf dem Rückweg zum Hotel dachte ich darüber nach, wie viel Geschichte in diesen Landschaften steckt. Die Pandemie hat die Region ruhiger gemacht, aber vielleicht war es gerade diese Ruhe, die mir ermöglichte, Hoa Lu auf eine ganz besondere Weise zu erleben, fast so, als hätte ich die alte Hauptstadt für mich allein.

Ich kann jedem, der nach Vietnam reist, nur empfehlen, sich auf den Weg nach Hoa Lu zu machen. Es ist wie eine kleine Zeitreise, mitten in einer der schönsten Landschaften, die das Land zu bieten hat.

Ein Morgen voller Magie: Mein Tag in Tuyet Tinh Coc

Manchmal gibt es diese Orte, die wirken wie aus einer anderen Welt. Heute war so ein Tag. Ich habe mich aufgemacht, um Tuyet Tinh Coc zu entdecken, ein verstecktes Paradies, das seinen Namen wirklich verdient. Die Straßen waren leer, die Luft klar, und ich hatte das Gefühl, dass die Welt für einen Moment stillsteht.

Ein verstecktes Juwel zwischen Kalksteinfelsen

Schon beim Betreten des Tals wusste ich, dass mich hier etwas Besonderes erwartet. Die steilen Kalksteinberge rahmen einen smaragdgrünen See ein, der so ruhig dalag, als würde er die Zeit anhalten. Das Wasser glitzerte im Licht, und ich konnte mein eigenes Spiegelbild zwischen den Seerosen erkennen. Es war still, nur das Zwitschern einiger Vögel und das entfernte Meckern einer Bergziege waren zu hören.

Am Tien Höhle und Pagode, Geschichte und Stille

Der Weg führte mich über steinerne Stufen hinauf zur Am Tien Höhle. Die 200 Stufen waren schnell geschafft, und oben erwartete mich eine kleine Pagode, die sich anmutig in die Höhlenwand schmiegte. Hier oben, zwischen den alten Mauern, spürte ich die Geschichte des Ortes. Die Pagode ist nicht groß, aber voller Details, filigrane Holzschnitzereien, goldene Türen und der Duft von Räucherstäbchen in der Luft. Es heißt, dass hier einst Königin Duong Van Nga die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hat. Ich stellte mir vor, wie sie hier saß, den Blick über das Tal schweifen ließ und zur Ruhe kam.

In der Höhle selbst hängen Stalaktiten von der Decke, und die Atmosphäre ist angenehm kühl. Ein paar Altäre stehen bereit, geschmückt mit Blumen und Opfergaben. Die Höhle wird auch als „Drachenschlund“ bezeichnet, weil ihr Eingang wie das Maul eines Drachen wirkt und tatsächlich, mit ein wenig Fantasie kann man das erkennen.

Giai Lake, ein Ort zum Innehalten

Wieder unten am See, ließ ich mich auf einen Stein nieder und beobachtete das Spiel des Lichts auf dem Wasser. Giai Lake ist nicht nur schön, sondern auch geschichtsträchtig. Früher soll der König hier Sünder in den See geworfen haben heute ist davon nichts mehr zu spüren. Stattdessen ist es ein Ort der Meditation, ein Platz, an dem man einfach mal durchatmen und den Moment genießen kann. Ich habe die Stille aufgesogen und versucht, sie für später in meinem Gedächtnis zu speichern.

Kleine Abenteuer am Rande

Wer mag, kann sich hier auch ein Fahrrad leihen und das Tal umrunden. Die Wege führen vorbei an alten Mauern, durch kleine Tunnel und bieten immer wieder neue Perspektiven auf das Wasser und die Berge. Ich habe mich zu Fuß treiben lassen, die Kamera griffbereit, denn an jeder Ecke wartet ein neues Fotomotiv. Besonders am Morgen oder am späten Nachmittag, wenn das Licht weich wird, ist die Stimmung fast magisch.

Fazit: Ein Ort wie aus dem Märchen

Tuyet Tinh Coc ist einer dieser Orte, die man am liebsten für sich behalten möchte. Es ist ruhig, ursprünglich und voller Geschichten. Gerade in diesen Zeiten, in denen alles etwas langsamer läuft, war es ein Geschenk, diesen Ort so ungestört erleben zu dürfen. Ich habe mir vorgenommen, irgendwann wiederzukommen, vielleicht wenn die Reisfelder im Sommer golden leuchten oder im Frühling die Feste gefeiert werden. Bis dahin bleibt mir die Erinnerung an einen Tag, der sich ein bisschen wie ein Spaziergang durch ein Märchen angefühlt hat.

Die heutige Etappe meiner Vietnamreise führte mich tief hinein in die sagenhafte Flusslandschaft von Trang An, einem UNESCO-Welterbe, das für seine spektakulären Karstberge und geheimnisvollen Höhlen berühmt ist. Zwei verschiedene Bootsfahrten ab Trang An und Trang An Co ließen mich die Schönheit und Vielfalt dieser Region hautnah erleben.

