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Vietnam

Auf Höhlentour in Phong Nha

Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer

Es gibt diese Morgende, an denen man spürt, dass ein besonderer Tag bevorsteht. Die Straßen von Thanh Hóa lagen noch verschlafen im Dunst, als ich mein Motorrad startklar machte. Doch bevor ich mich auf den langen Roadtrip quer durch Vietnam begab, führte mich mein Weg noch zu einem Ort, der seit Jahrhunderten als Quelle von Schutz und Segen gilt, dem Doc Cuoc Tempel.

Morgendlicher Abstecher zum Doc Cuoc Tempel

Der Doc Cuoc Tempel liegt auf einem Hügel am Rande von Sầm Sơn, direkt auf dem Rücken des Trường Lệ Gebirges. Schon der Aufstieg ist ein kleines Ritual für sich, über steinerne Stufen, flankiert von niedrigen Mauern und dem Duft von feuchtem Moos, windet sich der Weg nach oben. Die Luft ist salzig und frisch, irgendwo kräht ein Hahn, und aus der Ferne hört man das leise Rauschen des Meeres.

Der Tempel selbst ist kein prunkvolles Bauwerk, sondern strahlt eine stille Würde aus. Die Mauern sind von der Zeit gezeichnet, das Tor im Stil der Nguyễn-Dynastie, flankiert von zwei steinernen Wächterfiguren mit gezücktem Schwert. Hier wird der legendäre Einbeinige Gott Độc Cước verehrt, ein Schutzpatron der Fischer und Seefahrer, der laut Legende einst mit übermenschlicher Kraft das Land vor Unheil bewahrte. Zwei halbe Statuen im Inneren symbolisieren seine Opferbereitschaft und Stärke, jede mit nur einem Bein und einem Arm, ein Bild, das sich tief ins Gedächtnis einprägt.

Ich zündete ein Räucherstäbchen an, verbeugte mich vor dem Altar und bat um eine sichere, unfallfreie Fahrt. Für einen Moment war ich ganz allein mit meinen Gedanken, während draußen das Leben langsam erwachte. Es fühlte sich an wie ein kleiner Segen für die bevorstehende Reise, ein stilles Versprechen, dass alles gut gehen würde.

Die Landschaft um Thanh Hóa, zwischen Meer und Bergen

Kaum hatte ich den Tempel verlassen, öffnete sich die Landschaft wie ein Panorama. Thanh Hóa ist eine Region, die oft unterschätzt wird: Im Osten das endlose Blau des Meeres, im Westen das satte Grün der Berge. Die Straßen führen durch kleine Dörfer, vorbei an Reisfeldern, auf denen Wasserbüffel gemächlich ihre Bahnen ziehen. Die Luft riecht nach feuchter Erde und salziger Gischt, manchmal mischt sich der Duft von frisch gegrilltem Fisch darunter.

Die Trường Lệ Berge begleiten mich ein Stück auf meinem Weg, ihr dichtes Grün wirkt fast undurchdringlich. Immer wieder eröffnen sich Blicke auf das Meer, das in sanften Wellen an den Strand rollt. Die berühmte Sam Son Beach liegt nur wenige Kilometer entfernt, ein neun Kilometer langer, sichelförmiger Küstenabschnitt mit feinem Sand und klarem Wasser. Doch jetzt, während der Pandemie, ist es ruhig, fast menschenleer. Nur ein paar Fischerboote schaukeln auf den Wellen, Möwen kreisen über dem Wasser.

Unterwegs in eine stille Welt

Die Straßen sind leer, es gibt kaum Verkehr. Das Motorrad schnurrt unter mir, und ich genieße dieses Gefühl von Freiheit, das nur ein Roadtrip in Vietnam bieten kann. Die Landschaft zieht an mir vorbei, dichte Bambuswälder, kleine Flüsse, die sich durch die Täler schlängeln, und immer wieder diese Momente, in denen ich einfach anhalte, um die Stille zu genießen.

Ein Ort, der unter die Haut geht

Mein erster Halt auf der Tour war dann das Tượng đài chiến thắng Đồng Lộc Mahnmal. Die Straßen waren ruhig, die Luft klar, und als ich näherkam, lag eine fast ehrfürchtige Stille über der Landschaft. Es war, als ob selbst der Wind innehielt, um die Geschichten dieses Ortes nicht zu stören.

Die Landschaft und der Weg zum Mahnmal

Das Mahnmal liegt eingebettet in ein weites Tal, umgeben von sanften Hügeln und dem satten Grün der Region Hà Tĩnh. Früher war das hier ein Ort des Schreckens. Bombenkrater übersäten das Land, und jeder Schritt konnte das letzte Mal sein. Heute aber ist alles friedlich. Die Natur hat sich einen Teil des Geländes zurückerobert, doch die Narben der Vergangenheit sind noch spürbar. Die Wege zum Mahnmal führen durch einen Park, der den Namen „Công viên tuổi trẻ“ trägt, Jugendpark. Ein passender Name, denn es waren vor allem junge Menschen, die hier Geschichte geschrieben haben.

