Unterwegs im Thung Nham Bird Park
Mein Abenteuer zwischen Karstfelsen, Höhlen und Vogelparadies
Schon beim ersten Sonnenstrahl wusste ich, dass dieser Tag anders werden würde. Die Luft war klar, ein feiner Nebel lag über den Karstbergen von Ninh Binh, und irgendwo in der Ferne hörte ich das leise Rufen der Vögel. Mitten in der Pandemie war es hier ruhig, fast mystisch, fast so, als hätte die Natur den Park nur für mich geöffnet.
Der Bird Park Access Ticket Booth
Der Weg zum Eingang des Thung Nham Bird Park begann unscheinbar. Schon das Ticket-Häuschen lag ein gutes Stück entfernt vom eigentlichen Park, eingebettet zwischen üppigem Grün und den ersten Ausläufern der Felsen. Die Dame hinter der Plexiglasscheibe lächelte freundlich, als sie mir das Ticket überreichte. 150.000 VND für einen Tag im Paradies, inklusive Bootsfahrt und Zugang zu den Höhlen. Ich steckte das Ticket ein, nicht ahnend, wie oft ich es an diesem Tag noch brauchen würde. Von hier aus führte ein schmaler Pfad tiefer ins Gelände, begleitet vom leisen Plätschern eines nahen Bachs und dem Zwitschern der ersten Vögel.
































Die Vai Gioi Cave
Bevor ich zum eigentlichen Parkeingang kam, bog ich rechts ab ein unscheinbarer Wegweiser führte zur Vai Gioi Cave. Der Aufstieg war nichts für schwache Nerven, 439 steinerne Stufen, die sich in engen Serpentinen den Berg hinaufwanden. Die Luft wurde kühler, je höher ich kam, und der Blick zurück offenbarte die weite, grüne Ebene des Parks. Die Höhle selbst war ein Wunderwerk der Natur: Drei Ebenen, die symbolisch für Erde, Hölle und Himmel stehen. Überall bizarre Stalaktiten, die in der diffusen Beleuchtung wie Fabelwesen wirkten. Besonders beeindruckend war der „Himmel“, von hier aus konnte ich durch eine Öffnung ins Freie blicken und die ganze Schönheit des Tals unter mir bestaunen. Ein kleiner Altar, geschmückt mit Räucherstäbchen, erinnerte daran, dass dieser Ort nicht nur ein Naturwunder, sondern auch ein spiritueller Rückzugsort ist.








































Der Birdpark
Nach dem Abstieg führte mich der Weg weiter zum Herzen des Parks. Ein hölzerner Steg schlängelte sich durch das Schilf, vorbei an glitzernden Seen, in denen sich die Karstberge spiegelten. Hier begann das eigentliche Spektakel. Über 45 verschiedene Vogelarten leben im Thung Nham Bird Park, von eleganten Reihern und Störchen bis zu farbenfrohen Eisvögeln und seltenen Arten, die im roten Buch Vietnams stehen. Ich ließ mich auf eine der kleinen Boote nieder, die leise durchs Wasser glitten. Plötzlich erhoben sich hunderte Vögel gleichzeitig in die Luft, zogen in Formationen über das Wasser und verschwanden dann wieder im dichten Grün. Es war ein Schauspiel, das mich sprachlos machte. Die Stille, nur durchbrochen vom Flügelschlag und leisen Rufen, ließ mich alles andere vergessen. Für einen Moment war ich einfach nur Teil dieser friedlichen Welt.
























Die Buddha Cave
Die Bootsfahrt führte mich weiter zur Buddha Cave. Der Eingang war unscheinbar, fast versteckt hinter dichtem Blattwerk. Im Inneren herrschte eine fast meditative Stille. Die Höhle ist berühmt für ihre beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten, die in sanftes Licht getaucht waren. In einer Nische entdeckte ich eine kleine Buddha-Statue, umgeben von Opfergaben. Hier, inmitten der kühlen Dunkelheit, spürte ich eine Ruhe, die ich lange nicht mehr erlebt hatte. Es war, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen. Ich setzte mich auf einen Felsen und ließ die Atmosphäre auf mich wirken – ein willkommener Kontrast zur lebendigen Vogelwelt draußen.












Die Mermaid Cave
Wieder an Land, zog mich der nächste Höhleneingang magisch an. Die Mermaid Cave, oder Tien Ca Cave, ist rund 500 Meter lang und gilt als die schönste Höhle im Park. Ein schmaler Holzsteg führte durch die Grotte, vorbei an glitzernden Tropfsteinen, die im Licht wie die Schuppen einer Meerjungfrau funkelten. Es war kühl und feucht, das Echo meiner Schritte vermischte sich mit dem Tropfen des Wassers. Die Formen der Stalaktiten regten die Fantasie an, ich sah Fabelwesen, Gesichter, manchmal sogar ganze Landschaften. Kein Wunder, dass dieser Ort als „Aquarium der Natur“ gilt. Ich blieb immer wieder stehen, um die Details zu bewundern, und vergaß für einen Moment, dass draußen die Welt weiterging.




































The Moving Banyan Tree
Zum Abschluss meines Rundgangs führte mich der Weg zum berühmten „Moving Banyan Tree“. Dieser mehr als 1.000 Jahre alte Baum ist ein echtes Naturdenkmal. Seine gewaltigen Wurzeln und Äste bildeten ein grünes Dach, unter dem ich Schutz vor der Nachmittagssonne fand. Der Legende nach hat sich der Banyan-Baum im Laufe der Jahrhunderte mehrfach „bewegt“, er hat seinen Standort verändert, indem er neue Wurzeln schlug und so langsam durch den Park wanderte. Neben dem Baum steht ein kleiner Tempel, in dem sowohl die Muttergöttin als auch verschiedene Gottheiten verehrt werden. Ich setzte mich auf eine der Bänke, blickte nach oben in das grüne Blätterdach und dachte darüber nach, wie vergänglich und gleichzeitig beständig die Natur sein kann. Der Banyan-Baum war für mich das Symbol dieses Tages, ruhig, kraftvoll und voller Geschichten.












Fazit: Ein Tag voller Magie und Stille
Als ich am späten Nachmittag den Park verließ, war ich erfüllt von einer tiefen Ruhe. Die Stille der Pandemie hatte dem Thung Nham Bird Park eine ganz eigene Magie verliehen. Ich war allein unterwegs, aber nie einsam. Die Natur, die Höhlen, die Vögel und der uralte Banyan-Baum waren meine ständigen Begleiter. Es war ein Tag, der mir zeigte, wie viel Kraft und Schönheit in der Stille liegen kann.
