Rund um Berlin
Ein kurzer Abstecher zur Pathologie in Berlin
Manchmal reicht schon ein einziger Blick, um zu wissen, dass ein Ort seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Genau so ging es mir bei der alten Pathologie in Berlin. Schon von außen wirkte das Gebäude so heruntergekommen und trostlos, dass ich gar nicht erst Lust hatte, weiter nach spannenden Ecken zu suchen. Die Fenster waren blind vor Staub, Graffiti zogen sich wie Narben über die Fassade und das Gelände wirkte, als hätte es sich selbst aufgegeben.
Ich stand eine Weile davor, ließ den Anblick auf mich wirken und spürte dieses typische Lost-Place-Gefühl, eine Mischung aus Neugier, Unbehagen und der Frage, welche Geschichten sich wohl hinter den Mauern verbergen. Doch diesmal überwog die Ernüchterung. Es war, als hätte der Ort seine Magie verloren und mich regelrecht abgeschreckt.
Vielleicht lag es am Licht des Tages, das jede Ecke schonungslos ausleuchtete, oder einfach daran, dass hier wirklich nichts mehr zu holen war. Statt mich weiter durch das verfallene Gelände zu schlagen, habe ich mich kurzerhand entschieden, meine Zeit lieber in ein neues Abenteuer im Berliner Umland zu investieren.
Manchmal ist es eben besser, weiterzuziehen und auf den nächsten Lost Place zu hoffen, der einen wieder mit Gänsehaut und Entdeckerfreude belohnt.










Verlorene Gleise im Grünen: Mein Ausflug zur alten S-Bahn-Trasse in Kleinmachnow
Es gibt Orte, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken und dann doch eine ganz eigene Stimmung entfalten. Die alte S-Bahn-Trasse in Kleinmachnow ist so ein Fleck. Ich stehe am Rand des verwilderten Geländes und frage mich, wie viele Menschen wohl schon achtlos daran vorbeigegangen sind, ohne zu ahnen, was sich hier verbirgt.
Schon beim ersten Schritt auf das ehemalige Bahngelände spüre ich eine Mischung aus Neugier und Respekt. Die Luft ist erfüllt von dem Geruch feuchter Erde und altem Laub. Die Gleise sind kaum noch zu erkennen, sie lugen nur noch an manchen Stellen wie rostige Knochen aus dem Boden. Gras und Ranken haben sich ihren Weg gebahnt und versuchen, alles zu überwuchern. Es wirkt fast so, als wolle die Natur die Vergangenheit einfach zudecken.
Ich folge dem Verlauf der Trasse, die sich wie ein schmaler Pfad durch das dichte Grün zieht. Mal kann ich das Gleisbett noch erahnen, dann verschwindet es wieder unter Moos und Wurzeln. Das Licht fällt gefiltert durch die Bäume, alles wirkt ein bisschen unwirklich. Es ist ruhig, fast gespenstisch. Nur das Zwitschern der Vögel und das Rascheln eines Tieres im Unterholz begleiten mich.
Zwischen den Büschen entdecke ich plötzlich Überreste der alten Bahn: Ein Brückenfundament, das von Graffiti bedeckt ist, steht wie ein Denkmal mitten im Dickicht. Die Brücke selbst gibt es nur noch in Fragmenten, das Geländer ist vom Rost zerfressen. Hier und da liegen alte Gegenstände herum, Spuren von Menschen, die sich wohl nachts hierher verirrt haben. Es fühlt sich an, als hätte der Ort zwei Gesichter, eins für die Natur und eins für die, die das Verlassene suchen.
Die Geschichte dieses Ortes ist überall spürbar. Die Trasse war einmal Teil der Potsdamer Stammbahn, einer der ersten Eisenbahnstrecken Preußens. Nach dem Krieg wurde der Betrieb eingestellt, die Gleise verfielen, die Bahnhöfe wurden zu Ruinen. Seit Jahrzehnten hat sich niemand mehr um das Gelände gekümmert. Die Natur hat übernommen und alles langsam zurückgeholt.
Mit jedem Schritt wächst das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Es ist nicht gruselig im klassischen Sinn, eher ein leises, angenehmes Frösteln. Die Vorstellung, dass hier einst Züge fuhren und heute alles zugewachsen ist, hat ihren ganz eigenen Reiz. Ich bleibe noch einen Moment stehen, lausche der Stille und lasse den Ort auf mich wirken, bevor ich mich wieder auf den Rückweg mache.












