Lost Place Tag
Heute war ein regelrechter (unbeabsichtigter) Lost Places Tag.
Los ging es mit der Telekommunikationsstadion in direkter Nachbarschaft, welche durch den Supertaifun Yolanda, welcher die höchste Kategorie 5 erreichte, im November 2013 dermaßen in Mitleidenschaft gezogen wurde, das ein Wiederaufbau unrentabel war. Seitdem steht das Gelände „leer“ und ist zur Vermietung freigegeben. Nach einem Gespräch mit dem Wachmann, welcher hier tagtäglich die Überreste von 8 bis 16 Uhr bewacht, durfte ich unbehelligt meine Bilder machen und zum krönenden Abschluss sogar noch bis zur dritten Ebene des Funktowers. Der arme Wachmann schüttelte nur verständnislos den Kopf, als er mich beim heraufklettern beobachtete. Er war, trotz das er hier nun einige Jahre seinen Dienst tut, noch nie auch nur ein Stück hoch gestiegen…
Danach ging es weiter zu den Ruinen der Residenz von Cong. Dominador Tan. Diese Residenz, welche ein Jahr vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges fertiggestellt wurde, zählte zu den schönsten ihrer Art, mit einem wundervoll gepflegtem Rasen und einem großen Schwimmbad. Als dann der Krieg ausbrach und die Japaner Ormoc besetzten, wurde es als eines ihrer Hauptquariere genutzt und dann durch Bombeneinschläge in der berühmten Schlacht um die Ormoc Bay größtenteils zerstört. Die Ruinen stehen heute noch als symbolisches Mahnmal über die Schrecken des Krieges. Allerdings sind sie inzwischen auf einem Betriebsgelände einer Firma und man kommt nur mit gutem und freundlichem Zureden am Pförtner vorbei. Leider wird die Ruine von der Firma mehr oder weniger als Müllabladeplatz genutzt. Also nichts mit historischem Andenken.
Von dort aus fuhr ich zur ehemaligen Gaisano Riverside Mall, welche in der Nacht zum 23.0.2017 einem Großbrand zum Opfer fiel. Diese hatte ich ein paar Tage zuvor entdeckt und auch endlich einen Zugang gefunden, durch welchen ich in das mehrstöckige Gebäude gelangen konnte. Hier ist noch alles wie nach der Brandnacht. Natürlich ist das meiste hoffnungslos zerstört, aber man erkennt stellenweise noch, in welcher Abteilung des Kaufhauses man sich gerade befindet. Zumindest im oberen Stockwerk erkennt man noch die Haushaltswaren, wie Töpfe und Pfannen, sowie das Besteck. An anderer Stelle könnte man glatt anfangen das noch vorhandene Porzellan, nun doppelt gebrannt, einzusammeln. Viele Tassen und Teller haben den Brand, abgesehen von den Ruß Spuren, unbeschadet überstanden.
Nun war eigentlich genug mit Lost Place, diese waren ja auch geplant, und ich fuhr in Richtung Baybayon, da ich dort den Tag in einem kleinen Resort, welches mir empfohlen wurde, abhängen wollte.
Auf dem Weg dorthin, sah ich allerdings noch einige interessante Stellen und merkte sie mir für den Rückweg…
Das Resort war schön angelegt und hielt etliche Fotomotive parat, da sich auch ein kleiner Zoo darin befand. Teils rannten die Tiere frei über das Gelände, wie z.B. Rebhühner, Pfaue und etliche große Leguane, teilweise waren sie – Asientypisch – in viel zu kleinen Gehegen untergebracht. Was mich allerdings am meisten faszinierte, war eine große weiße Pythonschlange, welche gerade ein Huh verschlang.
Nach drei Stunden Müßiggang, entschloss ich mich dann, wieder Richtung City aufzubrechen und an den mir zuvor aufgefallenen Stellen einen Stopp einzulegen.
Siehe da, schon der erste Halt erwies sich wieder als ein Lost Place. Die ehemalige Villa Carol. Das ganze Gelände ziemlich verwildert und die angeschlossenen Nebengebäude schon am verfallen. Die Villa an sich, macht noch einen passablen Eindruck und wäre es bestimmt wert wieder in ihren, bestimmt einmal wunderschönen Zustand, gebracht zu werden. Hinein konnte ich nicht, aber durch die teilweise zerbrochenen Scheiben, war ersichtlich, das es innen komplett leergeräumt war. Was da wohl wieder für eine Geschichte dahinter steckt…
Der nächste Stopp, war zwar auch Lost, aber relativ unspektakulär. Eine alte Abfüllanlage, welche so langsam vor sich hinrostete. Das einzige wirklich interessante Objekt auf dem Gelände war ein alter Käfer, welcher wohl wirklich unrettbar verloren war. Aber als Fotomotiv gut geeignet. Dafür entdeckte ich von dieser Position einen wirklichen Lost Place.
Nach diesem kurzen Aufenthalt ging es natürlich sofort auf die Suche nach einen Zugang zu meinem zuvor gesichteten Objekt. Einem alten Frachtschiff, welches seine besten Tage wohl wirklich schon lange hinter sich hatte. Da der Fluss ziemlich niedrig aussah, versuchte ich es erst von der Brücke aus, durch das Wasser dahin zu gelangen. Allerdings erwies sich das Ufer und der Grund des Flusses als dermaßen schlammig – ich versank sofort bis zu den Knöcheln im Schlick und hatte Mühe meine Schuhe wieder mit hinaus zu bekommen – das ich mich auf die Suche nach einem anderen Zugang machte. Also einmal bis zum nächsten Barangay und über die kleine Straße bis fast direkt an den Meereszugang des Flusses. Von dort konnte ich dann tatsächlich am Ufer entlang – auch durch Schlick, aber bei weitem nicht so tief – zu dem Frachter gelangen. Der Frachter wird diesen Platz wohl ganz langsam in kleinen Einzelteilen verlassen. Überall ist Rostfrass und durch die Einlassöffnungen in den Frachtraum fotografiert, konnte man den Fluss durchfließen sehen. In den Frachtraum selbst bin ich nicht hinein, einerseits durch den allgegenwärtigen Rost, man wusste nie, wie stabil die einzelnen Stellen waren und zum anderen wurde der Frachtraum wohl von den umliegenden Anwohnern als Müllentladestadion genutzt. An allen vom Ufer zugänglichen Öffnungen, sah man diverse Müllsäcke im Frachtraum. Trotz allem war es die Mühe wert…
Nach diesem ereignisreichen Tag, hieß es dann für mich Feierabend und den Tag in einem Café gemütlich ausklingen lassen.