Tagestrip Prag
Prag – Die goldene Stadt, die Herzen und Geschichte verbindet
Stell dir vor, du stehst auf der Karlsbrücke, die Sonne taucht die gotischen Türme in warmes Licht, und die Moldau glitzert unter dir wie flüssiges Gold. Um dich herum ein Stimmengewirr aus aller Welt, Straßenkünstler, der Duft von Trdelník und irgendwo in der Ferne das Glockenspiel der berühmten Rathausuhr. Prag ist mehr als nur eine Stadt – es ist ein lebendiges Geschichtsbuch, ein Treffpunkt der Kulturen und ein Ort, der jeden Besucher in seinen Bann zieht.
Hauptstadt mit Herz und Geschichte
Prag ist nicht nur die Hauptstadt und größte Stadt der Tschechischen Republik, sondern auch das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Mit über 1,3 Millionen Einwohnern zählt sie zu den vierzehn größten Städten der Europäischen Union und ist die unumstrittene Primatstadt Tschechiens. Schon der Name „Herz Europas“ passt wie die Faust aufs Auge: Die Stadt liegt mitten in Böhmen, direkt an der Moldau, und bildet seit Jahrhunderten einen Knotenpunkt zwischen Ost und West.
Wo Legenden lebendig werden
Schon die Gründung Prags ist von Mythen umwoben. Die legendäre Fürstin Libuše soll prophezeit haben, dass hier eine Stadt entstehen wird, „deren Ruhm die Sterne berührt“. Und wenn ich heute durch die Altstadt schlendere, kann ich fast spüren, wie sich Geschichte und Legende vermischen. Die Prager Burg thront majestätisch über der Stadt und ist mit ihren Palästen, Gärten und der imposanten Kathedrale seit über tausend Jahren das Symbol des böhmischen Staates. Hier wandelte schon Karl IV., der Prag im 14. Jahrhundert zur kaiserlichen Residenz und zum kulturellen Zentrum Europas machte.
Ein Schmelztiegel der Kulturen
Was Prag so besonders macht, ist die einzigartige Mischung aus tschechischer, deutscher und jüdischer Kultur. Über Jahrhunderte hinweg lebten hier Menschen unterschiedlichster Herkunft, was sich bis heute in der Architektur, der Küche und den zahllosen Geschichten widerspiegelt. Die Altstadt mit ihren engen Gassen, der jüdische Friedhof, die älteste aktive Synagoge der Welt – all das erzählt von einer bewegten Vergangenheit, die in jeder Ecke spürbar bleibt.
Architektur, die verzaubert
Ich kann mich kaum sattsehen an den gotischen und barocken Fassaden, den verspielten Türmchen und den prächtigen Palästen. Prag ist wie ein Freilichtmuseum, das zum Staunen einlädt: Die Karlsbrücke mit ihren Heiligenstatuen, das Rathaus mit der berühmten Astronomischen Uhr, die Prager Burg mit dem Veitsdom – die Liste der Sehenswürdigkeiten scheint endlos. Kein Wunder, dass das historische Zentrum seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und Prag zu den meistbesuchten Städten der Welt gehört.
Erlebnisse, die inspirieren
Prag ist eine Stadt, die inspiriert – nicht umsonst haben hier Persönlichkeiten wie Franz Kafka, Antonín Dvořák oder Mozart gelebt und gewirkt. Die Atmosphäre ist kreativ, voller Energie und gleichzeitig entspannt. Ich liebe es, mich einfach treiben zu lassen, neue Ecken zu entdecken und mich von der Schönheit der Stadt überraschen zu lassen. Und immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich denke: „Hier möchte ich noch viel länger bleiben.“
Fazit: Prag erleben heißt, Geschichte zu fühlen
Prag ist nicht nur ein Ort, den man besichtigt, sondern eine Stadt, die man mit allen Sinnen erlebt. Zwischen gotischen Türmen, barocken Fassaden und lebendigen Plätzen wird Geschichte lebendig, und jeder Tag bringt neue Begegnungen und Eindrücke. Wer einmal hier war, nimmt ein Stück Prag im Herzen mit nach Hause – und kommt garantiert wieder.




















Ein Tag im Café Savoy: Prager Lebensgefühl zwischen Kaffeehaus und Genuss
Stell dir vor, du öffnest eine schwere Glastür, betrittst ein Café und bist plötzlich in einer anderen Zeit. Über dir funkelt ein Kronleuchter, um dich herum wuselt das Personal mit Tabletts voller duftender Mehlspeisen, und aus der offenen Schaubäckerei weht der Geruch frisch gebackener Croissants. Willkommen im Café Savoy – einem der lebendigsten und schönsten Café-Restaurants Prags. Hier ist jeder Besuch wie eine kleine Reise durch die Geschichte und die Gegenwart der Stadt.