Kleinmachnow – Hall of Fame
Inzwischen legaler Graffiti Ort. Coole Bilder der Künstler. Einzig was mich beschäftigt dabei, warum können die Ihren Müll (die ganzen leeren Spraydosen) nicht auch wieder mitnehmen ? Hier noch ein alter Bericht über den eigentlichen Zustand und Bestimmung der Brücke.
Wer heute auf der A115 von Süden nach Berlin hineinfährt, den erinnert nur sehr wenig an eine nicht allzu ferne Vergangenheit. Hier befand sich die GUSt (Grenzübergangsstelle) Dreilinden-Drewitz und der alliierte Kontrollpunkt Checkpoint Bravo. Bis auf einen Wachturm, der heute von einem Verein erhalten wird, wurde praktisch alles abgerissen und wich dem Gewerbegebiet Europarc Dreilinden.
Dabei hat diese Ecke auch und gerade durch 28 Jahre Mauer eine Menge Spuren der Geschichte er- und behalten. So lief hier zum Beispiel eine Strecke der schon 1838 eingeweihten Berlin-Potsdamer Eisenbahn. Die Verbindung Richtung Potsdam wurde dann 1945 gekappt, die Gleise gingen als Reparationen in die Sowjetunion. Der nördliche Teil dieser Stecke konnte noch bis zum Bau der Mauer im Jahr 1961 benutzt werden, danach war in Zehlendorf „Endstation“.
An die Bahn erinnert heutzutage eigentlich nur noch ein einziges Relikt, eine Brücke über die ehemalige Autobahn. Leider haben sich in den letzten paar Jahren offenbar unzählige Graffiti-„Künstler“ an ihr versucht. Auch die Autobahn-Brücke über den Teltow-Kanal existiert noch.












Stahnsdorf – Elisabeth Sanatorium
Ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben scheint und der Wald einst alles verschlang: Das Elisabeth-Sanatorium bei Stahnsdorf. Ich erinnere mich noch genau, wie ich an diesem Tag, irgendwo zwischen Dämmerung und Tageslicht, das Gelände betrat. Die Sonne kämpfte sich mühsam durch die Wolken, und der Wind trug das entfernte Rauschen der neuen Schnellstraße herüber. Schon von Weitem wirkte das große Gebäude wie ein schlafender Riese, der nach Jahrzehnten der Stille noch immer nicht ganz zur Ruhe gekommen ist.
Ankunft am Rand der Geschichte
Das Sanatorium liegt heute eingeklemmt zwischen Straßen, wo früher dichter Wald war. Die alten Bäume, die einst den Patienten Schutz und frische Luft boten, sind größtenteils verschwunden. Stattdessen umgibt den Ort eine seltsame Mischung aus Verfall und Lärm. Die Fassade des Hauptgebäudes ist von Graffiti übersät, Fenster sind eingeschlagen, und das einst stolze Portal wirkt wie das Tor zu einer anderen Welt. Ich spüre, wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet. Nicht vor Kälte, sondern vor der Geschichte, die hier in jeder Ecke lauert.
Ein Gang durch die verlassene Klinik
Vorsichtig schiebe ich mich durch ein halb offenes Fenster ins Innere. Der Flur ist lang und düster, Licht fällt nur spärlich durch die zerbrochenen Scheiben. Überall liegen Reste der Vergangenheit: alte Krankenhausbetten, verrostete Rollstühle, vergilbte Akten. Die Türen zu den Patientenzimmern stehen offen, als würde gleich jemand zurückkehren. Doch außer dem Echo meiner Schritte ist nichts zu hören. Ab und zu knarrt irgendwo eine Tür, und ich frage mich, ob es der Wind ist, oder doch die Geister der Vergangenheit.
Die Geschichte des Hauses ist allgegenwärtig. 1912 als Lungenklinik vom jüdischen Arzt Walter Freimuth erbaut und nach seiner Frau Elisabeth benannt, war das Sanatorium eine Oase der Heilung, zumindest für eine Weile. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste die Familie Freimuth fliehen, das Haus wurde enteignet. Später, in der DDR, war es die einzige Klinik für Haut- und Lymphdrüsentuberkulose. Bis zu 90 Betten standen hier, und ein ganzes Team von Ärzten und Schwestern kümmerte sich um die Patienten.