Bootstour ab Trang An (erste Abfahrtstelle)

Schon der frühe Morgen in Trang An hatte etwas Besonderes. Die Luft war frisch, ein feiner Nebel lag über dem Wasser, als ich am kleinen Anleger mein Boot bestieg. Die Ruderin, mit einem freundlichen Nicken, schob das Boot leise vom Ufer ab. Kaum ein Laut war zu hören, nur das sanfte Plätschern der Ruder und das Zwitschern einiger Vögel, die sich zwischen den Bäumen versteckten. Die Kalksteinfelsen ragten wie gewaltige, grün überwucherte Inseln aus dem Wasser und gaben der Landschaft einen fast märchenhaften Charakter.

Die Route führte uns durch ein Labyrinth aus Flussarmen, vorbei an dichten Schilfgürteln und leuchtend grünen Reisfeldern, die sich an die Ufer schmiegten. Immer wieder tauchten wir in geheimnisvolle Höhlen ein, in denen das Licht nur spärlich durch schmale Felsspalten fiel. Besonders eindrücklich war die Durchfahrt durch die Hang Toi, die Dunkle Höhle. Hier herrschte absolute Stille, das Boot glitt langsam durch das schwarze Wasser, und ich hatte das Gefühl, für einen Moment die Welt draußen komplett zu vergessen.

Nach der Dunkelheit öffnete sich plötzlich wieder das Panorama, weite Täler, kleine Tempel am Ufer, und überall das satte Grün der tropischen Vegetation. Die Szenerie wechselte ständig zwischen engen, fast tunnelartigen Passagen und offenen, von Bergen umrahmten Wasserflächen. Da während der Pandemie kaum andere Boote unterwegs waren, hatte ich die Landschaft fast für mich allein. Das gab der Tour eine besondere, fast meditative Atmosphäre, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Bootstour ab Trang An Co (zweite Abfahrtstelle)

Nach einer kurzen Pause machte ich mich auf zur zweiten Anlegestelle, Trang An Co, nur wenige hundert Meter entfernt. Hier startete die nächste Bootstour, die sich noch einmal ganz anders anfühlte. Die Route war etwas weniger bekannt und führte durch ruhigere Abschnitte des Flusssystems. Schon nach wenigen Minuten wurde klar, hier geht es noch tiefer hinein in die wilde Natur.

Das Highlight dieser Tour war die Fahrt durch die Dot Cave, die längste Höhle der Region. Über einen Kilometer lang zog sich der Tunnel durch den Fels. Die Ruderin schaltete ihre kleine Lampe ein, und wir glitten in völliger Dunkelheit dahin. Das Echo von Wasser und leisen Stimmen hallte von den Wänden wider, und ich konnte kaum glauben, wie endlos sich die Höhle anfühlte. Es war ein bisschen unheimlich, aber auch faszinierend, ein echtes Abenteuer.

Zwischendurch öffnete sich die Höhle immer wieder zu kleinen Lichtinseln, an denen das Sonnenlicht durch Felsspalten fiel und das Wasser zum Leuchten brachte. Draußen erwarteten mich versteckte Tempel, die wie kleine Geheimnisse zwischen den Felsen lagen. Ich ließ mir Zeit, stieg an einem der Tempel aus, setzte mich auf eine steinerne Stufe und genoss die absolute Ruhe. Die Karstberge rundherum wirkten wie schlafende Riesen, und im Wasser spiegelte die bizarre Landschaft perfekt.

Diese zweite Tour war länger und noch intensiver. Ich hatte das Gefühl, mit jedem Ruderschlag tiefer in die Geschichte und die Natur Vietnams einzutauchen. Am Ende war ich fast ein bisschen traurig, als das Boot wieder am Anleger festmachte, so sehr hatte ich die Stille und das Abenteuer genossen.

Ein Tag zwischen Drachen und Felsen – Mein Aufstieg zu Hang Mua

Heute war einer dieser Tage, an denen ich mich gefragt habe, warum ich eigentlich immer wieder auf Berge klettere, obwohl ich weiß, dass es anstrengend wird. Aber dann stehe ich oben und alles macht plötzlich Sinn. Mein Ziel, Hang Mua, einer der spektakulärsten Aussichtspunkte in Ninh Binh.

Der Weg ins Grüne Herz von Ninh Binh

Schon beim Betreten des Hang Mua Areals spürt man, dass hier etwas Besonderes wartet. Die Anlage ist eingebettet in eine grüne Oase, überall kleine Teiche und ein riesiges Lotusfeld, das in der Regenzeit in voller Blüte steht. Jetzt, während der Trockenzeit, ist das Wasser zwar braun, aber die Szenerie hat trotzdem ihren ganz eigenen Charme. Die Luft ist ruhig, fast meditativ, und nur das Zwitschern der Vögel und das gelegentliche Quaken eines Froschs begleiten mich.