Das Tượng đài chiến thắng Đồng Lộc ein Symbol für Mut und Hoffnung

Das Mahnmal selbst ist beeindruckend. Es steht an der historischen Kreuzung, dem Ngã ba Đồng Lộc, wo einst drei wichtige Verkehrsadern zusammentrafen. Genau hier tobte während des Vietnamkriegs eine der härtesten Schlachten. Die Skulptur erhebt sich kraftvoll aus dem Boden, umgeben von Reliefs, die das hektische Treiben der damaligen Zeit einfangen. Junge Frauen und Männer, die mit bloßen Händen Bombenkrater füllen, Straßen freiräumen, Fahrzeuge durchbringen, während über ihren Köpfen der Krieg tobt.

Rund um das Mahnmal sind die Spuren des Krieges in Stein gemeißelt. Rauch, Flammen, Bomben und darüber schwebt das ewige Blau des Himmels als Symbol für Hoffnung und Frieden. Am Fuß der Statue stehen eine steinerne Opferschale und ein massiver Sockel, davor Reliefs in Form eines Halbkreises, die das Leben und den Kampfwillen der Menschen von Đồng Lộc zeigen. Es ist ein Ort, der nicht nur an Leid erinnert, sondern auch an den unerschütterlichen Willen, weiterzumachen, egal wie groß die Gefahr war.

Ein Ort der Erinnerung und der Stille

Hier, wo einst das Chaos herrschte, ist heute Raum für Nachdenken und stille Dankbarkeit. Besonders bewegend ist die Geschichte der zehn jungen Frauen, die an dieser Stelle ihr Leben ließen, um die Straße für Nachschub und Verstärkung offen zu halten. Ihre Namen und Gesichter sind auf Tafeln und Statuen verewigt, ihre Geschichte wird in jedem Stein, in jedem Baum weitergetragen.

Ich setzte mich auf eine der Bänke, ließ den Blick über die sanften Hügel schweifen und spürte, wie die Vergangenheit und Gegenwart an diesem Ort miteinander verschmelzen. Es war ein Moment, in dem ich die Kraft der Erinnerung und die Bedeutung von Frieden ganz neu verstanden habe.

Ein Mahnmal, das bleibt

Der Besuch am Tượng đài chiến thắng Đồng Lộc war mehr als nur ein Zwischenstopp auf meiner Reise. Es war eine Begegnung mit der Geschichte Vietnams, mit dem Mut und der Opferbereitschaft einer ganzen Generation. Auch wenn ich allein unterwegs war und kaum anderen Menschen begegnete, fühlte ich mich an diesem Ort alles andere als einsam. Die Geschichten, die hier erzählt werden, begleiten mich weiter und erinnern mich daran, wie wertvoll Frieden ist.

Meine Weiterreise nach Thon Cu Lac durch den Nationalpark

Manchmal fühlt sich das Reisen an, als würde man durch ein Portal in eine andere Welt treten. Als ich meine Tour nach Thon Cu Lac fortsetzte und mich tiefer in den Phong Nha-Ke Bang Nationalpark wagte, war genau das der Fall. Die Straßen wurden schmaler, die Geräusche der Zivilisation verstummten, und vor mir öffnete sich ein grünes Meer aus dichten Wäldern und steilen Kalksteinfelsen.

Durch das Herz von Phong Nha-Ke Bang

Der Nationalpark ist ein echtes Naturwunder. Die Landschaft hier wirkt, als hätte sie ein Künstler mit besonderer Vorliebe für Dramatik und Kontraste erschaffen. Riesige Kalksteinberge ragen wie uralte Wächter aus dem Dschungel, ihre Flanken von dichtem, immergrünem Regenwald bedeckt. Überall zwitschern Vögel, und manchmal raschelt es im Unterholz, vielleicht ein scheuer Affe oder sogar eines der seltenen Tiere, für die der Park berühmt ist.

Phong Nha-Ke Bang ist nicht nur UNESCO-Weltnaturerbe, sondern auch eines der ältesten und komplexesten Karstgebiete Asiens. Über 400 Millionen Jahre hat das Wasser hier an den Felsen gearbeitet, riesige Höhlen geschaffen und ein Labyrinth aus unterirdischen Flüssen und Grotten hinterlassen. Man spürt förmlich, wie alt und geheimnisvoll diese Landschaft ist. Die Luft ist feucht und warm, überall duftet es nach Erde und Pflanzen, und hin und wieder zieht Nebel durch die Baumwipfel.