Die Atmosphäre: Zwischen Verfall und Erinnerung
Die Räume sind heute leer, aber ich kann mir vorstellen, wie hier einst das Leben pulsierte. Vielleicht höre ich deshalb immer wieder das leise Klappern von Türen, das Flüstern des Windes in den Fluren. Es ist, als ob das Gebäude seine Geschichten nicht loslassen will. Die Luft riecht nach feuchtem Putz und altem Holz, und irgendwo bellt ein Hund von draußen, ein Geräusch, das in der Stille fast unheimlich wirkt.
Im ehemaligen Speisesaal stehen noch ein paar Stühle, als hätte vor kurzem jemand Platz genommen. Die Decke ist stellenweise eingestürzt, und Sonnenstrahlen tanzen auf den Trümmern. Hier und da entdecke ich noch Reste der DDR-Einrichtung: ein altes Waschbecken, ein vergilbtes Schild mit der Aufschrift „Schwesternzimmer“. Es fühlt sich an, als würde ich durch ein Museum wandern, das längst vergessen wurde.
Die Außenwelt drängt herein
Draußen, auf dem einst weitläufigen Parkgelände, ist von der alten Ruhe nichts mehr zu spüren. Der Verkehrslärm der Schnellstraße ist allgegenwärtig. Wo früher Patienten in Liegehallen frische Luft schnappten, rauschen heute Autos vorbei. Die Natur kämpft zwar zurück, Efeu und Unkraut erobern Mauern und Wege, aber das Gefühl von Abgeschiedenheit ist verschwunden.
Ein Ort zwischen Vergangenheit und Zukunft
Das Elisabeth-Sanatorium ist heute ein Lost Place, der viele Geschichten kennt und noch mehr Geheimnisse birgt. Lange war es ein Paradies für Fotografen und Abenteurer, aber auch für Vandalen. Die Spuren der Zerstörung sind überall sichtbar. Doch es gibt Hoffnung: Neue Pläne sehen vor, das Areal in einen Mehrgenerationen-Campus zu verwandeln, mit Pflegeeinrichtungen, Kindergarten und Raum für Forschung und Kultur. Bis dahin bleibt das Sanatorium ein Ort, der zwischen den Zeiten gefangen ist und der jedem Besucher eine ordentliche Portion Gänsehaut beschert.
Wenn du je die Gelegenheit hast, diesen Ort zu besuchen: Geh mit offenen Augen und vielleicht einem leisen Respekt vor dem, was hier war. Denn manchmal, wenn der Wind durch die leeren Flure streicht, scheint es fast, als würde das alte Sanatorium noch immer atmen.















Güterbahnhof Potsdam
Schon beim Näherkommen spürte ich diese eigentümliche Mischung aus Neugier und leichtem Unbehagen. Die alten Gleise, überwuchert von Unkraut, zogen sich wie Adern durch das Gelände. Die massiven Backsteingebäude, deren Fenster längst blind und zum Teil eingeschlagen waren, wirkten wie stumme Zeugen einer vergangenen Epoche. Doch heute war alles anders: Arbeiter in Warnwesten, das Dröhnen schwerer Maschinen und der Geruch von Staub und altem Mauerwerk lagen in der Luft. Offenbar war der Abriss in vollem Gange. Ein mulmiges Gefühl machte sich breit nicht nur, weil der Zutritt unmöglich war, sondern auch, weil dieser Ort bald endgültig von der Landkarte verschwinden würde. Ich blieb am Zaun stehen, beobachtete das Treiben und ließ meinen Blick über die verwitterten Hallen schweifen. Es war, als könnte man den Geist der Vergangenheit noch einmal aufblitzen sehen, bevor alles dem Erdboden gleichgemacht wird. Die Atmosphäre war gespenstisch selbst am helllichten Tag hatte der Güterbahnhof nichts von seinem morbiden Charme verloren. Auch wenn ich diesmal nicht hineinkam, bleibt der Ort ein Sinnbild für den Zauber und das Vergängliche von Lost Places.







Ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist, so fühlt es sich an, wenn ich das Gelände der verlassenen Bowlingbahn in Blankenfelde betrete. Schon von außen wirkt das Areal wie ein vergessenes Relikt aus einer anderen Ära. Die Fenster sind blind vor Staub, das Unkraut schiebt sich durch die Ritzen im Asphalt, und irgendwo klappert eine lose Tür im Wind. Es ist Tag, aber das Licht fällt seltsam gedämpft durch die trüben Scheiben und taucht alles in einen melancholischen Schleier.