Die „Stairway to Heaven“, 500 Stufen mit Aussichtsgarantie

Vor mir liegt die berühmte Steintreppe, die sich wie eine Mini-Version der Chinesischen Mauer an den Hang schmiegt. Rund 500 Stufen, flankiert von kunstvollen Drachen.- und Phönixreliefs, führen nach oben. Der Aufstieg ist schweißtreibend, besonders in der feuchten Luft, aber mit jedem Schritt öffnet sich der Blick ein Stück mehr auf die umliegenden Karstberge und die weiten Felder von Tam Coc. Ich halte immer wieder an, nicht nur um Luft zu holen, sondern auch um die Stille und das Panorama zu genießen.

Zwei Gipfel, zwei Perspektiven

Kurz vor dem Gipfel teilt sich der Weg. Links geht es zum berühmten Drachen, rechts zur Pagode. Ich entscheide mich zuerst für den Drachen, schließlich will ich die legendäre Aussicht nicht verpassen. Die letzten Meter sind die steilsten, aber dann stehe ich auf dem Felsgrat, direkt unter dem steinernen Drachen, der sich wie ein Wächter über die Landschaft windet. Von hier oben sehe ich das gesamte Tal, die Reisfelder leuchten in verschiedenen Grüntönen, dazwischen schlängelt sich der Ngo Dong Fluss, auf dem kleine Boote wie Spielzeug wirken. Die Kalksteinfelsen ragen wie Inseln aus dem Meer der Felder, kein Wunder, dass die Region als „Ha Long Bucht auf dem Land“ bezeichnet wird.

Nach einer ausgiebigen Pause und vielen Fotos gehe ich noch zur Pagode hinüber. Der Weg ist etwas einfacher, die Aussicht aber nicht weniger beeindruckend. Von hier aus kann ich die Lotusfelder und die kleinen Dörfer in der Ferne sehen. Es ist ruhiger als am Drachen, fast schon ein Ort zum Innehalten.

Ein bisschen Geschichte und viel Gefühl

Hang Mua bedeutet übersetzt „Tanzhöhle“. Der Name stammt angeblich aus der Zeit der Tran-Dynastie, als hier die Könige den Tänzen ihrer Hofdamen zusahen. Heute tanzt hier höchstens noch der Wind um die Felsen, aber die Atmosphäre hat etwas Majestätisches behalten. Wer mag, kann auch einen kurzen Blick in die kleine Tigerhöhle werfen, die direkt am Fuß des Berges liegt, sie ist zwar nicht spektakulär, aber ein nettes Extra.

Fazit: Ein Ort, der bleibt

Der Abstieg fällt mir leichter als gedacht, vielleicht weil ich noch immer von den Eindrücken oben berauscht bin. Hang Mua ist einer dieser Orte, die man nicht so schnell vergisst. Die Kombination aus Natur, Ausblick und Geschichte macht ihn zu einem echten Highlight in Ninh Binh und gerade jetzt, wo alles so ruhig ist, wirkt die Landschaft noch eindrucksvoller. Allein unterwegs, mit der Aussicht ganz für mich, habe ich heute nicht nur einen Berg, sondern auch ein Stück Vietnam für mich entdeckt.

Nach dem Aufstieg auf den Hang Mua zog es mich weiter nach Tam Coc, wo ich die Gelegenheit hatte, an einer der berühmten Kanutouren durch die Flusslandschaft teilzunehmen. Gerade während der Pandemie war es in der Region angenehm ruhig, was das Erlebnis noch intensiver machte.

Bootstour durch Tam Coc

Die Kanutour durch Tam Coc ist ein echtes Highlight, das die Magie der sogenannten ‚trockenen Halong-Bucht‘ hautnah erlebbar macht. Die Fahrt beginnt im kleinen Ort Tam Coc, direkt am See, und führt mit einem traditionellen Sampan durch ein Labyrinth aus smaragdgrünem Wasser, vorbei an steil aufragenden Kalksteinfelsen und weiten Reisfeldern. Besonders beeindruckend ist die Fahrt durch die drei Höhlen, Hang Ca, Hang Hai und Hang Ba, welche die Tam Coc seinen Namen geben. Die Bootsführerinnen rudern oft mit den Füßen, was der Tour einen ganz eigenen, charmanten Charakter verleiht. Während der Pandemie war es auf dem Fluss angenehm ruhig, sodass ich die Stille und die fast mystische Atmosphäre ungestört genießen konnte. Die Geräusche der Ruder im Wasser, das Echo in den Höhlen und die wechselnden Lichtspiele auf den Felsen machen die Tour zu einem unvergesslichen Naturerlebnis. Die Bootstour ist ein Muss für alle, die Vietnam von seiner stillen, ursprünglichen Seite erleben wollen.

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