500
Deutschland

Burg Frankenstein

Zwischen Nebelschwaden und Rittergeistern – Mein Motorradausflug zur Burg Frankenstein

Kennst du das Gefühl, wenn der Motor deines Bikes leise knurrt, während du durch herbstliche Wälder gleitest und sich vor dir ein Ort auftut, der wie aus einem alten Gruselmärchen entsprungen scheint? Genau so begann mein Tag, als ich mich entschied, der sagenumwobenen Burg Frankenstein einen Besuch abzustatten. Schon beim Namen lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken – und ich war gespannt, ob die alten Mauern wirklich so viel Gruselpotenzial haben, wie ihr Ruf verspricht.

Die Anfahrt – Kurven, Laub und erste Gänsehaut

Der Weg zur Burg führte mich durch die Ausläufer des Odenwaldes, vorbei an bunten Laubwäldern, die in der klaren Herbstluft besonders intensiv leuchteten. Mein Motorrad schnurrte zufrieden unter mir, während ich mich Kurve um Kurve dem Ziel näherte. Schon von weitem konnte ich die Silhouette der Burg auf dem Hügel erkennen – ein Anblick, der mich sofort in die Zeit der Ritter und Burgherren zurückversetzte.

Die ersten Schritte – Geschichte zum Anfassen

Vom zentralen Besucherparkplatz aus führte mich ein schmaler Pfad direkt zum Westtor. Ich stellte mein Bike ab, zog den Helm vom Kopf und atmete tief die würzige Waldluft ein. Die Burg empfing mich mit ihren dicken Mauern und dem markanten Turm, der sich stolz über die Anlage erhebt. Kaum zu glauben, dass diese Steine schon seit 1252 hier stehen und einst Konrad Reiz von Breuberg mit seiner Frau Elisabeth von Weiterstadt hier das Sagen hatte.

Beim Betreten der Kernburg spürte ich sofort die Enge und Wehrhaftigkeit der Anlage. Komfort? Fehlanzeige. Hier ging es ums Überleben, nicht um Bequemlichkeit. Ich stellte mir vor, wie die Burgbewohner damals zwischen den Mauern huschten, immer auf der Hut vor Angreifern.

Ritter, Monster und amerikanische Soldaten – Ein Ort, der Geschichten schreibt

Während ich durch die alten Gemäuer schlenderte, schweiften meine Gedanken zu den vielen Geschichten, die sich um die Burg ranken. Klar, der berühmteste Mythos ist der von Mary Shelleys „Frankenstein“. Auch wenn sie selbst nie hier war, hat der Name der Burg dank ihres Romans Weltruhm erlangt. Ich musste schmunzeln, als ich daran dachte, wie amerikanische Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg die Ruine als „The real home of the Monster“ feierten und damit eine Halloween-Tradition ins Leben riefen, die bis heute für ordentlich Gänsehaut sorgt.

Fernsicht und Fantasie – Der Zauber des Odenwaldes

Ich kletterte auf einen der restaurierten Türme und ließ den Blick über die Wälder schweifen. Kein Wunder, dass schon im 19. Jahrhundert Romantiker von diesem Ausblick schwärmten. Die Mischung aus dichter Natur, alten Steinen und einer Prise Grusel hat etwas Magisches. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie Wanderer damals von geheimnisvollen Rittern und verborgenen Schätzen träumten.

Vom Rittertraum zum Lost Place

Die Geschichte der Burg ist voller Wendungen: Von der wehrhaften Ritterresidenz zur Streitfrage zwischen Landgrafen, dann verkauft, später als Gefängnis und Heim für Militärinvaliden genutzt – und schließlich dem Verfall preisgegeben. Doch der Geist vergangener Zeiten ist geblieben. Großherzog Ludwig III. sorgte dafür, dass die Burg nicht vollends zerfiel. Heute stehen die beiden Türme wieder stolz, und in der Vorburg erinnert eine moderne Gaststätte daran, dass auch Burgen mit der Zeit gehen müssen.

Rückfahrt mit Gänsehaut und einem Lächeln

Als ich wieder auf mein Motorrad stieg, war ich noch ganz gefangen von den Eindrücken. Die Burg Frankenstein ist mehr als nur ein Ausflugsziel – sie ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird und die Fantasie auf Reisen geht. Während der Fahrt zurück durch den Odenwald spürte ich, wie mein Herz noch immer ein bisschen schneller schlug. Vielleicht war es die Erinnerung an die alten Mauern, vielleicht das Echo der Geschichten, die hier seit Jahrhunderten erzählt werden.

Eines weiß ich sicher: Solche Orte machen Lust auf mehr Abenteuer – und ich kann es kaum erwarten, wieder aufzubrechen. Wer weiß, welches nächste Ziel mein Motorrad und ich entdecken werden?

Buy Me a Coffee at ko-fi.com



 

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You might also like