Flüsse, Wasserfälle und das Leben im Park

Nicht nur unter der Erde, auch an der Oberfläche ist Wasser allgegenwärtig. Der Son-Fluss schlängelt sich durch das Tal, manchmal sieht man kleine Boote, die leise dahingleiten. Überall plätschern Bäche und Wasserfälle, besonders nach den Regenfällen, die hier häufig und heftig sein können. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, aber das macht die Farben noch intensiver. Das Grün der Bäume, das Weiß der Felsen, das Blau des Himmels, alles wirkt wie frisch gewaschen.

Die Biodiversität ist beeindruckend. Über 2.700 Pflanzenarten und mehr als 800 Wirbeltierarten leben hier, darunter seltene Tiere wie der Ha Tinh-Langur oder der Annamite Striped Rabbit. Auch wenn ich keine dieser scheuen Bewohner zu Gesicht bekomme, weiß ich, dass sie irgendwo im Dickicht unterwegs sind.

Die Höhlen, das verborgene Reich unter der Erde

Die Höhlen von Phong Nha-Ke Bang sind legendär. Manche sind so groß, dass ganze Dörfer darin Platz hätten. Der Son Doong Cave zum Beispiel gilt als größte Höhle der Welt, aber auch viele andere wie die Phong Nha Cave oder die Paradise Cave ziehen Abenteurer aus aller Welt an. In der Pandemiezeit ist es hier allerdings ruhig, fast gespenstisch still. Die Natur hat das Sagen, und ich genieße es, dieses Wunder fast für mich allein zu haben. Die Höhle welche ich auf meiner Tour entdeckte war eher unscheinbar und auch verschlossen, aber trotzdem eine kleine Abwechslung, zumal ich ja wusste das die großen und imposanten Höhlen ja am Ende meiner Tour auf mich warteten.

Ein ruhiger Rückzugsort im Herzen von Phong Nha

Inmitten der ruhigen Landschaft von Thon Cu Lac, nur wenige Kilometer vom Zentrum Phong Nhas entfernt, liegt mein nächstes Ziel, der Hưng Phát Bungalow. Schon bei der Ankunft spüre ich, dass hier die Uhren ein wenig langsamer ticken und der Alltag draußen bleibt.

Die Atmosphäre hier ist entspannt und familiär

Der erste Eindruck ? Es ist angenehm ruhig, fast schon entschleunigt. Die Anlage besteht aus mehreren Bungalows, die sich um einen gepflegten Garten und einen kleinen Pool gruppieren. Die Natur ist allgegenwärtig. Von der Terrasse meines Bungalows blicke ich auf grüne Hügel und Felder, die sich bis zum Horizont ziehen. Die Luft ist frisch, und am Morgen weckt mich das Zwitschern der Vögel. In dieser Zeit der Pandemie ist es hier besonders still, kaum Verkehr, wenig Menschen, fast schon meditativ.

Die Unterkunft, Schlicht, sauber und durchdacht

Mein Bungalow ist einfach, aber gemütlich eingerichtet. Ein großes, bequemes Bett, Klimaanlage und ein sauberes Bad sorgen dafür, dass ich mich schnell wohlfühle. Kleine Details wie frisches Wasser auf dem Zimmer und liebevoll gefaltete Handtücher zeigen, dass hier mitgedacht wird. Die Fenster lassen viel Licht herein, und abends kann ich auf der kleinen Veranda sitzen und den Sonnenuntergang genießen. Das WLAN funktioniert zuverlässig, was gerade auf Reisen Gold wert ist.

Kulinarik und Service

Das Frühstück ist im Preis inbegriffen und wird im offenen Restaurantbereich serviert. Es gibt frisches Obst, vietnamesischen Kaffee und verschiedene lokale Spezialitäten. Die Atmosphäre ist locker, man kommt schnell ins Gespräch, wenn man möchte. Während der Pandemie sind die Begegnungen mit anderen Gästen und Einheimischen allerdings selten, was die Stille und Abgeschiedenheit noch verstärkt.

Die Besitzer sind wirklich besonders herzlich und hilfsbereit. Alles läuft unkompliziert, Wünsche werden freundlich erfüllt und man fühlt sich willkommen, ohne dass es aufdringlich wirkt. Auch habe ich nicht den Eindruck das es an der Pandemie und den wenigen Reisenden liegt, sondern das diese Gastfreundschaft von Herzen kommt.

Der Pool ist ein echtes Highlight, gerade nach einem Tag auf dem Bike ist ein Sprung ins kühle Wasser genau das Richtige. Und wer einfach mal abschalten will, findet in der Hängematte zwischen den Palmen garantiert seinen Lieblingsplatz.

