Ausflug nach Tam Dao
Ein Tagesausflug in die Berge während der Pandemie
Schon seit Tagen lag eine bleierne Ruhe über Hanoi. Die Stadt, sonst quirlig und laut, war wie ausgebremst, alles geschlossen, kaum Menschen auf den Straßen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und beschloss, raus in die Natur zu fahren. Ein Bekannter hatte mir Tam Dao empfohlen, ein Bergort, nur etwa zwei Stunden von Hanoi entfernt, und die Bilder im Netz versprachen dichten Nebel, grüne Wälder und eine fast schon europäische Atmosphäre. Also buchte ich kurzerhand für drei Nächte ein Hotel und machte mich auf den Weg.
Die Fahrt ins Grüne und eine unerwartete Wendung
Die Straße schlängelte sich immer höher in die Berge. Mit jedem Kilometer wurde die Luft kühler und klarer, die Landschaft üppiger. Tam Dao liegt eingebettet zwischen drei markanten Gipfeln, Thach Ban, Thien Thi und Phu Nghia und ist bekannt für seine dichten Urwälder, Wasserfälle und die fast mystische Stimmung, die besonders im Nebel entsteht. Die Stadt selbst wurde einst von den Franzosen entdeckt und war lange ein beliebter Rückzugsort für die Kolonialherren, die der Hitze von Hanoi entkommen wollten. Noch heute erinnern einige alte Villen an diese Zeit.
Doch dann, kurz bevor ich die Passhöhe erreichte, war plötzlich Schluss, Straßensperre. Nur Anwohner durften weiterfahren, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Also blieb mir nichts anderes übrig, als umzudrehen und die Serpentinen wieder hinunterzurollen.










Bia Cong Duc Tempel, versteckt im Grünen
Beim Hochfahren waren mir einige Hinweisschilder zu Tempeln aufgefallen. Ich beschloss, wenigstens diese kleinen Schätze zu erkunden. Der Bia Cong Duc Tempel lag gut versteckt, nur über einen schmalen Trampelpfad erreichbar. Es war ruhig, fast schon magisch. Die Anlage war klein, aber liebevoll gepflegt. Keine Menschenseele weit und breit, nur das Zwitschern der Vögel und das leise Rauschen des Windes in den Bäumen. Hier konnte man für einen Moment alles vergessen.








Ein kleiner Lost Place, Zeitreise am Wegesrand
Nicht weit entfernt entdeckte ich einen kleinen Lost Place. Zugewucherte Mauern, ein paar verfallene Stufen, die ins Nichts führten. Es war nichts Weltbewegendes, aber gerade das machte den Reiz aus. Ich ließ den Ort auf mich wirken, stellte mir vor, wie hier früher vielleicht einmal Leben herrschte. In diesen Tagen, in denen die Zeit stillzustehen schien, war auch so ein unscheinbarer Ort eine kleine Entdeckung.








Tịnh viện Vân Sơn Tam Đảo Pagode – Stille und Hunde
Am Abzweig zur Tịnh viện Vân Sơn Tam Đảo Pagode warnte ein Schild, dass die Anlage momentan geschlossen sei. Trotzdem wollte ich wenigstens einen Blick riskieren. Ich hielt Abstand, schlenderte leise über das Gelände. Niemand zu sehen, nur ein paar Hunde bewachten die Stille. Die Gebäude wirkten fast verwunschen, umgeben von Nebel und grünem Dickicht. Es fühlte sich an, als wäre ich der einzige Mensch weit und breit.










Den Tho Chao Tempel – Klein, aber fein
Der Den Tho Chao Tempel wurde mit einem ziemlich großen Schild angekündigt, entpuppte sich dann aber als recht klein. Doch gerade das machte ihn sympathisch. Direkt an der Straße gelegen, bot er einen schnellen, aber lohnenden Stopp. Ein paar Räucherstäbchen, ein stiller Moment und schon ging es weiter.








Den Chan Suoi Tempel – Am Seeufer versteckt
Der Den Chan Suoi Tempel war schon eine Nummer größer, aber leicht zu übersehen. Das Hinweisschild tauchte schon 500 Meter vor der Einfahrt auf, und die eigentliche Zufahrt lag etwas zurückgesetzt. Doch wer ihn findet, wird belohnt: Der Tempel liegt direkt an einem kleinen See, umgeben von Bäumen und Wasser. Hier ließ es sich wunderbar entspannen, einfach nur sitzen und die Stille genießen.












Nha tho Thong Nhat Church – Überraschung im Dorf
Schon auf der Hinfahrt waren mir die hohen Türme der Nha tho Thong Nhat Church aufgefallen, die weit über das Dorf hinausragten. Also machte ich einen kleinen Abstecher. Das Überraschende: Nicht die Türme, sondern eine Grotte, die wie ein schlafender Riese wirkte, blieb mir besonders im Gedächtnis. Die Kirche selbst hat eine bewegte Geschichte und strahlt eine besondere Ruhe aus.










Rückkehr nach Hanoi – Mit neuen Eindrücken
So ging es schließlich wieder zurück nach Hanoi, in mein vertrautes Hotel. Der Ausflug war anders verlaufen als geplant, aber gerade das machte ihn besonders. Statt Trubel und Menschenmassen gab es stille Tempel, verlassene Orte und eine Landschaft, die auch ohne große Begegnungen ihren Zauber versprühte. Für einen Tag war ich dem grauen Pandemiealltag entkommen und das war mehr wert, als ich erwartet hatte.
