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Thailand

Tagestrip mit Guide

Ein Tag zwischen rostigen Schätzen, fliegenden Legenden und grünem Bier

Stell dir vor, du wachst in Bangkok auf, das Herz schlägt ein bisschen schneller, weil ein Date mit einer echten Technikliebhaberin ansteht. Noch weißt du nicht, dass dieser Tag dich von einem der coolsten Kulturparks der Stadt über wackelige Eisenbahnbrücken, durch Hinterhofwerkstätten voller Oldtimer, bis in die geheiligten Hallen des Royal Thai Airforce Museums und auf einen Nachtmarkt führen wird, der wie ein Freilichtmuseum für US-Cars daherkommt. Und am Ende sitzt du mit einem grünen Bier zwischen Künstlern und Nachtschwärmern und fragst dich: Kann ein Tag eigentlich noch besser werden?

Ein Date im ChangChui – Kunst, Kultur und der frühe Vogel

Der Tag beginnt früh. Zu früh für Bangkok, aber genau richtig für ChangChui. Wir treffen uns um 10 Uhr – meine Begleitung, die thailändische Techniknärrin, und ich. ChangChui ist offiziell noch geschlossen, aber das Gelände ist schon zugänglich. Perfekt, um Fotos zu machen, bevor die Massen kommen. Zwischen den skurrilen Boutiquen, den kleinen Designerläden und den ersten Kaffeedüften fühlt sich alles ein bisschen wie ein Abenteuer an. Wir schlendern vorbei an alten Flugzeugteilen, die hier als Kunstobjekte dienen, und ich merke, wie meine Begleitung mit jedem neuen Detail mehr aufblüht. „Hier ist alles ein bisschen verrückt“, sagt sie und lacht. Ich kann nur zustimmen.

Über wackelige Brücken und wackelige Knie

Nach einer ersten Fotosession schlage ich vor, eine alte Eisenbahnbrücke in der Nähe zu erkunden. Die Bilder auf Google Maps hatten mich neugierig gemacht – und sie auch. Also ab aufs Motorrad und hin. Die Brücke selbst ist ein Abenteuer: Der Holzplankenweg sieht aus, als hätte er seine besten Zeiten hinter sich. Jeder Schritt knarzt, mein Herz schlägt schneller. „Wenn das Ding hält, dann hält es alles“, witzle ich, während wir vorsichtig rüberbalancieren. Die Fotos, die wir hier machen, sind einmalig – und das Adrenalin gibt’s gratis dazu.

Oldtimerradar und Hinterhofzauber

Eigentlich wollten wir jetzt direkt in die Innenstadt, aber mein inneres Oldtimerradar schlägt plötzlich aus. In einer Seitenstraße steht ein alter Ford Transit. Sofort Bremse gezogen, 180-Grad-Kehrtwende, und schon stehen wir vor vier ziemlich runtergekommenen, aber unglaublich charmanten Oldtimern. Nebenan eine Werkstatt, wie man sie bei uns bestenfalls als „Hinterhof“ bezeichnen würde. Die Jungs von Hellboy Oldschool sind absolute Profis. Sie zeigen uns ihre Umbauten – von luftgekühlten Klassikern bis zu Monster-Choppern, wie ich sie so noch nie gesehen habe. Am Ende bekommen wir sogar ein paar Patches geschenkt. Ich weiß jetzt schon, wo die hinkommen.

Helm vergessen, Charme eingesetzt

Zurück auf die Straße, ab in die Innenstadt – oder zumindest fast. Denn mein einziger Helm reicht für uns beide nicht, und prompt winkt uns ein Verkehrsposten raus. Ich verstehe zwar kein Wort, aber der Blick des Polizisten spricht Bände. 400 Baht Strafe, denke ich – aber meine Begleitung redet sich charmant durch und handelt die Strafe auf 200 Baht runter. Quittung gibt’s obendrauf, und mit der dürfen wir für den Rest des Tages unbehelligt weiterfahren. Ich staune nicht schlecht. „Andere Länder, andere Sitten“, sage ich, und wir lachen beide. 

Baan Bangkhen – Zeitreise zwischen Cola-Flaschen und Krämerläden

Unser nächstes Ziel: der Markt Baan Bangkhen. Eigentlich ein Essensmarkt, aber mit angeschlossenem Freilichtmuseum. Hier gibt’s ein Coca-Cola-Museum, eine alte Schule, einen Krämerladen, eine Apotheke – alles originalgetreu nachgebaut. Überall stehen alte Fahrzeuge und Zubehör herum, teilweise an den Wänden, teilweise unter der Decke. Wir probieren Streetfood, machen Fotos und tauchen ein in die Vergangenheit. Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man durch ein altes Fotoalbum spazieren.

