Unterwegs in der City II
Nach einem indischen Frühstück ging es heute wieder auf Schusters Rappen durch die Altstadt von George Town. Ich hatte keine feste Route geplant und ließ mich einfach von meinen Gefühlen leiten um zu sehen, auf was ich alles stoße.
Der erste Haltepunkt war dann der Hok Tei Cheng Sin Tempel oder auch Poh Hock Seah, Hokkien Kongsi und Tong Kheng Seah. Die vielen Namen unter welcher dieser Tempel geführt wird, liegt daran, das er für mehrere verschiedene chinesische Clans gleichzeitig der Versammlungsort für ihre Treffen war. Erbaut wurde er 1850 und ist dem taoistischen Gott des Wohlstands gewidmet. Es glänzt in roten, goldenen und polierten schwarzen Säulen und hat ein paar wunderschöne Bonsai in seinem Vorgarten.
Von dort aus führte mich mein Weg zum alten protestantische Friedhof welcher auch unter dem Namen Northam Road Cemetery bekannt ist. Er ist ein unter Denkmalschutz stehender, nicht mehr genutzter Friedhof welcher 1786 gegründet wurde und von bedeutendem historischem Interesse ist, da er älter ist als viele andere bekannte Grabstätten der Welt.
Der älteste noch erhaltene Grabstein ist von 1789, der jüngste von 1892. Zudem befinden sich außerdem 12 chinesische Gräber, Flüchtlinge der Taiping-Rebellion sowie die Gräber einiger früher deutscher Kaufleute von Penang und ihrer Verwandten.Auch sind einige Berühmten der Stadt hier beerdigt, unter anderem, der Bruder von Stamford Raffles (Singapur), Quintin Dick Thomas und der Ehemann von Anna Leonowens, welche die Inspiration für „The King & I“ lieferte.
Lange wurde der Friedhof seinem Schicksal überlassen, doch inzwischen kümmert sich der Penang Heritage Trust um das Gelände. Dieser hat auch ein großes Schild auf Malaiisch und Englisch mit einem Lageplan wichtiger Gräber aufgestellt. Die Wiedereröffnung für Besucher Friedhof fand rechtzeitig zum zweihundertjährigen Bestehen von Francis Light statt.
Danach machte ich eine kurze Cafe Pause im Beach Blanket Babylon, welches genau gegenüber des Friedhofs liegt und ein entspannten Blick auf das Meer bietet.
Nachdem ich dort ein wenig ausgeruht hatte ging es weiter zum Blue Mansion. Ich war zwar zuvor schon dort, aber da man nur mit einer Führung in das historische Gebäude kommt (oder man ist Gast im dortigen Hotel $$$) musste ich warten bis zum nächsten Termin.
Das Blue Mansion wurde von Cheong Fatt Tze, auch Rockefeller des Ostens genannt, errichtet. Er war ein junger Chinese, damals noch Cheong genannt, und verlies im 19. Jahrhundert seine Heimat, um im Ausland sein Glück zu suchen. Er arbeitete hart und heiratete die Tochter seines reichen Arbeitgebers. Sein Gespür fürs Geschäft ermöglichten ihm eine steile beispiellose Karriere. Aus dem armen Emigranten wurde ein Clankönig welcher mit allem handelte, was zu dieser Zeit auf dem Markt war inkl. Opium. Später stieg er noch ins Bankgeschäft und die Schiffsfahrt ein.
Das ganze Haus ist ein einziges Museum. Die Führerin kann zu jedem Teil des Gebäudes – sei es der handgearbeitete Fußboden, mit einem absichtlich verlegten Fehler, der Treppe mit einer genauen Anzahl von Stufen, dem Innenhof usw. – eine spannende Geschichte erzählen und bringt einem die damalige Zeit mit viel Herzblut dafür nahe. Nach rund einer guten Stunde war die Führung zu Ende und ich genoss noch den hauseigenen Spezialcocktail in der blauen Bar, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.
Bei meiner weiteren Wanderung stieß ich dann auf diese etwas skurrile 1921 Art Gallery 1921. Rund um das Mausoleum hat der Inhaber allerhand Alltagsgegenstände scheinbar unwillkürlich drapiert. Wobei durchaus einige Raritäten dabei zu entdecken sind. Ich selbst bin zweimal drumherum gelaufen und hab jedes Mal etwas Neues entdeckt. An Phantasie und Kreativität mangelt es dem Inhaber (welchen ich leider nicht angetroffen habe) nicht.
Das sind die Überreste des Mausoleum um welche die Galerie 1921 aufgebaut ist.
Nachdem es nun dem Abend zuging, verweilte ich noch ein wenig in Lebuh Chulia Road, der einzigen Gegend in welcher zur Zeit zumindest etwas Nachtleben mit Live Musik geboten war.
Kurz vor meinem Hotel machte ich dann noch einen kleinen Abstecher zur Old Firestation, welche zwar erst einmal einen Eindruck von einem Museum erweckte, aber eine ständig einsatzbereite Feuerwache ist.
Die Street Art hatte ich wieder an allen möglichen Stellen in der Stadt gefunden. Hier wimmelt es regelrecht davon, was für mich natürlich fantastisch ist…