Fazit

Der Hưng Phát Bungalow ist kein Luxushotel, aber genau das macht seinen Charme aus. Es ist ein Ort zum Runterkommen, zum Durchatmen und zum Genießen der einfachen Dinge. Gerade während der Pandemie ist die Ruhe hier fast schon heilsam. Ich genieße die Stille, die Natur und das Gefühl, für ein paar Tage einfach nur Gast zu sein, mitten in Vietnam, aber doch ganz für mich allein.

Thon Cu Lac, ein Dorf am Rand der Wildnis

Mein Ziel, das kleine Dorf Thon Cu Lac, liegt am Rand des Nationalparks. Hier scheint die Zeit langsamer zu laufen. Die wenigen Häuser schmiegen sich an die Hügel, Hühner scharren im Sand, und manchmal sieht man Wasserbüffel auf den Feldern. In der Pandemie ist alles noch ruhiger als sonst, fast meditativ. Die Menschen begegnen mir freundlich, aber mit Abstand, ein Lächeln, ein Nicken, mehr braucht es nicht.

Mein erster Tagesausflug vor Ort

Schon beim Aufwachen im Hưng Phát Bungalow war mir klar, dass heute ein besonderer Tag wird. Die Welt draußen war ruhig, fast schon andächtig, ein Nebeneffekt der Pandemie, der Vietnam eine ganz eigene Atmosphäre verleiht. Ich war allein unterwegs, aber gerade das machte die Vorfreude auf mein Ziel umso intensiver. Die Dark Cave, mitten im Phong Nha-Ke Bang Nationalpark.

Der Weg zur Höhle, wieder Natur pur

Der Weg zur Dark Cave führte mich durch eine Landschaft, die fast schon unwirklich schön wirkte. Sanfte Hügel, dicht bewachsene Wälder und immer wieder der Blick auf die mächtigen Kalksteinfelsen, die wie uralte Wächter über das Tal wachten. Schon die Anfahrt war ein Erlebnis für sich. Die Straße schlängelte sich vorbei an kleinen Dörfern, Reisfeldern und Flüssen, die sich wie grüne Bänder durch die Landschaft zogen.

Am Eingang der Dark Cave angekommen, wurde mir schnell klar, warum dieser Ort so besonders ist. Die Höhle selbst ist gut versteckt, der Zugang liegt unter dichtem Blattwerk, und man muss erstmal einen kleinen, steinigen Pfad durch den Wald meistern, bevor man überhaupt die imposante Felswand sieht, in der sich der Eingang verbirgt.

Abenteuer im Dunkeln, die Dark Cave erleben

Bevor es losgeht, bekommt jeder Besucher eine Stirnlampe, einen Helm und eine Schwimmweste. Das ist auch nötig, denn künstliches Licht sucht man in der Dark Cave vergeblich, der Name ist hier Programm. Schon der erste Schritt ins Dunkel war ein kleiner Nervenkitzel. Nur der Lichtkegel meiner Lampe zeigte mir den Weg durch die engen, feuchten Gänge. Überall tropfte Wasser von der Decke, und die Luft war angenehm kühl.

Die Stille in der Höhle war fast meditativ, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers und meinen eigenen Schritten. Die Felswände glänzten schwarz und grau, hin und wieder blitzten bizarre Stalaktiten und Stalagmiten im Licht auf. Es fühlte sich an, als würde ich durch das Innere eines riesigen, uralten Tieres wandern, geheimnisvoll und faszinierend zugleich.

Das Highlight, die legendäre Schlammbad-Session

Nach einer Weile wurde der Gang immer schmaler, bis ich plötzlich in einer Art Höhlenkammer stand, in der sich ein riesiges Schlammbad befand. Das mineralhaltige, warme Schlammwasser ist eine der Hauptattraktionen der Dark Cave. Ich ließ mich nicht lange bitten und tauchte ein. Ein Gefühl, das man kaum beschreiben kann. Der Schlamm war so dicht, dass ich fast schwerelos darin schwebte. Um mich herum nur Dunkelheit, Stille und das leise Lachen anderer mutiger Besucher, die sich ebenfalls ins Abenteuer stürzten.

Es heißt, der Schlamm sei gut für die Haut, aber ehrlich gesagt ging es mir in dem Moment nur um den Spaß. Und der war garantiert. Nach dem Bad ging es weiter, durch einen kleinen unterirdischen Fluss, schwimmend und watend, bis ich schließlich wieder ans Tageslicht kam.

