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Thailand

Einmal Bangkok und zurück

Heute in aller Frühe von meiner Unterkunft mit dem Taxi an den Flughafen in Phuket, da um 8:15 mein Flieger nach Bangkok ging. Dabei mal wieder über die Preisgestaltung der Fluglinien aber auch der Taxis gestaunt. So kostete die rund 50 Kilometer lange Taxifahrt rund das Doppelte (950 Baht) wie der knapp einstündige Flug nach Bangkok (520 Baht). Muss man nicht verstehen…

In Bangkok angekommen erst mal mit der Expressline direkt vom Flughafen ins Zentrum der City und von da mit Metro und Taxi zu meinem Hotel (~250 Baht). Dort eingecheckt, kurz geduscht und dann mit meinem Motorradhändler einen Termin ausgemacht. Er schüttelte zwar merklich (selbst durchs Telefon) den Kopf, als ich ihm sagte, das ich mich zu Fuß auf den rund 7 Kilometer langen Weg zu ihm machen würde, aber gut. Nach knapp zwei Stunden Fußmarsch durch verschiedene kleine Gassen und Straßen traf ich dann doch ein wenig „erhitzt“ bei ihm ein und wir besprachen das weitere Vorgehen, sowie die diversen Umbauten welche ich noch haben wollte.

Danach gab er mir einen seiner Leihroller – damit ich nicht weiter zu Fuß unterwegs sein musste 🙂 und meinet in ein zwei Tagen wäre meine Maschine abholbereit. Da ich ja nun ein wenig Zeit hatte ,dachte ich mir, ich schau mal das ehemaliges Kaufhaus New World an. Ich hatte im Netz dazu einen interessanten Bericht inkl. eventuellem Zugang gefunden und wollte nun auch mein Glück versuchen. Allerdings vergeblich, alles dicht und verschlossen und um einfach mal über die Mauer zu huschen, war dann doch zu viel Betrieb. Immerhin liegt die Mall inmitten einer Einkaufsmeile. Da es nun dann langsam auch dunkel wurde, beschloss ich noch kurz auf der Khaosan Road vorbeizuschauen, aber dazu war es wohl dann doch noch zu früh. Also zurück ins Hotel und den Schlaf von letzter Nacht nachgeholt.

Heute zweiter Versuch bei der New World Mall, zuerst einmal von der Rückseite mit dem Parkhaus versucht – hatte einen Film im Netzt gesehen, wo beschrieben wurde wie man von da reinkommt – aber da sind sie gerade am renovieren und ich wurde sofort verscheucht. Also weiter ums Gebäude geschlichen. Dabei bemerkte ich an der Front eine offene Tür, durch welche fleißig Leute rein und raus spazierten. Also nicht lange überlegt und einfach mit der nächsten Mannschaft mit reingehuscht. Mein Erstaunen war groß, als ich feststellte, das es sich hier um ein Filmteam handelte, welche gerade die nächsten Utensilien rein und raus trugen.

Also habe ich mich erst einmal ein wenig in den Hintergrund gedrückt um dann bei der erst besten Gelegenheit das Treppenhaus hoch zu huschen. Nachdem ich da meine Bilder gemacht hatte, wollte ich natürlich noch in den „Pool“. Während das Filmteam gerade in einer Ecke beschäftigt war, nutze ich also die Gelegenheit und begab ich ins Knietiefe Wasser. Verdammt rutschige Angelegenheit das Ganze. Nachdem ich gut eine halbe Stunde durch die „Fluten“ gewatet bin, hat mich dann leider doch einer der Chefs des Teams entdeckt und mich höfflich aber bestimmt – sie sind für die Sicherheit aller Darsteller verantwortlich und wollen natürlich das Risiko mit mir nicht eingehen – gebeten das Gebäude zu verlassen. Meine Bilder durfte ich behalten und sogar noch ein paar Aufnahmen vom Set machen. War mal ein Lost Place Erlebnis der anderen Art.

Hier noch ein wenig Geschichte zu der Location:

Seit nun über 20 Jahren ist die New World Mall geschlossen. Sie wurde 1982 von der Kaew Fah Plaza Company als elfstöckiges Gebäude im historischen Viertel Banglamphu erbaut und ist nicht weit von der bekannten Khao San Road und dem Chinesischen Viertel entfernt. Nachdem das Kaufhaus rund fünfzehn Jahre ordentlich Gewinne eingefahren hatte stellte sich 1997 auf einmal heraus, das es eigentlich nur eine Baugenehmigung für 4 Etagen gab. Auch hier mahlen die Mühlen der Behörden als ganz schön langsam. Das Ergebnis: Schließung der New World Mall.