Das erste Gefühl: Eintauchen in Prags Kaffeehauskultur
Kaum habe ich das Café Savoy betreten, umfängt mich dieses besondere Flair, das nur große Kaffeehäuser ausstrahlen. Das Interieur: eine Mischung aus Neo-Renaissance, Art Deco und dem gewissen Prager Charme. Die hohen Decken, das warme Holz, die eleganten Stuckverzierungen – alles wirkt so, als hätte es hier schon immer Geschichten gegeben. Und tatsächlich: Seit 1893 wird hier Kaffee serviert, und die Atmosphäre ist so lebendig wie eh und je.
Ich suche mir einen Platz am Fenster, von wo aus ich das bunte Treiben beobachten kann. Die Kellner sind ständig in Bewegung, aber nie hektisch – sie gleiten fast durch den Raum, immer mit einem freundlichen Lächeln und einem flotten Spruch auf den Lippen. Es ist voll, aber nie unangenehm laut. Hier treffen sich Prager Originale, Geschäftsleute, Touristen und Künstler – und alle scheinen für einen Moment Teil einer großen, entspannten Familie zu sein.
Frühstück im großen Stil: Genuss mit Aussicht
Wenn du, wie ich, das Frühstück liebst, bist du hier im Paradies. Die Karte ist eine Mischung aus klassischen Kaffeehausspezialitäten und moderner Spitzenküche. Ich entscheide mich für das große Savoy-Frühstück: Frisch gebackenes Brot aus der hauseigenen Schaubäckerei, cremige Butter, hausgemachte Marmeladen, ein perfekt zubereitetes Omelett und dazu ein Cappuccino, der so samtig ist, dass ich ihn fast als Dessert durchgehen lasse.
Und dann – der Moment, auf den ich mich am meisten gefreut habe: die Mehlspeisen. Ich kann nicht widerstehen und bestelle einen traditionellen Buchtel mit Vanillesauce. Außen goldbraun, innen fluffig und süß – ein Gedicht. Neben mir sitzen zwei ältere Prager Damen, die sich über die neuesten Theaterpremieren unterhalten und dabei genüsslich Apfelstrudel teilen. Ich komme mit ihnen ins Gespräch, und wir lachen gemeinsam über die Eigenheiten der Prager Kaffeehausgäste.
Mittagspause mit Stil: Tschechische Klassiker und Spitzenweine
Mittags verwandelt sich das Café in ein elegantes Restaurant. Die Küche ist bekannt für ihre saisonalen Gerichte und die feine Auswahl an tschechischen Spezialitäten. Ich lasse mich vom Kellner beraten und entscheide mich für ein klassisches Svíčková – Rinderlende in Sahnesauce, serviert mit Knödeln und Preiselbeeren. Dazu ein Glas Riesling aus der umfangreichen Weinkarte, die mich glatt überfordert hätte, wäre da nicht die charmante Sommelière, die mir mit einem Augenzwinkern den perfekten Tropfen empfiehlt.
Das Publikum ist bunt gemischt: Neben mir sitzt eine Gruppe junger Prager, die ein Geschäftsessen zelebrieren, am Nebentisch ein Paar aus Wien, das sich von der Atmosphäre genauso verzaubern lässt wie ich. Und immer wieder dieser Blick in die offene Backstube, wo neue Köstlichkeiten entstehen.
Begegnungen, die bleiben: Gespräche und Geschichten
Was das Café Savoy für mich besonders macht, sind die Begegnungen. Hier entstehen Gespräche wie von selbst – sei es mit dem Kellner, der mir von den besten Weinen des Hauses erzählt, oder mit der Bäckerin, die mir einen kurzen Blick hinter die Kulissen gewährt. Ich erfahre, dass viele der Rezepte seit Generationen weitergegeben werden und dass die Bäcker mit genauso viel Leidenschaft arbeiten wie die Baristas.
Einmal kommt ein Musiker herein, setzt sich ans Klavier und spielt leise Jazz – für einen Moment hält das ganze Café inne, und ich spüre dieses einzigartige Prager Lebensgefühl: Hier zählt der Augenblick, das Zusammensein, der Genuss.