Zurück am Fluss, Kayak, Zipline und die Ruhe der Natur

Draußen erwartete mich der türkisfarbene Chay River, der sich direkt vor der Höhle entlangschlängelt. Wer Lust hat, kann hier mit dem Kayak fahren oder sich an einer der längsten Ziplines Vietnams über das Wasser schwingen. Ich entschied mich für die entspannte Variante und ließ meine Füße im kühlen Wasser baumeln, während ich die Aussicht auf die bewaldeten Berge und das satte Grün genoss.

Gerade in dieser ruhigen Zeit hatte der Ort etwas Magisches. Keine großen Touristenmassen, nur das sanfte Plätschern des Flusses und das Zwitschern der Vögel. Ich fühlte mich frei und gleichzeitig ganz angekommen, mitten in Vietnams wilder Natur, weit weg vom Alltag.

In der Phong Nha Cave. Magische Stille und faszinierende Formationen

Nach dem Action-Programm in der Dark Cave geht es weiter zur Phong Nha Cave, die dem ganzen Nationalpark ihren Namen gegeben hat. Der Weg dorthin ist schon ein Erlebnis für sich. Mit einem kleinen Holzboot gleite ich über den Son River, der sich ruhig durch die Karstlandschaft schlängelt. Links und rechts ragen grüne Berge in den Himmel, am Ufer wächst dichter Bambus, und immer wieder blitzt zwischen den Bäumen das Wasser auf.

Das verborgene Erbe der Phong Nha Cave

Kaum zu glauben, wie viel Geschichte und Geheimnisse sich hinter dem dunklen Eingang der Phong Nha Cave verbergen. Während ich mit dem Boot langsam in die Höhle gleite, spüre ich, dass ich nicht nur eine Naturattraktion, sondern einen echten Zeugen der Zeit betrete.

Von alten Königreichen und mystischen Ursprüngen

Schon die Cham, das alte Volk des Champa-Königreichs, kannten die Phong Nha Cave. Sie hinterließen Inschriften in ihrer Sprache und sogar Reste von steinernen Statuen, die darauf hindeuten, dass die Höhle einst ein Ort der Verehrung war. Später, im 16. Jahrhundert, wurde sie erstmals von Duong Van An in der vietnamesischen Literatur erwähnt. Die Nguyen-Kaiser verliehen ihr ehrwürdige Titel wie „Dieu Ung Chi Than“, göttlicher Geist mit wundersamer Wirkung und „Than Hien Linh“, was so viel wie „göttliche Manifestation“ bedeutet. Die Höhle war also schon immer ein Ort, der Ehrfurcht einflößte und die Fantasie der Menschen beflügelte.

Der Name „Phong Nha“ selbst ist ein kleines Rätsel. Manche sagen, er bedeutet „Wind, der durch Zähne pfeift“, weil die Stalaktiten am Eingang wie riesige Zähne wirken und der Wind tatsächlich hörbar hindurchstreicht. Andere führen den Namen auf chinesische Schriftzeichen zurück oder auf ein altes Dorf in der Nähe. Egal, welche Version stimmt, der Name klingt geheimnisvoll und passt perfekt zu diesem Ort.

Kolonialzeit, Krieg und Wissenschaft

Im späten 19. Jahrhundert war es ein französischer Priester, Léopold Michel Cadière, der die Höhle erforschte und sie als „die Nummer eins in Indochina“ bezeichnete. In den 1930er Jahren tauchte Phong Nha in französischen Reiseführern auf und wurde sogar als zweitwichtigstes Reiseziel in ganz Französisch-Indochina gerankt. Doch nicht nur Forscher und Abenteurer fühlten sich angezogen. Während des Vietnamkriegs diente die Höhle als Feldlazarett und Versteck vor Bombenangriffen. Angeblich lagerte sogar König Ham Nghi hier einst seine Schätze.

Moderne Entdeckungen und UNESCO-Ruhm

Erst in den 1990er Jahren begann die systematische Erforschung durch vietnamesische und britische Wissenschaftler. Mit viel Ausdauer und Abenteuerlust kartierten sie das verzweigte Höhlensystem, entdeckten neue Gänge und dokumentierten die unglaubliche Vielfalt an Stalaktiten und Stalagmiten. Heute weiß man, die Phong Nha Cave ist über 7,7 Kilometer lang, besitzt zwölf Hauptkammern und eine Vielzahl kleinerer Nebenarme. Die Forscher mussten sich durch enge Spalten, reißende unterirdische Flüsse und sauerstoffarme Bereiche kämpfen, ein echtes Abenteuer, das die Grundlage für die spätere Anerkennung als UNESCO-Welterbe legte.