Zwei Jahre später erteilte die Mall das Schicksal vieler verlassenen Orte, das Dach brannte komplett aus. Fünf Jahre später wurden die oberen sieben Etagen abgerissen und nur die „Genehmigten“ vier Stockwerke als Ruine stehen gelassen. Da es aufgrund des fehlenden Daches natürlich keinen Schutz mehr vor der Witterung insbesondere dem tropischen Regen gab, entstand im Untergeschoss ein nettes Feuchtbiotop, in welchem sich natürlich auch allerhand Insekten, insbesondere Moskitos fleißig vermehrten.

Da die umliegenden Anwohner von dieser Plage natürlich nicht gerade begeistert waren, kamen sie irgendwann auf die Idee in dem „See“ Fische auszusetzen, was dazu führte das diese dick und fett wurden und die Moskitos wieder verschwanden. Dadurch hatte man allerdings gleichzeitig auch eine Touristenattraktion der besonderen Art geschaffen, den wo gibt es sonst ein Kaufhaus mit einem solchen Fischteich. Da dies natürlich viral ging und der Ansturm immer größer wurde, kamen nach rund 5 Jahren die Behörden dahinter (sag doch die mahlen langsam) und entfernten 2015 ca. 3000 Fische aus dem „Aquarium“ und riegelten das Gebäude wieder ab (was auch schon vorher 2011 erfolglos geschehen war).

Das Wasser steht nun noch immer und Fische gibt es nach wie vor, allerdings nicht mehr in diesen Mengen. Die Mall wird nach und nach von der Natur zurück erobert, selbst auf den Rolltreppen wachsen kleiner Palmen und niedriges Gewächs. Ich weiß ja nicht was diese Produktionsfirma dort dreht, aber einen Horrorfilm könnte man hier gut verwirklichen. Das ganze Objekt wirkt auch durch das vom offenen Dach einfallende Licht irgendwie Surreal.

Nachdem ich hier soviel Glück hatte, dache ich auf zum wohl weltweit höchsten und bekanntesten Lost Place, dem Sathorn Unique Tower, inzwischen vor allem als Ghost Tower bekannt ist. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs in Thailand wurde 1990 der Bau des Hochhauses begonnen.

Federführend dabei war der Architekt und Immobilienentwickler Rangsan Torsuwan, der zeitgleich auch das Schwesterhochhaus State Tower erbauen ließ. Der Wolkenkratzer sollte vor allem Wohn- und Büroeinheiten beherbergen. Aufgrund der Asienkrise und mehrerer Gerichtsverfahren wurde der Bau 1997 gestoppt, da dem Bauherren die Geldmittel ausgegangen waren. Alle 49 Stockwerke wurden bis dahin im Rohbau fertiggestellt. Das Gebäude ist mit einer Höhe von etwa 185 m eines der höchsten nicht-fertiggestellten Gebäude der Welt.

Doch nun habe ich es zum x-ten Male beim Ghost Tower probiert, aber wieder keine Chance. Das Teil ist von den zwei öffentlich zugänglichen Seiten komplett Kameraüberwacht. Bin nur die kleine Sackgasse hinter gelaufen, da stand auf dem Rückweg schon einer da und machte mich darauf aufmerksam das Fotografieren verboten sei. An der anderen Seite sind zwar keine Kameras, aber dafür irgendeine Behörde mit Security, welche einen nicht mal zwei Meter ins Gelände lässt. Naja, der Versuch war es wert, wird wohl wirklich nur noch mit sehr viel Vitamin B zu bewerkstelligen sein. 

Nach dieser Enttäuschung machte ich mich auf den Weg um mir wenigstens eine Massage zu gönnen. Wenn Ihr mal nach Bangkok kommen solltet, und eine vernünftige Massage benötigt, kann ich Euch diese Location nur wärmstens empfehlen. Habe diesen „Massagetempel“ vor einigen Jahren entdeckt und er ist inzwischen ein fester Anlaufpunkt sobald ich in Bangkok verweile.

Er ist etwas versteckt gelegen und eigentlich nicht für Touristen ausgelegt. Will heißen, keine Klimaanlage, nix mit Wohlfühlatmosphäre und psychodelischem Backgroundgedudele. Sondern einfach perfekte Massage pur. Das noch zu einem Preis, der sich sehen lassen kann. Währen die „Touristenfallen“ bei 250 Baht die Stunde beginnen und auch je nach Location gerne mal das Doppelte kosten, ist man hier bei 120 Baht dabei. Das Ambiente ist einfach, aber eigentlich perfekt, zumindest im oberen Stock, da es keine Fenster gibt und der Raum nach allen Seiten offen ist.