Royal Thai Airforce Museum – Fliegende Legenden hautnah

Jetzt wird’s technisch: Das Royal Thai Airforce Museum steht auf dem Plan. Ein riesiges Gelände, voll mit Flugzeugen und Hubschraubern, die man nicht nur anschauen, sondern auch betreten kann. Wir sind fast allein hier, und einer der Aufpasser nimmt sich Zeit, uns spannende Details zu erklären. Manche Maschinen sind echte Einzelstücke, die es sonst nirgends zu sehen gibt. Ich fühle mich wie ein Kind im Spielzeugladen – und meine Begleitung ist genauso begeistert.

Oldtimerhimmel auf dem Train Night Market

Langsam wird es Abend, aber der Tag ist noch lange nicht vorbei. Meine Begleitung hat noch einen ganz besonderen Nachtmarkt im Kopf: den Train Night Market. Kaum angekommen, fühle ich mich wie im Oldtimerhimmel. Neben den typischen Ständen mit Klamotten und Essen stehen hier US-Cars, wohin das Auge blickt. In den Werkstätten werden heiße Kisten restauriert, und dazwischen stehen sogar zwei ausgediente Militärhubschrauber.

Oldtimer und der Duft von Benzin

Kaum hatte ich mich an die bunte Mischung aus Streetfood, Neonlichtern und dem Stimmengewirr des Train Night Market gewöhnt, stolperte ich schon über das nächste Highlight: Werkstätten für die Oldies, wechselten sich mit sylischen Garagen im Westernstil ab.

Ich konnte mich kaum entscheiden, wohin ich zuerst schauen sollte. In der Werkstatt stand ein Charger, der so poliert war, dass ich mich darin spiegeln konnte. Daneben ein paar Cab over Engine LKWs, deren bullige Fronten mich sofort an amerikanische Highways denken ließen.

Wir setzten uns ins Café, tranken einen eiskalten Kaffee und ließen das Treiben um uns herum auf uns wirken. Es war dieser Mix aus Nostalgie, Leidenschaft und ein bisschen Verrücktheit, der den Ort so besonders machte. Ich sog die Atmosphäre auf, das Knattern der Motoren aus der Werkstatt, das Lachen der Leute am Nachbartisch, den Duft von Öl und Kaffee – und wusste: Genau solche Momente bleiben im Kopf.

Moon Eyes und der Ratfink

Kaum hatte ich mich von den Werkstätten und Garagen losgelöst, stolperte ich schon über ein weiters Highlight: eine Moon Eyes-Filiale, mitten im Herzen des Marktes. Wer hätte gedacht, dass dieser legendäre Name aus der US-Car-Szene hier in Bangkok eine eigene kleine Welt erschaffen hat? Werkstatt, Café und Shop in einem – das Paradies für jeden, der Benzin im Blut hat. Überall prangte das unverkennbare Moon-Logo, und an den Wänden grinste mich der Ratfink an – dieser freche Comic-Nager, der in der Szene Kultstatus genießt. Meine Begleitung lachte, als sie mein leuchtendes Gesicht sah. „Du bist wie ein Kind im Spielzeugladen“, neckte sie mich, während ich schon überlegte, ob ich nicht doch ein paar der stylischen Patches und Accessoires kaufen sollte. Die Kreditkarte zuckte schon in der Tasche, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen.

Abschied und ein grünes Bier zum Finale

Irgendwann ist auch der schönste Tag vorbei. Meine Begleitung muss nach Hause, sie hat am nächsten Tag eine große Aktion mit ihrer Friseurgruppe – kostenloses Schneiden für Bedürftige. Ich ziehe meinen Hut. Wir fahren zurück zum ChangChui, wo sie ihr Fahrrad geparkt hat. Ich bedanke mich für diesen unglaublichen Tag, und während sie in der Nacht verschwindet, schlendere ich noch einmal durch das nun erwachte Kulturareal. Jetzt haben alle Galerien und Lokale geöffnet, Live-Musik schallt über den Platz, und ich gönne mir ein grünes Bier. Mit einem breiten Grinsen lasse ich den Tag ausklingen und denke: Genau solche Tage machen das Leben bunt.

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