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Malaysia

Tempeltag in George Town

Ein Tag voller Farben, Gerüche und Begegnungen

Manchmal gibt es diese Tage, an denen man sich einfach treiben lässt und sich ganz auf ein Thema einlässt. Heute war so ein Tag, mein persönlicher Tempeltag in George Town. Schon beim Aufwachen lag diese besondere Mischung aus Vorfreude und Neugier in der Luft. Ich schnappte mir meinen Rucksack, sprang in den Bus und ließ mich auf ein Abenteuer ein, das mich von einem heiligen Ort zum nächsten führen sollte.

Aufbruch zum ersten Tempel

Mit der Buslinie 220 ging es zunächst an den Rand von George Town, bis zur Ecke Jalan Balik Pulau. Von dort führte mich ein kurzer Fußweg zum Arulmigu Sri Ruthra Veeramuthu Maha Mariamman Devasthanam, einem kleinen, unscheinbaren Hindu-Tempel direkt an der Straße. Hier herrschte eine ruhige, fast familiäre Atmosphäre. Der Tempel wird tatsächlich auch für private Zeremonien genutzt, falls also jemand mal eine ganz besondere Location sucht, hier wäre sie. Während ich auf der Bank vor dem Eingang saß, kam ein älterer Mann vorbei, nickte mir freundlich zu und fragte, ob ich schon einmal an einem hinduistischen Ritual teilgenommen hätte. Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte mir von den Festen, die hier gefeiert werden. Ein schöner, ruhiger Einstieg in meinen Tempeltag.

Der Aufstieg zum Kek Lok Si

Schon von hier aus konnte ich den legendären Kek Lok Si Tempel sehen, der sich wie ein verwunschenes Schloss den Berghang hinaufzieht. Der Weg zum Eingang führt durch einen tunnelartigen Gang, gesäumt von kleinen Shops, in denen alles von Räucherstäbchen bis zu kitschigen Souvenirs verkauft wird. Je nach Tageszeit ist hier ein ziemliches Gedränge, ich musste mich durch eine dichte Menschenmenge schieben, vorbei an Händlern, die ihre Waren anpriesen. Kurz vor dem Tempel warteten dann noch die Bettler auf den Treppen, ein Bild, das mich einerseits nachdenklich stimmte, andererseits aber auch zum Alltag rund um solche Pilgerstätten gehört. Endlich im ersten Bereich angekommen, tauchte ich ein in ein Meer aus Blumen und Farben. Die kleine Pagode war umgeben von Blüten, und die Luft war erfüllt vom Duft nach Räucherstäbchen.

Die Pagode und der Blick über Penang

Ich entschied mich, zuerst die Pagode zu erkunden. Ein kleiner Eintritt war fällig, aber das war es wert. Die Anlage ist liebevoll gepflegt, mit Brunnen und blühenden Stauden, die einen fast vergessen lassen, dass man sich mitten in einer Großstadt befindet. Die Pagode selbst ist ein architektonisches Wunder: Über eine schmale, steile Treppe windet man sich Stockwerk für Stockwerk nach oben. Auf jedem Balkon öffnet sich ein neuer, atemberaubender Blick über die Umgebung, George Town, die grünen Hügel und das Meer in der Ferne. Hier oben wehte eine angenehme Brise, und ich blieb einen Moment stehen, um einfach nur zu schauen und zu staunen.

Mit der Seilbahn zur Kuan Yin Statue

Zurück am Abzweig entschied ich mich für die kleine Seilbahn, die mich bequem nach oben zur berühmten Kuan Yin Statue brachte. Wer sparen will, kann den Weg auch zu Fuß zurücklegen, aber ich war neugierig auf die Bahn und genoss die kurze Fahrt. Oben angekommen, stand ich auf einem Plateau, von dem aus die riesige Statue der Göttin der Barmherzigkeit zu sehen war. Sie ist immer noch nicht ganz fertig, aber schon jetzt beeindruckend. Ich entdeckte einen kleinen Schleichweg hinter der Statue, der mich in einen abgesperrten Bereich führte. Dort konnte ich ein paar Fotos machen und einen Blick auf die „Armee“ von kleineren Statuen hinter der Hauptfigur werfen. Ein bisschen Abenteuer-Feeling inklusive.

