22400
Deutschland

Verlassene Villen Im Pott

Heute mal wieder beruflich im Ruhrgebiet unterwegs gewesen. Während den diversen Wartezeiten zwischen den Kundenbesuchen, habe ich  mich wie immer auf den Weg gemacht und ein paar verlassene Locations aufgesucht.  Was ich über die einzelnen Villen in Erfahrung bringen konnte, könnt Ihr hier lesen…

Der Ehrendoktor der Ingenieurwissenschaften und Bergassessor außer Diensten Hans-Günther Sohl, 55, Generaldirektor der August Thyssen -Hütte AG (ATH), Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie, Mitglied von 15 Aufsichtsräten, Einkommen pro Jahr rund 750 000 Mark, will „überleben“.

Tief in der rheinischen Erde in Hubbelrath bei Düsseldorf hat der Spitzenmanager für sich und seine Familie einen atombombensicheren Bunker bauen lassen. Die 1,5 Meter starken Stahlbetonwände werden keine Gammastrahlen an die Sohls und an die Lebensmittelvorräte heranlassen, die in besonderen Räumen des Bunkers eingelagert werden.

Über dem Atombunker wird Sohl in einer Villa wohnen, die selbst der an großzügige Häuser gewöhnten Ruhr -Society Achtung abnötigt und von Bewunderern „Palazzo o Sohle mio“ genannt wird. Nach einer Bauzeit von anderthalb Jahren und einem Kostenaufwand von etwa 1,5 Millionen Mark wird Hausherr Hans-Günther Sohl demnächst einziehen.

Dienstlich residiert der Thyssen-Generaldirektor im Verwaltungshochhaus des Konzerns Phoenix-Rheinrohr AG am Düsseldorfer Hofgarten, dem höchsten Gebäude der Stadt (94,66 Meter). Im 19. Stockwerk beeindruckt er Geschäftsfreunde aus dem In- und Ausland mit einem Arbeitszimmer vom Ausmaß eines mittelgroßen Turnsaals. Von dieser hohen Warte dirigiert Dr. Sohl sein Industrie-Imperium, den Hüttenwerkkonzern August Thyssen -Hütte AG und den Handelskonzern Handelsunion AG, dessen Jahresumsatz 4,5 Milliarden Mark beträgt. Noch in diesem Jahr, so wird vermutet, werde Sohl bei der Montan-Union in Luxemburg abermals beantragen, der August Thyssen-Hütte den Erwerb eines großen Aktienpakets des Stahl- und Röhrenkonzerns Phoenix-Rheinrohr AG (Jahresumsatz fast zwei Milliarden Mark) zu gestatten, wodurch die Gruppe jährlich mehr als sechs Milliarden Mark Umsatz auf sich vereinigen würde.

Der konzentrationsfreudige Thyssen -Chef will jedoch, wie Freunde seinen Andeutungen entnehmen, keineswegs sein ganzes Leben lang auf dem Kommandoposten des Vorstandsvorsitzenden verbringen. Nach Bildung eines aus den Konzernen August Thyssen-Hütte, Handelsunion und Phoenix-Rheinrohr gebildeten Trusts möchte er nach kurzer Zeit vom Generaldirektorstuhl auf den des Aufsichtsratsvorsitzenden überwechseln.

Für diesen Repräsentationsposten schien Sohl sein bisheriges Privatdomizil – eine Villa in der Florastraße des vornehmen Düsseldorfer Vororts Büderich-Meererbusch – nicht recht geeignet. Schon im Jahre 1960 begann er deshalb mit dem Bau in Hubbelrath. Sohls neue Bleibe ist ein großes Baumassiv aus roten Klinkersteinen, die weiß gekalkt werden. Ein hohes Schieferdach deckt den Baukörper ab. Vor dem Empfangsvestibül des Hauses stehend, kann der Hausherr die Wagenauffahrt vor dem Eingang überblicken.

Im Keller der Villa – noch unter dem Kellergeschoß befindet sich der Atombunker – wird ein großes Jagdzimmer eingerichtet. Ein anderer Kellerraum beherbergt die Heizungsanlage des Hauses, die ein kleines Krankenhaus mit Wärme und Energie versorgen könnte.

Im Park der Villa hat Sohl eine eigene Transformatorenstation errichten lassen. Im Kellergeschoß liegt auch das große heizbare Schwimmbad des Hausherrn. Von dort führt ein Fahrstuhl direkt in die Schlafgemächer im Dachgeschoß des Hauses, das auch eine Sauna und einen begehbaren Tresor besitzt. Das Anwesen ist mit vier offenen Kaminen ausgestattet. Die Fenster der Erdgeschoßzimmer, alle zum Park gelegen, sind versenkbar und geben den Weg zum kreisrunden Swimmingpool im Park frei.

