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Vietnam

Von Hue über Da Nang nach Hoi An

Abschied von Hué – Wiedersehen mit Antoni

Es gibt diese Momente, in denen einem das Leben zeigt, wie klein die Welt wirklich ist. Gestern stehe ich in der alten Kaiserstadt Hué, schlendere durch die engen Gassen, als plötzlich Antoni vor mir steht. Mein italienischer Freund, mit dem ich schon so manche Kurve genommen habe. Wir lachen, schütteln die Köpfe und wissen sofort: Wir setzen die Reise gemeinsam fort.

Hué verabschiedet sich von uns mit seinem ganz eigenen Charme. Die Zitadelle, der Duft von Räucherstäbchen in der Luft, das bunte Treiben am Parfümfluss. Noch einmal lasse ich den Blick über die alten Mauern schweifen, spüre die Geschichte, die hier in jeder Ecke lauert. Dann wird es Zeit, aufzubrechen. Der Süden ruft.

Entlang der Küste – Freiheit auf zwei Rädern

Wir schwingen uns auf die Motorräder und rauschen los. Die Küstenstraße liegt wie ein Versprechen vor uns. Sie ist gut ausgebaut, der Verkehr hält sich in Grenzen, und das Meer glitzert immer wieder zwischen den Bäumen hindurch. Der Fahrtwind bringt Erleichterung gegen die schwüle Hitze, und Antoni ruft mir lachend zu, dass er heute das Meer gegen den Gardasee eintauscht.

Immer wieder halten wir an kleinen Ständen am Straßenrand, trinken süßen vietnamesischen Kaffee und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Ein alter Mann zeigt uns stolz Fotos seiner Familie, eine Frau verkauft uns frische Mangos, die süßer schmecken als alles, was ich bisher gegessen habe. Es sind diese Begegnungen, die die Reise lebendig machen.

Der Hai-Van-Pass – Zwischen Wolken und Geschichte

Dann kommt er: der Hai-Van-Pass, der Wolkenpass. Schon von weitem sehen wir, wie sich die Straße in endlosen Kurven den Berg hinaufschlängelt. Die Luft wird kühler, Nebelschwaden ziehen über den Asphalt, und plötzlich sind wir mittendrin in einer anderen Welt.

Der Pass ist nicht nur eine Wetterscheide, sondern auch eine Grenze zwischen Nord und Süd. 20 Kilometer voller Kurven, Ausblicke und Geschichte. Vom höchsten Punkt aus blicken wir auf das Meer, sehen Da Nang in der Ferne und die Halbinsel Son Tra, die wie ein grüner Teppich ins Wasser ragt. Manchmal verschlucken die Wolken alles, und es fühlt sich an, als würden wir durch einen Traum fahren.

Antoni und ich halten an den Ruinen, die stummen Zeugen vergangener Zeiten. Hier tobten einst Kämpfe, Züge stürzten in die Tiefe, und der Pass war Schauplatz großer Geschichte. Heute ist er ein Ort, an dem sich Motorradfahrer aus aller Welt treffen, Geschichten austauschen und gemeinsam die Aussicht genießen.

Festungen im Nebel – Die Wacht am Pass

Oben auf der Passhöhe stehen sie noch, die alten Bunker und Mauern. Moosüberwuchert, halb zerfallen, aber voller Geschichten. Vietnamesische Familien machen Picknick, Kinder klettern auf den Ruinen herum, und ein alter Mann erzählt uns, dass hier früher die wichtigste Grenze des Landes verlief.

Die Worte „Hai Van Quan“ prangen noch immer auf dem Tor, das den Blick auf den Süden öffnet. Wir stehen eine Weile da, lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Es ist ein bisschen wie Zeitreisen, nur dass der Nebel alles weichzeichnet und die Vergangenheit ganz nah wirkt.

Ankunft in Hoi An – Auf nach Rainbow Island

Die letzten Kilometer nach Hoi An sind schnell geschafft. Die Stadt empfängt uns mit Lampions, Fluss und einer ganz eigenen Magie. Doch unser Ziel liegt noch ein Stück weiter: Rainbow Island. Eine kleine Insel, nur mit dem Boot erreichbar. Wir parken die Motorräder, drücken auf eine altmodische Klingel, und kurz darauf tuckert ein Boot heran.

Die Überfahrt dauert nur ein paar Minuten, aber sie fühlt sich an wie der Eintritt in eine andere Welt. Palmen, bunte Blumen, das Wasser plätschert leise. Unser Zuhause für die nächsten Tage ist ein kleines Paradies, abgeschieden und ruhig, perfekt, um die Erlebnisse der letzten Tage sacken zu lassen.

Antoni grinst mich an und meint, dass er selten so entspannt angekommen ist. Ich kann ihm nur zustimmen. Vietnam überrascht uns immer wieder mit Landschaften, Geschichte und Begegnungen, die man nicht vergisst.

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