Ein Roadtrip voller Kontraste: Von Quán Com nach Mô Rai
Morgensonne, nasse Klamotten und offene Pläne
Der Morgen begann mit dem typischen Vietnam Gefühl: klamme Klamotten vom Regen der letzten Nacht, ein heißer Kaffee, die Motorräder glänzten noch feucht im ersten Licht. Antoni und ich schauten uns an, zuckten die Schultern und grinsten 150 Kilometer lagen vor uns, aber ein Ziel für die Nacht? Fehlanzeige. Wir hatten uns daran gewöhnt, einfach loszufahren und zu sehen, wo uns das Wetter und die Straße hinbringen. Die Route führte uns durch endlose Felder, vorbei an kleinen Dörfern, in denen das Leben gemächlich seinen Lauf nahm. Immer wieder tauchten Brücken auf, die aussahen, als hätten sie ihre besten Tage hinter sich, aber das Abenteuer lockte.












Brücken, die Mut machen – und noch mehr Mut verlangen
Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mich alleine wohl nicht über jede dieser Brücken getraut. Aber die Vietnamesen sind da schmerzfrei: Mit Mopeds, selbstgebauten Anhängern, Hühnern, Kindern und allem, was man sich vorstellen kann, überquerten sie die klapprigen Konstruktionen, als wäre das nichts. Antoni lachte, als ein alter Mann mit einem umgebauten Dreirad an uns vorbeiknatterte, hinten drauf ein halbes Schwein und zwei schreiende Gänse. Wir lernten schnell: Wenn die Einheimischen das schaffen, schaffen wir das auch.















Kinderarbeit und Gedanken an Zuhause
Die Dörfer am Wegesrand waren voller Leben. Überall sahen wir Kinder, die ihren Eltern halfen, beim Reisstampfen, beim Wasserholen, beim Viehhüten. Manchmal waren sie ganz auf sich gestellt, aber immer mit einem Lächeln im Gesicht. Ich musste an die Schüler in Deutschland denken, die freitags für den Klimaschutz demonstrieren. Hier, so schien es mir, würden die Kinder sich freuen, überhaupt in die Schule gehen zu dürfen. Solche Momente machen einem klar, wie gut wir es eigentlich haben.










Foodcorner, Rasur und neugierige Blicke
Mittags knurrte uns der Magen. In einem kleinen Straßenrestaurant, für uns ein „Foodcorner“ kehrten wir ein. Kaum abgestiegen, waren wir schon die Attraktion des Tages. Die Leute musterten uns neugierig, aber immer freundlich. Während Antoni Pho bestellte, ließ ich mich nebenan beim Barbier rasieren. Die Klinge war scharf, der Barbier schweigsam, aber nach zehn Minuten war ich wie neu. Solche Stopps sind Gold wert, nicht nur für den Magen.










Staub, Hitze und das Ende der Straße
Mit vollem Bauch ging es weiter, bis wir den Chu Mom Ray Nationalpark erreichten. Plötzlich war Schluss mit Asphalt, vor uns lag nur noch eine staubige Geröllpiste. Die Sonne brannte, die Wasserflaschen waren leer. Jeder Kilometer zog sich, der Staub klebte im Gesicht. Wir mussten lachen: Das war jetzt echtes Abenteuer, nicht die gemütliche Landstraße von heute Morgen.















Honigsammler und süße Pausen
Mitten im Nirgendwo trafen wir zwei Honigsammler. Stolz präsentierten sie uns ihre Ausbeute, goldener, duftender Honig, direkt aus dem Wald. Sie boten uns einen Löffel an, und ich schwöre, so süß und intensiv hatte ich Honig noch nie geschmeckt. Ein kurzer Plausch, ein paar Fotos, dann zogen sie weiter. Solche Begegnungen sind es, die eine Reise unvergesslich machen.


Durststrecke und Rettung bei den Rangern
Die Schotterpiste zog sich endlos hin, und langsam wurde der Durst zur echten Qual. Kein Shop, kein Kiosk, nichts. Als wir schon fast aufgeben wollten, tauchte eine kleine Rangerstation auf. Wir hielten an, wurden freundlich begrüßt und bekamen endlich Wasser. Ich habe selten so dankbar stilles Wasser getrunken. Die Ranger beruhigten uns: Nur noch drei Kilometer „rough road“, dann würde es besser werden. Die Aussicht auf weniger Schlaglöcher hob die Stimmung enorm.










Die letzten Kilometer durch den Nationalpark
Die letzten Kilometer durch den Park zogen sich noch, aber mit dem Wissen, dass es bald besser wird, fuhr es sich gleich leichter. Die Landschaft war wild, grün und voller Leben, Schmetterlinge, Vögel, überall das Summen und Zirpen des Dschungels. Wir waren müde, aber zufrieden.




Geisterstadt am Ziel
Die letzten 30 Kilometer führten über eine im Bau befindliche Straße, dann endlich wieder Asphalt. Als wir eine Unterkunft, das Hotel Karaoke entdeckten, waren wir uns sofort einig: Heute ist Schluss. Der Ort wirkte wie eine Geisterstadt, leere Häuser, halbfertige Gebäude, kaum ein Mensch zu sehen. Wir fragten uns, wie sich hier überhaupt jemand halten kann. Aber das war uns egal. Wir waren einfach nur froh, angekommen zu sein.




















So endete ein weiterer Tag auf unserem Roadtrip durch Vietnam, wie immer voller Kontraste, Begegnungen und kleiner Abenteuer. Und morgen? Da geht’s einfach weiter.
