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Vietnam

Von Tam Dao nach Hanoi

Mit dem Motorrad von Tam Dao nach Hanoi

Es gibt Reisen, die sind wie ein leiser Film, voller Bilder, Geräusche und Gerüche, die lange nachhallen. Mein Motorradtrip von Tam Dao nach Hanoi war genau so eine Reise. Während der Corona-Pandemie lag eine besondere Ruhe über dem Land, die Straßen waren leerer, die Tempel stiller, die Natur fast unberührt. Ich war allein unterwegs, nur das Brummen meines Motorrads und der Wind begleiteten mich. Hier erzähle ich dir von den einzelnen Stationen, die mich auf dieser Route besonders beeindruckt haben.

Tây Thiên Great Mandala Stupa

Die Fahrt zur Tây Thiên Great Mandala Stupa führte mich tiefer ins Grüne. Die Landschaft wurde weiter, die Luft noch klarer. Plötzlich tauchte die Stupa vor mir auf, ein farbenfroher, kunstvoll verzierter Bau, der wie ein Juwel in der Landschaft leuchtet. Ich parkte mein Motorrad und schlenderte über das Gelände. Überall flatterten Gebetsfahnen, und die Stille wurde nur vom Wind und gelegentlichem Vogelgezwitscher unterbrochen. Die Stupa strahlte eine Ruhe aus, die ansteckend war. Ich setzte mich auf eine der Stufen und ließ den Blick über das Tal schweifen, das sich sanft unter mir ausbreitete.

Tam Quan Gate & Đền Thõng

Weiter ging es zum Tam Quan Gate, dem traditionellen Tor, das den Eingang zu einer anderen Welt markiert. Die Architektur war beeindruckend, drei Tore, kunstvoll verziert, ein Symbol für Übergang und Neubeginn. Dahinter lag Đền Thõng, ein Tempel, der von alten Bäumen umgeben ist. Hier war es noch stiller, fast andächtig. Ich schlenderte langsam durch das Gelände, nahm die Details der Schnitzereien und die besondere Atmosphäre in mich auf. Es war einer dieser Orte, an denen man unwillkürlich leiser spricht und langsamer geht.

Mein Besuch beim Đền Thờ Quốc Mẫu Tây Thiên

Schon beim ersten Blick auf die grünen Hügel von Tam Đảo spürte ich, dass dies kein gewöhnlicher Ausflug werden würde. Die Luft war klar, das Zwitschern der Vögel mischte sich mit dem leisen Rauschen des Windes in den Bäumen. Ich war gespannt, was mich am Đền Thờ Quốc Mẫu Tây Thiên, dem Tempel der Landesmutter, erwarten würde, einem Ort, an dem sich Legenden, Geschichte und Spiritualität auf faszinierende Weise begegnen.

Der Eingang und das Tor zur Stille

Mein Weg begann am Fuß des Berges, wo der erste Eindruck von Ruhe und Weite überwältigend war. Hier unten, noch bevor ich die ersten Stufen erklomm, breitete sich die Landschaft wie ein grüner Teppich aus. Die Anlage ist eingebettet in dichte Wälder, das Licht fällt gefiltert durch das Blätterdach. Der Eingang zum Tempelbereich wirkte schlicht, aber einladend, ein traditionelles Tor, das symbolisch den Übergang von der Alltagswelt in den spirituellen Raum markiert.

Die Pilgerstufen und die ersten Schreine

Mit jedem Schritt auf den steinernen Stufen spürte ich die besondere Atmosphäre. Es waren nicht viele Menschen unterwegs, Corona hatte die Pilgerströme fast zum Erliegen gebracht. Das machte die Stille noch eindringlicher. Unterwegs passierte ich kleine Altäre, an denen Räucherstäbchen langsam verglimmten. Der Duft von Weihrauch mischte sich mit der feuchten Waldluft. Es war, als würde jeder Schritt mich weiter weg vom Alltag und näher an die Geschichte dieses Ortes führen.

Der Haupttempel – Đền Thượng

Nach einem längeren Aufstieg öffnete sich der Blick auf den Haupttempel, den Đền Thượng, das spirituelle Zentrum der Anlage. Die Architektur ist traditionell vietnamesisch, mit geschwungenen Dächern, roten Ziegeln und kunstvoll geschnitzten Holzbalken. Hier wird Quốc Mẫu Tây Thiên, die Landesmutter Lăng Thị Tiêu, verehrt, eine legendäre Gestalt, die als Gemahlin des siebten Hung-Königs nicht nur das Land mitregierte, sondern auch die Menschen lehrte, wie man Reis anbaut und das Land bestellt. Ihr wird nachgesagt, dass sie nach ihrem Tod immer wieder erschien, um das Volk zu beschützen und in schwierigen Zeiten zu helfen.

Im Inneren des Tempels herrschte eine warme, fast intime Atmosphäre. Die Altäre waren mit Blumen, Früchten und Opfergaben geschmückt. Goldene Figuren und bunte Stoffe schimmerten im Halbdunkel. Ich zündete ein Räucherstäbchen an und ließ die Gedanken schweifen, über die Jahrhunderte hinweg, zu den Menschen, die hier Trost, Hoffnung und Segen gesucht hatten.

Die Verbindung von Buddhismus und Mutterglaube

Was mich besonders beeindruckte, war die enge Verbindung von Buddhismus und dem Glauben an die Landesmutter. In der gesamten Anlage finden sich buddhistische Elemente, Statuen, Gebetsfahnen, kleine Pagoden. Der Übergang zwischen den Glaubensrichtungen ist fließend. Es ist, als würde hier alles zusammengehören: Die Ehrfurcht vor der Natur, die Verehrung der Mütterlichkeit und das Streben nach innerer Ruhe.

Ein Tag voller Stille und Geschichte

Der Besuch beim Đền Thờ Quốc Mẫu Tây Thiên war für mich mehr als nur eine Besichtigung. Es war eine Reise zu den Wurzeln der vietnamesischen Kultur, zu den Geschichten und Mythen, die das Land prägen. Die verschiedenen Ebenen der Anlage, von den ersten Stufen bis zum Haupttempel und den Nebenaltären, spiegeln die Vielfalt und Tiefe des Glaubens wider. Und die Landschaft rundherum macht deutlich, warum dieser Ort seit Jahrhunderten als heilig gilt.

Đền Chân Suối

Bevor ich mich endgültig auf den Weg nach Hanoi machte, hielt ich noch am Đền Chân Suối. Der Ort wirkte fast wie ein Rückzugsort, an dem man kurz innehalten kann. Ich ließ mich am Wasser nieder, beobachtete die Spiegelungen auf der Oberfläche und dachte an die vielen Geschichten, die dieser Tempel erlebt haben muss. Es war ein Moment der Ruhe, bevor es zurück in die Zivilisation ging.

Ankunft in Hanoi

Die letzten Kilometer nach Hanoi waren ein Sprung zurück in die Wirklichkeit. Die Straßen wurden voller, das Leben pulsierte wieder. Nach all der Stille der Tempel und der Natur war das ein kleiner Schock, aber auch ein Zeichen dafür, dass das Abenteuer zu Ende ging. Ich fuhr langsam durch die Vororte, ließ die Eindrücke der Reise noch einmal Revue passieren und freute mich auf das bunte, lebendige Hanoi, bereit für neue Geschichten.

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