Mein Fazit: Ein Ort, der mehr als ein Café ist
Wenn du in Prag bist und Lust auf ein Frühstück oder Mittagessen im großen Stil hast, dann ist das Café Savoy der perfekte Ort. Hier bekommst du nicht nur exzellenten Kaffee und feine Mehlspeisen, sondern auch einen Einblick in das echte, lebendige Prag. Die Mischung aus Geschichte, Gastfreundschaft und Genuss macht jeden Besuch zu einem besonderen Erlebnis – und vielleicht ja auch zu einer deiner liebsten Erinnerungen an diese wunderbare Stadt.
Also, lass dich treiben, genieße die Atmosphäre und werde für einen Moment Teil der Prager Kaffeehausgeschichte. Wer weiß, wen du hier triffst – und welche Geschichten du mit nach Hause nimmst.




















Kunst, Geschichte und ein Hauch Revolution am Ufer der Moldau
Stell dir vor, du schlenderst durch das romantische Prag, vorbei an der Karlsbrücke, und plötzlich stehst du vor einem Gebäude, das mehr Geschichten in seinen Mauern trägt, als man auf den ersten Blick ahnt. Willkommen im Museum Kampa – einem Ort, an dem nicht nur Kunst, sondern auch Geschichte und menschliche Schicksale lebendig werden.
Ein Museum mit Herz und Vision
Das Museum Kampa befindet sich in den ehrwürdigen Mauern der ehemaligen Sova-Mühlen auf der Kleinseite, direkt am Ufer der Moldau. Schon das Gebäude selbst erzählt von Prags wechselvoller Geschichte: Ursprünglich im 15. Jahrhundert als Handwerksmühle errichtet, später mehrmals umgebaut und nach einem Brand im 19. Jahrhundert stillgelegt, wurde das Haus im 20. Jahrhundert von verschiedenen Kulturinstitutionen genutzt, bevor es nach einer aufwendigen Sanierung im Jahr 2003 als Museum wiedergeboren wurde.
Die Sammlung – Kunst als Zeitzeuge
Im Inneren erwartet dich eine Sammlung, die ihresgleichen sucht: Jan und Meda Mládek, ein Ehepaar mit einer großen Leidenschaft für moderne Kunst, haben hier ihr Lebenswerk hinterlassen. Ihre Sammlung ist nicht nur ein ästhetisches Erlebnis, sondern auch ein politisches Statement. Denn viele der Werke entstanden in einer Zeit, in der Kunst im sogenannten Ostblock alles andere als selbstverständlich war.
Im Zentrum steht František Kupka, ein Pionier der abstrakten Malerei. Seine Werke sind nicht nur farbenfrohe Explosionen auf Leinwand, sondern auch stille Zeugen einer Epoche, in der künstlerische Freiheit keine Selbstverständlichkeit war. Über 250 Arbeiten von Kupka, darunter Zeichnungen, Studien und Gemälde, erzählen von seinem Ringen um Ausdruck und Unabhängigkeit. Besonders beeindruckend: „Amorpha, Warme Chromatik“ – eines der ersten abstrakten Bilder überhaupt.
Doch das Museum Kampa wäre nicht komplett ohne Otto Gutfreund, den tschechischen Meister des Kubismus. Seine Bronzestatuen wirken fast so, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen und von den Herausforderungen ihrer Zeit berichten. Neben diesen beiden Größen findest du in der Sammlung Werke von Künstlern wie Jiří Kolář, Karel Malich und Stanislav Kolíbal – Namen, die in der mitteleuropäischen Kunstgeschichte einen festen Platz haben.
Ein Ort, der Mut macht
Die Mission des Museums ist klar: Es will nicht nur Kunst zeigen, sondern auch an die schwierigen Zeiten erinnern, in denen diese Werke entstanden sind. Es ist ein lebendiges Zeugnis dafür, dass Kreativität und Mut auch unter widrigsten Umständen ihren Weg finden. Und es ist ein Ort, der inspiriert – dazu, selbst neugierig zu bleiben, Fragen zu stellen und vielleicht auch mal gegen den Strom zu schwimmen.
Fazit: Kunst, die bleibt
Wenn du das nächste Mal in Prag bist, gönn dir einen Abstecher ins Museum Kampa. Nicht nur wegen der beeindruckenden Kunst, sondern auch wegen der Geschichten, die hier zwischen den Gemälden und Skulpturen schweben. Es ist ein Ort, der zeigt, dass Kunst mehr ist als Dekoration – sie ist Erinnerung, Aufbruch und manchmal auch ein kleines Stück Revolution. Und wer weiß: Vielleicht gehst du nach deinem Besuch mit dem Gefühl hinaus, dass auch du ein bisschen mehr Farbe in die Welt bringen kannst.




