Auch für das Dachgeschoß des Hauses hat sich Hausherr Sohl eine Attraktion ausgedacht: Zwischen den senkrechten Dachstützen werden bewegliche Ledersitze angebracht, die es Sohl und seinen Gästen ermöglichen, nach Kennedy -Manier schaukelnd Gespräche am (Dachgeschoß-)Kamin zu führen.

Die Arbeiten schreiten rüstig fort, und Sohl möchte, wie alle Bauherren, möglichst jede Phase des Baues selbst begutachten. Dem vielbeschäftigten Manager allerdings ist das nicht möglich. Als beispielsweise die Plattenleger begannen, den Fußboden mit Natursteinplatten auszulegen, weilte Hans -Günther Sohl gerade auf der alljährlichen Feier für die Jubilare des Konzerns. In seiner Jubilar-Ansprache demonstrierte Sohl eine eindrucksvolle Übereinstimmung mit den aktuellen Forderungen der Wirtschaftspolitik, wie sie etwa Bundeswirtschaftsminister Erhard mit seinem Maßhalte-Appell zum Ausdruck gebracht hat.

Sohl sagte: „Die beinahe vergessene oder als altmodisch betrachtete Sparsamkeit muß wieder zu Ehren kommen.“

Villa Sohl: Der Park bleibt bestehen

Ein beliebter Ort für Lost-Place-Touristen ist die Villa des ehemaligen Thyssen-Vorstandsvorsitzenden Hans-Günther Sohl (1907-1989) in Düsseldorf-Ludenberg. Seit dem Tod seiner Witwe Baroness Anneliese von Wrede vor 21 Jahren steht das Gebäude leer. Der Clou der für ihr Baujahr (1960) recht konservativen Immobilie ist der Atombunker (!) im Keller.
Weitere Annehmlichkeiten sind der Aufzug, der vom Swimming-Pool in die Schlafgemächer führte und vor allem der parkähnliche Garten. 2017 hat das Bauunternehmen Lanzerath das 40.000-Quadratmeter-Grundstück erworben und will dort auf 6000 Quadratmetern bauen. Die Villa dürfte verschwinden – doch an Hans-Günther Sohl mag man sich aufgrund seiner unklaren NS-Vergangenheit ohnehin nicht mehr gerne erinnern: Die 1991 nach ihm benannte Straße in Flingern trägt heute den Namen der Schauspielerin Luise Rainer.

Beliebt bleibt hingegen der Park um die Villa: Lange wurde die denkmalwürdige Anlage von Gärtnern der Thyssen AG betreut, mittlerweile verwildert sie. Doch gab es stets Bestreben,sie für die Öffentlichkeit zu erhalten. Der Investor hatte hingegen längst Klage gegen eine Unterschutzstellung erhoben, denn bereits 2013 stellte der Landschaftsverband Rheinland den Denkmalwert gutachterlich fest und plante, den Park zum Naturdenkmal zu erklären. Jetzt scheint ein Königsweg gefunden zu sein: Die zweite, überarbeitete Bauvoranfrage des Investors wurde durchgewunken: Ein Teil des Parks wird wiederhergestellt und zugänglich gemacht.

Die Villa Amalia ist eine Villa im Briller Viertel im Stadtbezirk Elberfeld-West in Nordrhein-Westfalen. Das Gebäude ist als Baudenkmal zusammen mit der Remise der Villa seit 1986 in der Denkmalliste der Stadt Wuppertal eingetragen.

Die zweigeschossige Villa liegt leicht versteckt in einem kleinen Park, der aus einem alten Bestand aus Buchen und Kastanien besteht. Ein Springbrunnen befindet sich im Außenbereich, der ebenfalls Teil des Baudenkmals ist. Das Gebäude wurde im Stil des Historismus mit Elementen der Neorenaissance erbaut und ist ein Vertreter des typischen Landhauses der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Werksteinfassade wird durch einen sechseckigen Turm bestimmt, dessen verschieferte Haube ursprünglich noch mit einer Laterne versehen war. Das Grundstück misst rund 9000 Quadratmeter.
Die Berliner Architekten Walter Kyllmann und Adolf Heyden erbauten die Villa von 1883 bis 1884 an der Briller Straße für Albert Neuhaus. Der Name Amalia war der Vorname der zuvor verstorbenen Ehefrau von Neuhaus.

1976 war das Gebäude vom Abriss bedroht, wurde aber unter Denkmalschutz gestellt und durch private Initiative von Bernt Westarp gerettet. Die Villa Neuhaus wurde von 1980 bis 1991 als Pflegeeinrichtung genutzt und von Bernt Westarp geleitet.

Seit dem 1. August 1990 war sie im Besitz der Johannes Seniorendienste e. V., einem diakonischen Verband mit bundesweit rund 3.300 Plätzen in über 50 Einrichtungen. Der Verband betrieb in der Villa Amalia unter dem Namen „Johanneshaus Am Brill“ ein Altenheim und bot Platz und Betreuung für rund 90 Senioren. Im Juli 2012 wurde bekannt, dass die Johannes Seniorendienste insolvent sind und abgewickelt werden.