Die erste Begegnung
Als ich vorsichtig durch den Eingang trete, umfängt mich eine eigentümliche Stille. Früher muss hier das Leben getobt haben, das Klackern der Kugeln, das Lachen der Gäste, das Klirren von Gläsern an der Bar. Jetzt ist alles wie eingefroren. Die Bowlingbahnen liegen verlassen da, überzogen von einer feinen Sandschicht, als hätte jemand versucht, hier einen Beachclub zu improvisieren, der aber nie zum Leben erwacht ist. Zwischen den Bahnen stehen noch ein paar alte Billardtische, ihre Tücher fleckig, die Kugeln längst verschwunden. Überall liegen leere Flaschen und Reste von Partys, die schon lange vorbei sind1.
Die Atmosphäre
Das Licht ist spärlich, und jeder Schritt hallt von den Wänden wider. Die Luft ist abgestanden, ein seltsamer Mix aus Staub, altem Teppich und einer Ahnung von verschüttetem Bier. Ich gehe weiter und entdecke kleine Sitzecken, die früher zum Verweilen einluden. Ihre Polster sind zerschlissen, auf den Tischen liegt eine feine Staubschicht. An der Bar, die einst der Mittelpunkt des Geschehens war, hängen noch ein paar Lampen schief von der Decke. Hier und da blättert die Farbe von den Wänden, und in den Ecken sammeln sich Spinnweben.
Ein Gefühl von Beklommenheit macht sich breit. Es ist nicht wirklich gruselig im klassischen Sinne, keine knarrenden Dielen, keine Schatten, die sich bewegen. Aber das Wissen, dass hier einmal so viel Leben war und nun nichts als Leere geblieben ist, sorgt für eine Gänsehaut. Jeder Raum erzählt stumm von vergangenen Tagen, von Geburtstagsfeiern, Betriebsfesten und langen Nächten, die nie wiederkehren werden.
Verlorene Zeit
Im ehemaligen Squashraum türmen sich allerlei Hinterlassenschaften: alte Regale, ein Boot, das wohl mal für eine Veranstaltung gebraucht wurde, und jede Menge Gerümpel. Alles wirkt, als hätte jemand in Eile alles stehen und liegen lassen. Die Bowlingbahn selbst ist erstaunlich gut erhalten, nur eben völlig aus der Zeit gefallen. Die Technik ist alt, die Aufstellautomaten rosten vor sich hin, und die Pins stehen noch vereinzelt am Ende der Bahnen, als würden sie darauf warten, dass endlich wieder jemand eine Kugel wirft1.
Ein letzter Blick
Als ich das Areal verlasse, drehe ich mich noch einmal um. Die Sonne steht schon tief, und das Licht wirft lange Schatten über das Gelände. Es ist ein Ort, der einen nicht so schnell wieder loslässt. Die verlassene Bowlingbahn in Blankenfelde ist mehr als nur ein Lost Place, sie ist ein Mahnmal für die Vergänglichkeit von Freizeit und Gemeinschaft. Und während ich zurück auf die Straße trete, frage ich mich, wie viele Geschichten wohl für immer in diesen leeren Hallen gefangen bleiben werden.








Ankunft im Schatten der Geschichte
Ich stehe am Rand des ehemaligen Flugfeldes, das sich wie ein endloser Teppich aus Gras und Moos vor mir ausbreitet. Die Natur hat sich das Areal langsam zurückerobert. Zwischen den Rissen im Asphalt sprießen Birken und Gräser, als würden sie die Vergangenheit unter sich begraben wollen. Doch die Gebäude erzählen ihre eigene, widerspenstige Geschichte. Die Hallen, einst pulsierende Zentren der deutschen Luftfahrt, stehen wie stumme Zeugen da, ihre Fenster teils eingeschlagen, die Fassaden von Graffiti und der Witterung gezeichnet. Der Wind pfeift durch die leeren Türrahmen und trägt den Geruch von altem Öl und feuchtem Mauerwerk mit sich.
Der Flugplatz Rangsdorf: Geburtsort der Fliegerträume
Hier, wo ich jetzt stehe, begann 1935 alles mit einer Vision: Das Reichsluftfahrtministerium ließ einen Land- und Wasserflughafen errichten, direkt am Rangsdorfer See. Die Nähe zu Berlin und die flache Landschaft machten den Ort perfekt für große Pläne. Die Bücker Flugzeugbau GmbH zog von Berlin-Johannisthal nach Rangsdorf und errichtete ihre Produktionshallen. Bald darauf wurde der Reichssportflughafen eröffnet, pünktlich zu den Olympischen Spielen 1936. Damals galt der Flughafen als einer der schönsten und modernsten Deutschlands.