Über die Karlsbrücke in Prag: Ein Meisterwerk der Geschichte
Stell dir vor, du stehst früh am Morgen auf den Pflastersteinen einer Brücke, während der Nebel noch über der Moldau schwebt und die Silhouetten von Türmen und Statuen langsam aus dem Dunst auftauchen. Genau hier, auf der Karlsbrücke, beginnt meine Reise durch die Jahrhunderte Prags – und du bist mitten drin.
Ein Fluss, zwei Ufer, eine Brücke – und wie alles begann
Die Karlsbrücke ist weit mehr als nur eine Verbindung zwischen der Altstadt und der Kleinseite Prags. Sie steht auf den Fundamenten einer dramatischen Geschichte: An ihrer Stelle überspannte einst die Judith-Brücke die Moldau, bis das große Magdalenenhochwasser von 1342 sie zerstörte. Was für ein Ereignis das gewesen sein muss – die Wassermassen rissen alles mit sich, und Prag stand plötzlich ohne seine wichtigste Verbindung da.
Doch schon 1357 griff Karl IV. ein. Der Kaiser, Visionär und Bauherr, ließ sich von Astrologen den perfekten Moment berechnen: Am 9. Juli, exakt um 5:31 Uhr, wurde der Grundstein gelegt. Ich stelle mir vor, wie die Stadt damals den Atem anhielt – ein neues Kapitel begann. Die Bauarbeiten zogen sich bis 1402 hin, aber das Ergebnis war ein Triumph der mittelalterlichen Ingenieurskunst. Fast 516 Meter lang, 10 Meter breit, 16 mächtige Bögen – und gebaut aus robustem Sandstein, der der Brücke ihr massives, fast ehrfurchtgebietendes Aussehen verleiht.
Zwischen Türmen und Legenden
Schon beim Betreten spüre ich: Diese Brücke ist ein Gesamtkunstwerk. An beiden Enden stehen imposante Türme – der Altstädter Brückenturm mit seiner spätgotischen Silhouette und die Kleinseitner Brückentürme, die wie Wächter über den Fluss blicken. Ich kann nicht widerstehen und steige die engen Stufen hinauf. Oben angekommen, breitet sich Prag wie ein Märchenbuch unter mir aus. Die roten Dächer, die goldenen Spitzen – und die Moldau, die alles verbindet.
Doch die Karlsbrücke ist nicht nur ein Bauwerk, sondern auch eine Bühne für Geschichten und Legenden. Es heißt, der Mörtel sei mit Eiern, Quark und Wein angereichert worden, um die Brücke besonders widerstandsfähig zu machen. Ob das wirklich stimmt? Wer weiß. Aber die Vorstellung bringt mich zum Schmunzeln – Prag und seine Geheimnisse.
Heilige, Helden und ein Märtyrer
Was die Karlsbrücke einzigartig macht, sind die 30 barocken Statuen, die im Lauf der Jahrhunderte auf ihren Pfeilern aufgestellt wurden. Ich schlendere von Figur zu Figur, lasse die Heiligen auf mich wirken – jede mit ihrer eigenen Geschichte. Besonders zieht mich die Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk in den Bann. Er war der erste, der 1683 hier verewigt wurde. Die Legende erzählt, dass er als Beichtvater der Königin das Beichtgeheimnis wahrte und dafür vom König in die Moldau gestürzt wurde. Fünf Sterne sollen über seinem sinkenden Körper erschienen sein – sie leuchten noch heute über seinem bronzenen Haupt.
Ich beobachte, wie Touristen und Einheimische gleichermaßen die Statue berühren – angeblich bringt es Glück. Ich kann nicht widerstehen und lege meine Hand auf das blank polierte Relief. Wer weiß, vielleicht bringt es ja wirklich ein bisschen Zauber in den Tag.
Begegnungen auf dem Steinpflaster
Die Karlsbrücke ist ein Mikrokosmos Prags. Straßenmusiker füllen die Luft mit Melodien, Künstler malen Porträts, Händler bieten ihre Waren an.
Fazit: Mehr als nur eine Brücke
Die Karlsbrücke ist ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen. Jeder Schritt auf ihren Steinen ist eine Reise durch die Zeit. Ich verlasse die Brücke mit dem Gefühl, Teil einer großen Geschichte gewesen zu sein – und mit der Lust, noch tiefer in das Herz von Prag einzutauchen.
Wenn du je die Gelegenheit hast, am frühen Morgen oder spät in der Nacht über die Karlsbrücke zu gehen, tu es. Lausche den Stimmen der Geschichte und spüre den Zauber, der in der Luft liegt. Denn manchmal ist eine Brücke mehr als nur ein Weg von A nach B – sie ist ein Erlebnis, das bleibt.




