Ein geologisches Wunder

Die Höhle selbst ist ein Produkt von rund 400 Millionen Jahren Erdgeschichte. Durch tektonische Bewegungen, Regenwasser und unterirdische Flüsse entstand ein Labyrinth aus Gängen, Hallen und bizarren Felsformationen. Das Zusammenspiel von Wasser, Kalkstein und Zeit hat hier eine unterirdische Welt geschaffen, die ihresgleichen sucht. Und während ich durch die kühle Dunkelheit fahre, Stalaktiten wie riesige Eiszapfen von der Decke hängen und das Echo meiner Stimme von den Wänden zurückgeworfen wird, spüre ich, warum dieser Ort so viele Menschen in seinen Bann zieht.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Heute ist Phong Nha nicht nur ein Magnet für Abenteurer und Naturfreunde, sondern auch ein Stück lebendige Geschichte. Die Spuren der Cham, die Geschichten aus der Kolonialzeit, die Erinnerungen an den Krieg und die modernen Expeditionen, all das verschmilzt hier zu einem faszinierenden Gesamtbild. Und während ich am Ausgang der Höhle wieder das Tageslicht sehe, weiß ich, jeder Besuch in der Phong Nha Cave ist auch eine Reise durch die Zeit.

Mein ersehnter Ausflug zur Paradise Cave

Manchmal gibt es diese Tage, auf die man lange hinfiebert. Heute war so einer. Ich hatte mir im Hưng Phát Bungalow eine Unterkunft gesucht, nur aus einem Grund. Endlich wollte ich die berühmte Paradise Cave mit eigenen Augen sehen. Schon beim Aufwachen lag diese leise Aufregung in der Luft, wie vor einer großen Reise, obwohl ich eigentlich nur einen Ausflug vor mir hatte.

Der große Tag beginnt

Die Sonne kroch langsam über die Baumwipfel, als ich mich auf den Weg machte. Die Straßen waren leerer als sonst, die Geräusche der Stadt gedämpft. Es fühlte sich an, als hätte ich das Land für mich allein. Der Weg zur Paradise Cave führte durch dichte Wälder und vorbei an sattgrünen Reisfeldern. Die Landschaft hier hat etwas Beruhigendes, fast schon Meditatives. Überall das satte Grün, das durch den feuchten Dunst noch intensiver wirkte. Ich spürte, wie die Vorfreude in mir wuchs.

Ein stiller Moment am Den Tho Chinh Dong Tempel

Bevor ich mich in die Höhle wagte, legte ich einen Zwischenstopp am Den Tho Chinh Dong Tempel ein. Der kleine Tempel liegt etwas versteckt im Wald, umgeben von alten Bäumen. Es war kaum jemand da, die Pandemie hatte auch hier ihre Spuren hinterlassen. Ich genoss die Stille, das leise Rascheln der Blätter im Wind und den Duft von Räucherstäbchen, der in der Luft hing. Für einen Moment setzte ich mich auf die steinernen Stufen und atmete tief durch. Es fühlte sich an wie eine kurze Pause vom Alltag, ein Innehalten, bevor das Abenteuer losgeht.

Der Weg zur Paradise Cave

Am Parkplatz angekommen, gönnte ich mir erst mal einen Moment, um die Ruhe zu genießen. Von hier aus führt ein etwa 1,6 Kilometer langer Weg durch den Wald bis zum Eingang der Höhle. Entweder zu Fuß oder, wenn man es bequemer mag, mit einem kleinen Elektrobuggy. Dazu ein kleiner Funfact, der Buggy kostet natürlich extra und bringt einen nicht etwa bis zur Höhle, sondern vielleicht 500 Meter vom Eingang an die Treppen zur Höhle, also wirklich Geldverschwendung vom Feinsten. Ich entschied mich fürs Laufen. Die Luft war feucht und voller Vogelstimmen, und je näher ich dem Höhleneingang kam, desto frischer wurde es.

Der Aufstieg, die 500 Stufen ins Unbekannte

Vor dem Eingang dann die erste Herausforderung, 500 steinerne Stufen, die sich durch den dichten Wald nach oben winden. Mit jedem Schritt wurde die Umgebung stiller, nur das leise Echo meiner eigenen Schritte und das Zwitschern der Vögel begleiteten mich. Oben angekommen, wirkte der Höhleneingang fast unscheinbar, wie ein geheimer Zugang in eine andere Welt.

Der erste Blick in ein unterirdisches Wunderland

Kaum hatte ich die ersten Holzstufen ins Innere der Höhle hinter mir gelassen, verschlug es mir die Sprache. Die Paradise Cave macht ihrem Namen alle Ehre. Plötzlich öffnet sich ein gewaltiger Raum, so hoch, dass man sich winzig fühlt. Die Decke ragt bis zu 72 Meter in die Höhe, und die Höhle selbst ist an manchen Stellen 150 Meter breit. Es ist, als würde man in einen unterirdischen Palast eintreten.

