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Philippinen

Umzug von Anda Bohol nach Liloan Leyte

Von Anda nach Ubay – Zwischen Sonne, Zeit und philippinischer Gelassenheit

Manchmal fühlt sich das Reisen auf den Philippinen an wie ein kleiner Tanz mit der Zeit und meistens führt die Zeit. So auch an diesem Morgen in Anda. Die Sonne brannte schon früh auf die Palmen und die kleine Küstenstraße, als ich meine Sachen aufs Moped schwang und mich auf den Weg nach Ubay machte. Die Strecke führte mich durch sattgrüne Reisfelder, vorbei an Wasserbüffeln, die träge im Schlamm dösten, und durch kleine Dörfer, in denen Kinder am Straßenrand winkten. Es ist diese Mischung aus tropischer Idylle und lebendigem Alltag, die mich hier immer wieder aufs Neue begeistert.

Die Fahrt nach Ubay dauert etwa eineinhalb Stunden, aber Zeit spielt hier ohnehin eine andere Rolle. Am Hafen angekommen, wurde mir das wieder einmal sehr deutlich. Laut Plan sollte die Fähre um 12 Uhr ablegen. Ich also pünktlich um 11 Uhr am Ticketschalter, nur um zu erfahren, dass der Schalter erst um 12 Uhr öffnet und das Beladen der Fähre frühestens um 14 Uhr beginnt. Willkommen in der philippinischen Zeitrechnung, denke ich mir und muss schmunzeln. Hektik bringt hier nichts, also lasse ich mich treiben.

Ich entscheide mich für einen Friseurbesuch. Der Barbier, ein älterer Herr mit blitzendem Lächeln, begrüßt mich wie einen alten Freund. Während er mit geschickten Händen Bart und Haare abrasiert, erzählt er mir von seinem Sohn, der in Manila arbeitet, und vom letzten Taifun, der das Dorf verschont hat. Es ist diese Nähe, die Begegnungen auf den Philippinen so besonders macht. Nach dem Friseurbesuch gönne ich mir ein spätes Frühstück, Reis, gebratener Fisch, ein bisschen Gemüse. Einfach, aber köstlich.

Zurück am Hafen fülle ich die nötigen Formulare aus, beobachte das geschäftige Treiben und lerne ein paar andere Reisende kennen. Dann zieht plötzlich ein Gewitter auf. Innerhalb von Minuten gießt es wie aus Eimern. Ich packe meine Regenkombi aus, eine der besten Investitionen auf dieser Reise, und schiebe mein Moped auf die Fähre. Die Abfahrt verzögert sich weiter, aber irgendwann, gegen halb fünf, legen wir endlich ab. Der Regen trommelt aufs Deck, aber ich bin erleichtert, dass es weitergeht.

Leyte bei Nacht – Regen, Risiko und ein bisschen Abenteuer

Die Überfahrt nach Bato auf Leyte dauert ein paar Stunden. Als wir ankommen, ist es längst dunkel. Die Luft ist feucht, und die Straßen glänzen nass im Scheinwerferlicht. Eigentlich wollte ich die 80 Kilometer bis zu meiner geplanten Unterkunft noch heute fahren, aber das Wetter hat andere Pläne. Kaum bin ich losgefahren, fängt es wieder an zu regnen, diesmal heftiger als zuvor.

Fahren bei Nacht ist hier ohnehin schon eine Herausforderung. Die Straßen sind oft schlecht beleuchtet, und viele Einheimische sind mit Mopeds unterwegs, deren Lichter entweder gar nicht funktionieren oder so eingestellt sind, dass sie einen direkt blenden. Hinzu kommen die Schlaglöcher, die im Dunkeln kaum zu erkennen sind, und der Regen, der das Visier meines Helms in eine spiegelnde Fläche verwandelt. Immerhin und das ist kein Scherz, liegen bei Regen keine schlafenden Hunde auf der Straße. Man nimmt, was man kriegen kann.

Nach etwa 20 Kilometern gebe ich auf. Die Vernunft siegt über den Abenteuergeist. In der nächsten Stadt finde ich eine kleine Unterkunft, in der ich mich erst einmal trockne und wieder aufwärme. Die Besitzerin, eine freundliche Dame mittleren Alters, bringt mir heißen Kaffee und erzählt von ihrer Familie, die seit Generationen auf Leyte lebt. Wir lachen über meine abenteuerliche Anreise und sie gibt mir Tipps für die Weiterfahrt am nächsten Tag.

So endet dieser Tag nicht wie geplant, aber irgendwie typisch für das Reisen auf den Philippinen: Flexibilität, ein bisschen Improvisation und immer wieder diese herzlichen Begegnungen, die jede Verspätung vergessen lassen. Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und ich bin gespannt, was Leyte für mich bereithält.

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