Die John-Lennon-Mauer in Prag – Wo Farbe zur Freiheit wird
Stell dir vor, du schlenderst durch die engen Gassen der Prager Kleinseite, vorbei an Kopfsteinpflaster und barocken Fassaden, und plötzlich stehst du vor einer Wand, die so bunt ist, dass sie fast aus allen Nähten platzt. Hier, direkt gegenüber der französischen Botschaft, beginnt die Geschichte einer Mauer, die mehr als nur Farbe trägt – sie ist ein lebendiges Symbol für Freiheit, Rebellion und Hoffnung.
Ein nächtlicher Pinselstrich, der Geschichte schrieb
Es war kurz nach dem Tod von John Lennon, als ein Unbekannter die Steintafel unter dem Wasserhahn an der Mauer zum Malteser Garten in ein improvisiertes Denkmal verwandelte. Das Portrait des Sängers, das plötzlich auf der Mauer prangte, zog wie ein Magnet Menschen an. Kerzen wurden entzündet, Blumen niedergelegt – und Worte, die sich nach Freiheit sehnten, fanden ihren Weg auf das raue Mauerwerk.
Damals war Prag noch fest im Griff des kommunistischen Regimes. Rockmusik, besonders die der Beatles, galt als gefährlich, als „kapitalistische Verführung“. Doch die Jugend ließ sich nicht aufhalten. Immer mehr Graffiti, Zitate und Protestbotschaften tauchten auf. Die Polizei versuchte, die Wand immer wieder zu überstreichen – meist in einem tristen Grün. Aber wie durch Zauberhand waren schon am nächsten Tag neue Botschaften da. Es war ein Katz-und-Maus-Spiel, das die Mauer zum inoffiziellen Sprachrohr der Sehnsucht nach Veränderung machte.
Vom Protest zur Pilgerstätte
Mit der Zeit wurde die Mauer zu einem Treffpunkt für alle, die mehr wollten als nur den grauen Alltag. Jedes Jahr am 8. Dezember, dem Todestag von John Lennon, versammelten sich hier Jugendliche, um zu singen, zu diskutieren und ihre Forderungen nach Reformen laut werden zu lassen. Die Stimmung war elektrisierend – man spürte, dass hier etwas Größeres entstand als bloße Street Art. 1988 gipfelte das Ganze in einer der größten Demonstrationen gegen das Regime, als Hunderte Studenten und Sicherheitskräfte auf der nahegelegenen Karlsbrücke aufeinandertrafen.
Die Mauer heute: Ein Kaleidoskop der Kreativität
Mit der Ankunft der Demokratie verlor die Mauer ihre ursprüngliche Funktion als Protestfläche, aber nicht ihre Bedeutung. Heute schmücken sie neben dem Lennon-Portrait neue Bilder von mehr als 30 Künstlern aus fünf Ländern. Die Wand lebt – sie verändert sich ständig, wird übermalt, ergänzt, neu gedacht. Und das Beste: Die Öffentlichkeit hat weiterhin die Möglichkeit, sich auf der Mauer an einem dafür reservierten Platz frei auszudrücken, allerdings nur mit Stiften, Markern oder Kreide. Sprayen ist inzwischen verboten – die Mauer soll bunt bleiben, aber nicht im Chaos versinken.
Wenn ich vor dieser Wand stehe, kann ich kaum glauben, wie viel Geschichte in diesen Farbschichten steckt. Unter jedem neuen Bild, jedem Spruch, verbirgt sich ein Stück Vergangenheit. Manchmal entdecke ich noch ein altes Lennon-Zitat oder ein Peace-Zeichen, das zwischen den Schichten hervorlugt. Es ist, als würde die Mauer mit mir sprechen – über Träume, über Mut, über die Kraft, Dinge zu verändern.
Warum diese Mauer mehr als nur Street Art ist
Die John-Lennon-Mauer ist kein Museum, kein stilles Denkmal. Sie ist ein lebendiges Mahnmal für freie Meinungsäußerung und friedliche Rebellion. Sie erinnert mich daran, dass Ideale wie Frieden und Liebe nicht einfach übermalt werden können. Und sie macht Mut – denn jeder, der einen Stift oder ein Stück Kreide in die Hand nimmt, wird Teil dieser Geschichte.
Vielleicht stehst du eines Tages selbst vor dieser Wand. Dann nimm dir einen Moment Zeit, spür die Energie, lies die Botschaften und lass dich inspirieren. Denn diese Mauer zeigt: Es braucht manchmal nur einen Pinselstrich, um eine Revolution zu beginnen.