Ein hölzerner Steg führt etwa einen Kilometer tief in die Höhle hinein. So kann man die spektakulärsten Formationen bestaunen, ohne den empfindlichen Boden zu beschädigen. Die Luft ist kühl und angenehm, das Licht spielt mit den Steinen und zaubert goldene, grüne und silberne Reflexe auf die Wände. Überall hängen riesige Stalaktiten von der Decke, einige so filigran, dass sie wie Kronleuchter wirken, andere so massiv, dass sie wie Säulen eines gigantischen Tempels erscheinen. Dazwischen wachsen Stalagmiten in allen Formen und Größen aus dem Boden, manche erinnern an Palasttürme, andere an Wasserfälle, die zu Stein erstarrt sind.

Die Highlights im Inneren, Naturkunst und Stille

Jeder Meter in der Höhle ist anders. Es gibt Formationen, die wie Lotusblüten wirken, andere erinnern an Figuren aus Mythen und Legenden. Besonders beeindruckend ist der sogenannte Lotus Tower, eine Stalaktitenformation, die aus jedem Blickwinkel anders aussieht. Manche Bereiche wirken wie die Reisterrassen Nordvietnams, andere wie uralte Cham-Türme. Die Natur hat hier in Jahrtausenden ein wahres Kunstwerk geschaffen.

An manchen Stellen hört man das leise Plätschern von unterirdischen Bächen, die sich durch das Gestein schlängeln. Das Wasser hat über Jahrtausende die bizarren Formen geschaffen, die heute Besucher aus aller Welt in Staunen versetzen. Und dann gibt es noch das sogenannte „Sky Well“. Ein natürlicher Schacht, durch den Sonnenlicht in die Höhle fällt und die Steine in ein fast magisches Licht taucht. Aber die kommt erst im „verborgenen“ Teil der Paradiese Cave.

Ein Moment für mich allein

Während ich langsam den Steg entlangschritt, wurde es immer stiller. Die wenigen anderen Besucher verteilten sich rasch im riesigen Raum, und manchmal hatte ich das Gefühl, die Höhle ganz für mich allein zu haben. Ich setzte mich auf eine Bank, schloss kurz die Augen und lauschte der Stille. In diesem Moment fühlte ich mich winzig und gleichzeitig unendlich frei.

Ein Schritt ins Unbekannte, die Extra-Tour in die Tiefen der Paradise Cave

Manchmal gibt es diese Momente, in denen man weiß, dass man sich auf etwas ganz Besonderes einlässt. Die Paradise Cave in Quang Binh, ohnehin schon ein Wunderwerk der Natur, hat für Abenteuerlustige noch ein Ass im Ärmel, die Extra-Tour, die weit über den normalen Holzsteg hinaus in die geheimnisvollen Tiefen der Höhle führt.

Der Beginn der Tour. Stille, Kühle und die ersten Schritte ins Dunkel

Schon der Einstieg ist ein kleines Ritual. Nach dem Aufstieg über 500 steinerne Stufen und dem Passieren des imposanten Eingangs, wo die Temperatur schlagartig auf angenehme 20 Grad sinkt, lasse ich die Massen hinter mir. Die meisten Besucher bleiben auf dem gut ausgebauten Holzweg, der etwa einen Kilometer in die Höhle hineinführt. Doch für die Extra-Tour, die legendären sieben Kilometer ins Herz der Paradise Cave, braucht es Mut, Neugier und ein wenig Abenteuergeist. Und ja, auch eine Taschenlampe, Helm und wasserfeste Kleidung, denn jetzt wird es ernst.

Die verborgene Welt der Stalaktiten, Stalagmiten und uralter Stille

Mit jedem Schritt wird es dunkler und stiller. Die Geräusche von außen verschwinden, nur noch das Tropfen von Wasser und das leise Echo der eigenen Schritte begleiten mich. Die Höhle öffnet sich zu riesigen Hallen, manche bis zu 150 Meter breit und 72 Meter hoch, ein Gefühl, als würde ich durch eine vergessene Kathedrale der Natur wandern. Überall funkeln bizarre Stalaktiten und Stalagmiten, geformt über Jahrmillionen, manche wie filigrane Vorhänge, andere wie steinerne Türme oder Lotusblüten. Die Formen wirken fast überirdisch, als hätte ein Künstler aus einer anderen Welt hier Hand angelegt.