Die Hallen, in denen ich heute zwischen Schatten und Licht umhergehe, waren einst voller Leben. Hier wurden die legendären Sportflugzeuge Bü 131 „Jungmann“ und Bü 133 „Jungmeister“ gebaut. Berühmtheiten wie Heinz Rühmann und Beate Uhse gingen ein und aus. Beate Uhse lernte hier das Fliegen, später testete sie als Werkspilotin die neuen Maschinen.
Spuren des Krieges – und ein Attentat, das die Welt bewegte
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs änderte sich alles. Der zivile Flugbetrieb wurde nach Rangsdorf verlegt, als Berlin-Tempelhof geschlossen wurde. Von Oktober 1939 bis März 1940 war Rangsdorf für kurze Zeit der wichtigste Verkehrsflughafen Berlins. Die Hallen wurden zum Fliegerhorst, Kurierstaffeln und Nachrichteneinheiten der Luftwaffe waren hier stationiert. In den Ecken der alten Gebäude finden sich noch heute russische Schriftzüge und Überreste aus dieser Zeit, Relikte, die eine dunkle Aura verbreiten und mich frösteln lassen.
Ein besonderer Moment der Geschichte: Am 20. Juli 1944 startete Claus Schenk Graf von Stauffenberg von hier aus zu seinem Attentat auf Hitler. Der Gedanke, dass dieser Ort Schauplatz einer so entscheidenden Wendung der deutschen Geschichte war, lässt mich innehalten. Ein Gedenkstein erinnert heute an dieses Ereignis, das wie ein Schatten über dem Gelände liegt.
Sowjetische Jahre und der langsame Verfall
Nach dem Krieg übernahm die Rote Armee das Gelände. Die Hallen blieben größtenteils unzerstört, wurden aber für neue Zwecke genutzt: Reparatur von Flugzeugen, Wartung von Hubschraubern, ein Nachrichtenregiment, bis 1994 war der Flugplatz militärisches Sperrgebiet. Die Spuren dieser Zeit sind noch überall sichtbar: In einem der Hangars entdecke ich eine sowjetische Wandzeitung, daneben einen alten Hubschraubersitz. Es wirkt, als hätten die letzten Nutzer das Gelände in aller Eile verlassen.
Mit dem Abzug der Truppen begann der Verfall. Dächer stürzten ein, Fenster zerbarsten, Vandalismus und Witterung taten ihr Übriges. Die Stille, die heute über dem Gelände liegt, ist schwer, sie erzählt von vergangenen Träumen, von Aufbruch und Untergang, von Hoffnung und Scheitern.
Fazit – Zwischen Gänsehaut und Faszination
Als ich das Gelände verlasse, begleitet mich ein Gefühl, das ich nicht ganz loswerde. Der Flugplatz Rangsdorf ist mehr als ein Lost Place. Er ist ein Ort, an dem Geschichte greifbar wird, in jeder Ritze, in jedem Schatten, in jedem Windstoß, der durch die leeren Hallen zieht. Und auch wenn die Sonne langsam untergeht, bleibt das Echo der Vergangenheit noch lange in meinen Gedanken zurück.




















Ein Ort, an dem Vergangenheit, Gigantomanie und tropischer Wahnsinn aufeinandertreffen, das ist der ehemalige Flugplatz Brand bei Krausnick. Wer heute auf das Areal zufährt, ahnt kaum, welche Geschichte unter dem Asphalt und den Palmen schlummert. Ich steige aus dem Auto, das Licht ist diffus, ein paar Wolken ziehen über den Himmel, und vor mir ragt die riesige Halle auf, die wie ein gestrandetes Raumschiff inmitten brandenburgischer Kiefern steht. Ein seltsames Gefühl beschleicht mich: Hier, wo heute Flip-Flops und Cocktails regieren, war einst ein Ort, an dem Militärstiefel über den Boden hallten und Propellermaschinen in den Himmel stiegen.