St. Nicholas Kirche in Prag: Barockes Meisterwerk und musikalisches Erlebnis
Stell dir vor, du betrittst eine Kirche, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint – die Luft vibriert vor Geschichte, über dir schwebt eine Kuppel, die sich wie ein Himmelszelt öffnet, und aus der Orgelempore erklingt Musik, die einst schon Mozart verzauberte. Willkommen in der St. Nicholas Kirche in Prag – ein Ort, an dem Architektur, Kunst und Musik zu einer einzigartigen Erfahrung verschmelzen.
Ein Barocktraum im Herzen der Prager Kleinseite
Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Schritt durch die schweren Türen der St. Nicholas Kirche. Die Dimensionen dieses Bauwerks sind schlicht überwältigend: Die Kuppel spannt sich mit einem Durchmesser von 20 Metern und einer Innenhöhe von fast 57 Metern über den Raum – das höchste Kircheninnere Prags. Ich musste unwillkürlich den Kopf in den Nacken legen, um die Fresken in der Kuppel zu bestaunen, die František Xaver Palko mit himmlischen Szenen ausgemalt hat. Es fühlt sich an, als würde man in einen barocken Himmel eintauchen, in dem Licht, Farbe und Raum zu einer Symphonie verschmelzen.
Die Außenfassade mit ihren wellenförmigen, konkaven und konvexen Formen wirkt fast wie eine eingefrorene Bewegung. Über dem Portal thront eine überlebensgroße Statue des heiligen Nikolaus, und die Fassade selbst ist ein Paradebeispiel römischer Barockarchitektur. Kein Wunder, dass die Kirche als das „beeindruckendste Beispiel des Prager Barock“ gilt – ein Titel, den sie mit Stolz trägt.
Musik, die die Mauern zum Klingen bringt
Und dann ist da noch die Musik. Ich hatte das Glück, ein Orgelkonzert zu erleben – gespielt auf dem historischen Instrument, das schon Mozart 1787 begeistert hat. Über 4.000 Pfeifen zählt die Orgel, deren Klang den Raum erfüllt und die Zuhörer in eine andere Welt entführt. Die Akustik ist schlicht atemberaubend – kein Wunder, dass hier das ganze Jahr über Konzertzyklen stattfinden. Die Programme reichen von Bach und Vivaldi bis zu Mozart und Dvořák, und manchmal, wenn die Musik durch die Kuppel schwebt, meint man, die Engel selbst würden mitsingen.
Natürlich ist nicht jedes Konzert ein abendfüllendes Spektakel – manche sind kürzer, manche länger, aber die Atmosphäre bleibt immer magisch. Ich erinnere mich an einen Moment, in dem ein Cellist ein Solo spielte und die Töne wie Lichtstrahlen durch die bunten Fenster tanzten. Für einen Augenblick war alles andere vergessen.
Ein Ort, der inspiriert und verbindet
Die St. Nicholas Kirche ist mehr als ein Bauwerk – sie ist ein lebendiges Zeugnis der Prager Geschichte, ein Treffpunkt für Musikliebhaber und ein Ort, an dem sich Kunst, Glaube und Gemeinschaft begegnen. Hier kannst du nicht nur staunen, sondern auch eintauchen, lauschen, fühlen. Ob du als Architekturfan kommst, als Musikfreund oder einfach als neugieriger Reisender – dieser Ort nimmt dich mit auf eine Reise durch Raum und Zeit.
Und wer weiß, vielleicht sitzt du eines Tages selbst in einer der Bänke, während über dir die Orgel erklingt und du spürst: Hier, mitten in Prag, schlägt das Herz des Barock.















Am Anfang war die Kette – Ein Streifzug durch Geschichte und Legende
Stell dir vor, du schlenderst durch die engen Gassen der Prager Kleinseite, das Kopfsteinpflaster unter den Reifen deines Motorrads vibriert leicht, und plötzlich stehst du vor einem massiven Portal, das von zwei prismatischen Türmen flankiert wird. Hier, zwischen Saská, Lázeňská und dem Velkopřevorské náměstí, erhebt sich die Kirche der Jungfrau Maria unter der Kette – ein Ort, an dem Geschichte, Legenden und die Spuren eines uralten Ritterordens aufeinandertreffen.