Jenseits des Holzstegs, das Klettern, Kriechen, Staunen beginnt

Jetzt beginnt der eigentliche Nervenkitzel. Der Holzweg endet, und ich folge meinem Guide über glitschige Felsen, durch enge Spalten und manchmal sogar auf allen Vieren. Hier ist nichts mehr inszeniert, alles ist roh und ursprünglich. Das Licht der Stirnlampe tanzt über die Wände, enthüllt verborgene Details, winzige Kristalle, uralte Kalkspuren und immer wieder neue, unerwartete Formationen. Die Luft ist feucht und frisch, und manchmal öffnet sich plötzlich eine riesige Halle vor mir, in der das Echo meiner Schritte fast unheimlich klingt.

Das unterirdische Abenteuer, Flussüberquerungen und das Licht des Himmels

Ein echtes Highlight der Tour ist die Überquerung eines unterirdischen Flusses. Das Wasser ist klar und kühl, und mit dem Kajak gleite ich durch einen Abschnitt der Höhle, in dem das Licht fast vollständig verschluckt wird. Hier, tief im Inneren der Erde, fühlt sich alles anders an, die Zeit scheint stillzustehen, und der Alltag ist meilenweit entfernt. Schließlich erreiche ich die berühmte „Sky Well“. Ein natürliches Loch in der Höhlendecke lässt Sonnenstrahlen wie Scheinwerfer in die Dunkelheit fallen. Die Lichtstrahlen brechen sich an den feuchten Felsen, tauchen alles in ein magisches Glühen. Hier mache ich Pause, lasse mich nieder, esse ein paar Snacks und genieße diese surreale Atmosphäre, in der sich Naturgewalt und Stille treffen.

Rückweg mit Gänsehaut

Der Rückweg fühlt sich fast wie eine Rückkehr aus einer anderen Welt an. Ich bin müde, aber voller Eindrücke. Die Extra-Tour in die Tiefen der Paradise Cave ist kein Spaziergang, sie ist ein echtes Abenteuer, das Respekt vor der Natur verlangt und mit unvergesslichen Bildern belohnt. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, erlebt einen der faszinierendsten Orte Vietnams aus einer ganz neuen Perspektive. Und ich weiß, diese Stunden unter der Erde werde ich nie vergessen.

Zurück zum Hưng Phát Bungalow

Kaum hatte ich die kühle Dunkelheit der Paradise Cave hinter mir gelassen, umfing mich wieder die feuchte, warme Luft von Zentralvietnam. Die Eindrücke aus der Höhle, diese riesigen Hallen, die wie aus einer anderen Welt wirkten, und die filigranen Stalaktiten, die im diffusen Licht geheimnisvoll glitzerten, hingen mir noch nach, als ich langsam den Weg zurück zu meiner Unterkunft antrat.

Die Rückfahrt führte mich vorbei an endlosen Reisfeldern, kleinen Dörfern und den sattgrünen Hügeln des Phong Nha-Ke Bang Nationalparks. Keine Touristengruppen, kaum Verkehr, nur das Summen der Insekten und das gelegentliche Krähen eines Hahns begleiteten mich. Ich hatte das Gefühl, als würde die Landschaft nur für mich allein ihre Schönheit entfalten.

Ankommen und Durchatmen im Hưng Phát Bungalow

Zurück im Hưng Phát Bungalow, das etwas außerhalb von Son Trach liegt, spürte ich, wie die Erschöpfung der Höhlentour langsam von mir abfiel. Die kleine Anlage ist umgeben von Bergen und Feldern, und von der Terrasse meines Bungalows aus konnte ich den Blick über das satte Grün schweifen lassen. Es war fast schon meditativ, wie ruhig es hier war keine Hektik, kein Lärm, nur das Zwitschern der Vögel und das entfernte Rauschen des Windes in den Bäumen.

Hier, zwischen Pool, Garten und einer entspannten Atmosphäre, fiel es mir leicht, die nächsten Schritte meiner Reise zu planen. Die Gegend um Phong Nha bietet so viele Möglichkeiten, dass die Auswahl gar nicht so einfach ist. Ich hatte Lust auf noch mehr Natur, vielleicht eine Tour durch die umliegenden Dörfer oder eine Wanderung zu einem der vielen Aussichtspunkte, von denen man das Karstgebirge in seiner ganzen Pracht sehen kann.

Die Qual der Wahl. Was als Nächstes?

Die Umgebung von Son Trach ist ein echtes Paradies für Entdecker. Ich saß also mit meinem Notizbuch auf der Terrasse, ließ die Beine baumeln und notierte mir ein paar Ideen. Vielleicht eine geführte Wanderung durch den Nationalpark, um mehr über die Flora und Fauna zu erfahren ? Oder doch lieber eine Bootstour auf dem Son-Fluss, vorbei an den steilen Karstfelsen und hinein in die nächste Höhle ? Die Möglichkeiten schienen endlos. Was ich dann ausgewählt habe, könnt Ihr im nächsten Kapitel lesen.

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