Da es auch noch direkt am Wasser liegt, ist immer ein frischer, aber nicht zu kalter Wind – wie in den Klimaanlagen gekühlten Standardsalons – zu spüren. Inzwischen lasse ich mich dort immer zwei Stunden am Stück durchkneten und fühle mich hinterher wie neu geboren.

Danach noch ein kleiner Abstecher zum ASIATIQUE – The Riverfront. Dieser Markt in ehemaligen Hafengebäude musste während der Pandemie natürlich auch leiden und so sind viele Geschäfte noch geschlossen, aber alleine der Aufbau und die einzelnen Statuen machen einen Besuch trotzdem lohnenswert.

Heute war es dann soweit. Gegen 12 Uhr konnte ich mein Motorrad in Empfang nehmen. Inklusive der Seitenboxen und der Specialhalterung für meinen PediCase war alles fertig. Nur mein Sicherheitsschloss und die zwei Handyhalterungen mussten noch nach meinen Wünschen montiert werde. Nachdem dies geschehen war, sind mein Travelbuddy Ruffy und ich endlich komplett startklar.

Der Pedicase für hinten steht noch in Phuket im Hotel, ansonsten alles fix und fertig dank Mvix Motorbike Rental Bangkok. Jederzeit wieder, ich kann den Laden nur empfehlen. Wurde immer bestens und freundlich bedient und die Fahrzeuge – ob zum leihen, oder gebraucht kaufen – sind immer top gepflegt und gewartet. 

Nun noch eine wenig durch den Verkehr durch Bangkok damit um sich gleich einmal richtig an das Handling im Stadtverkehr zu gewöhnen. Erst ein – leider – kurzer Besuch am Airplane Graveyard. Dieser ins inzwischen keinen Besuch mehr wert. Während früher dort 10 – 15 alte Flieger hier Gnadenbrot fristeten und gegen ein kleines Entgelt frei besichtig werden konnten, stehen jetzt nur noch drei Wrackteile auf dem Gelände. Schade, war eine gute Foto Location.

Nachdem kurzen Zwischenstopp ging es weiter an den Srinagarindra Train Night Market oder auch Old Train Night Market. Hier schlägt das Herz jeden Antiquitäten und Oldtimerliebhabers wohl Purzelbäume. Auf dem riesigen Gelände fühlt man sich stellenweise wie in einer Zeit Maschine, da im hinteren Teil eine alte amerikanische Stadtkulisse aufgebaut ist, in der etliche Wagen aus den 50er bis 70er zu sehen sind.

Auch in den kleinen Läden sind etliche alte Schätze zu bewundern und mit dem nötigen Kleingeld auch käuflich zu erwerben. Wer nach all dem rumschlendern und staunen dann doch Hunger hat, hier gibt es alles was das Land an Köstlichkeiten zu bieten hat. Wer hier nichts findet, ist definitiv im falschen Urlaubsland. 

Nachdem ich hier nun meine Kamera mal wieder zum glühen gebracht und meinen Magen vollgeschlagen hatte, dürstete es mich noch ein wenig nach guter alter Live Musik. Glücklicherweise spielten heute alte Bekannte – The Boss Band Thailand – im Mulligans in der Khaosan Road.

Heute war hier schon wesentlich mehr los, natürlich kein Vergleich zu früheren Zeiten, aber doch wenigstens wieder lebhaft. Nachdem ich am Zugang der Straße die Kontrolle – Impfausweis, Coronnapp – vorgezeigt hatte, durfte ich mich dann auf den Weg ins Mulligan machen. Da war dann auch wieder gerammelt voll, so das ich leider nur weiter hinten einen Platz an der Theke ergattern konnte. Trotzdem war es musikalisch wieder ein guter Abend und ein angenehmer Abschluss meines kurzen Bangkok Aufenthaltes. 

Acht Uhr Morgen, Abfahrt vom Hotel zurück Richtung Phuket. In Phuket Old Town dann noch auf den Sonntäglichen Nachtmarkt, und mich von den Strapazen der Tour gestärkt.

So, das neue Bike heute auf Herz und Nieren getestet. Mal „kurz“ von Bangkok nach Phuket auf – wie man im deutschen so schön sagt: Auf einer Arschbacke runtergefahren. Knapp 1000 Kilometer in guten 9 Stunden. Ergebnis, perfekte Reiseenduro für hier. Steckt alle kleineren Unebenheiten locker weg, man kommt gut durch die kleinen Seen auf der Straße, nur der Tank dürfte etwas größer sein. Helm Handschuhe und Regenkombi haben den Test auch bestanden. Unterwegs zwei kleinere Regenschauer und die letzten 20 Kilometer hier durch ein tropisches Unwetter.
Jetzt eine heiße Dusche und dann Feierabend für heute.

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