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Frankreich

Dijon

Dijon – Zwischenstopp mit Geschichte, Senf und gotischer Pracht

Heute war mal wieder einer meiner entspannten Arbeitstage. Kein Stress, kein Wettlauf gegen die Uhr – ich hatte Zeit. Ich musste für einen Ettlinger Kunde hochempfindliche Lasertechnik ins tiefste Frankreich bringen. Da dies unmöglich noch am selben Tag zu bewerkstelligen war – über 700 Kilometer, davon der Großteil über Frankreichs Landstraßen und der Kunde machte immer pünktlich um 15 Uhr Feierabend – machte ich wie immer, wenn es auf diese Strecke ging, aus der Not eine Tugend und baute ein wenig Kultur in meinen Arbeitstag ein. Die Strecke war lang, aber der Gedanke an einen entspannten Zwischenstopp in Dijon ließ mich die Fahrt genießen.

Die Freiheit der Straße – und warum Pausen Gold wert sind

Mit dem Auto unterwegs zu sein, hat seine eigenen Gesetze. Gerade auf langen Strecken ist es wichtig, regelmäßig Pausen einzulegen. Ich habe mir angewöhnt, alle zwei bis drei Stunden einen kurzen Stopp einzulegen, um die Beine zu vertreten, einen Kaffee zu trinken und einfach mal durchzuatmen. Das hält nicht nur wach, sondern sorgt auch dafür, dass die Konzentration nicht nachlässt. Die französischen Landstraßen sind wunderschön, aber auch kurvig und manchmal überraschend schmal – da hilft es, ausgeruht und aufmerksam zu sein.

Die Route hatte ich vorher genau geplant, um nicht am späten Abend noch durch kleine Dörfer irren zu müssen. Moderne Navigation macht es leicht, aber ich habe trotzdem immer einen Plan B im Kopf – man weiß ja nie, ob irgendwo eine Baustelle oder ein Stau lauert. Besonders bei Übernachtfahrten ist es wichtig, ausgeruht zu starten und sich nicht zu überschätzen. Lieber eine Pause mehr als eine zu wenig. Als „langen“ Zwischenstopp hatte ich mir dieses mal Dijon auf meiner Tour herausgepickt.

Sicherheit und Vorbereitung – auch im Auto ein Muss

Gerade wenn man empfindliche Ware transportiert, ist Sicherheit das A und O. Ich habe vor der Abfahrt nochmal alles kontrolliert: Sind die Ladung und das Fahrzeug in Ordnung? Habe ich alle nötigen Papiere dabei? Und wie sieht es mit der Übernachtung aus? Ein Hotelzimmer war schnell gebucht, sodass ich mich abends ganz auf die Erholung konzentrieren konnte. Die Ruhe nach der langen Fahrt, das Wissen, dass alles sicher verstaut ist und morgen noch genug Zeit bleibt – das ist Luxus auf einer Geschäftsreise.

Dijon – Ankommen und durchatmen

In Dijon angekommen, spürte ich sofort das besondere Flair der Stadt. Die Sonne tauchte die alten Fassaden in warmes Licht, und ich hatte endlich Zeit, die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen. Kein Zeitdruck, keine Eile – einfach ankommen, aussteigen und die Stadt entdecken. Die berühmten Kirchen, die kleinen Plätze, das geschäftige Treiben in den Gassen – Dijon empfängt einen wie ein alter Freund.

Ich habe den Wagen sicher abgestellt, die Ladung nochmal gecheckt und dann beschlossen, den Rest des Tages einfach zu genießen. Ein Spaziergang durch die Altstadt, ein Abstecher zur Notre-Dame mit ihren Wasserspeiern, ein kurzer Blick in die Saint-Michel – und zwischendurch ein Café au Lait in einer kleinen Brasserie. Das Gefühl, die Arbeit erst morgen erledigen zu müssen, macht alles entspannter.

Dijon – Wo Senf, Geschichte und Lebenskunst aufeinandertreffen

Kaum hatte ich das Ortsschild von Dijon passiert, spürte ich, dass hier mehr in der Luft liegt als nur der Duft von Senf. Dijon, die Hauptstadt der Bourgogne-Franche-Comté, ist nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein pulsierendes Zentrum für Handel, Wein und Geschichte. Die Stadt schmiegt sich an den Rand der Saône-Ebene, flankiert von den Ausläufern der Côte d’Or. Zwei Flüsse, Ouche und Suzon, schlängeln sich durch die Stadt, und der Canal de Bourgogne verbindet Dijon mit der Saône und Yonne – ein Paradies für alle, die Wasser und Wein lieben.