Im Juni 2015 wurde bekannt, dass nach drei Jahren Leerstand eine Aachener Immobilienfirma die Villa erworben hatte. Es ist beabsichtigt, dass eine denkmalgerechte Sanierung erfolgen soll, um die Villa anschließend an eine Agentur, Kanzlei oder Praxisgemeinschaft zu vermieten. Dabei sollen der Anbau und die Kapelle kurzfristig zurückgebaut werden.

Die Villa Amalia wurde Ende 2018 als Drehort für die dritte Staffel der Fernsehserie Babylon Berlin genutzt.

Die aktuellen Planungen sehen vor, dass auf dem zugehörigen Grundstück auf gut 4800 Quadratmetern drei Mehrfamilienhäuser entstehen können. Die Planungen wurden genehmigt und das Bauvorhaben könnte umgesetzt werden. Aufgrund der Entfernung zum Standort der Aachener Immobilienfirma wird diese das Projekt nicht umsetzen und hofft auf einen Käufer für den Teil des Geländes. Das Vorhaben stößt allerdings auf Kritik, da die Briller Straße aufgrund möglicher Lärmbelästigungen zum Wohnen nicht ideal sei.

Bei meiner Tour mache ich kurz Rast in einem kleinen Cafe – welches erstaunlicherweise offen hatte – und entdeckte gegenüber diese gelbe Villa. Einerseits sieht es verlassen aus, anderseits könnte man meinen, im nächsten Moment kommen die Handwerker rein und arbeiten weiter. Inzwischen habe ich zu dieser Villa folgendes erfahren:

Drei Namen stehen noch auf dem Briefkasten rechts neben dem verschlossenen Tor am Köhlweg auf dem Friedrichsberg. Doch den Briefkasten füllt seit Jahren niemand mehr, denn das Haus, zu dem die flache Postbox gehört, steht gemäß Auskünften aus Anwohnerkreisen seit 2015 leer. Das gesamte Anwesen macht einen verwahrlosten Eindruck. Und nur ein Sandhaufen auf dem Weg zum Haus deutet an, dass hier vor einiger Zeit einmal Bauarbeiter tätig gewesen sein müssen.

Vor neun Jahren, im Juli 2011, rückte das ursprünglich villenartige Gebäude mal kurz in den Blickpunkt des Interesses, weil dort ein Angestellter eines Schädlingsbekämpfungsunternehmens bei Arbeiten an der Dachgaube aus acht Metern Höhe herab stürzte und sich dabei schwer verletzte.

Das ohnehin schon lädiert wirkende Bauwerk verfiel immer mehr und wurde unbewohnbar, und – wie Anwohner berichteten – sei den damaligen Eigentümern eine Restaurierung, wohl auch wegen Schwammbefalls im Gemäuer, finanziell zu aufwändig gewesen.

Das gesamte Areal wurde von einem Investor übernommen, der vor zwei Jahren zur Zeppelinallee hin eine Schutzmauer aus Beton ziehen ließ. Seitdem sei nichts mehr geschehen, und Anwohnerin Brigitte Vallbracht ärgert sich über den Anblick des in bester Wohnlage vor sich hin gammelnden Gebäudes und dessen unkontrolliert wuchernde Vegetation.

Die Möglichkeiten der Stadt, hier regulierend einzugreifen, sind allerdings sehr begrenzt. „Es handelt sich um Privateigentum, bei dem die Stadt nur etwas unternehmen kann, wenn Gefahr für die Allgemeinheit besteht“, erklärt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. „Da das Gebäude am Köhlweg auf einem abgeschlossenen, für die Öffentlichkeit nicht zugängigen Grundstück steht, geht von dem Haus wohl keine Gefahr aus. Dann ist es einfach so, dass es sich um Privateigentum handelt, bei dem die Stadt keine Handhabe hat.“

Von der Westdeutschen Zeitung nach seinen Plänen mit dem Anwesen am Köhlweg befragt, antwortete der Eigentümer, übrigens auch gleichzeitig der Investor des seit etlichen Jahren nur sporadisch vorankommenden einstigen Marienheims auf der Hardt, kurz und knapp: „Ich habe einen Baustopp seitens der Stadt.“ Zu den Gründen hierzu wollte der Investor, der namentlich nicht genannt werden möchte, keine Stellung nehmen. Die Stadt Wuppertal ihrerseits kann sich nicht im Detail äußern und beruft sich dabei auf den Datenschutz. Und das einstmals prachtvolle Haus am Köhlweg entwickelt sich derweil mehr und mehr zu einer Schrottimmobilie.

Übrigens steht einen Steinwurf entfernt in unmittelbarer Nachbarschaft auf einem ebenfalls abgeschlossenen, durch einen Zaun gesicherten Grundstück ein roter Flachbau, von dem Nachbarn sagen, dass er seit 2009 leer steht.

Kommentar hinzufügen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte dir auch gefallen