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Philippinen

Werksbesichtigung bei der Victorias Milling Company

Zucker, Zufall und eiserne Dinosaurier – Mein Abenteuer in einer der ältesten Zuckerfabriken von Negros

Kennst du das? Manchmal will es einfach nicht klappen – und genau dann, wenn du schon aufgegeben hast, öffnet sich plötzlich eine Tür. Oder, in meinem Fall, ein Werkstor. Was als scheinbar aussichtsloses Unterfangen begann, entwickelte sich zu einem der spannendsten Erlebnisse meiner Philippinenreise. Und das alles nur, weil ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und die Offenheit der Menschen hier mal wieder für eine echte Überraschung sorgte.

Von Absagen, Facebook-Freunden und einer Portion Glück

Eigentlich hatte ich schon resigniert. Mehrfach hatte ich versucht, in eine der legendären Zuckerfabriken von Negros hineinzukommen. Überall stieß ich auf verschlossene Türen, wurde an das Tourismusbüro verwiesen – nur um mir dort die nächste Absage abzuholen. Die Zuckerindustrie ist hier schließlich ein wichtiger Wirtschaftszweig, und die alten Fabriken sind nicht ohne Weiteres für neugierige Backpacker zugänglich.

Doch dann kam alles anders. In Siquijor hatte ich über Airbnb eine kleine Hütte gebucht und mich sofort mit dem Besitzer angefreundet. Wir verstanden uns auf Anhieb, saßen abends zusammen, tauschten Geschichten aus und lachten über die Eigenheiten unserer Kulturen. Er war einige Jahre in Deutschland gewesen – das verbindet. Als ich später die ersten Bilder von Bacolod auf Facebook hochlud, meldete er sich prompt: Er sei gerade in der Stadt, ob wir uns nicht auf ein Bier treffen wollten. Klar, warum nicht?

Ein Plausch, ein Anruf – und plötzlich Werksbesucher

Beim Bier erzählte ich ihm von meinen „verzweifelten“ Versuchen, eine Werksführung in einer Zuckermühle zu ergattern. Mein Interesse an der Zuckerproduktion – von der Ernte des Zuckerrohrs bis zum fertigen Produkt – ließ mich einfach nicht los. Mein Freund zögerte keine Sekunde, griff zum Telefon und rief die Nachbarin seiner Mutter an. Ihr Sohn arbeitet nämlich in der Hawaiian-Philippines Sugarmille. Und siehe da: Pünktlich zu meinem Geburtstag kam die Zusage. Wir durften das Werk besichtigen – mit dem Sohnemann als persönlichem Guide.

Ein Blick hinter die Kulissen: Von der Entladung bis zur Stromproduktion

Was für ein Erlebnis! Schon die Ankunft auf dem Werksgelände war beeindruckend. Überall dampfte, ratterte und vibrierte es. Die Atmosphäre war elektrisierend – man spürte förmlich die jahrzehntelange Geschichte, die in den Mauern steckt. Besonders spannend war die Entladung der LKWs: Hier wird nicht einfach abgeladen, sondern gleich der ganze Laster abgekippt. Ein Schauspiel, das mich zum Staunen brachte.

Unser Guide führte uns durch jeden einzelnen Produktionsschritt. Vom Zerkleinern des Zuckerrohrs über die Pressen bis hin zur Kristallisation des Zuckers – alles wurde mit einer Mischung aus Stolz und Geduld erklärt. Besonders faszinierend: Die Überreste des Zuckerrohrs werden zur eigenen Stromproduktion genutzt. Nachhaltigkeit, wie sie hier schon lange praktiziert wird.

Begeisterung auf beiden Seiten und die Mentalität der Filipinos

Nicht nur ich war begeistert – auch mein Freund, der das Ganze eingefädelt hatte, war völlig fasziniert. Obwohl er aus der Region stammt, hatte er selbst noch nie einen so tiefen Einblick in die Produktion bekommen. Inzwischen fragen ihn schon seine Freunde, ob er ihnen nicht auch so einen Trip organisieren kann. Das ist typisch für die Filipinos: Sie sind neugierig, hilfsbereit und teilen ihre Erlebnisse gern mit anderen. Diese Offenheit und Herzlichkeit begegnet mir auf meiner Reise immer wieder – und macht das Unterwegssein hier so besonders.

Die „eisernen Dinosaurier“ – Dampflokomotiven mit Geschichte

Ein kleiner Wermutstropfen blieb: Die beiden alten Dampflokomotiven – liebevoll „eiserne Dinosaurier“ genannt – waren leider unter Planen versteckt. Diese Lokomotiven gehören zu den ältesten noch erhaltenen auf den Philippinen und werden nur zu besonderen Anlässen durch die Plantagen geschickt. Allein der Gedanke daran, wie sie einst durch die Zuckerrohrfelder dampften, ließ mein Herz höherschlagen. Vielleicht habe ich ja beim nächsten Mal Glück und erwische einen dieser besonderen Tage.

Fazit: Ein Tag voller Überraschungen und neuer Perspektiven

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Tag voller Überraschungen, spannender Einblicke und echter Begegnungen. Die Zuckerfabriken von Negros sind nicht nur Zeugen einer bewegten Geschichte, sondern auch Orte, an denen Tradition und Innovation Hand in Hand gehen. Und manchmal, das habe ich wieder einmal gelernt, braucht es einfach ein bisschen Glück – und die richtige Portion philippinischer Herzlichkeit – damit sich Türen öffnen, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie durchschreiten würdest.

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