Eine Festung am Fluss – Die Gründung des Klosters
Die Geschichte beginnt im Jahr 1169, als König Vladislav II. das Kloster gründete und damit die erste Niederlassung des Johanniterordens in Böhmen schuf. Damals war diese Stelle am Ufer der Moldau strategisch enorm wichtig: Die Judithbrücke, Vorgängerin der berühmten Karlsbrücke, führte genau hier über den Fluss. Die Johanniter – oder Malteser, wie sie später genannt wurden – sollten nicht nur die Brücke, sondern auch die Furten und den Zugang zur Stadt sichern. Der König schenkte dem Orden großzügig Ländereien, sogar der westliche Teil der Insel Kampa gehörte dazu. Mehr als 50 Bürgerhäuser entstanden im Umfeld, die unter der eigenen Gerichtsbarkeit des Ordens standen – ein kleines Reich im Reich, mit eigenen Regeln und viel Einfluss.
Warum „unter der Kette“? – Von Toren, Flusszöllen und goldenen Legenden
Der Name „unter der Kette“ klingt geheimnisvoll – und tatsächlich ranken sich mehrere Geschichten darum. Die eine besagt, dass das Tor des Klosters mit einer Kette verschlossen wurde, angeblich sogar aus Gold. Eine andere, noch spannendere Version erzählt, dass eine mächtige Kette quer über die Moldau gespannt wurde, um Schiffe zum Anhalten zu zwingen. So konnten die Johanniter von jedem, der passieren wollte, Zoll kassieren. Wer weiß, vielleicht klirrt in stillen Nächten noch das Echo dieser Kette über dem Wasser.
Von Romanik zu Barock – Die wechselvolle Baugeschichte
Die Ursprünge der Kirche reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Ursprünglich als romanische dreischiffige Basilika angelegt, war sie einst viel größer als heute. Doch die Zeit war turbulent: Brände, Plünderungen während der Hussitenkriege, und immer wieder Umbauten prägten das Bild. Im 14. Jahrhundert wurde die alte Basilika komplett abgerissen und im gotischen Stil neu errichtet – mit den heute so markanten, prismatischen Türmen. Im 17. Jahrhundert schließlich erhielt die Kirche ihr barockes Gesicht, das bis heute beeindruckt.
Wenn du durch das Eingangsportal trittst, spürst du sofort die Aura vergangener Jahrhunderte. Die Holzschnitzereien des Hauptaltars erzählen Geschichten aus dem Leben des Apostels Paulus, geschaffen vor 1740. Die Kanzel und Statuen stammen von Jakob Bendl, und der böhmische Maler Karel Škréta verewigte sich mit prachtvollen Gemälden am Hochaltar. Hier, im Halbdunkel des Kirchenschiffs, scheint die Zeit stillzustehen.
Der Orden der Johanniter – Ritter, Heiler und Verteidiger
Die Johanniter, später Malteser genannt, waren weit mehr als nur fromme Männer. Entstanden aus einer Hospitalbruderschaft im Heiligen Land, vereinten sie Krankenpflege, spirituelle Hingabe und militärische Aufgaben. Ihr Schutzpatron, Johannes der Täufer, gab ihnen den Namen. In Prag erneuerten sie 1989 ihre Tätigkeit und knüpften an die jahrhundertealte Tradition an. Die Kirche unter der Kette ist bis heute Teil des riesigen Gebäudekomplexes, der den Geist des Ordens atmet.
Begegnungen und besondere Momente – Ein lebendiger Ort
Was mich an diesem Ort am meisten fasziniert, ist die Mischung aus Geschichte und Gegenwart. Während ich im Hof stehe, stelle ich mir vor, wie einst Ritter in schweren Rüstungen durch die Gänge eilten, wie Händler an der Kette auf die Zollabfertigung warteten oder wie die Glocken zur Messe riefen. Heute sind es neugierige Besucher, die durch das Gitter einen Blick ins Innere werfen, oder Gläubige, die an den regelmäßigen Gottesdiensten teilnehmen.
Mein Fazit – Ein Ort, der inspiriert
Die Kirche der Jungfrau Maria unter der Kette ist mehr als ein Bauwerk. Sie ist ein lebendiges Zeugnis für die Kraft von Gemeinschaft, Glauben und Wandel. Wer hier verweilt, spürt den Pulsschlag der Geschichte – und vielleicht auch ein wenig Abenteuerlust. Denn wer weiß, welche Legenden noch zwischen den Mauern schlummern?















Im Schatten uralter Mauern: Meine Motorradreise zum Kloster Břevnov
Schon beim ersten Anblick des Klosters Břevnov spürte ich, dass hier Geschichte nicht nur in Stein gemeißelt, sondern lebendig geblieben ist. Die Sonne glitzerte auf den barocken Fassaden, während mein Motorrad leise auf dem Kopfsteinpflaster ausrollte. Ich hatte viel über diesen Ort gelesen, doch was mich erwartete, war mehr als ein Ausflug in die Vergangenheit – es war eine Begegnung mit den Wurzeln böhmischer Kultur, Spiritualität und Braukunst.
