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Vietnam

Trekking & Caving

Ein Start mit Überraschung

Manchmal beginnt ein Tag nicht mit Kaffee, sondern mit einer Begegnung, die sofort alle Sinne weckt. Heute Morgen, noch leicht verschlafen, öffne ich die Tür meines Zimmers und da sitzt sie: eine Kreatur, so faszinierend, dass ich erstmal stehen bleibe und sie einfach nur anstarre. In Vietnam ist die Natur eben immer für eine Überraschung gut, und so ein kleiner, unerwarteter Besucher am Morgen erinnert mich daran, dass ich hier mitten im Abenteuer stecke. Mit einem Schmunzeln mache ich mich auf den Weg, denn heute steht ein ganz besonderer Trip an. Kein offizielles Angebot, sondern ein echtes Abenteuer, das nur wenigen vergönnt ist. Die Pandemie hat diesmal ausnahmsweise nichts damit zu tun, dieser Ausflug ist einfach ein Geheimtipp.

Durch Täler und Flussläufe

Unser Weg führt uns zunächst zu einem mächtigen Wasserfall, dessen donnerndes Rauschen schon aus der Ferne zu hören ist. Ich nehme mir fest vor, hier nochmal mit der Drohne vorbeizuschauen, denn dieser Anblick schreit förmlich nach spektakulären Aufnahmen. Danach geht es weiter, zwei Stunden lang über schmale Pfade, vorbei an kleinen Flussfurten, die wir immer wieder überqueren müssen. Die Landschaft ist ein einziges Farbenmeer: sattes Grün, wohin das Auge reicht, von wild wuchernder Vegetation über kunstvoll angelegte Reisterrassen bis zu den Feldern der Bauern. Die Täler reihen sich aneinander, und überall schlängelt sich der Fluss durch die Szenerie. Es ist fast unmöglich, sich sattzusehen, jeder Blick offenbart neue Details, neue Schattierungen, neue Facetten dieser atemberaubenden Natur.

Der Wasserfall – Naturgewalt hautnah

Unser erster richtiger Halt ist der Wasserfall, den wir schon von weitem gesehen haben. Jetzt, wo ich direkt davorstehe, spüre ich die Kraft des Wassers, das sich in die Tiefe stürzt. In der Regenzeit muss das hier ein noch viel beeindruckenderes Schauspiel sein, wenn die Wassermassen anschwellen und das Tosen noch lauter wird. Ich bleibe einen Moment stehen, lasse mich vom feinen Sprühnebel einhüllen und genieße einfach nur das Gefühl, an einem Ort zu sein, den kaum ein Tourist je zu Gesicht bekommt.

Abenteuer Höhle – Nichts für schwache Nerven

Nach zwei Stunden Trekking erreichen wir das eigentliche Ziel des Tages: die Höhle. Schon der Einstieg ist ein kleines Abenteuer für sich, denn der Zugang liegt so versteckt, dass man ihn ohne Ortskenntnis nie finden würde. Ein bisschen Kletterei ist nötig, bevor wir schließlich im Inneren stehen. Hier unten herrscht eine ganz eigene Welt, feucht, dunkel, und der Geruch der Fledermäuse ist teilweise wirklich heftig. Für Menschen mit Klaustrophobie oder einer Abneigung gegen Krabbeltiere ist das hier definitiv nichts. Wir sind mit Helmen und insgesamt acht Lampen ausgestattet, was sich als goldrichtig erweist, denn der Weg führt fast ausschließlich durch Wasser. Teilweise steht das Wasser bis zu einem Meter hoch, und an manchen Stellen versinke ich bis zu den Waden im Sand, der sich als tückischer Treibsand entpuppt. Flip Flops wären hier der sichere Tod für jedes Schuhwerk.

Die Höhle selbst ist wie ein riesiger Tunnel, den der Fluss im Laufe von Jahrmillionen in den Fels gegraben hat. Es gibt unzählige Nebenarme und kleinere Höhlen, die wir nur erahnen können – unsere Ausrüstung reicht für solche Expeditionen nicht aus, aber das war ja auch nicht das Ziel. Immer weiter führt uns der Weg ins Dunkel, jede Biegung offenbart neue, fantastische Szenerien. Fotografieren ist unter diesen Bedingungen eine echte Herausforderung, und viele Bilder landen direkt im digitalen Papierkorb. Aber das Erlebnis, fünf Stunden lang in dieser unterirdischen Welt unterwegs zu sein, kann ohnehin kein Foto wirklich einfangen. Als wir endlich wieder das Tageslicht erblicken, bin ich zwar nass, erschöpft und voller Sand, aber auch absolut glücklich. Die Glückshormone rauschen durch meinen Körper, und ich merke, dass ich heute mehr Fotos gemacht habe als sonst in einer ganzen Woche.

Sonnenuntergang in zwei Akten

Der Rückweg durch die Natur fühlt sich nach dem Höhlenabenteuer fast schon entspannt an. Wir kommen genau richtig, um den Sonnenuntergang aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. Erst sehe ich, wie die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet und die Landschaft in ein warmes, goldenes Licht taucht. Ein Stück weiter bleibt sie noch knallrot über dem See stehen, als wolle sie sich noch nicht ganz verabschieden. Diese Momente sind es, für die sich jeder Schritt und jede Anstrengung lohnt.

Unerwartete Quarantäne

Zurück im Hotel wartet schon die nächste Überraschung, diesmal weniger abenteuerlich, dafür umso offizieller. Die Gesundheitspolizei steht bereit, um einen gründlichen Gesundheitscheck durchzuführen. Bis das Ergebnis da ist, heißt es: Quarantäne. Nicht ganz das, was ich mir für den Abschluss eines solchen Tages vorgestellt hatte, aber in Pandemiezeiten muss man eben flexibel bleiben. Immerhin habe ich jetzt Zeit, die Erlebnisse des Tages zu sortieren und nachwirken zu lassen.

Arbeiten mit Aussicht

Quarantäne hin oder her, ich kann mich endlich wieder meiner Webseite widmen, die in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen ist. Und mal ehrlich, es gibt definitiv schlimmere Arbeitsplätze als diesen: umgeben von Erinnerungen an einen Tag voller Abenteuer, mit Blick auf die vietnamesische Landschaft, die draußen auf mich wartet. Wer weiß, was morgen wieder für Überraschungen bereithält.

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