Pura Ulun Danu Bratan
Im Nebel der Götter – Meine Reise zum Bratansee
Stell dir vor, du fährst mit deinem Auto durch die sattgrünen Berge Balis, der Nebel zieht langsam über die Hänge, und plötzlich öffnet sich vor dir ein Panorama, das wirkt, als hätte jemand die Kulisse für einen Fantasyfilm gebaut. Genau so begann mein Tag, als ich mich auf den Weg von den Twin Lakes zum legendären Pura Ulun Danu Bratan machte – einem Tempel, der auf dem Wasser zu schweben scheint und von einer Aura umgeben ist, die irgendwo zwischen Mystik und Instagram-Hotspot liegt.
Aufbruch ins Hochland: Fahrt durch das grüne Herz Balis
Die Straße windet sich durch das zentrale Hochland, vorbei an Reisfeldern, kleinen Dörfern und immer wieder diesen atemberaubenden Ausblicken auf die Twin Lakes. Das Klima verändert sich merklich: Die Luft wird frischer, der Himmel dramatischer. Ich genieße die Fahrt, lasse das Fenster runter und atme tief die kühle Morgenluft ein. Es fühlt sich an, als würde ich mit jedem Kilometer dem Alltag ein Stück mehr entgleiten und in eine andere Welt eintauchen.
Erster Blick auf den Bratansee: Ein See wie aus einer anderen Zeit
Als ich schließlich den Bratansee erreiche, liegt er ruhig und spiegelglatt vor mir. Der See ist ein ehemaliger Vulkankrater, auf 1200 Metern Höhe gelegen, und sein Wasser gilt als heilig. Die Wolken hängen tief, tauchen die Landschaft in ein sanftes Licht, das alles ein wenig unwirklich erscheinen lässt. Schon von weitem sehe ich die Silhouette des Pura Ulun Danu Bratan, wie sie sich im Wasser spiegelt – ein Bild, das sich sofort ins Gedächtnis brennt.
Der Tempel: Zwischen Spiritualität und Selfie-Wahn
Der Tempel selbst ist ein architektonisches Meisterwerk. Die Merus, diese mehrstöckigen Pagoden, stehen auf kleinen Inseln im See und wirken, als würden sie tatsächlich auf dem Wasser schweben. Die Anlage ist Shiva, Brahma, Vishnu und vor allem der Seegöttin Dewi Danu gewidmet, die hier verehrt wird, damit das Wasser des Sees weiterhin die Felder Balis speist. Überall blühen Lotusblumen, und der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft.
Doch die Idylle hat einen Haken: Ich bin nicht allein. Schon am Vormittag tummeln sich hier Reisegruppen, Selfie-Jäger und Familien, die das perfekte Urlaubsfoto suchen. Der Tempel ist ein Hotspot, und das merkt man. Ich muss schmunzeln, als ich versuche, ein ruhiges Plätzchen zu finden, während hinter mir ein Pärchen verzweifelt versucht, den perfekten Winkel für das nächste Instagram-Foto zu finden.
Ein Moment der Stille: Versteckte Ecken und echte Magie
Aber ich gebe nicht auf. Ich erinnere mich an einen Tipp: Wenn man vom Haupttempel im Wasser links durch einen kleinen Durchgang über die Mauer läuft, findet man tatsächlich einen ruhigeren Ort. Und tatsächlich – kaum habe ich diesen schmalen Weg gefunden, wird es stiller. Ich setze mich auf eine der Mauern, lasse die Beine baumeln und schaue hinaus auf den See. Die Berge spiegeln sich im Wasser, ein leichter Wind kräuselt die Oberfläche, und für einen Moment habe ich das Gefühl, ganz allein mit den Göttern zu sein.
Begegnungen am See: Zwischen Göttern und Gärtnern
Während ich so dasitze, gesellt sich ein älterer Balinese zu mir, der gerade die Tempelanlage pflegt. Wir kommen ins Gespräch – auf Englisch, mit Händen und Füßen, aber das reicht. Er erzählt mir, wie wichtig der See für die Bauern ist, wie hier regelmäßig Zeremonien abgehalten werden, damit das Wasser nie versiegt. Seine Gelassenheit steckt an. Wir lachen gemeinsam über die Touristenströme und er zeigt mir stolz Fotos von den letzten Festen im Tempel.
Rückfahrt mit einem Lächeln
Als ich später wieder ins Auto steige, fühle ich mich irgendwie leichter. Der Tempel mag überlaufen sein, aber er hat trotzdem eine Magie, die sich nicht vertreiben lässt. Die Fahrt zurück durch die Berge ist begleitet von dem Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben – nicht nur wegen der spektakulären Landschaft, sondern auch wegen der kleinen Begegnungen und der Momente, in denen die Zeit für einen Augenblick stillzustehen scheint.
Fazit: Bali, wie du es nicht auf Postkarten findest
Meine Reise zum Pura Ulun Danu Bratan war mehr als ein Pflichtbesuch auf der Bali-Checkliste. Sie war ein Eintauchen in die Spiritualität der Insel, ein Balanceakt zwischen Touristenrummel und echter Stille. Und sie hat mir gezeigt: Manchmal findet man die schönsten Momente genau dort, wo man sie am wenigsten erwartet – vielleicht sogar hinter einer unscheinbaren Mauer, mit Blick auf einen See, der seit Jahrhunderten das Leben auf Bali prägt.















