Kurztrip Österreich
Von Klebstoff, barocken Höhenflügen und Oldtimer-Glanz – meine Reise nach Graz
Manchmal sind es die kleinen Umwege, die eine ganz normale Lieferung zu einem unvergesslichen Abenteuer machen. Was als Routinefahrt mit einer Palette Klebstoff begann, wurde für mich zu einer Entdeckungstour durch steirische Geschichte, barocke Pracht und glänzendes Chrom. Komm mit auf meine Reise von Ettlingen nach Graz – mit Zwischenstopps, die Herz und Kamera höherschlagen lassen.
Von Ettlingen nach Graz – Klebstoff und gute Laune
Früh am Morgen hieß es: Ladung sichern, Spanngurte festziehen und ab auf die Autobahn. Die Palette Klebstoff für meinen Kunden in Österreich war schnell eingeladen. Während der Motor gleichmäßig brummte und die Kilometer vorbeizogen, spürte ich schon die Vorfreude auf ein bisschen Freizeit in Graz. Und wie immer, wenn ich Zeit habe, will ich mehr sehen als nur das Lagerhaus meines Kunden.
216 Stufen zum Trost – mein Abend an der Basilika Mariatrost
Nach der Ankunft in Graz gönnte ich mir einen Abstecher zur Basilika Mariatrost, die etwas außerhalb auf dem Purberg thront. Schon die 216 Stufen hoch zur Kirche sind ein Erlebnis – man kommt ordentlich ins Schnaufen, aber der Ausblick und die Ruhe dort oben sind es wert. Die Basilika selbst ist ein barockes Meisterwerk, mit zwei imposanten Türmen und einer Kuppel, die schon von weitem grüßt.
Drinnen empfängt mich ein Meer aus Licht und Farben: Fresken an den Decken, goldene Verzierungen und im Zentrum eine Marienstatue, die seit Jahrhunderten Pilger aus halb Europa anzieht. Es heißt, sie sei wundertätig – und wenn man die ehrfürchtige Stille im Kirchenschiff spürt, glaubt man fast selbst daran. Die Geschichte der Basilika reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als sie nach der offiziellen Anerkennung als Wallfahrtsort gebaut wurde. Die Pauliner und später die Franziskaner prägten das Leben hier, und selbst Kaiser Karl VI. ließ extra eine Straße bauen, damit die Pilger leichter heraufkommen konnten.
Während ich auf einer Kirchenbank sitze und meinen Puls wieder beruhige, beobachte ich, wie die letzten Sonnenstrahlen durch die Kuppel fallen. Ein älterer Herr neben mir lächelt verschmitzt und meint: „Wer hier hochkommt, hat sich den Trost wirklich verdient.“ Da muss ich schmunzeln – und fühle mich tatsächlich ein bisschen getröstet.















Ein Spaziergang über den Zentralfriedhof Graz
Am nächsten Morgen, nach der Lieferung, hatte ich noch Zeit für einen Spaziergang über den Zentralfriedhof. Mit seinen 25 Hektar und über 6,5 Kilometern Wegenetz ist er fast eine eigene kleine Stadt. Hier liegen Menschen aus allen Glaubensrichtungen, Opfer beider Weltkriege und viele bekannte Künstler. Die Ehrengräber erzählen Geschichten aus der bewegten Geschichte von Graz, und zwischen den alten Bäumen findet man immer wieder kunstvoll gestaltete Grabdenkmäler.
Die Hauptgebäude, im neugotischen Stil gebaut, beeindrucken mit ihrer Backsteinfassade. Besonders spannend fand ich die historische Trennung von infektiösen und nichtinfektiösen Leichen – damals war das eine echte Innovation. Und während ich zwischen den Gräbern schlendere, begegnet mir eine ältere Dame, die mir von den berühmten Persönlichkeiten erzählt, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. „Hier spürt man die Geschichte der Stadt“, sagt sie – und ich nicke, denn genau das fühlt sich hier so an.















Endlich Burg Strechau – Höhenluft und Rittergeschichten
Mein eigentliches Ziel war die Burg Strechau, die zweitgrößte Burg der Steiermark. Zweimal war ich schon hier, aber immer zu spät für die Führung. Diesmal war ich pünktlich – und wurde belohnt. Die Burg thront majestätisch über dem Tal, ihre Geschichte reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Von Burggrafen, Erzbischöfen und Kaisern, von Protestanten und Gegenreformation – hier wurde Geschichte geschrieben, gestritten und gefeiert.
Im Renaissance-Innenhof fühle ich mich fast wie ein Statist in einem Historienfilm. Besonders beeindruckend: die kunstvoll bemalten Decken und der große Festsaal mit barocker Pracht. Heute gehört die Burg einer Stiftung und beherbergt ein Museum, in dem vor allem Oldtimer der Marke Steyr glänzen. Als Fan alter Autos komme ich hier voll auf meine Kosten – und kann mich kaum sattsehen an den liebevoll restaurierten Karossen.















Classic Expo Salzburg – Oldtimerfieber und 1000 Fotos später
Auf dem Rückweg nach Graz entdeckte ich ein Schild zur Classic Expo Salzburg. Spontan entschied ich mich um – die Highline in Reute muss warten, wenn in Salzburg hunderte Oldtimer auf mich warten. Die Classic Expo ist ein Paradies für alle, die Benzin im Blut haben: Drei Tage lang treffen sich hier Sammler, Schrauber, Händler und Fans aus ganz Europa. Es gibt alles – von seltenen Unikaten über Ersatzteile bis hin zu Fachvorträgen und Auktionen, bei denen echte Schätze unter den Hammer kommen.
Ich schlenderte sechs Stunden durch die Hallen, bestaunte glänzende Karossen, hörte spannende Geschichten und knipste ein Foto nach dem anderen. Als ich am Abend mit 1000 Bildern auf der Speicherkarte wieder ins Auto stieg, wusste ich: Manchmal sind spontane Abstecher die besten. Und ein bisschen Klebstoff war am Ende der Reise nicht das Einzige, was ich transportiert habe – sondern auch jede Menge neue Eindrücke, Begegnungen und Geschichten.




















Fazit: Von Klebstoff zu Klassikern – warum jede Fahrt ein Abenteuer sein kann
Was als ganz normale Lieferung begann, wurde für mich zu einer Reise durch Geschichte, Architektur und Leidenschaft. Die Steiermark hat mich wieder einmal überrascht – mit barocker Pracht, stillen Friedhöfen, mächtigen Burgen und glänzenden Oldtimern. Und wer weiß: Vielleicht wartet hinter der nächsten Kurve schon das nächste kleine Abenteuer.