Schon in der Eisenzeit siedelten hier Menschen, später nannten die Römer den Ort Divio. Damals war das hier noch ein unbedeutender Fleck, aber die Zeiten änderten sich. Besonders spannend: Im 2. oder 3. Jahrhundert soll der Missionar Benignus von Dijon hier gewirkt und den Märtyrertod erlitten haben. Ein Hauch von Legende weht durch die Gassen, wenn man sich vorstellt, wie sich die Stadt von einem gallo-römischen Dorf zum Machtzentrum der Herzöge von Burgund entwickelte.

Notre-Dame de Dijon – Gotik zum Staunen

Mein erster Weg führte mich zur Notre-Dame de Dijon. Schon von außen beeindruckt die Kirche mit ihrer ungewöhnlichen Westfassade. Zwei runde Türme rahmen das Gebäude ein, darüber reihen sich Wasserspeier wie kleine steinerne Wächter auf. Die meisten sind rein dekorativ, aber sie geben der Kirche ein fast märchenhaftes Aussehen.

Im Inneren ist Notre-Dame ein Paradebeispiel gotischer Baukunst: Das Mittelschiff ist fast 19 Meter hoch, die Proportionen wirken ausgewogen und harmonisch. Besonders faszinierend fand ich das Spiel von Licht und Schatten durch die bunten Fenster. Die meisten stammen zwar aus dem 19. Jahrhundert, aber im Nordquerhaus gibt es noch fünf originale Fensterlanzetten aus der Bauzeit um 1240 – ein echtes Fenster in die Vergangenheit.

Ich schlenderte durch das Kirchenschiff, ließ den Blick über das filigrane Stützsystem und das geöffnete Triforium schweifen. Es ist erstaunlich, wie leicht und offen der Raum wirkt, obwohl er aus massiven Steinen gebaut ist. Kein Wunder, dass diese Kirche selbst in Zeiten, in denen die Gotik als „barbarisch“ galt, immer bewundert wurde.

Saint-Michel – Renaissance trifft Mittelalter

Nur wenige Schritte weiter wartet schon das nächste Highlight: die Kirche Saint-Michel. Ihre Renaissancefassade gilt als eine der schönsten Frankreichs – und ich kann bestätigen, dass sie wirklich ein Blickfang ist. Die Geschichte der Kirche reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück, ursprünglich stand hier wohl nur eine kleine Holzkapelle. Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer wieder angebaut und renoviert, bis schließlich das heutige Bauwerk entstand.

Ich stellte mich vor die Fassade und ließ die Details auf mich wirken: Skulpturen, Ornamente, kunstvolle Säulen – alles zeugt von der Liebe zum Detail, die die Baumeister damals hatten. Im Inneren spürt man die Geschichte: Die Kirche ist langgestreckt, fast 60 Meter, und wirkt trotzdem einladend und hell. Ich stellte mir vor, wie hier schon im Mittelalter die Menschen zusammenkamen, um zu feiern, zu trauern, zu hoffen.

Justizpalast von Dijon – Wo Geschichte gemacht wird

Auch der Justizpalast von Dijon ist ein imposantes Gebäude, das die Bedeutung der Stadt als Verwaltungs- und Handelszentrum unterstreicht. Ich spazierte an der Fassade entlang und stellte mir vor, wie hier seit Jahrhunderten Recht gesprochen wird – ein Ort, an dem Geschichten entstehen, die manchmal spannender sind als jeder Krimi.

Abspann: Von Dijon nach Vézelay

Nach einem Tag voller Eindrücke, Geschichte und Genuss war ich bereit für den nächsten Abschnitt meiner Reise. Von Dijon aus führte mich der Weg weiter nach Vézelay, wo ich mir ein kleines Hotel ausgesucht hatte, um die Nacht zu verbringen. Aber das ist die nächste Geschichte.

Wenn ich an diesen Zwischenstopp zurückdenke, weiß ich: Manchmal sind es genau diese Pausen, die eine Reise unvergesslich machen. Dijon hat mich nicht nur entschleunigt, sondern auch inspiriert. Und wer weiß – vielleicht wartet hinter der nächsten Kurve schon das nächste Abenteuer.

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