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Vietnam

Erster Tag in der Umgebung von Cao Bang

Ein Tag voller Entdeckungen rund um Cao Bang

Manchmal sind es die spontanen Begegnungen, die eine Reise besonders machen. Gestern Abend, als ich in meiner Unterkunft in Cao Bang ankam, lernte ich Mike kennen, einen Norweger, der ebenfalls mit dem Motorrad unterwegs war. Heute Morgen standen wir dann gemeinsam auf, bereit für ein kleines Abenteuer in den entlegenen Ecken Nordvietnams. Unser Ziel: die Ban Gioc Wasserfälle an der Grenze zu China. Mike hatte die Route schon ausgearbeitet und wusste, welche Schätze am Wegesrand auf uns warteten.

Zwischen Bambusbrücke und Wasserrad

Der erste Stopp war ein traditionelles hölzernes Wasserrad am Quay Son Fluss. Diese riesigen Räder, aus Bambus und Holz gebaut, drehen sich gemächlich im Wasser und heben es auf die umliegenden Felder, ein uraltes System, das die Einheimischen seit Generationen zur Bewässerung nutzen. Das Zahlenschloss am Zugang war wohl eher symbolisch, sodass wir über eine schmale Bambusbrücke direkt zum Rad gelangten. Es war ruhig, kein Mensch weit und breit, nur das gleichmäßige Knarren des Rades und das Plätschern des Flusses. In diesem Moment wurde mir klar, wie eng hier Technik und Natur miteinander verbunden sind. Die Räder sind nicht nur praktisch, sondern auch ein Stück Kulturgeschichte der Region: Sie stehen für die Erfindungsgabe der Menschen in den Bergen und sind ein Wahrzeichen des ländlichen Lebens in Cao Bang.

Die verborgene Welt der Nguom Ngao Höhle

Die nächste Entscheidung: erst zum Wasserfall oder zur Höhle? Wir entschieden uns für die Dong Nguom Ngao, auch Tiger Cave genannt. Schon der Name klang nach Abenteuer. Die Höhle ist ein Labyrinth aus Gängen und Hallen, entstanden vor rund 300 Millionen Jahren. Früher sollen hier tatsächlich Tiger gehaust haben, was der Höhle ihren Namen gab. Drinnen erwartete uns eine andere Welt: riesige Tropfsteine, bizarre Felsformationen und ein angenehm kühles Klima. Die Wege waren gut ausgeleuchtet, sodass wir die Stille und die Schönheit der Gesteinsformationen in aller Ruhe auf uns wirken lassen konnten. Über eine Stunde verbrachten wir dort, ganz allein, als hätten wir einen geheimen Palast für uns entdeckt. Besonders beeindruckend war der große Saal am Ende, wo das Licht die Stalaktiten und Stalagmiten zum Glitzern brachte.

Das Naturwunder Ban Gioc Wasserfall

Wieder an der Oberfläche, lockte uns das eigentliche Highlight des Tages: der Ban Gioc Wasserfall. Schon die Anfahrt war ein Erlebnis, die Straße schlängelte sich durch sattgrüne Hügel, und irgendwann tauchte der Wasserfall am Horizont auf. Die Ban Gioc Fälle sind nicht nur einer der größten Wasserfälle Vietnams, sondern auch einer der schönsten. Das Wasser stürzt in mehreren Kaskaden rund 50 Meter in die Tiefe und ergießt sich in den jadegrünen Quay Son Fluss. Die Gischt, das Donnern des Wassers und die schiere Größe ließen mich staunend stehen. Ich hatte Bilder davon gesehen, aber live war es einfach überwältigend. Natürlich musste ich die Drohne steigen lassen, um dieses Naturwunder aus der Vogelperspektive einzufangen. In diesem Moment fühlte ich mich winzig klein und gleichzeitig unendlich lebendig.

Tempelblick und Abschied vom Loop

Nach dem Wasserfall trennten sich unsere Wege. Mike wollte den Loop weiterfahren, doch die Straße wurde immer schlechter, und meine kleine Maschine hatte irgendwann genug. Also kehrte ich um und entdeckte auf dem Rückweg einen Tempel, der mir schon vorher ins Auge gefallen war, den Chuc Mung Nam Noy Tempel. Die Auffahrt war kurz, aber steil, und oben angekommen, bot sich ein großartiger Blick auf die Wasserfälle und das umliegende Tal. Der Tempel selbst war über mehrere Ebenen gebaut, mit kleinen Altären, Statuen und viel Ruhe. Es war einer dieser Orte, an denen man einfach sitzen und die Landschaft auf sich wirken lassen möchte.

Fabrikruinen und Vorfreude auf den nächsten Tag

Kurz vor Cao Bang stoppte ich noch an einer alten Fabrikruine. Neugierig streifte ich durch die verlassenen Hallen, stellte mir vor, wie hier früher gearbeitet wurde, und markierte mir den Ort auf dem Handy, vielleicht komme ich morgen nochmal vorbei. Nach diesem Tag voller Eindrücke war ich zwar müde, aber auch erfüllt von dem Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben. Die Landschaften rund um Cao Bang sind wild, grün und voller Geschichten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

So endete mein erster Tag in der Umgebung von Cao Bang, mit staubigen Schuhen, einer Speicherkarte voller Bilder und dem festen Vorsatz, morgen wieder loszuziehen.

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