Obere Ebenen und der Blick über die Stadt

Auf der oberen Ebene gibt es noch einen weiteren kleinen Tempel, einen idyllischen See und zahlreiche Statuen. Hier oben ist es deutlich ruhiger, und ich nutzte die Gelegenheit, um ein paar Minuten zu verweilen. Der Ausblick von hier oben ist spektakulär, George Town liegt einem zu Füßen, und bei klarem Wetter sieht man bis zum Meer. Ich kam mit einem Mönch ins Gespräch, der mir erzählte, wie viele Pilger jedes Jahr hierherkommen und dass der Tempel nicht nur ein religiöser, sondern auch ein kultureller Treffpunkt für die chinesische Gemeinschaft Penangs ist.

Columbarium und Drohnenflug

Von oben sah ich ein weiteres großes Gebäude, das zunächst wie ein weiterer Tempel aussah. Erst als ich näher kam, erkannte ich, dass es sich um ein Columbarium handelt, also einen Urnenfriedhof. Die Atmosphäre war hier ganz anders, ruhig, fast meditativ. Da kaum jemand unterwegs war, ließ ich meine Drohne steigen und machte ein paar Luftaufnahmen von der gesamten Anlage. Aus der Vogelperspektive wirkte das Tempelgelände noch beeindruckender, wie eine kleine Stadt für sich.

Memorial Park und spontane Fotomotive

Auf dem Weg zum nächsten Ziel kam ich an einem kleinen Memorial Park vorbei. Nicht besonders groß, aber mit ein paar schönen Ecken, perfekte Fotomotive. Ich ließ mich treiben, entdeckte Details wie verwitterte Statuen und liebevoll gepflegte Blumenbeete. Ein älterer Herr, der dort spazieren ging, sprach mich an und erzählte mir, dass dieser Park oft für kleine Zeremonien genutzt wird und ein beliebter Treffpunkt für die Nachbarschaft ist.

Miao Xiang Li Tempel – weil ich Zeit habe

Eigentlich wollte ich direkt weiter, aber dann stand da plötzlich noch ein Tempel am Wegesrand: der Miao Xiang Li Temple. Ich hatte Zeit und beschloss, auch hier einen Blick hineinzuwerfen. Die Atmosphäre war entspannt, es gab kaum Besucher, und ich konnte in Ruhe die kunstvollen Verzierungen und Statuen betrachten. Ein kleiner, unerwarteter Bonus auf meinem Tempel-Marathon.

Bat Cave Temple – Fledermäuse in der Dunkelheit

Endlich erreichte ich den Bat Cave Temple. Der Weg dorthin war steil, und ich war froh, als ich in die kühle Tempelhöhle eintauchen konnte. Der Tempel selbst ist winzig, besteht aus einem Vorraum und der eigentlichen Höhle. Überall brannten Räucherstäbchen, die Luft war schwer und würzig. Im hinteren Teil der Höhle, wo es fast dunkel war, konnte ich mit etwas Geduld die kleinen Fledermäuse an der Decke erkennen. Ich fotografierte sie ohne Blitz, um sie nicht zu stören, ein faszinierender, etwas mystischer Moment.

Abendspaziergang und der Lärm des Goddess of Mercy Tempels

Eigentlich war ich nach diesem Tag tempelgesättigt, aber auf meinem abendlichen Spaziergang durch die Stadt wurde ich plötzlich von Musik und Stimmengewirr angelockt. Der Lärm kam vom Goddess of Mercy Tempel, wo gerade eine Feier stattfand. Was genau gefeiert wurde, habe ich bis heute nicht herausgefunden, aber die Stimmung war ausgelassen, und ich blieb eine Weile stehen, beobachtete das bunte Treiben und ließ den Tag langsam ausklingen.

Street Art als krönender Abschluss

Kurz vor dem Schlafengehen entdeckte ich noch eine kleine Gasse, die ganz der Street Art gewidmet ist. Die Wände waren über und über mit bunten Bildern bedeckt, von klassischen Motiven bis zu modernen Graffitis. Hier traf ich auf ein paar junge Künstler, die mir erzählten, dass die Gasse abends abgeschlossen wird, damit die Kunstwerke nicht beschädigt werden. Für mich war das der perfekte Abschluss eines langen, intensiven Tages, ein letzter kreativer Farbtupfer, bevor ich müde, aber glücklich ins Bett fiel.

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