Die Ankunft: Zwischen Legende und Wirklichkeit
Stell dir vor, du stehst am Rand von Prag, der Wind trägt den Duft von Hopfen und alten Lindenbäumen herüber. Plötzlich erhebt sich vor dir ein Kloster, das so viel erlebt hat wie kaum ein anderer Ort in Böhmen. Gegründet im Jahr 993 von Fürst Boleslav II. und Bischof Adalbert, ist Břevnov das älteste Männerkloster des Landes. Die Legende erzählt, dass die beiden Gründer sich an einem Brunnen trafen, über den eine Querlatte – auf Tschechisch „břevno“ – lag. Genau hier, so heißt es, fiel die Entscheidung für das Kloster. Ich musste schmunzeln: Wer hätte gedacht, dass ein Stück Holz Geschichte schreiben kann?
Durch Jahrhunderte: Wandel und Wiedergeburt
Während ich durch das Tor trete, spüre ich, wie die Zeit hier in Schichten übereinanderliegt. Die ersten Benediktinermönche kamen einst aus Rom, angeführt vom ersten Abt Anastasius. Über die Jahrhunderte wurde das Kloster mehrfach zerstört, wieder aufgebaut, erweitert und verschönert – von der Romanik über die Gotik bis zum prachtvollen Barock. Der heutige Klosterkomplex, der zwischen 1708 und 1745 unter der Leitung der berühmten Architekten Christoph und Kilian Ignaz Dientzenhofer entstand, ist ein Hauptwerk des böhmischen Barock. Die St.-Margaretenkirche mit ihren kunstvollen Deckengemälden von Petr Brandl ist ein echtes Juwel. Ich blieb lange stehen, betrachtete die Lichtspiele auf dem Stuck und fragte mich, wie viele Generationen hier schon gestaunt haben.
Begegnungen: Mönche, Besucher und ein Hauch von Ewigkeit
Der Rundgang durch das Kloster ist nicht nur eine Zeitreise, sondern auch eine Einladung zum Dialog. In der Bibliothek, zwischen alten Folianten, traf ich einen jungen Mönch, der mir mit einem verschmitzten Lächeln erklärte, dass hier nicht nur gebetet, sondern auch geforscht und gelebt wird. „Jede Epoche hinterlässt ihre Spuren, aber der Geist bleibt derselbe“, sagte er. Im Prälatensaal, wo einst bedeutende Gäste empfangen wurden, lauschte ich dem Echo vergangener Feste und Debatten – und fühlte mich für einen Moment selbst wie Teil dieses großen Ganzen.
Der Klostergarten: Ein Ort zum Durchatmen
Nach so viel Geschichte brauchte ich frische Luft. Der barocke Klostergarten ist frei zugänglich und ein kleines Paradies. Zwischen gepflegten Wegen, alten Bäumen und versteckten Bänken konnte ich die Ruhe genießen. Hier begegnete ich einer älteren Dame, die mir erzählte, dass sie schon als Kind mit ihren Eltern hierherkam, um die ersten Frühlingsblumen zu bestaunen. Es sind diese kleinen Begegnungen, die eine Reise unvergesslich machen.
Bierkultur mit Tradition: Die älteste Brauerei Böhmens
Was wäre ein Besuch in Břevnov ohne ein Glas Klosterbier? Die Brauerei ist seit dem 13. Jahrhundert belegt und gilt als die älteste nachweisbare Brauerei Böhmens. Im gemütlichen Schankraum probierte ich ein frisch gezapftes Bier, das nach alter Klostertradition gebraut wird. Der Geschmack? Kräftig, malzig, mit einer feinen Hopfennote – und irgendwie voller Geschichte. Ich kam mit anderen Besuchern ins Gespräch, und schnell wurde klar: Hier verbindet Bier nicht nur Menschen, sondern auch Vergangenheit und Gegenwart.
Fazit: Wo Geschichte lebendig bleibt
Meine Motorradreise zum Kloster Břevnov war mehr als eine Spritztour zu einem historischen Ort. Es war ein Eintauchen in die Geschichten, die sich zwischen alten Mauern, in stillen Gärten und bei einem Glas Bier erzählen. Wenn du Lust auf eine Reise hast, die Herz und Sinne gleichermaßen berührt, dann ist Břevnov ein Ort, an dem du Geschichte nicht nur siehst – sondern fühlst. Und wer weiß, vielleicht triffst du ja auch auf eine Querlatte, die dir den Weg weist.




