Die Geister der Vergangenheit
Schon beim Betreten des Geländes spüre ich, wie sich die Atmosphäre verändert. Die Luft ist schwer, fast als würde sie Geschichten erzählen wollen. Ich stelle mir vor, wie hier 1938 alles begann, als Fliegerhorst der Wehrmacht. Kasernen, Anschlussgleise, eine 1000 Meter lange Graspiste. Kein aktiver Flugbetrieb, sondern Ausbildung, Drill, Marschschritte im Morgengrauen. Die alten Schulgebäude, die heute längst verschwunden sind, tauchen in meiner Vorstellung als gespenstische Schatten auf. Es ist, als ob die Vergangenheit an den Mauern kratzt.
Nach dem Krieg übernehmen die sowjetischen Streitkräfte das Kommando. Die kleine Piste wird zu einer 2,5 Kilometer langen Betonbahn ausgebaut. Die Vorstellung, wie hier MiG-17-Jäger in Formation starten, lässt mich frösteln. In den umliegenden Wäldern, heute scheinbar friedlich, liegen noch immer die Reste alter Bunker und Munitionslager verborgen. Es heißt, dass in einem der Bunker einst sogar nukleare Fliegerbomben lagerten. Ich gehe ein Stück am Waldrand entlang, das Unterholz knackt, und für einen Moment bilde ich mir ein, ein entferntes Echo von Motoren zu hören.
Das Ende der Militärzeit und der Traum vom Fliegen
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1990 kehrt Stille ein. Die Natur holt sich das Gelände zurück, doch es bleibt ein Gefühl von Unruhe. 1998 zieht mit CargoLifter ein neuer Traum ein: Hier sollen riesige Luftschiffe gebaut werden, die Lasten durch die Lüfte tragen. Die Halle, die entsteht, ist ein Monstrum, 360 Meter lang, 210 Meter breit, 107 Meter hoch. Ich stelle mich davor und komme mir winzig vor. Die Dimensionen sind so absurd, dass ich fast lachen muss. Man sagt, die Freiheitsstatue könnte darin stehen, der Eiffelturm würde liegend hineinpassen. Aber der Traum platzt, CargoLifter geht 2002 pleite. Die Halle bleibt leer, verlassen, ein Mahnmal für gescheiterte Visionen.
Tropenwahn im märkischen Sand
2004 dann der nächste Wandel: Ein malaysischer Investor kauft die Halle und verwandelt sie in das, was heute als Tropical Islands bekannt ist. Ich betrete die Halle, und sofort umfängt mich feuchte, warme Luft. Palmen, künstliche Lagunen, ein Regenwald mit 50.000 Pflanzen, Flamingos, Schildkröten. Es ist wie ein Fiebertraum, draußen brandenburgischer Kiefernwald, drinnen Südsee. Doch selbst unter dem Lachen der Kinder und dem Plätschern der Wasserfälle spüre ich, dass hier etwas nicht ganz stimmt. Die Halle ist so groß, dass sich Geräusche verlieren, und manchmal, wenn ich in eine der ruhigeren Ecken gehe, habe ich das Gefühl, dass die Vergangenheit noch immer mit am Tisch sitzt.
Ich stelle mir vor, wie es wäre, nachts hier zu sein, wenn alles still ist. Die Palmen werfen lange Schatten, irgendwo tropft Wasser, und vielleicht, ganz vielleicht, huscht ein Schatten aus alten Tagen durch die Halle. Die Geister der Piloten, die Träume der Ingenieure, das Echo der Soldaten, sie alle sind noch da, verborgen unter einer Schicht aus Sand, Chlor und tropischer Musik.
Zwischen Faszination und Gänsehaut
Auch wenn ich nur tagsüber hier bin, bleibt ein leichtes Unbehagen. Die Größe der Halle, die Geschichte des Ortes, die Mischung aus Natur und Künstlichkeit, all das sorgt für eine seltsame Spannung. Es ist, als ob die Vergangenheit nicht ganz loslassen will. Ich verlasse das Gelände mit gemischten Gefühlen: beeindruckt von der Gigantomanie, fasziniert von der Verwandlung, aber auch mit einer Gänsehaut, die mich noch eine Weile begleitet. Wer weiß, vielleicht flüstert der märkische Sand nachts von all dem, was hier einmal war und von dem, was noch kommen mag.





















Darf ich fragen ob das linke Bild von Ken Potblot noch existiert und wo es ist? Bin totaler Fan von ihm
Könntest Du mir den Artikel sagen, zu dem sich die Frage bezieht, dann kann ich schauen.